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Diese
Erfindung betrifft Verfahren zur Inaktivierung von Mikroorganismen
und Herstellung von Impfstoffen, sie betrifft Impfstoffe, die durch
derartige Verfahren hergestellt wurden und Kits, welche derartige
inaktivierten Mikroorganismen einschließen. Insbesondere, aber nicht
ausschließlich,
betrifft diese Erfindung Verfahren zur Inaktivierung von Viren und
die Herstellung von Virusimpfstoffen und sie betrifft Impfstoffe,
die durch derartige Verfahren hergestellt werden.
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Die
Virusinaktivierung und die Sicherheitsprüfungen sind die kritischsten
Schritte in der Produktion von inaktivierten Impfstoffen. Speziell
in dem Fall von den Maul-und-Klauenseuche(MKS)-Impfstoffen ist eine
garantierte Sicherheit unbedingt notwendig, weil jedes Auftreten
der Krankheit eine Blockade des gesamten Exporthandels von Tieren
und tierischen Produkten verursachen wird.
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Ein
klassisches Verfahren zur Inaktivierung des MKS-Virus und der Herstellung
des MKS-Impfstoffes verwendet Formaldehyd, wie in Waldmann et al.:
Waldmann O, Pyl G, Hobohm K O, Mohlmann H: "Die Entwicklung des Riemser Adsorbatimpfstoffes
gegen Maul- und Klauenseuche und seine Herstellung". Zbl. Bakt. I. Orig.
148: 1, 1941 beschrieben.
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In
der Vergangenheit wurde dieses Verfahren bei der Herstellung von
MKS-Impfstoffen verwendet und z. B. bei der Herstellung von Impfstoff
auf der Grundlage von Kulturen nach Frenkel angewendet; Frenkel
S: "Modifications
de la méthode
de culture du virus aphteuse selon Frenkel. Valeur des vaccins selon
les données du
laboratoire". Bull.
OIE 61: 985, 1964.
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Formaldehyd
(FA) ist für
seine Vernetzungswirkung (Fixierung) auf Proteine bekannt, welche
möglicherweise
die hohe Stabilität
und die lange Lagerbeständigkeit – bis zu
5 Jahre und länger – von FA-inaktivierten
(Frenkel) Impfstoffen verursachte.
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Verschiedene
Untersuchungen zeigten, dass bei der von Waldmann vorgeschriebenen
FA-Konzentration die grafischen Darstellungen der Inaktivierungen
nicht linear waren und häufig
ein „langsames
Auslaufen" aufwiesen,
welches eine unvollständige
Inaktivierung hervorrufen kann. Dies wurde in den nachfolgenden
Veröffentlichungen
demonstriert:
- – Graves J H: "Formaldehyde inactivation
of foot-and-mouth-disease virus as applied to vaccine preparation", Am. J. Vet. Res.
24, 1131;
- – Weslen,
T. und Dinter, Z.: The inactivation of foot-and-mouth disease virus
by formalin". Arch.
Ges. Virusforsch. 1957, 7, 394;
- – Barteling
S J, Woortmeijer R, Visser N: "Innocuity
testing of foot-and-mouth
disease vaccines. I. Formaldehyde-inactivated alhydrogel vaccines", J. Biol. Stand.
1983, 11, 297.
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Die
mit Formaldehyd inaktivierten Impfstoffe induzierten eine gute Immunität und es
konnte gezeigt werden, dass unter eindeutig definierten Bedingungen
lineare Inaktivierungsdiagramme mit FA erhalten werden können (Barteling
S J, Woortmeijer R: "Formaldehyde
inactivation of foot-and-mouth disease virus. Conditions for the
preparation of safe vaccine",
Arch. Virol. 1984, 80, 103). Die Inaktivierung mit FA blieb jedoch suspekt
und so wurde die Inaktivierung mit Aziridinen (z. B. Acetylethylenimin,
AEI), welche rascher inaktivieren und lineare Inaktivierungsdiagramme
aufweisen, die Methode der Wahl.
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Die
Inaktivierung mit AEI ist in der nachfolgenden Veröffentlichung
beschrieben:
- – Brown F, Hyslop N S G, Crick
J, Morrow A W: "The
use of acetylethyleneimine in the production of inactivated foot-and-mouth
disease vaccines",
J. Hyg. (Camb) 1963b, 61: 337.
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Ein
weitverbreitetes Verfahren zur Inaktivierung des MKS-Virus durch
ein Aziridin ist durch H. G. Bahnemann: "Inactivation of viral antigens for vaccine
preparation with particular reference to the application of binary
ethylenimine". Vaccine,
1999, 8, 299, beschrieben.
