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Hautschonende, schäumende Rasiermittel
Als ausschließliche Grundlage
zum Rasieren sind die in der bisherigen Weise erhaltenen Eiweiß fettsäurekondensationsprodukte
sowie auch alle anderen synthetischen Waschmittel bzw. Seifenersatzstoffe nicht
geeignet, obwohl Eiweiß fettsäurekondensate auf Grund ihrer neutralen Reaktion in
wäßriger Lösung, sie erleiden bekanntlich keine Hydrolyse, und ihrer schutzkolloiden
Wirkung besonders zuträglich für die Haut sind. Die synthetischen Produkte schäumen
zwar ferner bei Berührung mit Wasser meist besser als Seife, aber der gebildete
Schaum ist sehr leicht, nicht beständig und nicht genügend dicht, um auf der Haut
eine geschlossene, feinblasige, sich haltende Schaumdecke zu ergeben.
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Infolgedessen werden die Barthaare nicht genügend erweicht, so daß
alle-bisherigen Versuche, synthetische Waschmittel an Stelle von Seife für Rasierzwecke
einzusetzen, gescheitert sind.
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Der Verwendung von Eiweiß-Fettsäure-Kondensationsprodukten als Ersatz
für Rasierseife in Stückform steht außerdem noch die flüssige Konsistenz der bekannten
Kondensationsprodukte entgegen. Man kann sie zwar in umständlicher Weise unter Zusatz
anderer Stoffe in feste Präparate überführen, aber abgesehen davon, daß diese Verfahren
und diese Zusätze eine Belastung und Verteuerung darstellen, sind diese Mischprodukte
zum Rasieren auch völlig unbrauchbar.
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Es wurde nun gefunden, daß man hautschonende und schäumende Rasiermittel
erhält, wenn man als
Grundlage hierzu Produkte wählt, die durch
Umsetzung von wasser- oder alkalilöslichen, nicht oder fast nicht abgebauten Eiweißstoffen
mit mindestens der gleichen Gewichtsmenge eines Halogenids einer Fettsäure mit mehr
als I0 vorzugsweise 12 bis I8 Kohlenstoffatomen natürlichen oder synthetischen Ursprungs
in Gegenwart säurebindender Stoffe erhalten worden sind.
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Bei der bevorzugten Verwendung der Umsetzungsprodukte übersteigt
die angewendete Gewichtsmenge des Fettsäurehalogenids die des Eiweißstoffs um das
Zwei- bis Dreifache. Am besten wird die Umsetzung bis zur Erschöpfung des Aufnallmevermögens
des Eiweißstoffs für das Fettsäurehalogenid durchgeführt.
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Als Eiweißkomponente dient in erster Linie tierischer Leim, welcher
in der üblichen' Weise durch Extraktion aus Knochen usw. oder auch z. B. aus Chromfalzspänen,
Lederabfällen, Leimleder, Fischschuppen, Fischhaut usw. gewonnen werden kann.
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Wesentlich ist, daß der Leim nicht oder nur ganz schwach abgebaut
sein darf.
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Das Fettsäurehalogenid kann teilweise, und zwar bis etwa zur Hälfte,
durch Fettsäure ersetzt werden.
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Der als Eiweißkomponente vorzugsweise verwendete Leim wird zweckmäßig
in Form einer wäßrigen Lösung angewendet, deren Konzentration nach oben durch die
Zähigkeit des entstehenden Produktes begrenzt ist. Das Fettsäurechlorid wird in
üblicher Weise aus Fettsäure, z. B. mittels Phosphortrichlorid, Thionylchlorid oder
Phosgen dargestellt.
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Zwecks Umsetzung wird zu der erwärmten wäßrigen Leimlösung das Fettsäurehalogenid
langsam unter Rühren zugegeben und durch gleichzeitigen Zusatz von Lauge das Reaktionsgemisch
zweckmäßig neutral bis schwach alkalisch gehalten. Mit zunehmender Umsetzung wird
dieses Gemisch immer zähflüssiger, so daß gegen Ende der Reaktion auch ein sehr
kräftiges Rührwerk die Durchmischung der Masse ohne Temperaturerhöhung nicht mehr
bewältigen kann.
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In dem erhalten Umsetzungsprodukt ist die Fettsäure, welche im wesentlichen
aus gemäß der Schotten;Baumannschen Reaktion gebildeten Verbindungen besteht, anscheinend
auch zum Teil physikalisch, vermutlich durch Nebenvalenzkräfte an das Eiweiß gebunden.
Die Bindung ist jedoch dabei derart fest, daß es mit den üblichen Extraktionsmitteln
nicht gelingt, aus dem mit Säure ausgefüllten Umsetzungsprodukt die Fettsäure zu
entfernen. Auch läßt sich im Filtrat dieser Fällung mit den üblichen Eiweißreagenzien
(Biuretprobe) kein Eiweiß mehr nachweisen.
