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Verfahren zur Herstellung von Weich- oder Hartgummiüberzügen mit rauher,
genarbter o. dgl. Oberfläche Gegenstand vorliegender Erfindung bildet ein Verfahren
zur Herstellung von Weich- oder Hartgummiüberzügen mit rauher, genarbter o. dgl.
Oberfläche auf insbesondere metallischen Gegenständen verschiedenster Art. Die nach
dem Verfahren der Erfindung hergestellten Cberzüge ähneln Leder- oder Kristallacküberzügen,
besitzen diesen gegenüber aber eine Reihe von Vorzügen.
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Grundsätzlich besteht das vorliegende Verfahren darin, daß auf die
zu überziehenden, zweckmäßigerweise aufgerauhten oder von vornherein rauh gehaltenen
Oberflächen der Gegenstände eine wässerige Kautschukdispersion in Gestalt feiner
Tröpfchen, z. B. durch ein Sprühverfahren, gegebenenfalls in Wiederholung mit verschieden
zusammengesetzten Mischungen, aufgetragen wird und die Flüssigkeitsmenge dabei derart
beschränkt wird, daß die aufgetragenen Tröpfchen nicht zu einer gleichmäßigen, zusammenhängenden
Schicht zusammenfließen können. `ach Abgang bzw. Entfernung des in der Schicht enthaltenen
Dispersionsmittels, z. B. durch einfaches Stehen- und Trocknenlassen unter Einwirkung
von Wärme o. dgl., wird dann die aufgetragene Schicht vulkanisiert und bildet nach
erfolgter Vulkanisation einen Gberzug derangestrebtenOberflächenbeschaffenheit,
der sich als außerordentlich praktisch und haltbar erwiesen hat. Außer durch Aufrauhen
der zu überziehenden Oberfläche kann die Haftung der Überzüge auf derselben statt
dessen oder außerdem auch durch Aufbringen einer aus einem geeigneten Haftmittel
bestehenden metalladhäsiven Zwischenschicht gefördert werden. Eine solche ist zweckmäßig
in gleichmäßiger, zusammenhängender Form, z. B. durch Aufsprühen, aufzubringen und
vor dem Auftragen der Tröpfchenschicht völlig oder teilweise zu trocknen.
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Jeweils gewünschte N arbungsgrößen der herzustellenden Überzüge lassen
sich dabei vorteilhaft durch entsprechende Wahl von Düsengröße und/oder Spritzdruck
der zum Aufbringen der Kautschukmischung in Tröpfchenform verwendeten Sprühvorrichtung,
z. B. einer Spritzpistole, erzielen.
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Die zur Durchführung des Verfahrens zu verwendenden wässerigen Kautschukdispersionen
können neben Vulkanisationsmitteln gegebenenfalls auch noch Zusatzstoffe, wie Vulkanisationsbeschleuniger,
Füllstoffe, Farbstoffe u. dgl., enthalten. Es können sowohl natürliche Kautschukmilehsäfte
als auch künstliche Dispersionen von Kautschuk und Regeneraten und Dispersionen
von synthetischem Kautschuk verwendet werden.
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Nach einer Ausführungsform des vorliegenden Verfahrens kann man auch
derart vorgehen, daß man vor dem Aufbringen der die angestrebte rauhe, genarbte
o. dgl. Oberfläche aufweisenden Tröpfchenschicht zunächst eine gleichmäßige,
zusammenhängende
Schicht einer flüssigen Kautschukmischung beliebiger Art, z. B. mittels Aufsprühens,
aufträgt, um nach deren völliger oder teilweiser Trocknung -erst die eigentliche
Tröpfchenschicht aufzubringen und schließlich beide Schichten in ihrer Gesamtheit
zu vulkanisieren.
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Je nach der aufgetragenen, z. B. aufgesprühten Menge der Mischung
kann man die verschiedensten Oberflächenwirkungen erzielen. Trägt man z. B. nur
so viel auf, daß die einzelnen Tröpfchen besonders fein sind und einzeln liegen,
ohne sich direkt zu berühren, so erhält man mehr matte und rauhe Oberflächen. Wählt
man dagegen die aufgetragene Menge der Kautschukmischung z. B. derart, daß die einzelnen
Tröpfchen sich berühren, ohne daß sie zu einer glatten Fläche zusammenfließen, so
gewinnt der erhaltene Überzug das Aussehen von genarbtem, lackiertem Natur- oder
Kunstleder mit seinem charakteristischen Spitzenglanz.
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Auch durch entsprechende Wahl der Zusammensetzung der Kautschukmischung
und des Mengenverhältnisses ihrer einzelnen Bestandteile kann man die Eigenschaften
der herzustellenden Überzüge in weiten Grenzen variieren. So lassen sich durch entsprechende
Bemessung des Schwefels und etwaiger anderer Vulkanisationsmittel innerhalb der
Kautschukmischung weiche und harte Oberflächen in beliebiger Abstufung herstellen.
Ebenso kann man durch Zusatz von Farbstoffen zu der Kautschukmischung Überzüge beliebiger,
jeweils gewünschter Färbung erzielen. Besondere Wirkungen kommen zustande, wenn
man für die angestrebte eine rauhe, genarbte o. dgl. Oberfläche aufweisende Tröpfchenschicht
eine oder mehrere Kautschukmischungen von anderer Farbe verwendet, als sie die zu
überziehende Unterlage oder die auf diese vorher aufgebrachte zusammenhängende Zwischenschicht
besitzt und/oder wenn man die Niederschläge einer Nachbehandlung unterwirft, z.
