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Hautschonendes Reinigungsmittel Die aus Alkalis-alzen der höheren
Fettsäuren be-. stehenden Seifen haben bekanntlich, auch wenn sie neutral eingestellt
sind, die Eigenschaft, in verdünnter wäßriger Lösung teilweise zu hydrolysieren,
wobei die Seifenlösungen eine alkalische Reaktion annehmen. Bei der Verwendung dieser
Seifen als Körperreinigungsmittel wird daher der natürliche Säuremantel der menschlichen
Haut verändert. Aus diesem Grunde können die üblichen Seifen, weil bei ihrer Anwendung
die Haut unerwünschten Quellungserscheinungen unterliegt, die zu unangenehmen Entzündungen
od. dgl. führen können, von vielen Menschen, insbesondere solchen, die eine empfindliche
Haut besitzen, nicht vertragen werden. Auch die Härtebildner, die in den üblichen
Gebrauchswässern enthalten sind, spielen hierbei eine Rolle, weil diese, wenn sie
mit den Seifen zusammenkommen, Veranlassung zur Ausscheidung von unlöslichen Kalk-
oder Magnesiaseifen geben, die sich auf der Haut und dem Haar zufolge ihrer klebrigen
oder schmierigen Eigenschaften festsetzen, auf der Haut Reizerscheinungen bewirken
können und auf dem Haar dessen Eigenschaften, insbesondere den Glanz, die Weichheit
usw. in unerwünschter Weise beeinflussen.
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Es ist nun nicht möglich, den Mangel, den die Seife infolge ihrer
in verdünnter wäßriger Lösung sich einstellenden alkalischen Reaktion besitzt,
etwa
dadurch zu vermeiden, daß man sie auf eine saure Reaktion, beispielsweise eine solche,
die dem natürlichen pH-Wert der menschlichen Haut angepaßt ist, einzustellen versucht,
weil die Seifen gegen Säuren empfindlich sind und bei ihrer Gegenwart unter Abscheidung
von freien, unlöslichen Fettsäuren, die keine waschwirksamen Eigenschaften besitzen,
zerfallen. Man hat daher vorgeschlagen, an Stelle der Seifen als Reinigungsmittel
für die menschliche Haut und das menschliche Haar die modernen synthetischen säure-
und härtebeständigen Waschmittel zu verwenden, insbesondere diejenigen, die ihre
Oberflächenwirksamkeit einer aliphatischen Kohlenwasserstoffkette von 8 bis 2o,
vorzugsweise 12 bis 14 Kohlenstoffatomen und ihre Säurebeständigkeit entweder einer
oder mehrerer Sulfosäure- oder sauren Sulfonsäureestergruppe oder aber eine Anhäufung
von Polyglykol-. äthergruppen verdanken. Es gibt eine sehr große Anzahl derartiger
Verbindungen, von denen als Beispiele die durch Sulfochlorierung geeigneter Kohlenwasserstoffe
und nachträgliche Verseifung der dabei entstehenden Sulfochloride erhältlichen Paraffinsulfonate,
ferner die Alkylbenzolsulfonate, wie z. B. das Dodezylbenzolsulfonat, weiterhin
die sauren Schwefelsäureestersalze der den natürlichen oder auch den synthetischen
Fettsäuren entsprechenden Alkohole, wie z. B. des Laurin-, Kokos-, Palmkernalkohols,
oder der synthetischen Alkohole der Kettenlänge C12 bis C14. Weiterhin sollen die
Produkte genannt werden, die bei der Einwirkung von Sulfonierungsmitteln auf solche
durch Fettsäuren veresterte Polyalkohole,- wie z. B: Glykol, Polyglykol, Glycerin
oder Polyglycerin, entstehen, welche noch eine oder mehrere freie Oxygruppen enthalten.