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Das Umsetzungsprodukt kann für viele Zwecke in der anfallenden Form
verwendet werden. Zur Entfernung des gebildeten Natriumchlorids wird es in Wasser
unter Erwärmen gelöst und dann schwach angesäuert. Hierbei scheidet sich das saure.
Reaktionsprodukt in Form feiner, weißer Flocken ab, welche nach kurzem Stehen der
Lösung in Form eines festen Kuchens aufrahmen. Die untere klare salzsäurehaltige
Lösung wird abgelassen, der Kuchen mit Wasser kräftig ausgewaschen. Die Abtrennung
des Wassers erfölgt dann am besten durch Zentrifugieren. Anschließend wird der so
gereinigte und vom Wasser weitgehend befreite Niederschlag in einer heizbaren Misch-und
Knetmaschine unter Erwärmen mit so viel starker, z. B. 6001obiger Lauge verknetet,
daß die Masse am Schluß einen pn-Wert von etwa 7 besitzt.
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Die rohen bzw. gereinigten Produkte stellen feste, seifenartige Gele
dar, welche bei Temperaturen über 60oil zu einer zähflüssigen Masse schmelzen und
stich genau wie Seife verformen lassen. Nach geringer Trocknung, z. B. an der Luft,
lassen sie sich in nicht hygroskopische Pulver überführen. Die seifenartigen Eigenschaften
der Gele kommen besonders dadurch zum Ausdruck, daß sie in der unmittelbar anfallenden
Form noch große Wassermengen zu binden vermögen, ohne ihre gelartige Struktur zu
verlieren und sich erst in einem großen Wasserüberschuß unter Schaumentwicklun,g
kolloidal lösen.
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Die erflndungsgemäß zu verwendenden Produkte stellen einen Übergangstyp
zwischen stark kapillaraktiven synthetischen Netz- und Waschmittelil einerseits
und den echten Seifen andererseits dar.
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Dieser Umstand und ihre feste Konsistenz gestattet es, die neuen Gele
an Stelle von Seife zu verwenden, der sie jedoch hinsichtlich ihrer chemischen Eigenschaften
weit überlegen sind.
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Die erfindungsgemäß zu verwendenden Produkte sind sehr gute Kalksalzdispergatoren
und schäumen daher auch in hartem Wasser ohne Verlust.
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Ferner werden sie beim Zusammenbringen mit Wasser nicht hydrolytisch
gespalten und reagieren daher bei neutraler Einstellung auch in wäßriger Lösung
neutral. Ihre Eiweißkomponente verleiht ihnen neben einer gewissen kapillaraktiven
Wirkung noch eine besondere schutzkolloide Wirkung, infolge derer sie besonders
haut- und faserschonend sind. Ihr höherer Fettsäureanteil gegenüber den bisher bekannten
Kondensationsprodukten bewirkt ferner die gewünschte Herabsetzung der zu großen
entfettenden Wirkung der bis heute bekannten Produkte.
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Diese neuen Reaktionsprodukte werden entweder in der rohen oder zweckmäßigerweise
in gereinigter Form für Rasierzwecke benutzt. Wird bei der Neutralisation an Stelle
von Kalium- oder Natriumhydroxyd Triäthanolamin verwendet, so erhält man ein weicheres
Gel, welches sich besonders für Rasierkrem eignet.
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Die neuen Rasiermittzel haben gegenüber der Seife den großen Vorzug,
daß sie mit jedem Wasser, unabhängig von dessen Härtegrad, einen kräftigen, dauerhaften
und dichten Schaum geben. Die Präparate werden außerdem bei Berührung mit -Wasser
nicht hydrolytisch gespalten, so daß keine alkalische Reaktion auftritt. Der Schaum
ist vollkommen neutral oder sogar bei entsprechender Einstellung des Präparates
schwach sauer, pn zwischen 6 und 7. Infolge der schutzkolloiden Wirkung der Eiweißkomponente
wird keinerlei Hautreizung hervorgerufen. Beim Anreiben mit dem Pinsel schäumen
die Produkte sehr gut und liefern den dichten, beständigen und die Barthaare gut
erweichenden
Schaum sehl schnell. Auf Grund dieser tigenschaften
erfolgt das Rasieren in besonders hautschonender Weise und wird als äußerst angenehm
empfunden. Da die neuen Rasiermittel überdies einen viel geringeren Fettanteil als
normale Rasierseifen besitzen, sind sie besonders in Zeiten großer Fettknappheit
wirtschaftlich von besonderem Wert Die neuen Rasiermittel können mit allen Zusätzen
versehen werden, welche bei Rasierseife unrl Rasierkrem üblich sind, z. B. Verdickungsmittel,
wie Celluloseäther, Polyvinyl- und Polyacrylsäurederivate, Stärke, Tragant, Leim,
Gelatine, Überfettungsmittel, Glycerin, Desinfektionsmittel, adstringierende Stoffe,
anorganische Füllmittel, wie Kaolin, kolloidale Kieselsäure, Wachse, Riech- und
Farbstoffe u. dgl.
