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Verfahren zur Herstellung eines Hilfsmittels für die Ledergerberei.
Bei der Ledergerberei spielt das Einfetten der vorbehandelten Blössen, um dieselben weich und geschmeidig zu machen, eine grosse Rolle. Unmittelbar nimmt das vorher mit Gerbstoffen behandelte Leder kein Fett an ; letzteres dringt nämlich nicht ohne weiteres in die Poren ein, sondern verschmiert nur die Oberfläche. Um nun die beabsichtigte Wirkung zu erzielen, muss deshalb das Fett mit geeigneten Verteilungsmitteln vermengt werden ; für diesen Zweck wurde seither in der Hauptsache Hühnereigelb
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trägliches Ausschlagen des Leders verursacht. Eigelb findet ferner bei der Glacéledergerbung mit Alaun Verwendung und wird hierbei der ausserdem noch Weizenmehl enthaltenden sogenannten Nahrung zugesetzt.
Es ist nun gefunden worden, dass man für diese Zwecke mit bestem Erfolg an Stelle von Eigelb Phosphatide verwenden kann, wie sie in vielen pflanzlichen Stoffen, z. B. den Sojabohnen, in reichlichen Mengen vorkommen. Vielfach kommt man auch mit den Rückständen aus, die erhalten werden, wenn man die Phosphatide für den menschlichen Genuss reinigt, um die unangenehmen Geruchs-und Gesehmackstoffe zu entfernen. Diese Rückstände enthalten zum Teil Abbauprodukte, bei welchen es sich ebenfalls um organische Phosphorverbindungen mit grosser emulgierender Wirkung handelt.
Das Hilfsmittel wird beispielsweise dadurch hergestellt, dass Lecithine verschiedener Beschaffenheit, aber von pflanzlicher Herkunft, mit einem fetten Öl gemischt und in dieser Form zum Einfetten des Leders benutzt werden. In gleicher Weise kann man eine Mischung von Lezithin mit Tran herstellen, sie mit Wasser emulgieren und alsdann diese Emulsion verwenden. Da Leeithin selbst ein Fettstoff ist, genügt es unter Umständen, dass man eine Lösung bzw. Quellung von Leeithin und Wasser herstellt und diese ohne Zusatz von weiterem Fett unmittelbar zum Fetten des Leders benutzt.
Um eine bessere Verteilung zu erzielen, kann man zu den in Öl gelösten Phosphatiden pflanzlicher Herkunft etwas Alkali geben, bevor die Mischung mit Wasser emulgiert wird. Ebenso lässt sich dadurch eine dauerhafte und sehr feine Emulsion erzielen, dass man zu der Mischung der Phosphatide mit fettem Öl oder sulfuriertem fetten Öl etwas Seife hinzufügt.
Bei der Herstellung der verschiedenen Emulgierungs-und Einfettungsmittel lassen sich mit
Vorteil die Rückstände verwenden, die erhalten werden, wenn man z. B. entwässerten Sojaschlamm mit Essigäther behandelt um Pflanzenleeithin zu gewinnen. Die Hauptmenge der Phosphatide wird hiebei nicht gelöst ; das Ungelöste wird abgetrennt und für menschliche Genusszwecke weiter verarbeitet.
In der Lösung verbleiben neben 01 erhebliche Mengen Phosphatide und Abbauprodukte derselben, welche von dem Essigäther durch Abdestillieren befreit werden. Dieser Rückstand wird mit Wasser emulgiert. gegebenenfalls mit einem geringen Zusatz von Alkali oder Ammoniak versehen und kann dann zum Einfetten des Leders Verwendung finden.
Die verschiedenen Mischungen können in zweckmässiger Weise auch aus einem sulfuriertem fetten
01 gemischt mit einem Phosphatid allein oder unter Hinzufügung hiezu von einem fetten oder einem
Mineralöl bestehen.
Bei der Glacélederfabrikation konnte Eigelb wegen seiner Alaunbeständigkeit seither nicht entbehrt werden. Hier lässt sich Eigelb durch pflanzliche Phosphatide ersetzen, wenn der Nahrung gleichzeitig aromatische oder aliphatisehe Sulfosäuren zugefügt werden, da alsdann eine grosse Alaunbeständig- keit erreicht wird. Ausserdem ist es vorteilhaft, zu den Garen zu diesem Zweck noch geringe Mengen. z. B. 5-10% eines Eiweissstoffes zu geben. Als besonders geeignet hat sich hiefür das aus den Soja- bohnen gewonnene Eiweiss erwiesen. In diesem Falle ist der Zusatz einer Sulfosäure nicht erforderlich.
Die Erfindung sei nachstehend an Hand einiger Ausführungsbeispiele erläutert.
Beispiel1 : Man extrahiert die vorher zerquetschten Sojabohnen mit einer aus Benzol und Alkohol bestehenden Mischung. Dieses Lösungsmittel, das man alsdann verdampft, nimmt sowohl das 01 als auch die Phosphatide auf. Diese werden durch Einleiten von Wasserdampf in dem 01 niedergeschlagen und hierauf abgetrennt. Die Hauptmenge des mitgerissenen Öles wird durch Abschleudern entfernt und von dem etwa noch vorhandenen Wasser durch Trocknen befreit. Auf diese Weise wird eine aus etwa 70 Teilen
Phosphatide und 30 Teilen Sojaöl bestehende, fettartige Masse gewonnen, die sich mit fetten Ölen, z. B. Sojaöl, noch weiter vermischen und durch genügenden Zusatz desselben so einstellen lässt, dass sie leicht und gleichmässig verteilt und für Gerbereizwecke verwendet werden kann.