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Im
Unterschied zu FA weisen die Aziridine jedoch keine Vernetzungsaktivität auf und
die Impfstoffe, die aus einigen instabilen MKS(Impf-)-Stämmen hergestellt
wurden, zeigten eine kurze Lagerfähigkeit. Dementsprechend werden
einige labile Impfstämme
zuerst mit FA fixiert, bevor die Inaktivierung mit einer Aziridin-Verbindung
wie beispielsweise BEI vervollständigt
wird. Dieses Verfahren ist in den 3 nachfolgenden Veröffentlichungen
beschrieben worden:
- – Rowlands et al. (1972) – Stabilizing
the immunizing antigen of foot-and-mouth disease virus by fixation with formaldehyde.
Arch. Ges. Virusforsch. 39, 274–283;
- – Mowat
et al. (1973) – Enhancement
of immunizing potency of foot-and-mouth disease vaccine for cattle by treatment
of the antigen with formaldehyde. Arch. Ges. Virusforsch. 41, 365–370; and
- – M
M Rweyemamu et al. (1989) – Effect
of formaldehyde (FA) and binary ethyleneimine (BEI) on the integrity of
foot-and-mouth disease virus capsid. Rev. Sci. Tech. Off. Int. Epiz.
8, 747–767.
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Es
ist ebenfalls bekannt, den Virus zuerst mit BEI zu inaktivieren
und anschließend
die inaktivierten Viruspartikel oder Antigene mit FA zu vernetzen
oder zu fixieren, beispielsweise das MKS-Virus-Antigen von dem SAT2-Zim
7/83-Stamm.
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In
Mowat et al. (1973), Arch. Gesamte Virusforsch. 41 (4), Seite 365–370, und
in der STN DATABASE, Zugangs-Nr. 79:90381, ist die Immunisierung
von Rindern gegen die Maul-und-Klauenseuche unter Verwendung eines
Antigens, welches mit Formaldehyd behandelt worden ist, beschrieben
worden.
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Die
US-Patentschrift Nr. 5,242,686 beschreibt
die Verwendung einer Kombination von inaktivierenden Mitteln zur
Herstellung eines inaktivierten Chlamydien-Impfstoffes. Während Formaldehyd
und binäres
Ethylenimin in der Liste der inaktivierenden Mittel aufgeführt sind,
ist keine spezifische Auswahl irgendeiner Kombination an inaktivierenden
Mitteln offengelegt.
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Ein
Nachteil der bekannten Verfahren ist, dass sie relativ lange (+/–2 Tage)
benötigen,
um befriedigende Werte der Inaktivierung zu erreichen, mit der Folge,
dass ein Anteil von dem Virusantigen sich abbauen kann. Die aus
derartig inaktivierten Virusantigenen hergestellten Impfstoffe sind
folglich bei der Anwendung relativ gering wirksam.
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Darüber hinaus
ergibt BEI nicht immer eine zufriedenstellende Inaktivierung. In
der Praxis weisen die extrapolierten Ergebnisse manchmal darauf
hin, dass immer noch Risiken für
das Vorhandensein von überlebenden
Viruseinheiten in einer Charge am Ende von der Inaktivierung (bei
48 Stunden) vorhanden sind. Dies bedeutet, dass eine derartige Charge
nicht annehmbar ist und vernichtet werden muss.
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Die
erfindungsgemäßen Aufgaben
sind die Bereitstellung von Verfahren zur Inaktivierung von Mikroorganismen
und Herstellung von Impfstoffen, die Bereitstellung von Impfstoffen,
die durch derartige Verfahren hergestellt sind und die Bereitstellung
von Kits, die solche inaktivierten Mikroorganismen enthalten, welche
alle Verbesserungen der bekannten Verfahren, Impfstoffe und Kits
darstellen.
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Die
vorliegende Erfindung stellt ein Verfahren zur Steigerung der Inaktivierung
von einem Mikroorganismus bereit, wobei das Verfahren die simultane
Applikation von einem Aldehyd und einer separaten Aziridin-Verbindung
an den Mikroorganismus beinhaltet, wobei die simultane Applikation
einen synergistischen Effekt bereitstellt, welcher die Inaktivierung
des Mikroorganismus steigert.
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Die
vorliegende Erfindung stellt ebenfalls ein Verfahren zur Herstellung
eines Impfstoffes bereit, welches die Schritte der Bereitstellung
eines Erregers und die Inaktivierung des Erregers beinhaltet, wobei
das Verfahren die simultane Applikation von einem Aldehyd und einer
separaten Aziridin-Verbindung an den Erreger einschließt und wobei
die simultane Applikation einen synergistischen Effekt bereitstellt,
welcher die Inaktivierung des Mikroorganismus steigert.
