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Die
vorliegende Erfindung betrifft das Gebiet der Biologie und der Pharmazie.
Insbesondere betrifft sie neue Zusammensetzungen und Verfahren,
die sich für
die Herstellung von Steroidverbindungen oder für die (selektive) Transformation
von Steroidverbindungen eignen. Ganz besonders betrifft sie neue
Hefestämme,
Verfahren und genetische Konstrukte zu ihrer Herstellung sowie ihre
Verwendung für
die Synthese oder Modifikation von Steroidverbindungen. Die erfindungsgemäßen Hefestämme gestatten
es, die Wirksamkeit der Synthese zu verbessern oder die Selektivität oder Ausbeuten des
Verfahrens sowie die Qualität
des Endprodukts zu erhöhen.
Die erfindungsgemäßen Stämme, Verfahren und
Verbindungen eignen sich für
die Forschung, die Entwicklung und die Erzeugung von Produkten mit
therapeutischer oder prophylaktischer Wirksamkeit bei Mensch oder
Tier, insbesondere von Steroidderivaten.
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Die
natürliche
Fähigkeit
von Mikroorganismen, Steroide zu transformieren, ist ausführlich in
der Literatur beschrieben worden. In dieser Hinsicht stellen sie
eine vorteilhafte Alternative zur Produktion von Steroidderivaten,
die auf chemischem Weg schwierig zu erhalten sind, dar. Hefen eignen
sich weiterhin besonders für
die Expression von cDNA, die für
in den Organellen aktive Enzyme codiert. Aufgrund dieser Tatsache
wurden Hefen wie S. cerevisiae größtenteils dazu verwendet, um
cDNAs, die für
steroidogene Enzyme wie mikrosomale oder mitochondrielle P450s codiert,
zu exprimieren. Weiterhin haben gewisse Studien zur Expression von
Enzymen, die am Hydrocortisonbiosyntheseweg beteiligt sind, den
Nachweis er möglicht,
daß diese
Hefen fähig
waren, gewisse Zwischenstufen wirksam zu transformieren. So wurde
zum Beispiel die Verwendung von transformierten Hefen, die die Expression
von einem oder mehreren Säugetierenzymen,
die am Steroidbiosyntheseweg beteiligt sind, ermöglichen, zum Beispiel in der
Anmeldung
EP 340878 ,
in dem
US-Patent 5,137,822 oder
bei Dumas et al. beschrieben. Insbesondere wurde bereits die Verwendung
einer Hefe Saccharomyces cerevisiae, die das Rinder-Cytochrom P450
C21 aus der Nebenniere exprimiert, für die Herstellung von 11-Desoxycortisol
ausgehend von 17α-Hydroxyprogesteron
beschrieben (Database WPI Section Ch., Week 199011 Derwent Publications
Ltd., London, GB). Ebenso wurde von den Anmeldern gefunden, daß die Δ5-3β-Hydroxysteriode
wie Pregnenolon, 17α-Hydroxypregnenolon
und DHEA von Hefen in die entsprechenden Acetatester umgewandelt
wurden. Die Anmelder haben auch nachgewiesen, daß diese Umwandlung im wesentlichen
durch das Produkt des ATF2-Gens (Cauet et al., 1999) erfolgte. Bei
Hefen handelt es sich daher um einen Organismus, der insbesondere
im Industriemaßstab
für die
Produktion von Steroidderivaten geeignet ist.
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Es
ist jedoch auch bekannt, daß 17α-Hydroxyprogesteron
unter gewissen Bedingungen von Hefen zu 4-Pregnen-17α,20α-diol-3-on
reduziert werden kann (Dumas et al., 1994) und daß die Herstellung
dieses Nebenprodukts die Syntheseausbeuten sowie die Qualität des Endprodukts
beeinflußt.
Bis zum heutigen Tag ist/sind jedoch die für diese Reaktion verantwortliche(n)
Enzymaktivität(en)
vom Typ der 20α-Hydroxysteroiddehydrogenase
(20αHSD)
nicht identifiziert worden.
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Die
vorliegende Erfindung ist genau das Ergebnis der Untersuchung der
endogenen Aktivitäten
von Hefe, die auf das Hydroxyprogesteron einwirken, und beschreibt
die Identifikation von zwei Genen, die für Enzyme mit einer Aktivität des 20αHSD-Typs
codieren. Ganz besonders zeigt die vorliegende Anmeldung, daß die GCY1-
und YPR1-Gene die Träger
der Aktivität
des 20αHSD-Typs
bei der Hefe sind und daß das
Produkt dieser Gene es zum Beispiel gestattet, Hydroxyprogesteron
in vitro zu Nebenprodukten umzuwandeln. Wenngleich nämlich auch
eine Inaktivierung des GCY-Gens bei der Hefe von Oechsner et al.
(1988) beschrieben wurde, wurde jedoch kein Phänotyp, der mit dieser Inaktivierung
assoziiert ist, identifiziert. Die Inaktivierung des YPR1-Gens zur
Begrenzung der Virulenz von Pilzstämmen ist ebenfalls vorgeschlagen
worden (
WO99/25865 ,
Microbia Inc.). Die vorliegende Anmeldung zeigt weiterhin, daß die Unterdrückung der
Aktivität dieser
Gene bei der Hefe die Bildung von Nebenprodukten des 4-Pregnen-17α20a-diol-3-on-typs
unterdrückt oder
beträchtlich
reduziert und es ermöglicht,
die Syntheseausbeuten an Steroidderivaten signifikant zu verbessern
und/oder Hydroxyprogesteron (oder seine Vorstufen) selektiver zu
Steroidderivaten zu transformieren. Die vorliegende Anmeldung beschreibt
daher neue Zusammensetzungen und Verfahren, die sich für die Synthese
von Steroidderivaten mit besserer Selektivität eignen. Insbesondere beschreibt
die Erfindung neue Hefestämme
mit einer verringerten 20αHSD-Aktivität, die im
wesentlichen unfähig
sind, Hydroxyprogesteron zu Nebenprodukten des 4-Pregnen-17α,20a-diol-3-on-Typs
zu transformieren. Die Erfindung kann auch für die Erhöhung der Produktion solcher
Produkte im Hinblick auf ihre Verwendung oder Transformation zu
wirksamen Verbindungen eingesetzt werden.
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Ein
erster Gegenstand der Erfindung ist ganz besonders ein Verfahren
zum Modifizieren einer Steroidverbindung, welches umfaßt, daß man diese
Verbindung (oder eine Vorstufe davon) mit einer Hefe mit verringerter
20αHSD-Aktivität, insbesondere
einer Hefe mit einem nicht funktionellen, insbesondere disrumpierten,
GCY1- und/oder YPR1-Gen,
stärker
bevorzugt eine Hefe der Gattung Saccharomyces, oder ein von solch einer
Hefe abstammendes Präparat
in Kontakt bringt.
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Die
Erfindung betrifft auch die Verwendung einer Hefe mit reduzierter
20αHSD-Aktivität, insbesondere einer
Hefe mit einem nicht funktionellen, insbesondere disrumpierten,
GCY1- und/oder YPR1-Gen, stärker
bevorzugt eine Hefe der Gattung Saccharomyces, oder ein von solch
einer Hefe abstammendes Präparat
für die in-vitro oder ex-vivo
Herstellung, Produktion, Synthese, Modifikation und/oder Verbesserung
von Steroidverbindungen.
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Die
Erfindung betrifft auch jegliches Verfahren zur Herstellung von
Steroidderivaten ausgehend von Hydroxysteroidderivaten, insbesondere
von Hydroxyprogesteron oder seinen Vorstufen, bei dem man eine Hefe
mit verringerter 20αHSD-Aktivität, insbesondere
eine Hefe mit einem nicht funktionellen, insbesondere disrumpierten,
GCY1- und/oder YPR1-Gen, stärker
bevorzugt eine Hefe der Gattung Saccaromyces, oder ein von solch
einer Hefe stammendes Präparat
verwendet.
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Die
Erfindung betrifft auch ein Verfahren zur Umwandlung von 17α-Hydroxyprogesteron
zu insbesondere 11-Desoxycortisol, bei dem man eine Hefe mit verringerter
20αHSD-Aktivität, insbesondere
eine Hefe mit einem nicht funktionellen, insbesondere disrumpierten,
GCY1- und/oder YPR1-Gen, stärker
bevorzugt eine Hefe der Gattung Saccaromyces, oder ein von solch
einer Hefe stammendes Präparat
verwendet.
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Die
Erfindung betrifft auch ein Verfahren zur Verwendung einer Hefe
mit reduzierter 20αHSD-Aktivität, insbesondere
einer Hefe mit einem nicht funktionellen, insbesondere disrumpierten,
GCY1- und/oder YPR1-Gen, stärker
bevorzugt eine Hefe der Gattung Saccharomyces, oder ein von solch
einer Hefe abstammendes Präparat
für die
Umwandlung von 17α-Hydroxyprogesteron
in 11-Desoxycortisol.
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Ein
weiterer Gegenstand der Erfindung ist auch ein Verfahren zur Modifikation
der 20αHSD-Aktivität einer
Hefe, bei dem die Aktivität
des GCY1- und/oder YPR1-Gens
dieser Hefe modifiziert wird. Insbesondere handelt es sich um ein
Verfahren Reduktion oder Hemmung der 20αHSD-Aktivität einer Hefe, das die Inaktivierung
des GCY1- und/oder YPR1-Gens dieser Hefe, vorzugsweise mittels Gendisruption,
umfaßt,
noch stärker
bevorzugt an Hefen der Gattung Saccharomyces.
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Die
vorliegende Erfindung betrifft auch bestimmte Hefestämme mit
einer reduzierten 20αHSD-Aktivität. Stärker bevorzugt
handelt es sich um Hefen mit einem nicht funktionellen YPR1-Gen,
Hefen mit nicht funktionellen GCY1- und YPR1-Genen oder auch gewisse
Hefen mit einem nicht funktionellen GCY1-Gen.
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Die
Erfindung betrifft auch jegliches Zellpräparat, das von einer wie oben
beschriebenen Hefe abstammt, insbesondere ein Zellysat, ein Zellhomogenisat,
einen Kulturüberstand,
eine abgeleitete (vor-)bereinigte oder angereicherte Lösung, usw.
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Wie
oben angeführt
beschreibt die vorliegende Erfindung zum ersten Mal Hefestämme (oder
Hefezellen oder Hefekulturen) sowie abgeleitete Präparate mit
einer reduzierten, ja sogar nicht nachweisbaren, 20αHSD-Aktivität. Die Erfindung
beschreibt nämlich
die Identifikation von Hefegenen, die solch eine Aktivität aufweisen,
die GCY1- und YPR1-Gene, und zeigt, daß diese Gene spezifisch modifiziert
werden können,
insbesondere mittels Techniken der genetischen Rekombination, ohne
die Wachstums- oder Überlebensfähigkeit der
Zellen oder ihr Vermögen,
Steroidverbindungen zu transformieren oder umzuwandeln, zu schädigen. Die Erfindung
stellt daher zum ersten Mal Verfahren zur Synthese, Produktion,
Modifikation und/oder Umwandlung von Steroidverbindungen mittels
vorteilhafter Hefen bereit.