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Um die Schaumentwicklung der neuen Rasiermittel noch weiter zu steigern,
können auch noch andere synthetische anionaktive Wasch- und Netzmittlel zugesetzt
werden, z.B. Schwefelsäureester höhermolekularer aliphatischer Alkohole oder Olefine,
Salze von Sulfochloriden höherer aliphatischer I(ohlenwasserstoffe, echte Sulfonsäuren
aus gesättigten oder ungesättigten aliphatischen Kohlenwasserstoffen, Kondensationsprodukte
aus Fettsäuren bzw. ihren Chloriden und Oxyalkyls,ulfonsäuren oder Taurinen, Sulfonsäuren
aus alkylierten aromatischen oder hydroaromatischen Verbindungen, wasserlösliche
Polglykoläther.
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Ausführungsbeispiele I. Zu 70 Teilen einer 50/oigen Leimlösung werd;en
unter gutem Umrühren bei 65° 30 Teile Knocbenfettsäurechlorid und gleichzeitig langsam
so viel 30%ige Natronlauge zugegeben, daß der p-Wert während der Reaktion dauernd
zwischen 7 und 8 und an deren Ende bei 7 liegt. Das erhaltene Reaktionsprodukt stellt
eine in der Hitze noch zähflüssige, hochviskose Masse dar, welche beim Abkühlen
zu einem festen, seifenähnlichen Gel erstarrt. Von diesem Produkt werden 85 Teile
mit I5 Teilen einer Io0/oigen Celluloseätherpaste vermischt, getrocknet, wie Rasierseife
piliert, gesträngt und in Stücke geformt.
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2. 75 Teile einer 2oo/oigen Leimlösung, welche durch einstündiges
Kochen mit einem Teil Soda nur gering abgebaut wurde, werden bei 650 mit 25 Teilen
eines höhermolekularen Fettsäurechlorids mit 12 bis I8 C-Atomen natürlichen oder
synthetischen Ursprungs unter gleichzeitigem Zusatz eines Gemisches aus 2 Teilen
30°/oiger Natron- und I Teil Kalilauge, wie oben kondensiert. go Teile des erhaltenen
Reaktionsproduktes werden mit IO Teilen einer Io°/oigen Celluloseätherpaste vermischt,
getrocknet und wie unter I weiterverarbeitet.
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3. Zu 70 Teilen einer Is°/oigen Knochenleim lösung läßt man ein Gemisch
aus I3 Teilen geschmolzener Kcvkosölfettsäure und 15 Teilen Knochenfettsäurechlorid
unter kräftigem Rühren zulaufen. Gleichzeitig gibt man vorsichtig so viel Natron-
oder Kalilauge zu, daß die Mischung dauernd schwach alka'b'sch' ieibt Weitervèrarbei
tung nach I oder 2.
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4. IOO Teile eines nach Beispiel I oder 2 erhaltenen Reaktionsproduktes
werden! zwecks Reinigung in der drei- bis vierfachen Menge Wasser gelöst. Aus der
Lösung wird durch Zusatz von konzentrierter Salzsäure däs saure Reaktionsprodukt
ausgefällt, vom Säurewasser abgetrennt, mit Wasser ausgewaschen und' abzentrifugiert.
Es wird dann bei 700 mit so viel 5 n-Kalilauge verknetet, daß es schließlich einen
pH-Wert von 7,0 aufweist.
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Diese Masse wird dann in der zur Herstellung vor Rasierseifenstücken
üblichen, in Beispiel I angegebenen Weise weiterverarbeitet.
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5. 70 Teile eines nach den vorhergehenden Beispielen erhaltenen Reaktionsproduktes
werden mit IO Teilen eines Triäthanolaminsalzes eines Eiweißfettsäureumsetzungsproduktes,
welches erhalten wurde, indem bei der Reinigung gemäß Beispiel 4 die Verknetung
mit Triäthanolamin erfolgte, vermischt. Dieser Mischung werden dann noch IO Teile
einer 50/oigen Lösung des. Natrium- oder Triäthanolaminsalzes eines Polyacrylsäurederivats
und IO Teile Kartoffelstärke zugesetzt und die Masse dann in der bei Rasierseifen
üblichen Weise weiterverarbeitet.
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6. 50 Teile eines in ents,prechender Weise gemäß den'Beispielen I,
2 oder 3 erhaltenen Triäthanolaminsalzes eines Eiweiß-Fettsäure-Umestzungsproduktes
werden mit 30 Teilen einer IoO/oigen Cellulosemethylätherlösung, 5 Teilen Glycerin,
15 Teilen Wasser und 0,I Teilen Pflanzenlecithin emulgiert und die so erhaltene
Emulsion als Rasierkrem verwendet.