Beispiel 2 : Man mischt 5-10% Pflanzenlecithin, das aus Sojabohnen gewonnen worden ist, mit 90-95% Tran, der gegebenenfalls vorher mit Ammoniak neutralisiert wurde. Das Leeithin lässt sieh in dem Tran gleichmässig verteilen, während man das auf diese Weise gewonnene Gemenge in jedem gewünschten Verhältnis mit Wasser mischen kann, um eine dauernde Emulsion zu erzielen, aus welcher
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sich nachträglich das 01 nicht wieder abscheidet. Um das Ausscheiden von Kalkseifen zu vermeiden, verwendet man zweckmässig kalkfreies Wasser bei der Herstellung der Emulsion, wie es z. B. als Kondenswasser zur Verfügung steht.
Beispiel 3 : Man löst 10 kg Pflanzenlecithin in 50-60 kg Wasser bei gewöhnlicher Temperatur oder unter Erwärmen auf 60-70 C auf und reibt das vorher z. B. ehromgegerbte Leder mit dieser Lösung ein.
Die aus Pflanzenlecithin und Wasser bestehende Quellung kann auch mit einer grösseren Menge Wasser verdünnt werden, worauf das so erhaltene Produkt zur Fettung des Leders im rotierenden Fass benutzt wird. Das Lecithin dringt in die Poren der Haut ein und verleiht dem Leder die gewünschte weiche und geschmeidig Beschaffenheit.
B eis pie I 4 : 2 kg der aus Sojabohnen durch Auslaugen mit einem Benzol-Alkoholgemisch gewonnenen Gesamtphosphatide werden mit 6 kg Klauenöl gemischt und auf dem Wasserbade auf 40-500 Cerwärmt. bis vollkommene Lösung eingetreten ist. Hieraus stellt man gegebenenfalls unter Zusatz von etwas Ammoniak oder Natronlauge mit warmen Wasser eine gleichmässige Emulsion her. Diese Emulsion wird in ein rotierendes Fass gegeben, in welchem sich 250 kg chromgegerbtes Leder und 500-1000 kg kaltes oder warmes Wasser befinden. Nachdem das Fass 3/4 Stunden lang umgelaufen ist, ist das Fett von dem Leder vollständig aufgenommen worden.
Beispiel 5 : 100 kg aus extrahiertem Sojabohnenöl gewonnener Sojatrub wird entwässert und mit 300 l Essigäther behandelt. Hiebei scheidet sich ein überwiegender Teil der Phosphatide ab, der für menschliche Genusszwecke weiter verarbeitet werden kann. Gelöst bleiben neben dem Öl erhebliche Mengen Phosphatide und Abbauprodukte derselben, die für menschlichen Genuss ungeeignet sind. Der Essigäther wird abde3tilliert, worauf eine ölige Masse mit 20-30% Lecithingehalt oder mehr zurückbleibt. Durch Mischen mit Wasser, gegebenenfalls mit einem geringen Zusatz von Ammoniak oder Alkali, wird eine haltbare Emulsion erzielt, die zum Fetten von Leder benutzt werden kann.
Beispiel 6 : 30 Teile aus den Sojabohnen gewonnene Phosphatide werden mit 5 Teilen einer aromatischen Sulfosäure, z. B. sulfuriertes Butylnaphtalin, gemischt und in 100 Teilen Wasser aufgelöst. Der so erhaltene, vollkommen alaunbeständige Stoff kann mit Erfolg als Ersatz für Eigelb bei der Herstellung der Nahrung für Glaceleder insbesondere bei einem Zusatz von 5-10% aus den Sojabohnen herrührendem Eiweiss Verwendung finden.
Beispiel 7 : 30 Teile ölhaltiges Sojalecithin mit 30% Lecithingehalt werden mit 3 Teilen Pflanzeneiweiss, 67 Teilen Wasser und 3 Teilen 5% ige Natronlauge gemischt. Von dieser Mischung verdünnt man 30 Teile mit 300 Teilen Wasser und gibt dann 50 Teile Alaun, 15 Teile Kochsalz und 50 Teile Weizenmehl hinzu. Diese Mischung findet als Nahrung bei der Glacelederfabrikation Verwendung.
Beispiel 8 : Es wird eine Mischung von 1 Teil, Sojaphosphatid, 0'3 Teilen Kaliseife, 2 Teilen Klauenöl und 0-75 Teilen Tran unter Erwärmen durch inniges Rühren hergestellt ; diese Mischung wird mit Wasser emulgiert und alsdann weitere Mengen Wasser hinzugefügt, bis die gewünschte Verdünnung erreicht ist.
Für die Ausführung des Verfahrens eignen sich alle als Lecithin oder Phosphatide bezeichneten organischen Phosphorverbindungen von fettartigem Charakter.
PATENT-ANSPRÜCHE :
1. Verfahren zur Herstellung eines Hilfsmittels für die Ledergerberei, welches Lecithin und fettes Öl enthält, dadurch gekennzeichnet, dass Lecithin pflanzlichen Ursprungs, insbesondere Sojaleeithin, mit Wasser gequollen, oder mit fettem 01, z. B. Tran oder fettem Öl und sulfuriertem Öl, gegebenenfalls unter Zusatz von Wasser gelöst bzw. emulgiert wird.