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Ein
Gegenstand der Erfindung ist daher ganz besonders die Verwendung
eines Hefestamms (oder einer Hefezelle oder Hefekultur), der/die
dadurch gekennzeichnet ist, daß er/sie
eine genetische Modifikation aufweist, und daß er/sie eine verringerte 20αHSD-Aktivität aufweist,
für die
Herstellung von Steroidverbindungen. Die vorliegende Erfindung bedient
sich ganz besonders eines Hefestamms, der dadurch gekennzeichnet ist,
daß er
folgendes aufweist:
- – eine genetische Modifikation
des GCY1-Gens, oder
- – eine
genetische Modifikation des YPR1-Gens, oder
- – eine
genetische Modifikation des GCY1- und des YPR1-Gens.
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Stärker bevorzugt
handelt es sich bei der/den in den erfindungsgemäßen Hefen vorhandenen genetische(n)
Modifikation(en) um inaktivierende Modifikationen, das heißt um Modifikationen,
die zum Verlust der Aktivität
des Gens und/oder des entsprechenden Proteins führen. Eine Art der ganz besonders
bevorzugten erfindungsgemäßen inaktivierenden
genetischen Modifikation ist eine Gendisruption, wie dies detailliert
im folgenden Text beschrieben werden wird.
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Genauer
gesagt betrifft die Erfindung daher die Verwendung von Hefen, in
denen:
- – das
GCY1-Gen nicht funktionell ist, oder
- – das
YPR1-Gen nicht funktionell ist, oder
- – das
GCY1- und das YPR1-Gen nicht funktionell sind, für die Herstellung von Steroidverbindungen.
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Solche
Hefen weisen eine verringerte, ja sogar nicht nachweisbare, 20αHSD-Aktivität auf und
sind daher für
die Produktion oder Modifikation oder Umwandlung von Steroidverbindungen
besonders vorteilhaft.
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Gemäß einer
bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung gehören
die Hefen stärker
bevorzugt zur Gattung Saccharomyces, insbesondere S. cerevisiae.
So betrifft die vorliegende Erfindung in einer spezielleren Ausführungsform
Verfahren oder Verwendungen von Hefezellen (oder -stämmen oder
-kulturen) der Gattung S. cerevisiae mit einem nicht funktionellen,
vorzugsweise disrumpierten, GCY1- und/oder YPR1-Gen.
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Obwohl
sich die Beispiele spezifischer auf die Hefe Saccharomyces cerevisiae
beziehen, soll die Lehre der Erfindung nicht auf diesen bestimmten
Hefetyp beschränkt
sein und kann sich auch im wesentlichen auf jegliche beliebige Hefe,
die eine natürliche
20αHSD-Aktivität aufweist
oder die ein GCY1- oder YPR1-Gen enthält, erstrecken. In diesem Zusammenhang
sind insbesondere die Hefen Saccharomyces, Kluyveromyces (insbesondere
K. lactis), Schizosaccharomyces, Hansenula, Pichia (insbesondere
P. pastoris), Candida (insbesondere C. maltosa), usw. zu nennen,
deren Kultur in Fermentern und genetische Modifikation im Stand
der Technik beschrieben worden sind.
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Weiterhin
versteht man unter dem GCY1-Gen das GCY1-Gen aus S. cerevisiae,
wie es in GenBank unter der Bezeichnung X96740 (Bandlow et al.,
Gene 90(01), 1990, 105–114)
beschrieben ist, sowie jegliche Variante bzw. jegliches funktionelle
Homolog davon, die/das in Hefezellen vorliegt. Auf ähnliche
Art und Weise bezeichnet das YPR1-Gen das YPR1-Gen (oder YDR368w-Gen)
aus S. cerevisiae, wie es in GenBank unter der Bezeichnung X80642
beschrieben ist, sowie jegliche Variante bzw. jegliches funktionelle
Homolog davon, die/das in Hefezellen vorkommt. Die Sequenz dieser
Gene kann auch aus anderen Banken, in denen die vollständige Sequenz
des Genoms der Hefe S. cerevisiae beschrieben ist, erhalten werden
(Universität
Stanford, MIPS usw.). Die funktionellen Homologe können durch
Homologiesuche von Sequenzen oder durch Klonierung mittels Hybridisierung
unter Verwendung von Sonden, die sich vom GCY1- und YPR1-Gen von
S. cerevisiae ableiten, gemäß den klassischen
Techniken der Molekularbiologie identifiziert werden.
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Wie
erwähnt
betrifft die vorliegende Erfindung Verfahren oder Verwendungen von
Hefen mit einer genetischen Modifikation von einem oder mehreren
Genen, die an der 20αHSD-Aktivität beteiligt
sind, insbesondere dem GCY1- und/oder YPR1-Gen, und die vorzugsweise
eine verringerte, ja sogar supprimierte, 20αHSD-Aktivität aufweisen.
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Im
Sinn der Erfindung bedeutet der Begriff „genetische Modifikation" jegliche Veränderung
des Genoms einer Zelle, die durch jegliches mögliche Verfahren erzielt wurde,
wie die Verwendung von mutagenen Agentien und/oder die Durchführung von
einer oder mehreren Modifikation(en) auf dem genetischen oder rekombinanten
Weg. Vorzugsweise ist eine genetische Modifikation eine Modifikation
der Sequenz von mindestens einem Gen, die zur Modifikation der Aktivität des Gens,
insbesondere zur Stimulation oder vorzugsweise Inaktivierung dieses
Gens führt.
Die Inaktivierung eines Gens, oder der nicht funktionelle Charakter
eines Gens, kann sich durch die Abwesenheit der Expression eines
Proteins, durch die Expression einer nicht funktionellen Form des
Proteins, als Mutation(en), Deletion(en), Substitution(en), Insertion(en)
usw. oder auch durch die schwache Expression des Proteins, die keine
ausreichende Aktivität
ermöglicht,
manifestieren. Aufgrund dieser Tatsache kann sich die genetische
Modifikation eines Gens insbesondere auf die gesamte Codierregion
oder einen Teil der Codierregion dieses Gens oder eine Regulationsregion
dieses Gens (Promoter usw.) auswirken.
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Vorteilhaft
umfaßt
die erfindungsgemäße genetische
Modifikation mindestens eine Mutation, Substitution, Deletion und/oder
Insertion von einem oder mehreren Basenpaar(en) in der Regulations-
oder Codierregion des jeweiligen Gens. Noch stärker bevorzugt handelt es sich
um eine Modifikation durch die Deletion des gesamten jeweiligen
Gens oder eines Teils des jeweiligen Gens, das nach dem Verfahren
der Gendisruption (oder „Genaustauschs") gegen Fremdsequenzen
ausgetauscht werden kann. Die genetischen Modifikationen durch Deletion
und/oder Insertion werden für
die Durchführung
der vorliegenden Erfindung insofern bevorzugt, als sie für das jeweilige
Gen selektiv und zeitmäßig stabil
sind. Stärker
bevorzugt betrifft daher die genetische Modifikation den Austausch
von mindestens einem Teil des jeweiligen Gens gegen Fremdsequenzen.
Diese Modifikation kann durch bekannte Techniken erfolgen, die darin
bestehen, daß man
in vitro ein modifiziertes Gen herstellt, das durch doppelte homologe
Rekombination in das Genom der Hefen eingeführt werden kann, wie dies in
den Beispielen beschrieben ist (siehe auch Baudin et al., Nucleic
Acids Res. 21 (14) (1993) 3329).
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Ein
bevorzugter Gegenstand der Erfindung betrifft daher Verfahren oder
Verwendungen von Hefen, bei denen das gesamte GCY1- und/oder YPR1-Gen
oder ein Teil des GCY1- und/oder
YPR1-Gens durch Fremdsequenzen (oder heterologe Sequenzen) ersetzt
worden ist, zum Beispiel durch ein Markergen (das für eine Resistenz
gegen ein Antibiotikum codiert). Genauer gesagt wird für die Gendisruption
in vitro eine rekombinante Nukleinsäure hergestellt, die eine gewählte Fremdsequenz
umfaßt,
welche „Borders" von Sequenzen mit
Homologie zu Contig- oder
Nicht-Contig-Regionen des jeweiligen Gens aufweist. Bei der Fremdsequenz kann
es sich zum Beispiel um ein Markergen, um ein Gen, das für eine Auxotrophie
komplementiert, um eine Expressionskassette usw. handeln. Genauer
gesagt kann es sich bei der Fremdsequenz um ein Auxotrophie-Selektionsgen,
das einen Ernährungsanspruch
des Wirtshefestamms komplementiert, zum Beispiel um das URA3-Gen,
das LEU2-Gen, das
TRP1-Gen, das HIS3-Gen oder das ADE2-Gen; um ein dominantes Selektionsgen,
wie um ein Gen für
Resistenz gegen ein Antibiotikum (G418, Phleomycin, Hygromycin B,
usw.); oder auch um ein Rapportergen (β-Galactosidase usw.) handeln. Es kann
sich auch um eine Kassette, die die Expression unterbricht, handeln,
die zum Beispiel einen Transkriptionsterminator wie insbesondere
einen Hefeterminator aus der Gruppe CYC1, TDH3, TEF1 oder PGK handeln.
Es ist klar, daß jegliche
andere Fremdsequenz (d. h. eine Sequenz, die nicht natürlich in
dieser Form in dem jeweiligen Gen vorhanden ist), die es ermöglicht,
die Expressionsbedingungen des Gens und/oder die codierte Proteinstruktur
selbst zu verändern, im
Zusammenhang mit der vorliegenden Erfindung verwendet werden kann.
Die so hergestellte Nukleinsäure wird
dann mittels traditioneller Techniken (Lithium, Protoplasten usw.)
in die Hefen eingebracht, was zur Insertion der Fremdsequenz in
das Genom der Hefe innerhalb der Sequenz des jeweiligen Gens führt, gegebenenfalls
unter Austausch einer Region dieses Gens durch doppelte homologe
Rekombination.
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Es
ist klar, daß auch
jegliche andere Technik der genetischen Modifikation im Rahmen der
vorliegenden Erfindung eingesetzt werden kann, wie zum Beispiel
die gerichtete Mutagenese, die Verwendung von Transposons usw.