Auch die durch Kondensation von natürlichen oder synthetischen Fettsäuren mit Oxy-oder
Aminosulfonsäuren erhältlichen Kondensationsprodukte, wie z. B. das Lauroylaminoäthansulfonat,
oder die bei der Einwirkung eines großen Überschusses von Äthylenoxyd auf natürliche
oder künstliche Fettsäuren oder Fettalkohole entstehenden P'olyglykoläther oder
Polyglykolester sollen in diesem Zusammenhang erwähnt werden. Alle diese Verbindungen
verlieren im Gegensatz zu den gewöhnlichen Seifen bei Gegenwart von Säuren ihre
Waschwirksamkeit nicht. Es ist daher bereits seit langem vorgeschlagen worden, sie
auf einen sauren, der menschlichen Haut und dem Haar angepaßten PH-Wert einzustellen
und sie in dieser Form als Reinigungsmittel für den menschlichen Körper und das
Haar zu verwenden. Waschmittel, die auf der Basis dieser Verbindungen aufgebaut
sind, zeigen vor der gewöhnlichen Seife den Vorzug, daß die menschliche Haut unter
ihrem Einfluß keiner alkalischen Quellung unterliegt, so daß die damit im Zusammenhang
stehenden unangenehmen Erscheinungen vermieden werden. Bei ihrer Verwendung entstehen
ferner, auch wenn nur härtebildnerhaltiges Wasser zur Verfügung steht, keine klebrigen
oder schmierigen Kalkseifenniederschläge, die den Glanz des Haares trüben. Weiterhin
besitzen die meisten der genannten Verbindungen den Vorzug, daß sie ein sehr gutes
Schaumvermögen zeigen. Dem steht aber der Nachteil gegenüber, daß dieselben der
menschlichen Haut und dem Haar gegenüber ein viel zu großes Entfettungsvermögen
besitzen, das dasjenige der üblichen Seifen weit übertrifft. Dieses unerwünscht
große Entfettungsvermögen wirkt sich dahin aus, daß bei der Verwendung dieser säurebeständigen
Reinigungsmittel nicht nur die fetthaltigen Verunreinigungen und Schmutzstoffe von
der Haut und dem Haar entfernt werden, sondern daß außerdem auch, insbesondere bei
dem öfter wiederholten Gebrauch derselben, das natürliche Kapillarfett der Haut
und des Haares angegriffen wird. Das hat aber zur Folge, daß die' Haut und das Haar
in übermäßiger Weise austrocknen und mit der Zeit immer mehr zur Schuppenbildung
und anderen unerwünschten Erscheinungen neigen.
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Diesen Fehler besitzt eine andere Klasse von synthetischen Waschmitteln,
nämlich die Kondensationsprodukte, die bei der Einwirkung von Fettsäurechloriden
auf überschüssige Mengen von Aminocarbonsäuren, Peptiden undioder Polypeptiden,
wie sie beispielsweise bei dem hydrolytischen Abbau von Eiweißstoffen gewonnen werden
können, bei Gegenwart von säurebindenden Mitteln entstehen, in weit geringerem Maße.
Dies muß, wie eingehende Vergleichsversuche gezeigt haben, dem Gehalt dieser Verbindungen,
die im folgenden als Eiweißfettkondensate bezeichnet werden sollen, an Eiweißabbauprodukten
zugeschrieben werden.
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Wie bereits erwähnt, besitzen diese Eiweißkondensate vor den eingangs
genannten sulfonathaltigen Waschmitteln u. dgl. den Vorzug eines größeren Hautschutzvermögens.
Leider steht dem aber der Nachteil gegenüber, daß das Schaumvermögen derselben,
auf das die einschlägigen Verbraucherkreise einen unberechtigten großen Wert legen,
im Vergleich zu den zuletzt genannten Verbindungen zurücksteht. Man hat zwar versucht,
das Schaumvermögen dieser Eiweißfettkondensate dadurch zu verbessern, daß man sie
durch Umfällung mit starken Säuren und Wiederauflösung der dabei sich ausscheidenden
Verbindungen in Alkalien, Ammoniak, Äthanolaminen od: dgl. von ihrem Gehalt an anorganischen
Neutralsalzen, insbesondere Kochsalz, Chlorkalium od. dgl., die sich im Verlauf
ihrer Herstellung bilden, zu befreien versucht. Dieser Reinigungsprozeß ist zwar
mit einer Verbesserung des Schaumvermögens verbunden, aber es führt gleichzeitig
zu einer Verminderung des Gehaltes an Eiweißabbauprodukten und deswegen damit zu
einer Verschlechterung des Hautschutzvermögens dieser gereinigten Eiweißfettkondensate.