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Die
Antragsteller haben überraschenderweise
gefunden, dass durch die Verwendung eines Aldehyds simultan mit
einer Aziridin-Verbindung ein synergistischer oder steigernder Effekt
erreicht wird, wodurch die Mikroorganismen inaktiviert werden, aber
nicht nur gründlicher,
sondern ebenfalls in einer relativ bedeutend kürzeren Zeitspanne im Vergleich
mit den Verfahren des Standes der Technik.
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Die
Antragsteller haben ferner gefunden, dass die erfindungsgemäß hergestellten
Impfstoffe bei der Anwendung wirkungsvoll sind, möglicherweise
aufgrund der Tatsache, dass die Zeitspanne der Inaktivierung relativ
kürzer
ist und dass das Aldehyd die Antigene von dem Mikroorganismus fixiert,
sobald sie frei werden. Die Antragsteller meinen, dass die Antigene
dadurch bewahrt und nicht abgebaut werden und dementsprechend erfindungsgemäß hergestellte
Impfstoffe voraussichtlich stabiler sind und eine längere Lagerfähigkeit aufweisen
als die bekannten Impfstoffe. Die Antragsteller glauben ebenfalls,
dass die Impfstoffe während
des Transportes und der Verwendung auf dem Gebiet weniger abhängig von
strikten Kühlkettenbedingungen
werden.
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Der
Aldehyd kann ein Dialdehyd sein.
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Vorzugsweise
ist der Aldehyd Formaldehyd (FA).
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Die
Antragsteller meinen ferner, dass mindestens im Falle von FA, das
Vernetzungsmittel den Virus für die
Inaktivierung durch das inaktivierende Agens vorbereitet.
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Die
Aziridin-Verbindung kann ein Ethylenimin sein.
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Vorzugsweise
ist das Ethylenimin ein binäres
Ethylenimin (BEI).
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Das
Verfahren kann den weiteren Schritt des Einstellens des Inaktivierungsprozesses
beinhalten.
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Der
Inaktivierungsprozess kann durch das Hinzufügen von jeweils eines oder
mehrerer an Natriumthiosulfat, Natriumbisulfit und Trishydroxymethylaminomethan
(Tris-Puffer) eingestellt werden.
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Gemäß einem
zweiten Aspekt von der Erfindung wird ein Impfstoff bereitgestellt,
welcher einen Mikroorganismus beinhaltet, der durch das vorgenannte
Verfahren gemäß dem ersten
Aspekt der Erfindung inaktiviert wurde.
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Gemäß einem
dritten Aspekt der Erfindung wird hier ein Verfahren zur Herstellung
von einem Impfstoff bereitgestellt, beinhaltend die Schritte:
- - Bereitstellung eines Erregers;
- - Inaktivierung des Erregers durch die simultane Anwendung eines
Aldehyd-Agens mit
einer separaten Aziridin-Verbindung auf den Erreger;
- – das
Vernetzungsmittel kann ebenfalls den Erreger inaktivieren (durch
seine Vernetzungsaktivität).
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Der
Aldehyd kann ein Dialdehyd sein.
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Vorzugsweise
ist der Aldehyd Formaldehyd (FA).
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Die
Aziridin-Verbindung kann ein Ethylenimin sein.
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Vorzugsweise
ist das Ethylenimin ein binäres
Ethylenimin (BEI).
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Das
Verfahren kann den weiteren Schritt des Einstellens des Inaktivierungsprozesses
beinhalten.
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Der
Inaktivierungsprozess kann durch das Hinzufügen von jeweils eines oder
mehrerer an Natriumthiosulfat, Natriumbisulfit und Trishydroxymethylaminomethan
(Tris-Puffer) eingestellt werden.
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Die
Antragsteller haben ferner gefunden, dass die vorangehenden erfindungsgemäßen Verfahren
insbesondere bei der Inaktivierung von Viren und der Herstellung
von Impfstoffen für
virale Erreger wirkungsvoll sind.
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Der
Virus kann aus der Familie der Picornaviridae stammen.
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Vorzugsweise
ist der Virus ein Maul-und-Klauenseuche-Virus, aber es wird auch
geschätzt
werden, dass die erfindungsgemäßen Verfahren
mit Bezug auf die meisten Viren und sogar andere Mikroorganismen wirksam
sind.
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Gemäß einem
weiteren Aspekt von der Erfindung wird ein Testkit bereitgestellt,
welches einen Mikroorganismus beinhaltet, der durch das vorgenannte
Verfahren der Erfindung inaktiviert wurde. Der inaktivierte Mikroorganismus
kann in der Form eines Allergens oder eines Antigens für die Verwendung
in einem ELISA vorliegen.