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Spezifische
Beispiele für
Hefen mit einem durch Gen-disruption
inaktivierten GCY1- und/oder YPR1-Gen sind insbesondere:
- – die
TGY170 (gcy1::LEU2)-Zellen: In den TGY170-Zellen wurde ein Teil des GCY1-Gens
durch eine Nukleinsäure,
die für
das Protein LEU2 codiert, ersetzt, was die Selektion von Rekombinanten
ermöglicht.
- – die
TGY197 (gcy1:LEU2, ydr368w::URA3)-Zellen: Die TGY197-Zellen umfassen
im Vergleich zu den TGY170-Zellen
eine zusätzliche
genetische Modifikation, die das YPR1-Gen (auch YDR368w genannt), betrifft,
bei dem ein Teil gegen das Selektionsgen URA3 ausgetauscht worden
ist.
- – die
TGY195 (ydr368w::URA3)-Zellen: Die TGY195-Zellen umfassen eine genetische Modifikation,
die das YPR1-Gen (auch YDR368w genannt), betrifft, bei dem ein Teil
gegen das Selektionsgen URA3 ausgetauscht worden ist.
- – die
TGY194 (gcy1::URA3)-Zellen: In den TGY194-Zellen wurde ein Teil des GCY1-Gens
gegen eine Nukleinsäure,
die für
das Protein URA3 codiert, ausgetauscht, was die Selektion von Rekombinanten
ermöglicht.
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Solche
Zellen stellen ebenfalls einen bestimmten Gegenstand der Erfindung
dar. Insbesondere betrifft die Erfindung jegliche(n) Hefezelle (oder
-stamm oder -kultur) mit einer genetischen Modifikation des YPR1-Gens (oder im YPR1-Gen),
insbesondere eine Deletion des und/oder Insertion in das YPR1-Gen(s).
Die Erfindung betrifft auch jegliche(n) Hefezelle (oder -stamm oder
-kultur) mit einer genetischen Modifikation des (oder in dem) GCY1-
und YPR1-Gen, insbesondere eine Deletion des und/oder Insertion
in das GCY1- und YPR1-Gen(s). Die Erfindung betrifft auch zellfreie
Präparate,
die sich von solchen Hefen ableiten.
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Die
erfindungsgemäßen Zellen,
bzw. die Zellen, die in den erfindungsgemäßen Verfahren verwendet werden,
weisen vorteilhafterweise eine verringerte 20αHSD-Aktivität auf, das heißt eine
20αHSD-Aktivität, die mindestens
um 20%, bevorzugt um mindestens 40%, stärker bevorzugt um mindestens
60%, im Vergleich zu dem nicht genetisch modifizierten Stamm reduziert
ist. Wie in den Beispielen gezeigt wird, zeigt die Erfindung, daß die Inaktivierung
des GCY1-Gens in der Hefe zu einer 95%igen Reaktion der 20αHSD-Aktivität im Überstand
eines Zellhomogenisats führt.
Die erhaltenen Ergebnisse zeigen auch, daß die doppelte Genmodifikation des
GCY1- und des YPR1-Gens
zur Suppression der 20αHSD-Aktivität führt, welche
nun im Überstand
eines Zellhomogenisats nicht nachweisbar ist. Diese Ergebnisse bringen
den Beweis für
die Rolle dieser Gene und erläutern
die Möglichkeit,
sie zu modifizieren, um die Eigenschaften der Hefen für die Anwendungen
bei der Produktion von Steroidderivaten zu verbessern.
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Die
vorliegende Erfindung kann für
die Herstellung von Steroidverbindungen im Hinblick auf verschiedene
pharmazeutische Anwendungen eingesetzt werden. Diesbezüglich beschreibt
die Erfindung Verfahren zur Produktion von Steroidverbindungen,
bei denen die erfindungsgemäßen Hefen
eingesetzt werden. Die Anmeldung betrifft auch verbesserte Verfahren
zur Produktion von Steroidverbindungen, bei denen Hefen mit einer
verringerten 20αHSD-Aktivität eingesetzt
werden. Die erfindungsgemäßen Verfahren
werden vorteilhaft dadurch durchgeführt, daß eine Population von Hefen
wie oben beschrieben mit einer Steroidverbindung in vitro in Kontakt
gebracht wird, wonach die synthetisierten Verbindungen extrahiert
werden. Bei der Ausgangssteroidverbindung kann es sich um ein beliebiges
natürliches
oder modifiziertes oder synthetisches Steroid handeln, insbesondere
um jegliche Hydroxysteroidverbindung oder Vorstufe, insbesondere
Cholesterol, Progesteron, Pregnenolon oder 17OH-Progesteron. Die erfindungsgemäßen Verfahren
können
für die
Herstellung von Steroidderivaten wie 11-Desoxycortisol, Cortisol, Hydrocortison
usw. oder den Derivaten der genannten Verbindungen verwendet werden.
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Weitere
Aspekte und Vorteile der vorliegenden Erfindung werden beim Lesen
der folgenden Beispiele klar werden, wobei diese Beispiele als Erläuterung
und nicht als Einschränkung
aufzufassen sind.
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LEGENDE ZU DEN FIGUREN
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1:
SDS-PAGE-Analyse einer aufgereinigten Fraktion de 20αHSD-Aktivität mittels
Chromatographie an Red120-Agarose mit einem Hefehomogenisat als
Ausgangsmaterial. Der obere Pfeil gibt die Bande an, deren N-terminale
Sequenz GCY1 entspricht, während
der untere Pfeil diejenige Bande angibt, die der N-terminalen Sequenz
von YPR1 entspricht. Bahn 1 entspricht dem Molekulargewichtsmarker,
während
Bahn 2 der aufgereinigten Fraktion der 20αHSD-Aktivität entspricht.
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2:
4-Pregnen-17α,20α-diol-3-on-Produktion
durch S. cerevisiae Hefen, die in Gegenwart von 0,1 mg/ml 17α-Hydroxyprogesteron
in Galactose-Medium (YNB-gal) bzw. Glucosemedium (YPD) kultiviert
worden waren.
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3:
4-Pregnen-17α,20α-diol-3-on-Produktion
durch S. cerevisiae Hefen des Wildtyps (wt) oder mit Mutation in
der Sequenz des GCY1-Gens (gcy-), die in Gegenwart von 0,1 mg/ml
17α-Hydroxyprogesteron
in Galactose-Medium (YNB-gal) bzw. Glucosemedium (YPD) kultiviert
worden waren.
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4:
Struktur des Plasmids für
die Disruption des GCY1-Gens. Das Plasmid wird mit den Enzymen BamHI
und HindIII linearisiert und anschließend nach den im Abschnitt
Material und Methoden beschriebenen Verfahren in S. cerevisiae hineintransformiert.
Die Deletion der Sequenz des GCY1-Gens umfaßt den Promoter und 306Bp der
Codiersequenz, darunter auch den Translationsstartcodon.
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5:
Struktur des Plasmids für
die Disruption des GCY1-Gens (Plasmid pTG12010 Klon 40). Das Plasmid
wird mit den Enzymen EcoRI und SphI linearisiert und anschließend nach
den im Abschnitt Material und Methoden beschriebenen Verfahren in
S. cerevisiae hineintransformiert. Die Deletion der Proteinsequenz von
GCY1 umfaßt
die Aminosäuren
47 bis einschließlich
268. pTG12010 Klon 36 weist dieselbe Struktur auf, jedoch ohne die
ClaI-Stelle 5' des
URA3-Gens, jedoch mit einer HindIII-Stelle 3' des URA3-Gens.
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6:
Struktur des Plasmids für
die Disruption des YPR1-Gens (YDR368w) (Plasmid pTG12011). Das Plasmid
wird mit dem Enzym XhoI linearisiert und anschließend nach
den im Abschnitt Material und Methoden beschriebenen Verfahren in
S. cerevisiae hineintransformiert. Die Deletion der Proteinsequenz
von YPR1 umfaßt
die Aminosäuren
5 bis einschließlich
198.
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MATERIAL UND METHODEN
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Chemische
Produkte: Das 17α-Hydroxyprogesteron
wurde von Hoechst Marion Roussel (Romainville, Frankreich) bezogen.
Tergitol Nonidet P40 und Tyloxapol stammen von Sigma.
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Enzymtest:
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In-vivo-Umwandlung
von 17α-Hydroxyprogesteron:
die Hefezellen wurden bei 28°C
in YPD-Medium (10 ml), das mit einer 24-Stunden-Vorkultur als Ausgangsmaterial
auf einen A600-Wert von 0,1 inokuliert worden war,
kultiviert. Anschließend
wurden 100 μl
einer Lösung
von 17α-Hydroxyprogesteron
(10 mg/ml) in einer Mischung von Tergitol und Ethanol (1:1, v:v)
zu der Kultur gegeben. Aliquote Teile der Kulturbrühe (250 μl) wurden
zu unterschiedlichen Zeitabständen
entnommen, und die Steroide wurden mit Dichlormethan extrahiert. Die
Steroide wurden anschließend
auf Ultrasphere ODS in Gegenwart von 45% wäßrigem Acetonitril mit einer Aufgabemenge
von 1 ml/min bei 45°C
getrennt. Diese Steroide wurden bei 240 nm nachgewiesen.
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Zellen:
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Der
Stamm E. coli BJ5183 (Hanahan, 1983) wurde für die In-vivo-Rekombinationen
eingesetzt, und der Stamm C600, hsdR (Hubacek und Glover, 1970)
für die
klassischen Ligationsreaktionen.
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Es
wurde der Hefe-Elternstamm FY1679-28c (MATa ura3-52 trpl-63 leu2-2-1fen1
his3-200 GAL) (Thierry et al., 1995) verwendet. Die Stämme TGY170,
TGY197, TGY195, TGY194, TGY212, TGY245 UND FY1679-28c/pTG10497 wurden
wie in den Beispielen beschrieben konstruiert.
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Es
wurden die klassischen Methoden der Molekularbiologie und der In-vivo-Rekombination
bei E. coli oder in der Hefe verwendet, wie dies bei Sambrook et
al. (1989) oder bei Degryse et al (1995, 1996) beschrieben ist.
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Hefekultur:
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Die
Hefen wurden im allgemeinen auf synthetischem Minimalmedium (Sherman,
1991) mit einem Nährstoffzusatz
von 100 μg/ml
kultiviert. Für
die Transformationen von S. cerevisiae wurden die Zellen nach Wachstum
auf YPD-Medium (Sherman,
1991) mit der Lithiumacetat-Technik (Ito et al., 1983) kompetent
gemacht.
