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Waschmittel für lebendes Haar Die vorliegende Erfindung betrifft Waschmittel
für lebendes Haar. Bekanntlich stellen lebende Haare von Mensch und Tier eine besonders
empfindliche Substanz dar, bei deren Reinigung man sehr darauf achten muß, daß keine
Schädigung der Haarsubstanz eintritt. Die Mehrzahl der bisher vorgeschlagenen Waschmittel
führen leider bei der Anwendung zum Reinigen lebenden Haares eine mehr oder minder
starke Schädigung herbei, die sich insbesondere im Brüchigwerden bzw. im Verlust
des Glanzes zeigt.
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Es muß in diesem Zusammenhang darauf verwiesen werden, daß ja nicht
nur das der Wurzel entwachsende fertige Haar gewaschen wird, sondern daß ebenso
auch die Haarwurzel, der Haarboden und vor allem auch die Teile des Haares mit der
Waschmittellösung in Berührung kommen, die eben der Wurzel entwachsen, aber noch
nicht völlich erhärtet, also verhornt sind. Hier setzt ein oft sehr erheblicher
Angriff ein.
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Beachtlich ist auch der Einfluß der Wasctlmittel auf die Haartalg-
und -öldrüsen. Diese werden gereizt. und es kommt zu einer Hypersekretion. Diese
überschwemmt von der Wurzel aus die Haare mit Fettstoffen, SQ daß man immer wieder
waschen muß.
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Diesem Übel suchte man durch Zugabe von adstringierenden Mitteln zu
begc'nen, jedoch war der dabei erzielte Erfolg nicht h"-friedigend.
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Nach den Untersuchungen des Erfinders sind die lebenden Haare derartig
empfindliche Substanzen, daß schon eine bloße ÄVassereinwirkung erheblichen Einfluß
in Richtung einer Verschlechterung der Eigenschaften auszuüben verinag. Das wird
verständlich, wenn man beachtet, daß das Haar aus komplizierten Eisveißmolekülen
besteht, die in Form von Miszellen angeordnet erscheinen. Zwischen den Molekülketten
bestehen chemische neben physikalischen Bindungen. Mit der Hydratisierung werden
offensichtlich solche Bindungen vorübergehend gelöst, sie werden teilweise bei der
Dehydratisierung wieder geschlossen, freilich nicht mehr in der früheren organisierten
Ordnung, sondern in einem weniger geordneten Zustande, was sich insbesondere durch
die Zunahme innerer Spannungen bemerkbar macht, die ihrerseits eine Schädigung bedeutet.
vor allem aber die Möglichkeit weiterer Schädigungen erheblich vergrößert.
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Es ist bekannt, daß jede Behandlung des Haares mit Lösungen, deren
pH-Wert dem des isoelektrischen Bereiches des Haares entspricht. die geringste Schädigung
bedingt. Dieser liegt etwa bei 4,6, also im verhältnismäßig stark sauren Bereich.
Der Erfinder fand, daß eine Schädigung bei pH-Werten von 5,6 bis 6 noch sehr gering
ist; sie steigt bis zu einem Werte von etwa 7,5 verhältnismäßig rasch. von da an
immer rascher, so daß sie bei einem
pH-Wert von 11 schon praktisch
untragbar ist. Gerade bei diesem Wert aber liegt die optimale Waschwirkung der meisten
Waschmittel, insbesondere der üblichen Seifen.
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Verzichtet man etwa durch Säurezugabe auf einen Teil der Waschwirkung,
versucht man beispielsweise eine Seifenlösung auf einen poWert unter 7,5 einzustellen,
so muß man feststellen, daß schon bei einem pH-Wert von 7,2 die Waschwirkung der
Seife praktisch gleich Null ist; gleichzeitig kommt es aber bei Verwendung solcher
Seifenlösungen durch hydrolytisch abgespaltene Fettsäure zu starker Verschmutzung
des Haares-.