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Eine
bevorzugte Ausführungsform
von der Erfindung wird nachfolgend mittels eines nicht einschränkenden
Beispiels beschrieben.
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Um
die Wirkung von BEI in Kombination mit FA auf den MKS-Virus zu untersuchen,
wurden zwei Gruppen mit Viren und zwar eine Testgruppe und eine
Kontrollgruppe, wie nachfolgend dargelegt, inaktiviert.
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BEISPIEL
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Ein
erfindungsgemäßes Verfahren
zur Inaktivierung des Maul-und-Klauenseuche-Virus
(MKSV) mit einer Kombination aus Formaldehyd (FA) und einem binärem Ethylenimin
(BEI) ist nachfolgend dargelegt. Eine Standardarbeitsanweisung (SOP)
für die
Inaktivierung von dem MKSV zum Zwecke der MKS-Impfstoff-Produktion
ist ebenfalls in allen Einzelheiten nachfolgend hierin erläutert. Es
wird hier nur Bezug genommen auf die Prozedur, die bei der Testgruppe
befolgt wurde. Im Wesentlichen wird jedoch denselben Prozeduren
im Falle von den Test- und den Kontrollgruppen gefolgt, mit der
Ausnahme, dass in der Testgruppe das BEI und der FA simultan appliziert
werden, während
in der Kontrollgruppe ausschließlich
BEI als das Inaktivierungsmittel verwendet wurde.
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Nachfolgend
verwendete Definitionen und Abkürzungen
- BEI:
- Binäres Ethylenimin
- BEA:
- 2-Bromethylamin-Hydrobromid
- NaOH:
- Natriumhydroxid
- STS:
- Natriumthiosulfat
- FA:
- Formaldehyd
- ITT1:
- Erster Inaktivierungs-Behälter
- ITT2:
- Zweiter Inaktivierungs-Behälter
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Chemikalien
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- Natriumhydroxid-Plätzchen
(NaOH) p. a. – Merck
- 2-Bromethylammonium-bromid (Br-CH2CH2NH3-Br) – Merck β-Naphtholviolett-Lösung
- Formalin-Lösung,
p. a., enthält
ungefähr
37% Formaldehyd – Merck
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Materialien und Apparaturen
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- Messzylinder 1.000 ml
- Sterile 5-Liter Reagenzienflasche
- Steriler Rührmagnet
- Steriles destilliertes Wasser
- 10-ml sterile McCarthy-Flaschen
- Dunstabzug
- pH-Meter (kombinierte Elektrode) Orion
- Flache Waagschale
- Magnetrührer
- Autoklav
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Verfahren
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Eine
filtrierte, mit Chloroform behandelte SAT2-Zim 7/83 Viruskultur
wird auf eine Temperatur von 30°C gebracht
und anschließend
mit einer Kombination aus BEI und FA (BEI-FA) inaktiviert. Diese
Kombination inaktiviert das MKSV sehr schnell (> 2Log10ID50 pro
Stunde).
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Die
Kultur wurde in einem Flüssigkeitsbehälter gehalten.
Aufgrund der Tatsache, dass das BEI-FA eventuell in einige Bereiche
von dem Flüssigkeitsbehälter, wie
beispielsweise Tauchrohre, nicht eindringen kann, könnte der
Virus nicht vollständig
inaktiviert werden und könnte
so, am Ende von dem Prozess, das inaktivierte Virusantigen kontaminieren.
Deswegen wird nach annähernd
4 Stunden die gesamte Inaktivierungsmischung in einen zweiten Inaktivierungsbehälter überführt (mit
BEI nur nach 24 Stunden).
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Es
werden alle 20 Minuten Proben entnommen, um die Inaktivierung zu
kontrollieren und die vorschriftsmäßige Form der Regressionsgeraden
zu bestätigen.
In dem vorliegenden Verfahren, in Chargen von 150 Litern, muss die
extrapolierte Inaktivierungsgrafik einen Wert unterhalb von –6,3Log10ID50 am Ende von der Inaktivierung erreichen
(nach 24 Stunden). Die Inaktivierung wird durch das Hinzufügen von
2% STS, welches das BEI neutralisiert, eingestellt.
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Sowohl
BEI als auch Formaldehyd sind toxische Substanzen und sollten vorsichtig
behandelt werden. Das BEI wird in einem Dunstabzug hergestellt.