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ERGEBNISSE
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Identifikation der 20αHSD-Aktivität von Hefe, die für unerwünschte Reaktionen
mit 17α-Hydroxyprogesteron verantwortlich
ist
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Die
NADPH-abhängige
Reduktion des 17α-Hydroxyprogesterons
am C20-Atom zu 4-Pregnen-17α,20α-diol-3-on durch die
Hefe S. cerevisiae ist bereits beschrieben worden (Dumas et al.,
1994). Diese Aktivität
ist der 20αHSD-Aktivität, über die
in unterschiedlichen Geweben berichtet wird, ähnlich. Die an diesen Geweben
charakterisierten Enzyme sind monomer und weisen ein ungefähres Molekulargewicht
von 35 kDa auf. Um das bzw. die für die 20αHSD-Aktivität bei der Hefe verantwortliche(n)
Enzym(e) zu identifizieren, wurden Homologiesuchen mit dem Enzym
20αHSD aus
Stierhoden in Banken von S. cerevisiae durchgeführt. Mit diesen Versuchen konnten
6 Genprodukte der Hefe mit 44 bis 32% Identität auf Aminosäureebene
mit dem Säugetierenzym
identifiziert werden. Diese Gene sind in Tabelle I zusammengefaßt.
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Um
die beteiligten Enzyme besser charakterisieren zu können, wurde
die 20α-HSD-Aktivität der Hefe in
vitro unter Verwendung von 17α-Hydroxyprogesteron
und NADPH als Substrate rekonstruiert. In diesem System wurden unterschiedliche
Präparate,
die von Kulturen der Hefe S. cerevisiae stammten, geprüft, wodurch
man die Aktivität
im Überstand
nach Zentrifugation eines Zellhomogenisats bei 100 000 × g lokalisieren konnte.
Aus diesem Ergebnis geht hervor, daß die Enzymaktivität löslich ist.
Es wurde eine partielle Aufreinigung der 20α-HSD-Aktivität mittels Chromatographie Red
120 durchgeführt,
wodurch es möglich
war, nach SDS-PAGE ein Dublett in der 35 kDa Region zu erhalten
(1). Sequenzieren dieser Banden ergab, daß sie in
erster Linie aus dem Produkt des GCY1- und des YPR1-Gens bestanden.
Diese beiden Enzyme sind ein Bestandteil der in Tabelle I angeführten Rinder-Homologe
der 20α-HSD.
Die vollständige
Sequenz des GCY1- und des YPR1-Gens ist zum Beispiel in GenBank
unter den Bezeichnungen X96740 bzw. X80642 zugänglich.
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Es
ist interessant, festzustellen, daß GCY1 als für eine Aldo-Keto-Reduktase
(AKR), deren Expression in Gegenwart von Galactose signifikant erhöht wird,
codierend beschrieben wurde (Magdolen et al., Gene 90(1), 1990,
105). Die AKR-Enzyme weisen eine breite Substratspezifität auf. Sie
metabolisieren unterschiedliche Substrate, darunter auch aliphatische
Aldehyde, Monosaccharide, Prostaglandine und Steroide. So stellt GCY1
einen guten möglichen
Kandidaten dar, und wir haben uns dazu entschlossen, zu überprüfen, ob dieses Enzym
an der Erzeugung von 4-Pregnen-17α,20α-diol-3-on aus 17α-Hydroxyprogesteron
beteiligt sein könnte.
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Induzierbarkeit der 20α-HSD-Aktivität, und Expression im zellfreien
System
-
Mit
den durchgeführten
Versuchen konnte gezeigt werden, daß die 20α-HSD-Aktivität bei der Hefe durch Galactose
induzierbar ist. So wurde die In-vivo-Umwandlung von 17α-Hydroxyprogesteron
zu 4-Pregnen-17α,20α-diol-3-on
in Hefekulturen, die auf unterschiedlichen Kohlenstoffquellen gezüchtet wurden,
bestimmt. Die Verzögerung,
die beobachtet wird, wenn die Hefen auf Glucose kultiviert werden,
wird in Gegenwart von Galactose nicht beobachtet (2).
Diese Beobachtung stimmt mit einer Unterdrückung des für 20α-HSD-codierenden Gens durch
Glucose überein.
Die Umwandlung beginnt nach 16 Stunden, wenn die Glucose verbraucht
ist. Die Umwandlung von 17α-Hydroxyprogesteron
zu 4-Pregnen-17α,20α-diol-3-on
ist, wenn die Hefen in Gegenwart von Galactose gezüchtet werden,
nach 48 Stunden ungefähr
4 mal höher.
Diese Ergebnisse sind weiterhin auch in vitro bestätigt worden,
und zwar dadurch, daß man
die 20α-HSD-Aktivität an einem
zellfreien Extrakt, der mit in Galactose- oder Glucosemedium gezüchteten
Hefen als Ausgangsmaterial erhalten wurde, maß. Die spezifischen 20α-HSD-Aktivitäten betrugen
bei den Homogenisaten von Zellen, die in Glucose- oder Galactosemedium
gezüchtet
worden waren, 0,05 bzw. 0,75 μM/min/mg.
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Diese
Ergebnisse zeigen also, (i) daß die
20α-HSD-Aktivität auf das
Produkt des GCY1- und des YPR1-Gens der Hefe zurückzuführen ist, (ii) daß diese
Enzyme löslich
sind, und (iii) daß Ihre
Aktivität
in Gegenwart von Galactose erhöht
und in Gegenwart von Glucose reprimiert werden kann.
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Konstruktion und Eigenschaften von Hefe,
die ein nicht funktionelles GCY1- und/oder YPR1-Gen enthalten
-
Um
zu bestätigen,
daß GcyIp
für die
20α-HSD-Aktivität verantwortlich
ist, wurde das entsprechende Gen von ORF YOR120w aus dem Genom der
Hefe deletiert („Knock
Out"). Die erhaltenen
Ergebnisse zeigen, daß der
erhaltene Stamm eine im Vergleich zum Wildstamm stark reduzierte
20α-HSD-Aktivität aufweist.
Außerdem
wurden Stämme,
in denen das YPR1-Gen allein oder in Kombination mit GCY1 deletiert
ist, ebenfalls konstruiert und auf ihre Aktivität geprüft, wie dies im folgenden beschrieben
wird.
-
Konstruktion
von GCY1- und/oder YPR1-defizienten Hefen:
Die Hefen, die für eine GCY1-
und/oder YPR1-Aktivität
defizient sind, wurden durch Gendisruption hergestellt. Insbesondere
gilt:
Der Stamm TGY170 (FY1679-28c, gcy1::LEU2) wurde durch
Disruption des GCY1-Gens mit Hilfe des Plasmids Pgcy1::LEU2 konstruiert.
Der
Stamm TGY197 (FY1679-28c, gcy1::LEU2 ydr368w::URA3) wurde durch
zusätzliche
Disruption des YDR368w (YPR1)-Gens nach den für ATF2 (Cauet et al., 1999)
beschriebenen Verfahren mit Hilfe des Plasmids pTG12011 erzeugt.
Die
TGY195-Stämme
wurden durch Disruption des YDR368w (YPR1)-Gens nach den für AFT beschriebenen Verfahren
ATF2 (Cauet et al., 1999) mit Hilfe des Plasmids pTG12011 erzeugt.
Die
Stämme
TGY194 (FY1679-28c, gcyI::URA3) wurden durch Disruption des GCY1-Gens
mit Hilfe des Plasmids pTG12010 konstruiert.
Die Stämme FY1679-28c/pTG10497
und TGY245 wurden mit Hilfe der Plasmide pTG10497 und pTG12045 konstruiert.
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Für die Disruption
des GCY1- und des YPR1-Gens wurden die folgenden Plasmide verwendet: pgcy1::LEU2,
pTG12010, pTG12011 (4–6), pTG12086
und pTG12045. Für
die Expression von P450c21 wird das Einkopienplasmid pTG10497 verwendet.
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Das
von Magdolen et al. (Gene, 90 (1990) 105–114) beschriebene Plasmid
pgcy1::LEU2 enthält
das GCY1-Gen, dessen Codiersequenz und Promoter durch die für das LEU2-Gen
codierende Sequenz unterbrochen sind. Genauer ausgedrückt wurden
der Promoter und der codierende Teil, der dem EcoRV, HincII-Restriktionsfragment
entspricht, gegen das 2,17 Kilobasen große HpaI-Fragment des LEU2-Gens ausgetauscht. So
wurden der Promoter und 306 Basenpaare der Codiersequenz des GCY1-Gens
deletiert.
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Das
Plasmid pgcyI::LEU2 wurde mit den Restriktionsenzymen HindIII und
BamHI linearisiert, und das 3,1 Kb große HindIII/BamHI-Fragment,
das das disrumpierte Gen enthält,
wurde hergestellt, um den Stamm Fy 1679-28c mit dem von Gietz RD
et al. (Yeast 1995 Apr 15; 11(4): 355–60 Studies an the transformation
of intact yeast cells by the LiAc/SS-DNA/PEG procedure) beschriebenen
Protokoll zu transformieren. Die Kolonien wurden auf leucinfreiem
Medium selektiert. Bei dieser Durchmusterung positive Kolonien werden
anschließend
in einem reichen Medium kultiviert, um eine biologische Umwandlung
des 17OH-Progesterons durchzuführen,
wie dies bei Dumas et al (Eur. J. Biochem. 1996, June 1; 238(2):
495–504
11 beta-hydroxylase activity in recombinant yeast mitochondria.
In vivo conversation of 11-Deoxycortisol
to hydrocortisone) beschrieben ist. Die Konzentration des Substrats
17OH-Progesteron beträgt
100 mg/l, die Kohlenstoffquelle ist Galactose, und die optische
Dichte zu Beginn beträgt
0,1. Das Kulturvolumen beträgt
10 ml, und die Inkubationsdauer beträgt 48 Stunden bei 30°C. Nach 48
Stunden Inkubation werden die positiven Klone durch Extraktion von
1 ml Medium (mit den Zellen) mit 2 ml Dichlormethan und anschließender Analyse
der organischen Phase mittels Umkehrphasen-Hochdruckchromatographie wie oben beschrieben
(Dumas et al 1996) ausgewertet. Die Chromatogramme werden auf das
Vorhandensein von 17,20-Dihydroprogesteron im Vergleich mit dem
aufgereinigten Produkt analysiert. Nach dieser Inkubation tritt
in dem Kulturmedium des Wildstamms (der nicht mit dem Disruptionsfragment
transformiert ist) eine 17,20-Dihydroprogesteronmenge von 4 mg/l,
also 4% des Substrats, auf, während
bei gewissen Transformanten das 17,20-Dihydroprogesteron nicht mehr
als 1 mg/ml ausmacht. Ein TGY170-Stamm, der 17OH-Progesteron schwach
zu 17,20-OH-Progesteron umwandelt und ein Wachstum, das dem des
Wildtyps gleicht aufweist, wird ausgewählt.
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Es
wurden zwei neue Plasmide, nämlich
pTG12010 und pTG12011, konstruiert, um die Disruption des GCY1-
und des YPR1-Gens, die mit dem Selektionsmarker URA3 assoziiert
sind, zu ermöglichen.
