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Verfahren und Vorrichtung zum Herstellen von Schuhwerk mit auswärts
gewendeter Schaftkante Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung
zur Herstellung von Veldtschoen-Schuhen. Bei diesen Schuhen wird bekanntlich das
Oberleder nicht nach innen auf die Brandsohle übergeholt und mit dieser gezwickt,
sondern der Oberlederrand wird nach außen gekehrt und mit dem Rand der Ledersohle
vernäht. Es wurde bereits vorgeschlagen, ,das Oberleder ian,dem Leisten in der übergeholten
Lage mit Hilfe von Täcksen zu befestigen, die schräg zum Leistenboden an der Kante
desselben eingetrieben wurden. Nach dem Nähen werden diese Täckse dann entfernt.
Dabei werden bisweilen die in der angegebenen Weise schräg eingetriebenen Täckse
umgebogen.
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Gemäß der Erfindung wird nunmehr vorgeschlagen, zwecks Erreichung
einer guten Anschmiegung des Leders an die Leistenform das Oberleder beim Überholen
ebenfalls durch schräg an der Leistenkante eingetriebene Nägel zu befestigen und
dann alle Täckse gleichzeitig zusammen mit dem nach außen umgelegten und sich auf
die Laufsohle auflegenden Oberlederrand zwischen Platten zusammenzupressen. Dadurch
wird ein gutes Anpassen des Schuhes an den Leisten gewährleistet.
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Die gemäß der Erfindung vorgesehenen Arbeitsvorgänge zur Herstellung
eines randgenähten Schuhes sowie die dabei benutzten Vorrichtungen sind in der Zeichnung
dargestellt. Es stellen dar: Fig.i eine teilweise Ansicht einer Maschine zum Überholen
und Heften des Schaftes, Fig. 2 eine schaubildliche Darstellung eines angehefteten
Schuhspitzenteiles, Fig.3 und q. eine Darstellung von Teilen einer Schuhspitzenformmaschine
in ihrer Anwendung für die Erfindung, Fig. 5 eine schaubildliche Darstellung zur
Erläuterung der Herstellung der Randnaht. Um das Werkstück in Stellung zu bringen
und den Leisten gegen den am Oberleder oder Schaft auszuübenden Zug zu stützen,
ist die Maschine mit einem Werkstückgegenhalter 29. versehen, der bei der Bearbeitung
eines Schuhes der dargestellten Art umittelbar an der Bodenfläche des Leistens anliegt.
Um den Schaft am Ende der Schuhspitze und an den gegenüberliegenden Seiten des Vorderteils
überzuholen, sind eine (nicht dargestellte) Schuhspitzenzwickzange und gegenüberliegende
Seitenzwickzangen 30 vorgesehen, Wenn der Arbeiter das Werkstück in die Maschine
einführt, bringt er den Rand des Schaftes in die offenen Zangenklauen hinein und
rückt dann die Maschine ein. Die Zangen werden mechanisch so betätigt, daß sie den
Schaftrand über den Leisten holen,- und zwar
im allgemeinen senkrecht
bzw. in der Höhenrichtung des Leistens. Die- Maschine stoppt selbsttätig, wobei
sie das Oberleder unter Spannung hält. - Jetzt ist Gelegenheit für solche Bewegungen
der Zangen gegeben, die nötig sein können, um das Oberleder einzustellen und passend
zum Leisten zu formen. Wenn die Maschine erneut in Gang gesetzt wird, werden Arme
31 nach innen gegen die Seiten des Schuhes geschwenkt. um den Vorderteil des Schaftes
gegen den Leisten zu klemmen und letzteren für die Oberlederbefestigung zu stützen.»
Die Schwingarme der dargestellten Art besitzen Kissen 32, die sich unterhalb des
Leistenvorderteiles gegen den Schaft stützen.
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Bei der weiteren Tätigkeit der Maschine gehen die Schaftbefestigungshilfsmittel
nach innen, um die Heft- oder Zwickstifte in den abgeschrägten Rand 12 des Leistens
einzusetzen. Die Schaftbefestigungsvorrichtung besitzt einen Treiber zum Einschlagen:
eines einzelnenHeftstiftes amEnde derSchuhspitze und ein Paar von Treibern zum gleichzeitigen
anschlagen von .einem oder zwei Stiften an den gegenüberliegenden Seiten des Vorderteiles.