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Versuche, synthetischen waschaktiven Stoffen zur Verbesserung der
Schaumfähigkeit Eiweißstoffe oder Abbauprodukte von Eiweiß zuzusetzen, haben bisher
nur einen beschränkten Erfolg gehabt. Es gelingt zwar leicht, geeignete Mischungen
herzustellen, die in alkalischem Medium gut verwendbar sind. Bei einem PH-Wert von
3,5 bis 6, der dem natürlichen pH-Wert der menschlichen Haut entspricht, werden
fast alle Eiweißrohstoffe
und ihre Abbauprodukte ausgefällt. Als
hautschonende Reinigungsmittel sind diese Mischungen daher nicht brauchbar.
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Es wurde nun gefunden, daß man annähernd auf den natürlichen p11-Wert
von 3,5 bis 6 der menschlichen Haut eingestellte Reinigungsmittel für den menschlichen
Körper und das menschliche Haar erhält, die neben der selbstverständlichen Reinigungswirkung
sich durch ein hervorragendes Schaumvermögen und gleichzeitig durch ein sehr gutes
Hautschutzvermögen auszeichnen, wenn man die obengenannten synthetischen, säure-
und härtebeständigen Waschmittel oder Gemische derselben mit zusätzlichen Mengen
von solchen Spaltprodukten vermischt, die durch hydrolytischen Abbau von Hauteiweiß
enthaltenden Eiweißrohstoffen gewonnen sind, vorzugsweise solchen, die keine oder
nur geringe Mengen von anorganischen Salzen enthalten. Je nach der Intensität, mit
dem der Abbau durchgeführt wird, können diese Abbauprodukte aus Aminocarbonsäuren,
Peptiden oder Polypeptiden bzw. deren Gemischen bestehen. Das Mischungsverhältnis
zwischen diesen Eiweißabbauprodukten und den synthetischen säure- und härtebeständigen
Waschmitteln kann, den jeweiligen Erfordernissen entsprechend, innerhalb weiter
Gren-. zen schwanken. Eine bevorzugte Gruppe der beanspruchten Körperreinigungsmittel
soll jedoch in denjenigen, gesehen werden, bei denen der Gehalt an Eiweißabbauprodukten
annähernd etwa demjenigen an synthetischen Waschmitteln entspricht oder bei denen
die salzfreien oder salzarmen Eiweißabbauprodukte zumindest einen wesentlichen Bestandteil
der wirksamen Anteile bilden.
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Überraschenderweise werden die durch Abbau von Hauteiweiß erhaltenen
Spaltprodukte im Gemisch mit synthetischen Waschmitteln in einem sauren Medium von
einem pH-Wert von etwa 3,5 bis 6 nicht ausgefällt, sondern bilden sehr beständige
stark schäumende Lösungen.
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Es wurde ferner gefunden, daß die synthetischen Waschmittel oder die
Eiweißspaltprodukte oder beide nicht nur für sich, sondern mit gutem Erfolg auch
in Form ihrer Verbindungen mit organischen Basen verwendet werden können. Als solche
Basen kommen beispielsweise Mono-, Di- oder Triäthanolamin in Betracht.
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Die erfindungsmäßigen Körperreinigungsmittel sollen schwach sauer,
vorzugsweise auf das Gebiet des pH-Wertes der menschlichen Haut, d. h. auf einen
zwischen 3,5 und 6 liegenden pH-Wert, eingestellt werden. Sie sollen keine oder
nur möglichst geringe Mengen von anorganischen Neutralsalzen, soweit diese nichts
zur Reinigungswirkung beitragen, enthalten. Wohl aber können die erfindungsmäßigen
Körperreinigungsmittel Zusätze anderer an sich bekannter und gebräuchlicher Stoffe,
wie z. B. Parfümstoffe, Desinfektionsmittel, Bleichmittel (wie z. B. Wasserstoffsuperoxyd
oder Perverbindungen), Komplexbildner (wie z. B. anhydrische Phosphate, Salze der
Iminodiessigsäure oder Nitrilotriessigsäure od. dgl.), Verdickungsmittel (wie z.