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Es ist nun schon bekanntgeworden, daß man mitVorteil an Stelle der
Seifen und ähnlicher Waschmittel für die Wäsche lebenden Haares die Alkalisalze
bzw. andere wasserlösliche Salze aliphatischer Schwefelsäureester mit mehr als 5
Kohlenstoffatomen verwenden kann. Bei der Nachprüfung dieser Angaben erwies es sich
aber, daß die Estersulfate mit weniger als 12 Kohlenstoffatomen des veresterten
Fettalkohols zwar gute Schaummittel, aber keine eigentlichen Waschmittel darstellen,
die mit 20 und mehr Kohlenstoffatomen aber abgesehen von ihrer schlieren Zugänglichkeit
infolge ihrer schlechten Löslichkeitsverhältnisse, praktisch unbrauchbar sind. Ebenso
praktisch ohne Bedeutung sind die entsprechenden Verbindungen mit 13, 15.
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I7 und 19 Kohlenstoffatomen der veresterten Fettalkohole. Es bleiben
also nur die mit 12, 14, 16 und 18 Kohlenstoffatomen als praktisch verwendbar.
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Es wurde nun gefunden,- und das bildet den Gegenstand der vorliegenden
Erfindung. daß solche Fettalkoholsulfate bzw. die aliphatischen Schwefelsäureester
allgemein mit mehr als 11 Kohlenstoffatomen, bei denen 12, 14, 16 oder 18 Kohlenstoffatome
in ununterbrochener Kettenreihe stehen, sehr gute Waschmittel für lebendes Haar
sind, wenn man ihnen haarschonende Mittel, die der Eigenart dieser chemischen Mittel
angepaßt sind. zusetzt. Als solche kommen in Frage vor allem ansäurende Mittel.
Es zeigte sich nämlich, daß die Waschwirkung solcher Salze auch im Bereich niederer
pH-Werte noch recht groß ist, selbst im Bereich von pH-Werten 6 bis 6,5 ist die
Waschwirkung immer noch so groß wie die einer Seife im alkalischen Gebiet.
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Eine zu starke Ansäuerung wird man natürlich vermeiden, insbesondere
darf das Waschmittel auf keinen Fall mineralsauer reagieren. Nun neigen solche Schwefelsäureester
ihrer Natur nach zur Verseifung, daher ist es unabhängig von einer Sauereinstellung
des Waschmittels zweckmäßig, puffernde Substanzen zuzugeben, als welche man zweckmäßig
Puffer bekannter Art, etwa Salze schwacher Säuren, wie Borate, Acetat, Citrate,
Phosphate usw., oder Mischungen solcher Salze verwendet. Kommt es dann etwa unter
dem Einfluß irgendwelcher verseilenden Art zu einer Spaltung der. Estersulfate,
so kann trotzdem keine mineralsaure Reaktion eintreten.
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Der Zusatz solcher Puffer ermöglicht sogar die Verwendung der freien
Esterschwefelsäure dieser Art. Dabei wird man zweckmäßig freilich neben diesen noch
Estersulfate einsetzen, also die Säuren mindestens zum Teil neutralisieren, also
in die wasserlöslichen Salze überführen.
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Eigenartigerweise wird eine gute haarschonende Wirkung bei Verwendung
solcher Waschmittel weiterhin durch Zugabe fettender bzw. gleitendmachender Zusätze
erreicht, insbesondere wenn man solche neben den oben bezeichneten ansäuernden bzw.
puffernden Mitteln verwendet.
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Schließlich können Waschmitteln bzw. solchen Gemischen noch haarschonende
Mittel- ublicher Art zugesetzt werden, etwa Eiweißstoffe, Eiweißabbauprodukte, Zucker,
gerbende Stoffe, ferner physiologisch wirksame Mittel und andere Waschmittel, Schaummittel,
wie die Estersulfate von Fettalkoholen, mit weniger als 12 Kohlenstoffatomen im
Molekül oder Türkischrotöl; sogar ein Zusatz von Neutralsalz kann die Waschkraft
heraufsetzen. Ferner kann man Bleichmittel zugeben.