Der Treiber für die Spitze ist an einem Vorderarm 33 befestigt, von dem in Fig.
i nur ein Stück gezeichnet ist. Er ist so gelagert, daß er in der Längsrichtung
des Schuhes schwingen kann. Die seitlichen Treiber sind an seitlichen Armen 34 befestigt,
die quer zum Schuh schwingen. Die.Arme 33 und 34 werden zwecks Einstellung der Treiber
zum Schuh nach innen. geschwenkt und treffen dabei auf Finger 35 der Zwickzangen
30, -um letztere zu öffnen. und das Oberleder freizugeben. Wenn die verschiedenen
Arme nach innen- geschwenkt sind, werden die Zwickstifte-durch das Oberleder hindurch
in solcher Lage zum Leistenboden in dessen Rand eingeschlagen, ,daß das Oberleder
sich nach außen umlegen läßt und dann im wesentlichen etwa parallel zu einer auf
den Leistenboden gelegten Sohle liegt. Wie am besten aus Fig. i ersichtlich ist,
dringen die Stifte in den abgeschrägten Rand des Leistens ein; der den Übergang
von der Bodenfläche zum Oberteil bildet. Um die gewünschte Lage des Schaftrandes
zu erzielen, werden die Stifte in einem Winkel, also schräg zur Bodenfläche eingesetzt
und rägen infolgedessen gemäß Fig. i- von dem umgekehrten Leisten nach außen und
nach oben. -Zum Eintreiben der seitlichen Heftstifte ist jeder Seitenarm 34 mit
einer sich selbsttätig einstellenden Tragplatte 38 versehen, die eine Führung für
einen Stifttreiber 37 besitzt, der mit der erforderlichen Neigung angeordnet ist.
Jede Platte 38 besitzt einen Stifthalter und einen einstellbaren Schaftanschlag
49 sowie einen Andrückdaumen 48. Ferner ist jede Platte 38 mit einem Zuführungskanal
47 versehen, durch den die Heftstifte in ihre Eintreibstellung vor den Treiber 37
fallen. Die, Platten 38 sitzen an den Armen 34 nicht fest; sondern sind so angebracht,
daß sie sich in die vom Leisten bestimmte Lage zum Schuh einstellen können, ehe
die Stifte eingeschlagen werden. Zu diesem Zweck enthalten die Platten 38 Schlitze,
durch welche Führungsbolzen 3g und 4o leicht hindurchgehen. Die Platten 38 können
infolgedessen schwingend nachgeben, wenn das Leder gegen den Andrückdaümen drückt.
Eine Verdrehungsfeder 41 sucht die Platte 38 stets gegen den Leisten zu bewegen.
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Jeder der Arme 33 und 34 besitzt eine hin und her gehende Antriebsstange
36, an deren unterem Ende ein nach außen vorstehender Konsolarm 45 sitzt, der einen
vorstehenden Stift 46 trägt. An jedem Konsolarm 45 liegt ein um einen Zapfen 43
gegen den Seitenarm 34 schwingenderArm42; der an seinem freien Ende einen Schlitz
zur Aufnahme des Stiftes 46 besitzt. Der Schwingarm 42 trägt ferner ein drehbares
Klemmstück 44, in welchem der Treiber 37 festgeklemmt ist. Wenn die Antriebsstange
36 gehoben wird, nimmt- der Stift 46 den Schwingarm 42 mit und bewegt ihn nach oben
und nach außen, wobei er den Treiber 37 zurückzieht. Wenn andererseits die Antriebsstange
36 gesenkt wird, vollzieht sich in umgekehrter Richtung die Treib- oder Einschlagbewegung
für einen Heftstift. Das Klemmstück 44 hat genügend Bewegungsfreiheit, so daß es
sich auf dem ganzen Hube im' wesentlichen axial zum Treiber 37 einstellen kann.
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Fig. 2 veranschaulicht den Vorderteil eines randgenähten .Schuhes,
nachdem er mit der Vorrichtung nach Fig. i bearbeitet worden ist. Die Heftstifte
16 und 18 sind so eingeschlagen, daß man den Oberlederrand in eine
im wesentlichen waagerechte Lage nach außen umlegen kann. Um das durchzuführen,
muß man die Köpfe der Stifte nach der Ebene des Leistenbodens hin umbiegen. Im Sinne
des neuen Verfahrens wird das sehr vorteilhaft dadurch ausgeführt, daß man die Heftslifte
mit zwei gegeneinander bewegbaren Teilen bearbeitet, die im wesentlichen parallel
zum Leistenboden liegen. Hierzu eignen sich beispielsweise eine Stützplatte für
das Werkstück und die Andrücker einer Schuhspitzenformrnaschineeiner von dem Erfinder
an anderer Stelle vorgeschlagenen Art.
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In Fig. 3 und 4 sind einige Teile einer solchen Maschine in der Arbeitsstellung
für das Umlegen der Heftstifte dargestellt. Bei der gezeichneten Schuhart ist eine
Sohle 2o, die den Umriß des Leistenbodens überragt,
unter letzterem
durch einige Stifte so befestigt, daß der Sohlenrand und der -Oberlederrand sich
gleichmäßig überdecken. In dieser Lage wird der Schuh auf die Stützplatte 52 der
Schuhspitzenformmaschine gelegt, deren Druckstück 5o sich von oben her auf den Vorderteil
des Schuhes senkt. Die Maschine besitzt Andrückplatten 54, die in einer bestimmten
Höhe liegen und zunächst oberhalb der Stifte 16 leicht von der Seite her an dem
Schaft anliegen (Fig. 3).