B. Gelatine, Zelluloseglykolsäure, Polyacrylsäure od: dgl.), Lösungsmittel usw.,
enthalten.
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Die zur Herstellung der erfindungsmäßigen Körperreinigungsmit'el erforderlichen
Eiweißabbauprodukte können beispielsweise in der folgenden Weise hergestellt werden:
Beispiel i iooo Teile Chromlederabfälle (wie z. B. Chromfalzspäne) werden mit Wasser
überschichtet und mit einer aus 3o Teilen Ätzkalk hergestellten, etwa 2&/oigen
Kalkmilch vermischt. Dieses Gemisch wird in einem Rührautoklav bei einem Überdruck
von 212 at so lange mit Dampf behandelt, bis der gewünschte Aufschlußgrad der in
dem Chromleder enthaltenen Eiweißstoffe erreicht ist. Da's Reaktionsgemisch wird
sodann mittels einer Filterpresse von den unlöslichen Kalkverbindungen befreit.
Aus dem klaren Filtrat werden anschließend durch Zusatz von Oxalsäure die gelösten
Kalkverbindungen ausgefällt. Nach erneuter Filtration wird schließlich das kalkfreie
Filtrat durch Zusatz von Triäthanolamin auf den jeweilig gewünschten pH-Wert eingestellt
und auf eine Konzentration von 40 tis 5o0/9 eingedampft. Beispiel e Chromle.derabfälle
werden mit Ätzkalk, wie im Beispiel i beschrieben, aufgeschlossen. Die von den unlöslichen
Kalkverbindungen befreite Aufschlußlauge wird durch Zusatz von Ammoniumcarbonat
von den löslichen Kalkverbindungen befreit und nach erneuter Filtration, die zwecks
Abtrennung des ausgefällten Kalziumcarbonats vorgenommen wird, auf eine Konzentration
von etwa 35 bis q.o,% im Vakuum eingedampft. Die so erhaltene Lauge wird zum Schluß
durch Zugabe eines technischen Gemisches aus Mono-, Di- und Triäthanolamin auf den
erforderlichen pH-Wert eingestellt.
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Die Herstellung der erfindungsmäßigen hautschonenden Körperreinigungsmittel
selbst kann beispielsweise in der folgenden Weise vor sich gehen: Beispiel 3 Es
werden die folgenden Bestandteile bei gewöhnlicher oder mäßig erhöhter Temperatur
miteinander, vermischt: 4o Gewichtsteile einer etwa 7o0/9igen Paste von technischem
Triäthanolaminalkylbenzolsulfonat. Die aliphatische Seitenkette des Alkylbenzolsulfonats
soll etwa 12 bis 14C-Atome enthalten; 2o Gewichtsteile einer 6o%igen Lösung des
Triäthanolaminsalzes des sauren Laurinalkoholschwefelsäureesters; 4oGewichtsteile
einer nach Beispiel i oder 2 hergestellten, etwa 4o'%igen Lösung von Eiweißabbauprodukten.
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Dieses Gemisch wird mittels Milchsäure auf einen zwischen ¢,5 und
5 liegenden pH-Wert eingestellt.
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Das Präparat wird als haut- und haarschonendes Reinigungsmittel für
die Körperpflege verwendet. Es bildet eine klare, kältebeständige und klarlösliche
Flüssigkeit von öliger Konsistenz, dessen
wä.Brige Lösungen gegen
die Härtebildner des Wassers beständig sind.
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Durch die Verwendung von Rohstoffen, die frei bzw. arm an anorganischen
Salzen sind, vermeidet man die mit der leichten Aussalzbarkeit der Alkylbenzolsulfonate
oder der Fettalkoholsulfonate im Zusammenhang stehenden Schwierigkeiten.