B. dadurch, daß man die Spitzen oder Kuppen des rauhen überzuges abschleift oder
durch Auflegen einer glatten Platte vor der Vulkanisation plattdrückt, so daß die
Erhöhungen tafelbergförmige Gestalt annehmen. Ferner kann man durch geeignete Regelung
des Auftrages der Kautschuk-, mischungen, z. B. des Spritzvorganges, Streifen-,
Ornament- oder sonstige Musterwirkungen erzielen, wie solche in bekannter Weise
durch Spritzverfahren unter Verwendung von Farben oder Lacken erzielbar sind. Beispiel
Eine Mischung von xoo Teilen Kautschuk in Form eines 6o°/oigen Latexkonzentrates,
25 Teilen Schwefel und 2 Teilen Vulkazit 576 wird mit Hilfe einer Spritzpistole
auf aufgerauhtes, z. B. angeätztes Messingblech aufgesprüht -und die aufgetragene
Menge dabei derart beschränkt, daß die auffallenden Tröpfchen sich nur eben gerade
berühren, ohne direkt zusammenzufließen. Nach erfolgtem Trocknen wird das Ganze
2 Stunden bei etwa 150 ' C vulkanisiert. Man erhält so einen schwarzen, fest
auf der Unterlage haftenden Überzug, der in Aussehen und Griff weitgehendste Ähnlichkeit
mit genarbtem, lackiertem Naturleder besitzt.
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Das vorliegende Verfahren hat sich für das Überziehen von Gegenständen
der verschiedensten Art, insbesondere solcher aus Metall, als außerordentlich vorteilhaft
und leicht durchführbar erwiesen. Handelt es sich um Gegenstände, die nur in einem
Teil ihrer Oberfläche überzogen werden sollen, oder welche Öffnungen, Durchbrüche,
Bohrungen o. dgl. aufweisen, so kann man vorteilhaft dabei derart vorgehen, daß
man die nicht zu überziehenden Teile des Gegenstandes vor dem Auftragen der Kautschukmischung
durch leicht wieder entfernbare Deckel, Bleche o. dgl. abdeckt. Besonders für optische
Instrumente, wie Photoapparate, Ferngläser, Mikroskope, optische Bänke u. dgl.,
sowie für elektrische, insbesondere Schwachstromapparate, Radio- und Fernsprechapparate,
also ganz allgemein solche, bei welchen ein dünner Überzug erwünscht ist, der einwandfrei
isoliert und haltbarer ist als die Überzüge bisher bekannter Art, hat sich das vorliegende
Verfahren als praktisch und wertvoll erwiesen, ebenso für das Überziehen von z.
B. aus Leichtmetall hergestellten Gewehrschäften, von Türgriffen, Einsteigstangen,
Schalthebeln, Schalträdern, Lenkrädern und allen solchen Gegenständen, die aus leicht
durch atmosphärische Einflüsse angreifbaren Materialien hergestellt sind oder zwecks
bequemerer, sicherer und angenehmerer Handhabung mit griffigen, gut aussehenden
und doch auch widerstandsfähigen Überzügen zu versehen sind.
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Besonders hervorzuheben sind auch die ausgezeichneten isolierenden
Eigenschaften der erfindungsgemäß hergestellten Überzüge, die im Vergleich zu Überzügen
bisher bekannter Art schon in verhältnismäßig dünner Schicht eine genügende Isolierwirkung
aufweisen. Ein weiterer Vorteil des vorliegenden Verfahrens besteht darin, daß sich
nach ihm auch kompliziert gestaltete Gegenstände, z. B. solche mit vielfach gekrümmter,
winklig oder durchbrochen gestalteter Querfläche mit Sicherheit und Leichtigkeit
vollständig gleichmäßig überziehenlassen.
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Es ist bereits bekannt, durch Aufsprühen von rasch trocknenden Lacken
bzw. Farblacken Zieroberflächen herzustellen. Diese Verfahren beruhen darauf, daß
die Sprühteilchen während des Sprühvorgangs durch Verdampfung den größten Teil ihres
Lösungsmittels abgeben können, und sie haben daher die Verwendung von leichtflüchtigen
Lösungsmitteln zur Voraussetzung.
Nach dem vorliegenden Verfahren
dagegen werden Dispersionen verwendet, deren Dispersionsmittel aus Wasser besteht,
also schwerflüchtig ist. Die Arbeitsweise unterscheidet sich daher grundsätzlich
von derjenigen der vorerwähnten Verfahren. Diesen gegenüber bietet das vorliegende
erheblichen Vorteil.. Wässerige Dispersionen von Kautschuk lassen sich mit einem
Trockengehalt herstellen, der das Mehrfache des Gehaltes der Lacke beträgt. Daher
ist es möglich, unter Verwendung von wässerigen Kautschukdispersionen, mit jedem
Tröpfchen, das aus der Sprühvorrichtung herausgeschleudert wird, eine erheblich
größere Menge des L`berzugsmittels auf die zu überziehende Unterlage aufzusprühen
und infolgedessen wesentlich stärkere Unebenheiten zu erzielen als mit Lacken. Ferner
wird bei Benutzung wässeriger Dispersionen die Ausbildung von bestimmten 1.#elusterungen
durch nur teilweises Zusammenfließen der aufgesprühten Tröpfchen durch die große
Oberflächenspannung des Wassers in hohem Maße begünstigt. Ein weiterer Vorteil des
Verfahrens besteht darin, daß die Verwendung der überaus feuergefährlichen und giftigen
Lösungsmittel fortfällt. Auch wirtschaftlich ist das vorliegende Verfahren überlegen,
da es ein wertloses Dispersionsmittel verwendet, während die obenerwähnten Arbeitsweisen
die Benutzung teurer organischer Lösungsmittel erfordert, deren Verlust selbst mit
den besten Wiedergewinnungsverfahren nur unvollkommen auszuschließen ist.