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Wenn der Schuh in die Stellung nach Fig. 3 gebracht ist, hebt der
Stempel 51 die Werkstückstützplatte5a, um einen vorläufigen Druck auf das zwischen
ihr und der Unterfläche der Andrücker 54 befindliche Werkstück auszuüben. Die Andrücker
bewegen sich dann nach innen, um das Oberleder dicht an den Leisten heranzulegen,
und wenn sie ihre innerste Stellung erreicht haben, hebt sich die Stützplatte 52
erneut und wirkt dabei gemäß Fig.4 auf den Schuh. Dabei werden die Stifte vom Rande
der Andrücker 54 erfaßt, und das Oberleder wird, wie bereits angegeben, herangeholt
und dicht angelegt. Gleichzeitig wird der außen vorstehende Teil der Stifte zusammen
mit dem Oberlederrande nach oben umgebogen und in den Rand eingebettet.
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Der freie Teil der Stifte wird auf diese Weise doppelt gekrümmt, zunächst
etwas nach unten, wobei er in das Oberleder eindringt, und dann nach oben in eine
mit der Unterfläche der Andrücker 54 gleichliegende und zur Sohle parallele Fläche.
Durch das Erfassen der Stifte zwischen den ebenen Platten und das Zusammendrücken
dieser Platten werden alle Stifte gleichzeitig genau festgelegt, und die nachfolgenden
Arbeitsvorgänge der Schuhherstellung können sehr bequem ausgeführt werden, da die
Stifte in der für sie vorgesehenen Lage zuverlässig festsitzen. Nach Fig.2 ist der
Schaft durch einen Stift 18 am Schuhspitzende und durch ein Paar Seitenstifte 16
befestigt. Natürlich kann die Zahl der Stifte und deren Anordnung geändert werden,
ohne daß dadurch die angegebeneBearbeitungsweise beeinflußtwird. Die Heftstifte
oder einige davon bleiben sitzen, bis der Schaft in der üblichen Weise endgültig
befestigt ist, damit der Schaft sich nicht auf den Leisten lockert.
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Üblicherweise wird der Schuhspitzenteil des Schaftes vor der Vorderkappennaht
mit einer Versteifungseinlage (Innenkappe) versehen, welche für das Aufschlagen
auf dem Leisten durch Anfeuchten nachgiebig und später beim Fertigmachen des Schuhes
durch Trocknen steif gemacht wird. Solche Einlagen sind sog. Wasserinnenkappen,
wenn ihre Erweichung durch Wasser und nicht durch andere Lösungsmittel erfolgt.
.Die Einlage 13 nach Fig: 2 stellt eine derartige Innenkappe dar, die gewünschtenfalls
noch mit einem Futterstoff belegt sein kann. Zieht man Schäfte mit Wasserinnenkappen
auf den Leisten, so sollen die Andrücker das Oberleder sauber lassen und bei ihrer
Rückwärtsbewegung nicht am Oberleder hängenbleiben, weil letzteres sonst vom Leisten
weggezogen wird und der Schaft dann schlecht auf dem Leisten sitzt. Wenn das vorkommt,
muß man den Schaft nochmals überholen und aufziehen. Dieser Mangel läßt sich dadurch
beseitigen, daß die Andrücker mit Arbeitsflächen ausgerüstet werden, die kein Wasser
annehmen. Das kann dadurch geschehen, daß die Andrücker hochpoliert oder chromplattiert
werden. Dadurch ist die Gefahr des Hängenbleibens vermieden, und der Schaft behält
seine Form, wenn die. Andrücker zurückgehen.
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Die Seitenstifte 16 werden vor der V orderkappennaht bzw. genügend
weit vorn angeordnet, um den Rand der Versteifungseinlage 13 mit zu erfassen.
Bei dieser Anordnung befinden sich die Seitenstifte auch gut im Bereich der Andrückplatten
54.
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Die Befestigung des Schaftrandes am vorstehenden Rande der Sohle 2o
durch Nähen ist in Fig. 5 dargestellt, wo die Druckrolle 6o, die Nadel 62 und die
Nadelführung 64 einer Sohlendurchnähmaschine einer von ,dem Erfinder an anderer
Stelle vorgeschlagenen Art wiedergegeben sind. Eine derartige Maschine kann eine
Naht i9 herstellen, die in der Innenecke des nach außen umgelegten Schaftrandes
sitzt und durch den Schaft und die Sohle hindurchgeht. Die Naht i9 beginnt am Hinterkappenende
des Schuhes und geht dann ohne Unterbrechung nach vorn um den Schuh herum, und zwar
urimittelbar quer über die Hefstifte hinweg, die in der oben beschriebenen Weise
in den Schaftrand eingebettet sind. Den Stift i8 an der Schuhspitze kann man vor
-dem Nähen entfernen.
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Wenn durch die Naht ig der Schaft und die Sohle endgültig befestigt
sind, haben die Stifte 16 ihren Zweck erfüllt und können entfernt werden, worauf
dann in der üblichen Weise das Fertigmachen und Ausputzen des Schuhes erfolgt. Durch
die Erfindung wird die Formgebung auf dem Leisten beachtlich verbessert und die
Anlegung der Randnaht wesentlich erleichtert.