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Das
Plasmid pTG12010 wurde auf Grundlage des Plasmids pUC19 (Gene 1985;
33(1): 103–19
Improved M13 phage cloning vectors and host strains: nucleotide
sequences of the M13mp18 and pUC19 vectors. Yanish-Perron C. Vieira
J. Messing J) konstruiert, während
das Plasmid pTG12011 auf Grundlage des Plasmids pPOLYIII (Lathe,
R., Vilotte, J.-L.
and Clark, J.A., Plasmid and bacteriophage vectors for excision
of intact inserts JOURNAL Gene 57, 193–201 (1987)) konstruiert wurde.
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Konstruktion der Plasmide pTG12010 und
pTG12011
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Das
Konstrukt der Disruption des Gens GCY1 durch das Gen URA3 in dem
Plasmid pUC19, um zu pTG12010 zu gelangen, wurde durch vier Amplifikationen
durch aufeinanderfolgende PCRs erhalten. Einerseits wurden drei
unabhängige
PCRs durchgeführt,
um den 5'-Teil des
Gens GCY1 (PCR1), das funktionelle URA3-Gen, das von den GCY1-Sequenzen
begrenzt ist, (PCR2), und den 3'-Teil des GCY1-Gens
(PCR3) zu erhalten. Der 5'-
und der 3'-Teil
des GCY1-Gens wurden mit Hilfe der Paare OTG11285, OTG11286 bzw. OTG11287,
OTG11289 mit einer genomischen DNA-Matrize des Stamms Fy 1679-28c
erhalten. Die Sequenz der Oligonukleotide lautet: OTG11285: GATTCGGTAATCTCCGAACAggtaccAATTATATCAGTTATTACCCGGGA
(SEQ ID NO 1); OTG11286: AGCCATCTTTCAAAGCGGTT (SEQ ID NO 2); OTG11287:
CCGATCGAATCAAAACGAACAG (SEQ ID NO 3); OTG11289: TCTAATCAGCTAGTAAGAAC
(SEQ ID NO 4).
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Das
von den Sequenzen GCY1 flankierte URA3-Gen (so, daß man eine
Deletion eines Teils der Codiersequenz des GCY1-Gens erhält) wird
mit Hilfe der Oligonukleotide OTG 11305 (aaccgctttgaaagatggctATCGATTTTCAATTCAATTCATCATTTTTTTTTTATTCTT
TTTTTTG, (SEQ ID NO 5) und OTG11306 (ctgttcgttttgattcgatcgggAAGCTTGGGTAATAACTGATATAATTAAATTGAACTC
(SEQ ID NO 6) ausgehend von einer Matrize des linearisierten Plasmids
pTG10054 (Degryse et al. in vivo cloning by homologous recombination
in yeast using a two-plasmid-based system. Yeast. 1995 Jun 15; 11(7):
629–40)
amplifiziert. Die Bedingungen bezüglich Puffer und Matrizen-
und Primerkonzentration für
die Amplifikation werden vom Hersteller oder Produzenten des Enzyms
TAQ DNA-Polymerase angegeben, insbesondere für das von Life Technologies
entwickelte Enzym Elongase. Die Temperaturzyclen lauten folgendermaßen: ein
erster Zyclus von 6 min 30 sec, um Primer und Matrize zu denaturieren,
dann 30 Zyclen zu 30 sec bei 93°C,
2 min bei 54°C
und 3 min bei 68°C,
der letzte Zyclus lautet 5 min bei 72°C. Die Produkte PCR1, PCR2 und
PCR3 werden äquimolar
gemischt und erneut mit Hilfe der Oligonukleotide OTG11285 und OTG11289
(siehe oben) amplifiziert. Das Endprodukt PCR4, das eine Größe von 1,9
Kilobasen aufweist, wird anschließend zwischen die KpnI- und
BamHI-Restriktionsstellen des Plasmids pUC19 subkloniert, um zu
dem Plasmid pTG12010 zu gelangen. Die Struktur des Plasmids wurde
durch Restriktionsprofil und Nukleotidsequenzierung der Enden verifiziert.
Mittles Klonierung von pTG12010 konnte man nun aber zwei Versionen
dieses Plasmids erhalten, nämlich
die Version pTG12010#40 (pTG12010 Klon 40) und pTG12010#36 (pTG12010
Klon 36). Das ursprüngliche
Ziel bestand darin, das Gen GCY1 zu erhalten, das von dem Gen URA3,
das von den Spaltstellen ClaI und HindIII 5' bzw. 3' des Gens begrenzt ist, unterbrochen
ist. Nun wurden aber zwei unterschiedliche Plasmide erhalten, nämlich PTG12010#36
und pTG12010#40. Diese beiden Plasmide unterscheiden sich nur durch
das Vorhandensein bzw. Fehlen der Spaltstellen ClaI und HindIII
an den Enden des URA3-Gens. Das Plasmid pTG12010#40 weist eine HindIII-Restriktionsstelle
am 3'-Ende des URA3-Gens
auf, jedoch keine ClaI-Stelle am 5'-Ende. Das Plasmid pTG12010#36 weist
keine HindIII-Spaltstelle am 3'-Ende
auf, jedoch eine ClaI-Spaltstelle am 5'-Ende des Gens.
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Dieser
Eigenschaft bedient man sich, um das Plasmid zu erhalten, das das
URA3-Gen, das von der HindIII- und der ClaI-Spaltstelle begrenzt
ist und das die Codiersequenz von GCY1 unterbricht, zu erhalten.
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Konstruktion des Plasmids pTG12036
-
Das
Plasmid pTG12036 wurde in 4 Stufen ausgehend von pTG10802 konstruiert.
Das Plasmid pTG10801 (das das Ausgangsmaterial für das Plasmid pTG10802 darstellt)
ist ein Plasmid de pUC-Typs, in dem eine Abfolge von Restriktionsspaltstellen
zwischen die XhoI- und die XhoI-Stelle insertiert worden ist. Diese
Abfolge von Spaltstellen umfaßt
die HindIII-, die SnabI-, die ClaI- und die SpeI-Spaltstellen. Zwischen
der HindIII und der ClaI-Stelle wurde die HindIII/ClaI-Kassette
von pTG10470 (wie im folgenden beschrieben), die den TEF1-Promoter, die humane
p450c21-DNA und den PGK-Terminator umfaßt, zwischen die HindIII- und die
ClaI-Stelle von pTG10801 insertiert, um zu pTG10802 zu gelangen.
Dieses Plasmid wurde anschließend mit
XhoI verdaut, und die eingeführte
Kassette wird also deletiert, um ein von XhoI-Spaltstellen begrenztes PCR-Fragment
einzuführen.
Dieses 2,5 Kb große
Fragment stammt von der Amplifikation des Oligonukleotidpaars OTG11844
(tttgctcgaggttacagaagggc, SEQ ID NO: 13) und OTG11845 (gattctcgagcaattggctgacta,
SEQ ID NO: 14) auf dem Plasmid pTG12010 (#40), wodurch man zu einem
Fragment gelangt, das von XhoI-Stellen begrenzt ist und das das
GCY1-Gen, das von dem URA3-Gen, welches am 5'-Ende von einer ClaI-Spaltstelle begrenzt
ist, unterbrochen ist. Dieses Fragment wurde zwischen die XhoI-Spaltstellen
des Plasmids pTG10802 kloniert, um zu dem Plasmid pTG12035 zu gelangen.
Um die fehlende HindIII-Spaltstelle einzuführen, bediente man sich des
Plasmids pTG12010 (#36). Dieses Plasmid ist im wesentlichen mit
pTG12010 (#40) identisch, verfügt
jedoch über
eine HindIII-Spaltstelle
am 3'-Ende des URA3-Gens
an der Grenze zu dem GCY1-Gen und verfügt über keine ClaI-Spaltstelle
am 5'-Ende des URA3-Gens
dort, wo es mit dem GCY1-Gen zusammenstößt. Man führt nun eine in-vivo Rekombination
in E. coli zwischen dem 2,2 Kb großen NcoI-BamHI-Fragment von pTG12010
(#36) (das in 5'-3'-Richtung ein Fragment
des URA3-Gens und am 3'-Ende
ein Fragment des GCY1-Gens trägt)
und einem Teil des Plasmids ptG12035, das heißt, dem großen StuI/AfIII-Fragment mit
4,45 Kb, durch. Das erhaltene Plasmid, pTG12036, weist das GCY1-Gen auf, das von dem
URA3-Gen, welches von den Spaltstellen ClaI bzw. HindIII am 5'- bzw. 3'-Ende begrenzt ist,
unterbrochen ist.
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Konstruktion des Plasmids pTG12086
-
Dieses
Fragment wird anschließend
gegen die Expressionskassette von P450c21, die auf dem 2,33 Kb großen ClaI/HindIII-Fragment
des Plasmids pTG10469 (siehe weiter unten) liegt, ausgetauscht,
um zu dem Plasmid pTG12036 zu gelangen.
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Konstruktion von Expressionsplasmiden
für Cytochrom
P450c21
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Für die Überexpression
dieses Proteins in Hefe verwendete man zwei Arten von Promoter,
nämlich TEF1
(„Transcription
elongation factor1")
und TDH3 („Glyceraldehyde-3-phosphate
dehydrogenase 3). In jedem Fall handelt es sich bei dem Transkriptionsterminator
um den PGK-Terminator.
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In
diesen Plasmiden liegt auf dem SalI/MluI-Fragment die cDNA des menschlichen
P450c21.
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Konstruktion der Plasmide pTG10470 und
pTG10469
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Das
Plasmid pTG10289 wurde durch Modifikation von pMAc21 (Expression
and functional study of wildtype and mutant human cytochrome P450c21
in Saccharomyces cerevisiae.
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Wu
Da, Hu MC, Chung BC DNA Cell Biol 1991 Apr; 10(3): 201–9)), Verdau
mit KpnI, MluI und Einführung
des Oligonukleotids OTG5868 erhalten. Die cDNA dieses Plasmids stammt
von der American Type Culture Collection unter der Bezeichnung pc21/3c.
Es handelt sich um das 1,6 Kb große EcoRI/BamHI-Fragment, das
als Grundlage für
die Konstruktion von unterschiedlichen Plasmiden gedient hat. Die
durchgeführten
Modifikationen sind in der Arbeit oben sowie in der Arbeit (Expression
of human 21-hydroxylase (P450c21) in bacterial and mammalian cells:
A system to characterize normal and mutant enzyme Meng-Chun Hu and
Bon-chu Chung DNA and Cell Biology 1991 Apr; 10(3) 201–209) beschrieben.