Nach der Zyklisierung (siehe nachstehend) sollte die BEI-Lösung mit äußerster
Vorsicht behandelt werden, da sie höchst toxisch und möglicherweise
krebserregend ist. Die BEI-Rückstände müssen mit
einer 20%-igen STS-Lösung
vor ihrer Entsorgung neutralisiert werden.
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Anmerkung:
Die Verwendung von Tris oder anderen quaternären Ammoniumsalzen, z. B. zur
Korrektur von dem pH-Wert, sollte unterlassen werden, da sie mit
FA reagieren. Tris kann ebenfalls zum Einstellen weiterer Vernetzung/Inaktivierung
durch FA verwendet werden.
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Herstellung von BEI und von BEI-FA (für 300 l
Virusansatz)
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Die
Herstellung von der BEI-FA-Lösung
muss in einem Dunstabzug (bei Raumtemperatur), wie nachfolgend beschrieben,
stattfinden:
- – Es werden 2.970 ml steriles,
destilliertes Wasser in eine sterile 5-l-Reagenzienflasche eingefüllt.
- – Zu
den 3 Liter destilliertes Wasser 21 g NaOH hinzufügen.
- – Einen
sterilen Magneten hinzufügen
und solange rühren,
bis das gesamte NaOH sich aufgelöst
hat. (Um Zeit zu sparen, kann die NaOH am Tag bevor das BEI benötigt wird,
hergestellt werden)
- – Messen
des pH-Wertes von der NaOH-Lösung
und den gemessenen pH-Wert
auf die Flasche und das Aufzeichnungsblatt schreiben.
- – Zu
den 3 Litern NaOH-Lösung
61,5 g BEI hinzufügen.
- – 1,5
ml einer 1%-igen β-Naphtholviolett-Lösung zu
der BEI-Lösung
hinzufügen.
- – Die
Zyklisierung von BEI für
1 Stunde bei 37°C
auf einem Magnetrührer
stattfinden lassen.
- – Messung
des pH-Wertes nach der Zyklisierung (pH-Bereich von 10 bis 11).
- – Die
Farbe der Lösung
kontrollieren.
- – Nach
der Zyklisierung ist die Farbe von dem β-Naphtholviolett von Violett
nach Orange umgeschlagen.
- – Zur
Inaktivierung bei der BEI-FA-Kombination werden 30 ml Formalinlösung hinzugefügt.
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Inaktivierungsverfahren bei BEI alleine
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- – 10
ml 0,1 M BEI pro Liter Virusansatz hinzufügen, um eine Endkonzentration
von 1 mM zu erreichen.
- – Während der
ersten 6 Stunden der Inaktivierung jede Stunde eine Probe entnehmen
(30 ml, siehe nachstehend).
- – Nach
24 Stunden der Inaktivierung, wenn erwartet wird, dass der Virustiter
unterhalb von Null (weniger als 1 Viruspartikel pro ml) liegt, die
gleiche Menge an BEI hinzufügen
und die Inaktivierungsmischung in den zweiten Inaktivierungsbehälter (ITT2) überführen. 100
ml Probe entnehmen.
- – Den
pH-Wert von der Probe kontrollieren.
- – Nach
48 Stunden 10% von einer 20%-igen STS-Lösung hinzufügen und rühren (endgültige STS-Konzentration: 2%).
- – Eine
Probe von 600 ml zur Kontrolle des pH-Wertes und der „in-vitro" Sicherheit, von
146S-Antigen und der Sterilitätstests
entnehmen (siehe entsprechende SOPs).
- – ITT2
mittels Durchströmen
des Kühlmantels
mit kaltem Wasser kühlen.
- – Jetzt
kann das inaktivierte Antigen zur weiteren Verarbeitung in den „Quarantänebereich" überführt werden.
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Inaktivierungsverfahren bei der BEI-FA-Kombination
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- – 10
ml 0 M BEI-FA pro Liter Virusansatz hinzufügen, um eine Endkonzentration
von 1 mM BEI und 0,04% FA (ungefähr
1 mM) zu erreichen.
- – Während der
ersten 3 Stunden alle 20 Minuten eine Probe entnehmen.
- – Nach
4 Stunden der Inaktivierung, wenn erwartet wird, dass der Virustiter
unterhalb von Null (weniger als 1 Viruspartikel pro ml) liegt, die
Inaktivierungsmischung in den zweiten Inaktivierungsbehälter (ITT2) überführen.
- – 100
ml Probe entnehmen.
- – Nach
20 Stunden der Inaktivierung 10% von einer 20%-igen STS-Lösung hinzufügen und
rühren
(endgültige
STS-Konzentration: 2%).
- – Eine
Probe von 600 ml zur Kontrolle des pH-Wertes und der „in-vitro" Sicherheit, von
146S-Antigen und der Sterilitätstests
entnehmen (siehe entsprechende SOPs).
