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Verfahren zum Fetten von Leder Zum Fetten von chromgegerbten und vegetabilischen
Ledern ebenso wie von Ledern anderer Gerbart verwendet man Fettlicker, welche entweder
in das Leder eifhgewalkt odei eingerieben werden. Derartige Fett.-licker bestehen
aus einer wäßrigen Emulsion von pflanzlichen, tierischen oder mineralischen Fetten
und Ölen, und zwar werden sowohl wasserlösliche als auch in Wasser unlösliche Produkte
der oben bezeichneten Arten in Anwendung gebracht. Die Emulgierung der Lederfettungsstoffe
geschieht unter Zuhilfenahme von Seifen oder schwachen Alkalien.
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Die hier genannten allgemeingebräuchlichen Fettlickeremulsionen haben
in ihrer Verwendung verschiedene Nachteile, die hier kurz geschildert werden mögen.
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Die Licker sind säureempfindlich, d. h. sie werden durch Anwesenheit
von anorganischen und organischen Säuren gebrochen, scheiden Fette oder Ölpartikelchen
aus, die sich im Leder ungleichmäßig verteilen und Fleckenbildung bei der Zurichtung
von Leder zur Folge haben. Besonders bei farbigen chromgegerbten Oberledern, bei
Semichromledern und Chromspalten machen sich diese Erscheinungen in unangenehmer
Weise bemerkbar.
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Ein weiterer Nachteil der Fettlicker besteht darin, daß man in den
Fällen, wo man aus bestimmten technischen Gründen vor der Färbung fettet, mit einem
ungleichmäßigen Aufziehen der Farbstoffe zu rechnen hat. Ganz besonders störend
tritt dies in die Erscheinung, wenn der Narben des zu fettenden Leders den Licker
nur unvollkommen aufgenommen hat, was bei der Fabrikation von Lackleder eine umständliche
Entfettung bedingt.
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Es wurde nun gefunden, daß sich alle oben beschriebenen Schwierigkeiten
beseitigen lassen, wenn man den gebräuchlichen Fettlicker durch die nach Patent
531.z96 erhältlichen sulfonierten Wollfettfettsäuren ersetzt.
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Die bisher vielfach unternommenen Versuche, Wollfett oder seine Derivate
im Likkerprozeß zu verwenden, haben nur geringen Erfolg gehabt, da Wollfett leicht
zum Verschmieren der Lederoberfläche neigt und die in ihm enthaltenen Wachsalkohole
zu Ausschlägen Veranlassung geben. Bei Sulfonierungsprodukten des Wollfetts, wie
sie z. B. in der amerikanischen Patentschrift 1 543 157 beschrieben sind, handelt
es sich um Produkte, die mit Alkalien neutralisiert sein müssen, wenn sie emulgiert
werden sollen. Diese Emulsionen neigen naturgemäß beim Ansäuern dazu, zu brechen.
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Nach dem vorliegenden Verfahren wird diesen Übelständen dadurch begegnet,
daß nicht Derivate des Wollfetts, sondern solche der Wollfettfettsäure angewandt
werden, die außerdem die Eigenschaft besitzen, gegen
Änderung des
ph-Wertes in weiten Grenzen unempfindlich zu sein. Es wurde nämlich gefunden, daß
derartige Produkte, trotzdem sie aus einem Bestandteil des Wollfettes gewonnen werden,
sich Leder gegenüber, besonders was die Fettaufnahme anbelangt, sehr günstig verhalten
und daß die genannten Produkte trotz ihrer guten Säurebeständigkeit eine sehr kräftig
weichmachende Wirkung ausüben. Dies ist überraschend, da allgemein angenommen wird,
daß zum Fetten möglichst schwach sulfonierte Öle genommen werden müssen und daß
mit zunehmender Säurebeständigkeit die Fettungswirkung rapid abfällt. Wahrscheinlich
handelt es sich in dem vorliegenden Fall um eine Art Gerbwirkung infolge Anwesenheit
der aromatischen Komponente in den zu verwendenden Produkten, was auch durch den
Umstand nahegelegt wird, daß nach dem neuen Verfahren gefettete Leder auch nach
langem Auswaschen weich bleiben, das vorher leicht lösliche Fettungsmittel also
nicht mehr abgeben und auch daraus, daß der Griff der gefetteten Leder weich und
trocken ist, ein Beweis dafür, daß das Fett sehr fest gebunden wurde.
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Das neue Fettungsverfahren bietet infolge dieser neuerkannten günstigen
Wirkung der durch Sulfonierung von Wollfettfettsäuren in Gegenwart von Phenol erhältlichen
Wollfettfettsäurederivate mannigfache technische Vorteile. So ist die Gefahr eines
Verschmierens durch Säurewirkung von zu fettenden Chromledern, die nicht vollständig
neutralisiert sind, praktisch ausgeschaltet. Es ist ferner möglich, Leder so zu
fetten, daß sie auch bei Behandlung mit Wasser ihre Weichheit nicht verlieren, was
z. B. bei technischen Ledern in der Pelzzurichterei eine Rolle spielt.
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Der trockene Griff bei sehr guter Weichheit ist für Velourleder und
Spalte sehr gesucht, da Seifenemulsionen hier häufig zu einer Verklebung der Fasern
und zu fettigem Griff führen, was nicht der erwünschten tuchartigen Beschaffenheit
entspricht. Beispiels Fettung nach der Färbung der Leder Zum Fetten eines normal
vorgefärbten chromgaren Oberleders löst man 4 kg einer durch Sulfonierung
von Wollfettfettsäure in Gegenwart von Phenol erhältlichen sulfonierten Wollfettfettsäure
in 5o1 Wasser von 4o bis 5o° C und gibt diese Lösung durch die hohle Achse in das
laufende Walkfaß. Die Wollfettfettsäure ist nach etwa I5 Minuten von dem Leder vollkommen
aufgenommen und gebunden. Die angegebenen Mengen beziehen sich auf ioo kg Falzgewicht.
Nach der Aufnahme des Fettes wird das Leder in normaler Weise getrocknet und zugerichtet.
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Beispie12 Fettung vor der Färbung der Leder Auf ioo kg Falzgewicht
chromgaren Leders, welches mit I5o 1 Wasser von 4o bis 5o° C in das Walkfaß gebracht
wurde, fügt man eine Lösung von 4 kg der oben bezeichneten sulfonierten Wollfettfettsäure
in 5o 1 Wasser bei 4o bis 5o° C gelöst dem Walkfaß zu. Nach 15 Minuten ist
die Fettung vollendet. Anschließend darin kann in derselben Flotte gefärbt werden.
Nach. beendeter Färbung werden die Leder in normaler Weise getrocknet und zugerichtet.
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Beispie13 Eine Lösung der oben beschriebenen sulfonierten Wollfettfettsäure,
in 5o 1 Wasser von 3o bis 35° C gelöst, wird entweder von der Narbenseite oder von
der Fleischseite auf der Tafel in die zu fettenden Leder eingerieben.