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Bei
diesem Arbeitsschritt wurde der nicht codierende Teil von P450c21
des Plasmids pMAc21, der die Expressionskassette von P450c21 enthält, sowie
die KpnI-Stelle, die sich dort befand, entfernt. Das Plasmid pTG10292
wurde durch Übertragung
der menschlichen c21 cDNA (SalI/MluI-Fragment) des Plasmids pTG10289
in das Plasmid pTG10031 mit Hilfe der SalI- und der MluI-Spaltstelle erhalten.
Das Plasmid pTG10475 wurde durch PCR und Rekombination erhalten.
Es wurde nämlich
ausgehend von dem Plasmid PTG10292 ein Fragment der menschlichen
P450c21-cDNA, das ungefähr
250 Nukleotide darstellte, mit Hilfe der Oligonukleotide OTG7410
(GGAATTCCGTCGACAAAAATGCTGCTCCTGGGCCTGCTGC, SEQ ID NO: 15) und OTG5927
(CCTCAATGGTCCTCTTGGAGTTCAGCACC, SEQ ID NO: 16) amplifiziert. Dieses
Fragment ist die Codiersequenz des menschlichen P450c21, die von
einer SalI-Spaltstelle und der Sequenz AAAA begrenzt wird, wie dies
bei Oligonukleotid OTG7410 beschrieben ist. Dieses Fragment wurde
mit SalI verdaut und anschließend
in das lineare Fragment von pTG10292, das mit SalI verdaut wurde,
ligiert, und anschließend
wurde ein Rekombinationsversuch mit dem Stamm BJ5183 durchgeführt. Das
erhaltene Plasmid, pTG10475, trägt
eine cDNA von P450c21 mit einer Codiersequenz, die mit derjenigen
der natürlichen
cDNA identisch ist, im Gegensatz zu dem Plasmid pMAc21 auf einem
Fragment, das mit den Vektoren, die wir im Laboratorium verwenden,
kompatibel ist, das heißt
ein Fragment, das von den Restriktionsspaltstellen SalI und MluI
begrenzt wird. Dieses Fragment weist die folgende Umgebung um das
ATG-Codon für die Translationsinitiation
auf GTCGACAAAAATGCTGCTCCTGGGCCTGCTGC (SEQ ID NO: 17). Ausgehend
von diesem Plasmid wurde das SalI/MluI-Fragment, das die cDNA des menschlichen
P450c21 trägt,
in das Plasmid pTG10158 (Degryse et al 1996) mittels klassischer
Klonierung transferiert, um zu dem Plasmid pTG10472 zu gelangen.
Dasselbe SalI/MluI-Fragment des Plasmids pTG10472 wurde anschließend durch
Rekombination in das Plasmid pTG 10085 (Degryse et al 1996) transferiert,
um zu dem Plasmid pTG 10469 zu gelangen. Dasselbe Fragment, das
die P450c21-cDNA auf einem SalI/MluI-Fragment trägt, wurde in das Plasmid pGT10092 transferiert,
um zu dem Plasmid pTG10470 (Degryse et al 1996) zu gelangen. Dieses
Plasmid trägt
also die cDNA des menschlichen P450c21 unter der Kontrolle des TEF1-Promoters und eines
PGK-Terminators mit einem Selektionsmarker URA3-d mit einer Umgebung
des ATG-Initiationscodons
wie zuvor beschrieben.
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Konstruktion des Plasmids pTG12086
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Dieses
Plasmid dient der Integration einer Expressionskassette für P450c21
sowie gleichzeitig der Disruption des GCY1-Gens.
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Dieses
Plasmid wurde ausgehend von dem Plasmid pTG12036 und dem Plasmid
pTG10614 konstruiert.
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Das
letztgenannte Plasmid wurde ausgehend von pTG10212 (Degryse et al
Yeast 11: 629–640
(1995)) konstruiert, bei dem es sich um ein Hefe-Expressionsplasmid
auf Grundlage eines TDH3-Promoters, eines PGK-Terminators und eines
URA3-d-Selektionsmarkers handelt.
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Durch
homologe Rekombination in E. coli wird der Selektionsmarker durch
den Selektionsmarker des Plasmids pTG10054 (Degryse et al 1995)
ersetzt, zu diesem Zweck wird das 2,1 Kb große MluI/FspI-Fragment von pTG10054,
das den URA3-Marker, der von Rekombinationssequenzen flankiert ist,
enthält,
mit dem großen
HindIII-Fragment von pTG10212 rekombiniert, wodurch man zu dem Plasmid
pTG10610 gelangt, das dieselben Charakteristiken wie pTG10212 (Degryse
et al 1995) aufweist und einen URA3-Marker in derselben Orientierung
wie pTG10054 enthält.
Das SalI/MluI-Fragment,
das die cDNA des menschlichen Cytochroms P450c21 enthält, des
Plasmids pTG10472 (siehe weiter oben) wird in das Plasmid pTG10610
transferiert, um zu dem Plasmid pTG10614 zu gelangen. Das ClaI/HindIII-Fragment dieses Plasmids
enthält
in 5'-3'-Richtung den TDH3-Promoter,
die cDNA des menschlichen P450c21, die von SalI- und MluI-Schnittstellen
begrenzt wird, und anschließend
den PGK-Terminator enthält,
wird in das Plasmid pTG12036 transferiert, um zu dem Plasmid pTG12086
zu gelangen, das also die Sequenz des GCY1- Gens, die durch die TDH3-Expressionskassette
des menschlichen Cytochroms P450c21 unterbrochen wird, enthält.
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Konstruktion des Plasmids pTG12045
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Die
einzige SphI-Spaltstelle des Plasmids pPolyIII wird durch Insertion
des komplementären
Oligonukleotidpaares OTG11975 (AAATCGATAACATG, SEQ ID NO: 18) und
OTG11976 (TTATCGATTTCATG, SEQ ID NO: 19) zerstört. Die SphI-Spaltstelle von pPOLYIII
wird zerstört
und gegen eine ClaI-Stelle ausgetauscht, um zu dem Plasmid PCG12040
zu gelangen. In das Plasmid pTG12040 führt man zwischen die einzigen
ClaI- und EcoRI-Stellen ein ClaI/EcoRI-Fragment von genomischer
DNA ein, das dem 0,7 Kb großen
3'-Teil des YPR1-Gens
entspricht und das durch Amplifikation mit den Oligonukleotiden
OTG11981 (ATTGATATCGATAAAAAGCACGGCGTTGAG, SEQ ID NO: 20) und OTG11982
(TCTCGGAATTCAGGTACTGCAGCCAG, SEQ ID NO: 21) erhalten wurde, um zu
dem Plasmid pTG12041 zu gelangen. In diesem 2,84 Kb großen Plasmid
pTG12041 wird der 5'-Teil
des YPR1-Gens (0,66 Kb), der mit den Oligonukleotiden OTG11314 (tacgctcgagACGTTGGTGTCATTGATATTCA,
SEQ ID NO: 22) und OTG11980 (CAACTAAGCTTCATTCAAATAGATAGCCGC, SEQ
ID NO: 23) ausgehend von genomischer DNA von Wildhefe amplifiziert
wurde, in Form eines XhoI/HindIII-Fragments zwischen die SalI- und
die HindIII-Spaltstelle des Plasmids pTG12041 kloniert. Man gelangt
zu dem 3,5 Kb großen
Plasmid pTG12042. Dieses Plasmid trägt das von den Spaltstellen
ClaI und HindIII unterbrochene YPR1-Gen. Zwischen diese Spaltstellen wird
die Kassette des P450c21 Cytochroms in Form eines 2,33 Kb großen ClaI/HindIII-Fragments,
das von dem Plasmid pTG10469 stammt, kloniert. Auf diese Weise erhält man das
Plasmid pTG12045.
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Konstruktion des Plasmids pTG10497
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Bei
diesem Plasmid handelt es sich um ein Expressionsplasmid mit niedriger
Kopienzahl (des Typs ARS CEN), das eine Expressionskassette für das menschliche
Cytochrom P450c21 enthält,
die sich unter der Kontrolle des TDH3-Promoters und des PGK-Terminators
befindet. Dieses Plasmid wurde ausgehend von dem Plasmid pTG10434
konstruiert, welches den URA3-Selektionsmarker sowie den TEF1-Promoter,
den PGK-Terminator sowie einen Hefe-Replikationsursprung des Typs ARSH4/CEN6
(Degryse et al 1995) enthält.
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Dieses
Plasmid wurde so modifiziert, daß es einen LEU2-Marker und einen
TDH3-Promoter statt den URA3-Markern bzw. dem TEF1-Promoter enthält. Zu diesem
Zweck wird das SpeI/MluI-Fragment, das den LEU2-Marker enthält, der
von den Rekombinationsfragmenten, die der PGK-Terminator und ein Fragment des Replikationsursprungs
sind, begrenzt wird, durch Rekombination anstelle der URA3-Region
des mit HindIII verdauten Plasmids pTG10434 kloniert, um zu dem
Plasmid pTG10466 zu gelangen. In diesem Plasmid pTG10466 wird der
TEF1-Promoter gegen den TDH3-Promoter ausgetauscht, und zwar dadurch,
daß man
in E. coli das HindIII/EcoRI-Fragment von pTG10212 (Degryse et al
1995) (das den Replikationsursprung von E. coli sowie den TDH3-Promoter
und PGK-Terminator enthält)
mit dem MluI/FspI-Fragment von pTG10466, das den LEU2-Marker und
den Replikationsursprung ARSCEN, die von Rekombinationssequenzen
begrenzt sind, enthält,
rekombiniert; auf diese Weise erhält man das Plasmid pTG10612.
Zwischen die SalI- und die MluI-Spaltstelle dieses Plasmids gibt
man die Expressionskassette TDH3::humanes Cytochrom P450c21 und Terminator,
um zu dem Plasmid pTG10497 zu gelangen.
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Konstruktion von defizienten
Stämmen
-
Um
zu dem Stamm ohne GCY1-Aktivität
zu gelangen wird der Stamm FY 167928c mit dem mit den Enzymen SphI
und EcoRI linearisierten Plasmid pTG121010 nach dem zuvor beschriebenen
Lithiumacetatverfahren transformiert. Die transformierten Klone
werden auf einem uracilfreien Medium selektiert und anschließend durch
Kolonie-Amplifikation
mit Hilfe der Oligonukleotidpaare OTG11285, OTG11289 und
OTG11285,
OTG11306, wobei als Matrize ein Extrakt oder ein Präparat von
genomischer DNA der Hefe eingesetzt wird, unter den oben beschriebenen
Bedingungen durchmustert. Die Kolonien, die die PCR-DNA-Produkte
der erwarteten Größe von 1,9
Kb bzw. 1,4 Kb aufweisen, werden anschließend auf einem reichen Medium
kultiviert, um eine biologische Umwandlung des 17OH-Progesterons gemäß Dumas
et al (Eur J Biochem 1996 Jun 1; 238(2): 495–504 11 beta-hydroxylase activity
in recombinant yeast mitochondria. In vivo conversion of 11-deoxycortisol
to hydrocortisone) durchzuführen.