- – ITT2
mittels Durchströmen
des Kühlmantels
mit kaltem Wasser kühlen.
- – Jetzt
kann das inaktivierte Antigen zur weiteren Verarbeitung in den „Pufferbereich" überführt werden.
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Überwachung
des Inaktivierungsprozesses
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Allgemein
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Beide
Inaktivierungsbehälter
sind mit Probenentnahmgeräten
ausgestattet, die zwischen den Probennahmen dampfsterilisiert werden.
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Probennahme und Titration
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- – Proben
von mindestens 30 ml entnehmen (siehe nachfolgend).
- – Jede
Probe unmittelbar in 3 Volumen von je 8 ml aufteilen und sie in
die Probenfläschchen
geben, welche 1 ml 20% STS und 1 ml fötales Rinderserum (fetal bovine
serum; FBS), das frei von Anti-MKS-Virusaktivität ist, enthalten, was eine
Endkonzentration von 10% FBS und 2% STS ergibt. Eine Probe bei 4°C und 2 Proben,
als Sicherheitsproben, bei –70°C lagern.
- – Nach
4 Stunden vor der Überführung der
Inaktivierungsmischung in den zweiten Inaktivierungsbehälter eine
Probe von 100 ml entnehmen und den pH-Wert messen.
- – Am
Ende der Inaktivierung eine letzte Probe von 600 ml entnehmen.
- – Die
Verringerung des Virustiters wird mittels Titration in Mikrotiterplatten
mit IBRS-Zellen kontrolliert. Die Titer werden in logarithmische
Einheiten (Log10) pro ml angegeben (z. B. ergeben 1 Million infektiöse Dosen
pro ml einen Titer von 6) und werden grafisch aufgezeichnet.
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Aufreinigungsverfahren (Down-Stream Processing)
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Das
inaktivierte Virusantigen wurde routinemäßig mittels Ultrafiltration
auf annähernd
2 Liter konzentriert. Von dem konzentrierten Antigen wurden Proben
entnommen und für
laufende Prüfungen
und Kontrollen (Sterilität,
Ausbeuten an 146S-Antigen und ELISA) versendet. Andere Proben und
der Hauptteil des konzentrierten Antigens wurden bei –70°C gelagert.
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Versuchsimpfstoff
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Ein
Al(OH)3-Saponin-Versuchsimpfstoff wurde aus einer Mischung von allen
5 durch BEI-FA inaktivierten Impfstämmen hergestellt. Die Impfstoffe
ent hielten pro 3-ml Dosis 0,8 μg
146-S-Antigen von jedem Impfstamm, mit der Ausnahme von SAT KNP
90/3, wovon 1,6 μg
hinzugefügt
wurden. Es wurden 5 Rinder mit einem ¼ von der Dosis (0,75 ml)
geimpft. Die Blutserumproben, die nach der Impfung genommen wurden,
wurden in einem Virus-Neutralisationstest untersucht.
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Mit der Erfindung erhaltene
Ergebnisse
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Ein
repräsentatives
Inaktivierungsdiagramm, welches nur mit BEI alleine erhalten wurde,
ist in 1a dargestellt. Nach unserer
Erfahrung variieren, mit BEI alleine, die Inaktivierungsgeschwindigkeiten
zwischen Log0,4 und 1,0 pro Stunde (siehe auch Bahnemann, 1990)
und manchmal, bei niedrigen Inaktivierungsgeschwindigkeiten, zeigen
die Primärdiagramme
ein etwas „langsames
Auslaufen" an.
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Die
Inaktivierung wird routinemäßig für 48 Stunden
durchgeführt.
Nach 24 Stunden wird eine zweite Portion BEI hinzugefügt. Folglich
kann selbst bei den niedrigsten Inaktivierungsgeschwindigkeiten
eine ausreichende Sicherheit erwartet werden und die endgültigen Sicherheitstests
werden bestanden.
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In
den eingeschlossenen 1a bis 1f sind die Inaktivierungsdiagramme dargestellt,
die mit BEI alleine (a) für
einen SAT-Impfstamm und mit BEI-FA (b–f) für 5 Impfstämme erhalten wurden.
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Die
Inaktivierungsgeschwindigkeiten variierten von 2,0 (SAT1-SAR 9/81,
1b) bis mehr als 3 Log-Einheiten pro Stunde
(SAT2-ZIM 7/83 und SAT2 KNP – 19/89/2,
1d beziehungsweise
1e, Tabelle 1). Folglich ist die Inaktivierung
von mehr als 20- bis über
100-fach schneller, wenn FA hinzugefügt wird. Tabelle 1: Inaktivierungsgeschwindigkeiten
(mit BEI) von fünf
SAT-Impfstämmen.
