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Verfahren zum Bearbeiten von Haarleder Bekanntlich wird das Spalten
von Häuten zu Möbel-, Schuhoberleder usw. auf Spaltmaschinen vorgenommen, nachdem
die Häute durch den sog. Äscher gegangen sind, der das Aufquellen und Enthaaren
der Häute bewirkt, oder das Spalten wird nach dem Gerben der Haut in nassem oder
trockenem Zustand vorgenommen. Eine Gewinnung von Haarleder ist hier nur beim Spalten
der gegerbten Haut möglich, da bei der geäscherten Haut das Haar bereits mit der
Wurzel zerstört ist und durch das Äschern gerade zum Ausfall gebracht werden soll.
Das Spalten der gegerbten, noch mit dem Haarkleid versehenen Haut hat den Nachteil,
daß nur bestimmte, mehr oder weniger harte Gerbarten das Spalten gestatten, so daß
das erhaltene Haarleder eine gewisse Steifigkeit aufweist und kein so weiches Erzeugnis,
wie es durch die Pelzgerbung bei leichten dünnen Fellen gewonnen wird, ergibt; für
Kürschnerarbeiten ist es nicht zu verwenden. Ein weiterer Nachteil ist die bei diesem
bisherigen Spaltverfahren nicht zu vermeidende unregelmäßige und verhältnismäßig
große Dicke des Haarleders und das sich hieraus ergebende Gewicht der Fertigware.
Wollte man die nur gewässerte Haut spalten, so ist die zum Spalten erforderliche
Standfestigkeit der Haut nicht vorhanden, die Haut wird durch die' Maschinenmesser
verschoben, ein einwandfreier Schnitt ist unmöglich, und es kommt vor, daß die Haut
selbst bei größter Vorsicht und geschälter Bedienung zerfetzt aus der Maschine herauskommt.
Diesen bisherigen Nachteilen gegenüber bringt die Erfindung ein Verfahren zum Verarbeiten
von Haarleder, beispielsweise aus Großtierhäuten, wie Ochsen-, Rinderhäuten u. dgl.,
zu Pelzfellen. Der abgespaltene Narben mit dem Haar wird hierbei in sehr dünner
Ausführung gewonnen, und zwar in der Weise, daß die Haut zum Spalten durch zweckentsprechende
Quellverfahren auf sehr große Dicke und gute Standfestigkeit gebracht wird. Das
Spalten kann somit in regelmäßiger Schicht und in genau einstellbarer Stärke nach
Wunsch vorgenommen werden. Bei dem nachfolgenden Verfall, d. h. der durch Chemikalien
wieder niedergeschlagenen Quellung, verbleibt daher ein äußerst dünnes Pelzfell,
das in der Weiterverarbeitung mittels Pelzgerbung einen äußerst weichen, den so
sehr gewünschten lederleichten Kürschnerpelz ergibt. Ein wertvolles Nebenerzeugnis
fällt hierbei an, da die untere Hautschicht zu Sohlleder weiterverarbeitet wird;
durch die dünne Spaltung und durch das Duellverfahren wird nämlich keine mechanische
und chemische Zerstörung der Haut herbeigeführt. Nach diesem Verfahren werden somit
aus der Haut zwei hochwertige Erzeugnisse gewonnen, wogegen das frühere Ausfalzen
der Haut, d. h. das Abhobeln der wertvollen unteren Hautschicht, nur wertlosen Abfall
ergab.
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Das Haar wird bei diesem Verfahren selbst bei sehr dünnem Pelzfell
in seiner natürlichen Festigkeit gesichert, da die Haarwurzel erhalten wird und
kein Haarausfall, wie er bei den nach dem
alten Verfahren gewonnenen
Haarledern üblich ist, eintritt. Durch stärkste Inanspruchnahme, selbst durch Bekratzen
mit scharfen Gegenständen ist es nicht möglich, dem Haarleder Haare zu entreißen.
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Dieses Verfahren findet Verwendung zur Bearbeitung von Häuten aller
Art, bei denen die Haare bzw. die Wolle unter unbedingter Vermeidung des Ausfalls
erhalten bleiben sollen. Kleintierhäute werden hiermit zu leichtesten Pelzen verarbeitet;
die geringen Hautgrößen von etwa i bis 1,5 qm ergeben aber eine unvorteilhafte
Flächenausnutzung. Von viel weitergehender Bedeutung ist daher die Anwendung des
Verfahrens zur Bearbeitung von Großtierhäuten zu Pelzfellen. Gerade Großtierhäute
weisen oft von Natur eine außergewöhnliche Farbenschönheit und Musterung auf; sie
können aber bisher wegen ihrer natürlichen Dicke nicht zu Pelzfellen verarbeitet
werden, da das alte Verfahren des Ausfalzens zu mühsam und wegen des Ausfalls des
Sohlleders, infolge der Zerstörung durch das Aushobeln, zu kostspielig ist. Nunmehr
ist man mit dem Verfahren nach der Erfindung in der Lage, Häute und Felle, im, besonderen
Großtierhäute im Ausmaße von 5 bis 6 qm, mit dem großen Vorteil der gleichmäßigen
Behaarung für große Fertigteile auf jede gewünschte Dicke, beispielsweise von einem
halben Millimeter, je nach der Art der Haut, zu spalten, ohne die Haare und die
Haut zu beschädigen, und hierdurch einen sog. leichtgelederten Pelz herzustellen
und selbst Persianermäntel, die heute noch ein Gewicht von 8 bis g kg erreichen,
sowie z. B. Fohlenmäntel auf ein bedeutend geringeres Gewicht zu bringen. Die eigenartigen
ursprünglichen Eigenschaften des Haares mit der Wurzel bleiben in ihrer Natürlichkeit
erhalten und bieten somit die Möglichkeit zu jeder gewünschten weiteren Veredelung.
Es lassen sich daher nach dem Verfahren der Erfindung Pelzfelle sowohl in größtmöglichem
Ausmaß als auch äußerst preiswert herstellen.
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Das Verfahren besteht darin, daß die ausreichend gewässerten Häute
und Felle auf der Haarseite mit einem Faserschutzmittel, wie beispielsweise Bisulfitverbindungen,
genügend präpariert werden. Dadurch wird das Haar geschützt, so daß es sich nicht
in der Haarwurzel lockert und ausgeht. Hierauf werden die Häute in einer Ätznatron-
oder Ätzkalilauge oder mittels anderer geeigneter Schwellmittel gut geschwellt.
Nach entsprechendem Abspülen kommen sie nunmehr auf eine Bandmesserspaltmaschine,
auf der sie auf die gewünschte Stärke gespalten werden. Da die Haut sehr dick geschwellt
ist, ist daher eine sehr feine Einstellung der Spaltstärke möglich, so daß die Haar-oder
Wollschicht mit einem sehr dünnen Narben von der Haut abgespalten wird, wobei lediglich
darauf zu achten ist, daß die Haarwurzeln nicht beschädigt werden. Die gespaltenen
Häute und Felle werden hierauf in Salzsäurekochsalzpickel zu Verfall gebracht, d.
h. die vorherige starke Schwellung wird durch entsprechend gewählte Chemikalien
bzw. Präparate wieder niedergeschlagen, worauf die Entpickelung mit Carbonaten,
Glaubersalz oder zweckmäßigen Basen vorgenommen wird, auf die eine gute Wässerung
folgt. Hierauf sind die Pelzfelle für jede Gerbart rlebst Färbeverfahren genügend
vorbereitet und ergeben einen äußerst leichten und dauerhaften Pelz.