Die Substratkonzentration beträgt
100 mg/l, die Kohlenstoffquelle ist Galactose und die optische Dichte
beträgt
0,1. Das Kulturvolumen beträgt
10 ml, die Inkubationsdauer beträgt
24 Stunden bei 30°C.
Nach 24stündiger
Inkubation werden die positiven Klone durch Extraktion von einem
ml Medium (mit Zellen) mit 2 ml Dichlormethan und anschließender Analyse
der organischen Phase mittels Umkehrphasen-Hochdruckchromatographie
wie oben beschrieben (Dumas et al 1996) ausgewertet. Die Stämme TGY194
#10 und TGY194#11 sind ohne 20-Keto-Reduktaseaktivität auf 17OH-Progesteron
und ergeben in der PCR ein positives Signal.
-
Das
Konstrukt der Disruption des Gens YPR1 (YDR368w) durch das Gen URA3
in dem Plasmid pPOLYIII, um zu pTG12011 zu gelangen, wurde durch
vier aufeinanderfolgende PCRs erhalten. Einerseits wurden drei unabhängige PCRs
durchgeführt,
um den 5'-Teil des
Gens YPR1 (PCR 5), das funktionelle URA3-Gen, das von den YPR1-Sequenzen
begrenzt ist, (PCR 6), und den 3'-Teil des GCY1-Gens
(PCR 7) zu erhalten. Die DNA der PCR5 wurde durch Amplifikation
an einer genomischen DNA-Matrize mit den Oligonukleotiden OTG11314
(tacgctcgagACGTTGGTGTCATTGATATTCA, (SEQ ID NO: 7) und OTG11315 (CTTCATTCAAATAGATAGCCG,
(SEQ ID NO: 8) erhalten, ebenso wurde die DNA der PCR7 durch Amplifikation
mit Hilfe der Oligonukleotide OTG11316 (TATGGCTAAAAAGCACGGCGTT,
(SEQ ID NO: 9) und OTG11317 (cgatctcgagTTTCTCGTTGTTCAGGTACTG, (SEQ
ID NO: 10) an derselben Matrize erhalten. Das von der YPR1-Region
am 5'- und am 3'-Ende flankierte
URA3-Gen wird mit Hilfe der Oligonukleotide OTG11463 (CGGCTATCTATTTGAATGAAGatcgattttcaattcaattcatcattttttttttattcttttttttg,
(SEQ ID NO: 11) und OTG11464 (AACGCCGTGCTTTTTAGCCATAAGCTTgggtaataactgatataattaaattgaactc,
(SEQ ID NO: 12) an einer wie oben beschrieben linearisierten pTG10054-Matrize amplifiziert.
Die Produkte der PCR5, PCR6 und PCR7 wurden äquimolar vermischt und anschließend mittels
PCR mit Hilfe der Olignukleotide OTG11314 und OTG11317 wie oben
amplifiziert, um zu einem 1,X Kb großen PCR8-Produkt zu gelangen. Dieses Produkt
PCR8 wurde mit dem Enzym XhoI verdaut und anschließend in
das mit XhoI verdaute Plasmid pPOLYIII subkloniert. Die Orientierung
der Insertion in das Plasmid pPOLYIII wurde durch Verdauung mit
den Enzymen NcoI und EcoRI bestimmt.
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Interessanterweise
wird beim Plasmid pTG12010 und pTG12011 das Fehlen einer ClaI-Spaltstelle bzw.
einer HindIII-Spaltstelle festgestellt. Die Klonierungsverbindungsstellen
wurden durch Nukleotidsequenzierung überprüft.
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Konstruktion von Stamm TGY195
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Das
Plasmid pTG12011 wird mit dem Enzym XhoI verdaut, und das Verdauungsprodukt
wird anschließend
für die
Transformation des Stamms Fy 1679-28c unter Verwendung der oben
beschriebenen Lithiumchloridmethode zu transformieren. Die Transformanten
werden auf einem uracilfreien Medium selektiert. Die Transformanten werden
durch Amplifikation mittels PCR unter Verwendung der Oligonukleotide,
die bei der Konstruktion von Plasmid pTG12011 eingesetzt wurden,
amplifiziert. Die in diesem Test positiven Klone werden anschließend mittels
der weiter oben beschriebenen Methode der biologischen Umwandlung
von 17OH-Progesteron in Gegenwart von Glucose als Kohlenstoffquelle
durchmustert. Ein Klon, TGY195#4, wird aufgrund von neuen Eigenschaften
ausgewählt.
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Konstruktion von Stamm TGY197
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Ein
Klon, TGY195#4, der eine unter diesen Bedingungen reduzierte 20-Keto-Reduktaseaktivität aufweist,
wird für
eine neue Transformation mit Hilfe des Plasmids pgcy1::LEU2 wie
oben für
den Stamm Fy1679-28c beschrieben ausgewählt. Die Klone, die in Abwesenheit
von Leucin zu wachsen vermögen,
werden anschließend
für eine
erneute biologische Umwandlung von 17OH-Progesteron wie oben beschrieben in Gegenwart
von Glucose oder Galactose ausgewählt. Ein Klon, TGY197#a, mit
einer unter den beiden Bedingungen der biologischen Umwandlung verringerten
Aktivität
wird ausgewählt.
So ist die 20-Keto-Reduktaseaktivität, die zu Beginn 12% (bei 100
mg/l Substrat) betrug, auf ungefähr
0,2% reduziert, was also eine Reduktion um mehr als das 60fache
darstellt.
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Konstruktion von Stamm TGY245
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Der
Stamm TGY245 wird ausgehend von dem Stamm TGY195#4 konstruiert.
Ausgehend von dem Stamm TGY195#4 erhält man zuerst den Stamm TGY212#1,
dann den Stamm TGY243#1 und schließlich den Stamm TGY245.
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Der
Stamm TGY195#4 wird gleichzeitig mit dem Plasmid YRP7 (1 μg) und mit
5 μg des
Plasmids pTG12045, verdaut mit NotI, transformiert. Die transformierten
Stämme
werden auf tryptophanfreiem Medium selektiert. Kolonien (678 Kolonien)
werden auf ein tryptophanhaltiges Medium vereinzelt (um sie von
dem Plasmid YRP7 zu befreien) und auf einem Medium, das Tryptophan
und 5-Fluororotat (5FO) vereinzelt, um auf diejenigen Kolonien zu
selektieren, die das URA3-Gen, das das GCY1-Gen unterbricht, verloren
haben. Bei dieser Durchmusterung wird eine Kolonie, nämlich TGY212#1,
selektiert. Mit dieser Kolonie wird wie oben beschrieben mit 100 μg/ml des
Substrats 17OH-Progesteron ein Biokonversationsversuch durchgeführt, der Stamm
wird in mit den erforderlichen Aminosäuren und mit Uracil versetztem
Minimalmedium gezüchtet.
Dieser Stamm ist fähig,
17OH-Progesteron mit einer Umsatzrate in der Größenordnung von 47% in 24 Stunden unter
schwacher 4-Pregnen-17α-20α-diol-3-on-Produktion
unter diesen Bedingungen (< 0,5%)
in 11-Desoxycortisol umzuwandeln. Unter gewissen Bedingungen (reiches
definiertes Medium des Kappeli-Typs mit Galactose als Kohlenstoffquelle
und Bedienen der Kultur bei hoher Dichte: OD 600 nm = 5), ist die
Fähigkeit
zur Reduktion des Ketons erhöht,
um bei einer auf 1,5% des Ausgangssubstrats reduzierten Biokonversionsfähigkeit 11%
des Ausgangssubstrats zu erreichen. Unter diesen Bedingungen beeinflußt das wahrscheinliche
Vorliegen des GCY1-Gens die Biokonversion von 17OH-Progesteron negativ.
Es wurde daher entschieden, das GCY1-Gen zu disrumpieren, um seine
Aktivität
zu verhindern.
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Zu
diesem Zweck wurde der Stamm TGY212#1 mit 3 μg des Plasmids pTG12010#36,
das mit den Restriktionsenzymen SphI und EcoRI linearisiert worden
war, transformiert. Es wurden 27 Transformanten auf einem für die Auxotrophien
von TGY212#1 angereicherten Minimalmedium, das jedoch kein Uracil
enthielt, selektiert. Mit diesen Kolonien wurden Biokonversionstests
in einem mit Galactose als Kohlenstoffquelle versetzten Minimalmedium
durchgeführt,
da es sich bei der Galactose um einen bekannten Induktor von GCY1
handelt. Alle TGY243-Klone wiesen die Fähigkeit, 17OH- Progesteron in 11-Desoxycortisol
umzuwandeln, auf, jedoch ohne nachweisbare Mengen an 4-Pregnen-17α,20α-diol-3-on zu produzieren.
Ein Klon mit der Bezeichnung TGY243#1 wurde selektiert, um anstatt
des URA3-Gens eine Expressionskassette für menschliches P450c21 einzuführen.
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Dieser
Stamm TGY243#1 wird mit dem Plasmid YRP7 (2 μg) und mit dem Plasmid pTG12086,
das mit dem Enzym XhoI (5 μg)
linearisiert worden war, transformiert. Das transformierende Fragment
von pTG12086 enthält
die Codiersequenz von GCY1, die durch eine Expressionskassette für das menschliche
P450c21 (TDH3::menschliche P450c21-cDNA::PGK°-Terminator) unterbrochen ist.
Die Kolonien, die in Abwesenheit von Tryptophan wachsen, werden
selektiert. Diese 381 Kolonien werden anschließend auf ein Medium überführt, das
Tryptophan und 5-Fluororotat enthält. Ungefähr zehn Kolonien werden anschließend in
einem reichhaltigen Medium des YPG-Typs, das mit Tryptophan, Histidin,
Leucin und Uracil in einer Konzentration von 50 μg/ml angereichert ist, geprüft. Die
Stämme
werden 17OH-Progesteron in einer Konzentration von 100 μg/ml ausgehend
von OD 600 nm = 0,1 16 Stunden lang umwandeln gelassen.
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Unter
diesen 10 Klonen wird ein Klon, nämlich TGY245#1D, nach zwei
Kriterien ausgewählt,
nämlich die
Fähigkeit,
17OH-Progesteron zu 11-Desoxycortisol umzuwandeln und zweitens auf
fehlende Bildung von 4-Pregnen-17α,20α-diol-3-on,
was die Disruption von GCY1 anzeigt.