Stamm | Inaktivierungsgeschwindigkeit |
SAT1-SAR
9/81 | 2,0
Log/Std. |
SAT1-KNP
91/1 | 2,5
Log/Std. |
SAT2-ZIM
7/83 | 3,1
Log/Std. |
SAT2-KNP
89/2 | 3,3
Log/Std. |
SAT3-KNP
10/90-3 | 2,2
Log/Std. |
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Es
ist schwierig zu sagen, was die synergistische Wirkung verursacht.
Unter optimalen Bedingungen inaktiviert FA alleine nur mit einer
Geschwindigkeit von ungefähr
0,3 Log/Std. (Barteling, 1984). Demzufolge ist fast keine Zunahme
für die
bedeutend schnellere Inaktivierung von BEI zu erwarten.
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Aus
diesen Diagrammen folgt deutlich, dass durch die Kombination FA-BEI lineare Diagramme
erhalten wurden und für
die Virustiter wurde gefunden, dass sie mit mehr als 2 Log pro Stunde
vermindert werden. Folglich wurde innerhalb von 8 Stunden eine ausreichende
Inaktivierung mit einer annehmbaren Sicherheit erreicht. Damit übereinstimmend
konnte kein überlebender
Virus in einer großen
(200 ml) Probe nachgewiesen werden, welche nach 6 Stunden entnommen
wurde, wie es ebenfalls bei den endgültigen Proben (nach 20 Stunden)
der Fall war.
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Es
sollte angemerkt werden, dass in dem Mikrotiter-System die unverdünnten und
die 10-fach verdünnten
Proben eine zellschädigende
Wirkung besaßen,
aber dies auf die Toxizität
von dem Formaldehyd (oder der Kombination FA-BEI) zurückzuführen war
und kein Virus aus diesen Vertiefungen vermehrt werden konnte.
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Demzufolge
kann die Inaktivierung anstelle der 48 Stunden, die für die Inaktivierung
mit BEI alleine benötigt
werden, innerhalb der Zeitspanne von einem Arbeitstag oder einfach über Nacht
durchgeführt
werden. Dies führt
zu einer größeren Flexibilität bei den
wöchentlichen
Fertigungszeitplänen.
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Mit
BEI alleine waren die Antigenausbeuten (der SAT-Stämme) häufig um
10 bis 30 Prozent während der
48 Stunden der Inaktivierung reduziert. Keine Verringerung in der
Konzentration des 146-S-Antigens wurde nach den 24 Stunden der Inaktivierung
mit FA-BEI beobachtet. Wo die Bedingungen ansonsten identisch waren,
konnte eine Verringerung von annähernd
der Hälfte
der mit BEI beobachteten Verringerung erwartet werden. Die optimalen
Ausbeuten sind möglicherweise
auf die Fixierung von dem Antigen durch die Vernetzungswirkung von
FA zurückzuführen (Barteling,
1984).
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Die
Ergebnisse, die nach der Impfung von 5 Rindern mit dem Impfstoff
erhalten wurden, welcher aus den 5 BEI-FA-inaktivierten Antigenen
hergestellt worden war, sind in Tabelle 2 dargestellt. Tabelle 2: Mittelwerte der Virusneutralisationstiter
2 Wochen nach der Impfung und Belastungs-Ergebnisse. Die Tiere wurden
mit einem ¼ einer
Dosis geimpft, die 0,2 μg
von jedem von den SAT1- und SAT2-Stämmen und 0,4 μg von dem
SAT3-Stamm enthielt.
Stamm | Mittelwert
Titer |
| |
SAT1
KNP 196/91-1 | 1,8 |
| |
SAT1
SAR 9/81-1 | 2,4 |
| |
SAT2
KNP 19/8-/2 | 2,0 |
| |
Sat2
Zim 7/83-2 | 2,3 |
| |
SAT3
KNP 10/90-3 | 2,3 |
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Eine
Belastung (3 Wochen nach der Impfung) wurde mit dem Stamm SAT1 KNP
196/91-1 durchgeführt.
Von 5 Tieren waren 2 geschützt
und 1 Tier war teilweise geschützt
(1 Verletzung).
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Unter
Berücksichtigung
der niedrigen Mengen an Antigen (und der Hilfsstoffe), welche in
dem Impfstoff enthalten waren, wirkte der Impfstoff ganz gut. Die
Impfstoffe enthielten pro 3-ml Dosis 0,8 μg von jedem MKS-Impfstamm und ¼ von einer
Dosis (0,75 ml) wurde injiziert.