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Eigenschaft der GCY1-defizienten Stämme:
-
Die
erhaltenen Ergebnisse zeigen, daß das Knock-Out von CGY1 die
durch Galactose induzierbare 20α-HSD-Aktivität eliminiert.
So wurde die In-vivo-Produktion von 4-Pregnen-17α,20α-diol-3-on ausgehend von 17α-Hydroxyprogesteron
(100 μg/ml)
an kultivierten Wildstämmen
und TGY170-Stämmen
(gcyI-Δ::LEU2), die
entweder im Glucosemedium oder im Galactosemedium kultiviert wurden,
geprüft
(3). Bei der Galactosemediumkultur wurde eine ungefähr 95%ige
Reduktion der Produktion von 4-Pregnen-17α,20α-diol-3-on des mutierten Stamms
im Vergleich zu dem Wildstamm beobachtet. Bei dem Glucosemedium
ist die Verringerung schwacher, was offenbar anzeigt, daß das Produkt
des GCY1-Gens eine durch Galactose induzierbare 20α-HSD-Aktivität aufweist.
Unabhängig
von der eingesetzten Kohlenstoffquelle liegt in der Mutante gculI-Δ eine Restaktivität vor, die
im wesentlichen identisch ist.
-
Eigenschaften
der GCY1, YPR1-defizienten Doppelmutante:
Angesichts der Tatsache,
daß gefunden
wurde, daß Gcylp
und Yprlp mit der 20α-HSD-Aktivität assoziiert
sind (siehe oben), und daß es
sich bei Yprlp um das nächste
Homolog von Gcylp handelt (Aminosäureidentität 65%), wurde eine doppelte
Disruption von GCY1 und von YPR1 durchgeführt und auf ihre 20α-HSD-Aktivität geprüft. Die
erhaltenen Ergebnisse zeigen, daß der für beide Gene defiziente Stamm
(TGY197) im wesentlichen frei von 20α-HSD-Aktivität ist.
-
Insbesondere
wurden die Hefen TGY197 (gcy1::LEU2, ypr1::URA3) erzeugt und in
vivo auf ihre 20α-HSD-Aktivität geprüft. Die
Zellen wurden entweder mit Glucose oder mit Galactose als Kohlenstoffquelle in
Gegenwart von 100 μg/ml
17α-Hydroxyprogesteron
kultiviert. Nach 72 h kann das 4-Pregnen-17α,20α-diol-3-on in der Fermentationsbrühe nicht
nachgewiesen werden, was zeigt, daß die Inaktivierung der beiden Gene
zu einer Suppression der nachweisbaren 20α-HSD-Aktivität führt.
-
Substratspezifität von Wildtyp-Stämmen und
mutierten Stämmen
-
Es
wurde eine Reihe von Bestandteilen, die bereits als Substrate für verschiedene
Arten von Reduktasen (Aldose-, Aldehyd- und Carbonylreduktasen)
beschrieben wurden, an Wildtyp-Homogenisaten und an Mutantenstämmen unter
unterschiedlichen Kulturbedingungen geprüft (Tabelle II). Es wurde beobachtet,
daß Gcylp
und Ypr1P die einzigen Aldo-Keto-Reduktasen aus der Hefe sind, die
17α-Hydroxyprogesteron
als Substrat nutzen.
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Es
scheint, daß Gcylp
alle geprüften
Substrate nutzt, da in allen Fällen
eine Induktion durch Galactose die Aktivität erhöht. Im Glucosemedium wurde
bei allen Bestandteilen mit Ausnahme von 17α-Hydroxyprogesteron eine Basalaktivität beobachtet,
unabhängig
davon, ob GcyIP und YprIp vorhanden oder nicht vorhanden waren.
Im Galactosemedium wurde für
die beiden geprüften
Aldehyde eine hohe Aktivität
bei den Mutantenstämmen
beobachtet, die jedoch weniger ausgeprägt war als bei den Wildtypstämmen. Dies
zeigt, daß ein
für Aldehyde
spezifisches Enzym, wobei es sich nicht um GcyIP handelt, durch
Galactose induzierbar ist.
-
In
einem neulich erschienenen Bericht über die Physiologie von Hefen
unter osmotischem Streß wurde
GCY1 als reagierend identifiziert. Die Sequenzierung eines aus einer
Glyceroldehydrogenase von Aspergillus niger isolierten Peptids zeigte
eine Homologie zwischen zwei Hefeproteinen, nämlich Gcylp und Yprlp. Die
Induktion von GCY1 unter osmotischem Streß (zusätzlich zu der Induktion durch
Galactose) kann anzeigen, daß GCY1
eine Glyceroldehydrogenaseaktivität aufweist, wie dies bei Norbeck
und Blomberg vorgeschlagen wurde. Solch eine Aktivität wurde
jedoch bis jetzt noch nicht nachgewiesen.
-
Die
Reduktion von 17α-Hydroxyprogesteron
zu 4-Pregnen-17α,20α-diol-3-on
in S. Cerevisiae beruht in erster Linie auf dem Produkt des GCY-Gens
und in geringerem Ausmaß auf
dem Produkt des YPR1-Gens. Gemäß der von
Jez et al. (1997) vorgeschlagenen Nomenklatur sollten diese Enzyme
in die Unterfamilie AKR1C eingereiht werden. Bei den Säugetieren
wurden HSDs, die zur AKR-Familie gehören, vorgeschlagen, um die
Verfügbarkeit
von Steroidhormonen zu regulieren. Die physiologische Rolle dieser
Enzyme bei der Hefe ist nach wie vor unbekannt, da man annimmt,
daß die
Hefen in einer natürlichen
Umgebung nicht der Gegenwart von Steroiden ausgesetzt sein können. Was
immer die biologische Bedeutung solch einer Aktivität in der Hefe
ist, ihre Entfernung trägt
zur Verbesserung der Produktion von Corticosteroiden von Hefen bei,
insbesondere von erfindungsgemäß genetisch
modifizierten Hefen.
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Beispiel für die Biokonversion mit menschlichem
P450c21 in der Hefe in Gegenwart und Abwesenheit von GCY1 und YPR1.
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Um
zu zeigen, daß die
Disruption von GCY1 und YPR1 für
eine spezifische Biokonversion in der Hefe S. cerevisiae unerläßlich ist,
wurde die Fähigkeit
der Stämme
Fy1679-28c/pTG10497 (Fy/pTG10497), TGY212#1 und TGY245#2D zur Biokonversion
von 17OH-Progesteron verglichen.
-
Der
Stamm Fy/pTG10497 trägt
die beiden Wildgene GCY1 und YPR1 und das Ein-Kopie-Plasmid des ARSCEN-Typs
(„Autonomously
Replicating Sequence Centromére") für die Expression
von Human-P450c21. Die cDNA des Human-P450c21 steht in diesem Plasmid unter
der Kontrolle des TEF1-Promoters.
-
Der
STamm TG212#1 trägt
eine in den YPR1-Lokus integrierte Kopie der Expressionskassette
des Gens für
das Human-P450c21 (TEF1::Human-P450c21::PGK-Terminator) und verfügt über eine
Wildtypkopie des GCY1-Gens. TGY245#2D verfügt über keine Kopien des YPR1-
und des GCY1-Gens, statt dessen sind in jeden der Loci eine Kopie
der Kassette TEF1::Human-P450c21 bzw. eine Kopie von TDH3:P450c21
integriert.
-
Diese
Stämme
wurden in Minimalmedium mit einem Zusatz von Casaminosäuren 48
Stunden lang kultiviert. Die Stämme
werden dann in frischem Kappeli-Medium mit einem Zusatz von Uracil,
Histidin und Tryptophan in Gegenwart von 200 mg/l 17OH-Progesteron
suspendiert. Nach 72 stündiger
Inkubation wird das Medium in Gegenwart der Hefezellen extrahiert
und wie oben durch Umkehrphasen-Hochdruckflüssigkeitschromatographie
analysiert. Das Vorhandensein von 17OH-Progesteron, 11-Desoxycortisol
und 4-Pregnen-17α,20α-diol-3-on
wird bestimmt.
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Die
Ergebnisse sind in Tabelle III dargestellt. Jedes Produkt ist in
Prozent der Gesamtheit der Produkte ausgedrückt.
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Aus
diesem Versuch geht klar hervor, daß die Disruption von GCY1 und
YPR1 signifikant die Menge an 4-Pregnen-17α,20α-diol-3-on
von 7–11%
auf ein Niveau jenseits unserer Nachweisgrenzen (Empfindlichkeit
von 0,5 bis 1 mg/l) verringert.
-
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-
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Tabelle I
ORF | Bezeichnung
des Gens | %
Aminosäureidentität mit 20αHSD |
YOR120W | GCY1 | 44 |
YDR368W | YPR1 | 43 |
YHR104W | - | 41 |
YBR149W | - | 40 |
YJR096W | - | 39 |
YDL124W | - | 32 |
Tabelle III
Produkt | Fy/10497 | TGY212#1 | TGY245#2D |
17OH-Progesteron | 74 | 87 | 28 |
11-Desoxycortisol | 19 | 20 | 82 |
4-Pregnen-17α,20α-diol-3-on | 7 | 11 | 0 |
Tabelle II
| Fy1679.28c | TGY170 | TGY197 |
| Glucose | Galactose | Glucose | Galactose | Glucose | Galactose |
Xylose | 8 | 50 | 5 | 8 | 3 | 5 |
Methylglyoxal | 75 | 376 | 92 | 88 | 56 | 104 |
Glyceraldehyd | 32 | 1119 | 40 | 357 | 42 | 384 |
Nitrobenzaldehyd | 59 | 1117 | 69 | 334 | 50 | 395 |
17α-Hydroxyprogesteron | 0,04 | 1,44 | 0,006 | 0,01 | nd | nd |
Die Aktivitäten sind
in μM/min/mg
Protein angegeben
nd: Nicht detektiert |
-
-
-
-
-
-
-
-
-
SCHLÜSSEL ZU DEN FIGUREN
-
1:
-
-
2:
-
- Figure → Figur
- Temps → Zeit
- 4-pregnene-17a,20a-diol-3-one → 4-Pregnen-17a,20a-diol-3-on
-
3:
-
- Figure → Figur
- 4-pregnene-17a,20a-diol-3-one → 4-Pregnen-17a,20a-diol-3-on
-
4, 5:
-
- Figure → Figur
- Partie E. coli → Teil
E. coli
- pb → Bp
- ou → oder
- Replicon E. coli et gène
de résistance à l'ampicilline (β-lactamase) → E. coli-Replikon
und Ampicillin-Resistenzgen
(β-Lactamase)
-
6:
-
- Figure → Figur
- Replicon E. coli et gène
de résistance à l'ampicilline (β-lactamase) → E. coli-Replikon
und Ampicillin- Resistenzgen
(β-Lactamase)
- pb → Bp
- Partie → Teil