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Bei
2 Wochen nach der Impfung wurde die niedrigste Reaktion für die neutralisierenden
Antikörper
gegen SAT1 KNP 91/1 (mit einem mittleren Ti terwert von Log1,8) gefunden
und deswegen dieser Stamm als Belastungsstamm ausgewählt (Tabelle
2). Zwei Tiere waren geschützt
und ein Tier war teilweise geschützt,
was auf ein Schutzniveau von annähernd
50% (1 PD50) hinweist. Da die injizierte Impfstoffdosis ungefähr 0,4 μg pro MKS-Virustyp
(z. B. von SAT1) enthielt, weisen diese Ergebnisse darauf hin, dass
(für das
schwächste
Antigen) pro μg
ein Schutzniveau von annähernd
2,5 PD50 erwartet werden kann, was in dem Vergleich mit dem Industriestandard überraschenderweise
gut ist.
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Die
Stabilität
von dem 146-S-Antigen ist ein Parameter von großer Wichtigkeit bei der Auswahl
von einem neuen Impfstamm. Durch die Vernetzungswirkung von FA,
welche das 146-S-Antigen stabilisiert, wird dieser Parameter weniger
kritisch und dementsprechend wird das BEI-FA-Inaktivierungsverfahren
die schnelle Einführung
von neuen Impfstämmen
relativ leichter machen.
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Aufgrund
von der Fixierung von dem Antigen durch die Vernetzungswirkung von
FA erwarten die Antragsteller, dass die Impfstoffe eine überdurchschnittliche
Stabilität
aufweisen. Dies ist insbesondere von Bedeutung für die Entwicklungsländer (z.
B. in Afrika), wo die Aufrechterhaltung von Kühlketten-Bedingungen nicht immer möglich ist.
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Es
wird geschätzt
werden, dass das Verfahren der Inaktivierung gemäß der vorliegenden Erfindung deutlich
verbesserte Inaktivierungsgeschwindigkeiten aufweist, womit, im
Vergleich mit den +/–2
Tagen bei den bekannten Verfahren, ausreichende Sicherheitsniveaus
innerhalb von 8 Stunden oder weniger erreicht werden können. Demzufolge
lässt die
Inaktivierung für
20 Stunden mit dem erfindungsgemäßen Verfahren
keine Möglichkeit
für eine
Auseinandersetzung über
die Sicherheit von einer Charge zu.
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Das
neue erfindungsgemäße Inaktivierungsverfahren
verkürzt
den Prozess der Impfstoffherstellung um mindestens einen Tag. Dies
macht ein Herstellungssystem für
Impfstoffe bedeutend flexibler und ermöglicht es, den Prozess (einschließlich einer
Chloroform-Behandlung) innerhalb von einer Arbeitswoche mit 4 Tagen
einzupassen.
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Die
Antragsteller glauben weiterhin, dass während des erfindungsgemäßen Verfahrens
das FA die Virusantigene während
der Inaktivierung fixiert und dementsprechend in relativ wirksameren
Impfstoffen mit einer relativ langen Lagerbeständigkeit resultiert.
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Während die
Inaktivierung mit BEI alleine, unter günstigen Bedingungen, Inaktivierungsgeschwindigkeiten
von 0,5–1,0
Log pro Stunde ergibt (Rweyemamu et al.), zeigten die 5 Impfstämme, die
bisher untersucht wurden, dass das erfindungsgemäße Verfahren Inaktivierungsgeschwindigkeiten
von 2,0 bis 3,3 Log pro Stunde präsentiert (2b–2f, Tabelle 1). Demzufolge kann das erfindungsgemäße Verfahren
eine Garantie für eine
ausreichende Inaktivierung innerhalb von 8 Stunden bieten. Dies
bedeutet ebenfalls, dass die Inaktivierung innerhalb des Zeitrahmens
von einem Arbeitstag durchgeführt
werden kann. Dies ist von großem
Vorteil in einem Prozess zur Impfstoff-Herstellung (Virusproduktion,
Ernte, Klärung,
Inaktivierung und Konzentrierung von dem Antigen), welcher gemäß dem Stand
der Technik bis jetzt nur in eine vollständige Arbeitswoche hineinpasste.
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Die
Antragsteller sehen voraus, dass ein Testkit, einschließlich eines
Mikroorganismus, der gemäß dem voranstehenden,
erfindungsgemäßen Verfahren
inaktiviert wurde, hergestellt werden kann. In dem Testkit kann
der inaktivierte Mikroorganismus in der Form von einem Allergen
oder von einem Antigen für
die Verwendung in einem ELISA vorliegen.