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Als fettende Agenzien sind Fette, wie Wollfette, oder Öle, wie Klauenöl,
gut brauchbar.
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Die verwendeten Estersulfate können dabei zweckmäßig in gereinigtem
Zustande zur Anwendung kommen. Sie werden zu diesem Zweck :vorher etwa durch Behandeln
mit Benzin u. dgl. Von organischen Verunreinigungen undloder durch Lösen in Alkohol
von -anorganischen Verunreinigungen befreit.
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Die verwendeten Estersulfate können sich dabei, wie schon oben angegeben,
von den aliphatischen Alkoholen mit 12, 14, 16 und 18 Kohlenstoffatomen ableiten;
sie können aber ebenso Salze der Schwefelsäureester von Hydroxylverbindungen darstellen,
deren veresterte Hydroxylgruppe sich an einem Rest befindet. der über eine weitere
Gruppe. wie eine Carboxyl-, eine Carbamid- oder Sulfamidgruppe, mit dem hydrophoben
Rest mit 12, 14, 16 oder 18 Kohlenstoffatomen in ununterbrochener Reihe verbunden
ist.
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Aus der Reihe solcher Verbindungen seien nur die folgenden beispielsweise
genannt; octadecoylaminoäthanolschwefelsaures Natrium, dodecoylmethylaminopropanolschwefelsaures
Ammonium oder Triäthanolamin,
ferner die entsprechenden Salze der
etwas weniger beständigen Schwefelsäureester der Monoacidylverbindungen des Glycerins.
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Beispiel I 40 Gewichtsteile eines von anorbranischen Beimengungen
durch Lösen in Alkohol befreiten dodecanolschwefelsauren Natriums oder die gleiche
Menge eines tetradecanolschwefelsauren Ammoniums werden in 100 Gewichtsteilen Wasser
gelöst. Unter gutem Rühren gibt man hierzu etwa 4 Gewichtsteile der hydrophilen
Anteile des Wollfettes und so viel Zitronensäure, daß Lackmuspapier eben gerötet
wird. Dieser kolloidalen Lösung gibt man gegebenenfalls noch Farbstoffe und Duftstoff
bei. Man erhält so ein vorzüglich geeignetes Haarwaschwasser, welches auch insbesondere
für fettärmere Haare Verwendung finden kann. Derartige Haarwaschwasser unter Zusatz
von Wasserstoffsuperoxyd geben hervorragende bleichende Wascheffekte.
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Beispiel 2 10 Gewichtsteile dodecanolschwefelsaures Natrium oder
Triäthanolamin und 10 Gewichtsteile hexadecanolschwefelsaures Kalium, beide Materialien
durch Lösen in Alkohol und Behandeln (Extrahieren) einer wäßrigen Lösung mit Petroläther
oder Benzin von Beimengungen befreit, werden mit der oben benötigten Menge Wasser
verpastet.
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In diese Paste arbeitet man so viel Klettenwurzelöl ein, bis eine
verdünnte Probe durch Ausscheidung öliger Tropfen anzeigt. daß die Aufnahmefähigkeit
erschöpft ist.
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Die erhaltene Paste wird dann noch in üblicher Weise parfümiert. Das
so erhaltene Haarwaschmittel eignet sich insbesondere zur Nachwäsche bereits vorgewaschenen
und hierbei zu stark entfetteten Haares, jedoch ist dieses Mittel, insbesondere
mit geringerem Fettgehalt, auch für normales Haar, mit entsprechend höherem auch
für fettarmes Haar brauchbar.
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Beispiel 3 Zu 100 Gewichtsteilen wie angegeben gereinigtem dodecylschwefelsaurem
Natrium werden 30 Gewichtsteile octylschwefelsaures Natrium gegeben, dann pulverisiert
man in geeigneter Apparatur. Zu dem erhaltenen Pulver gibt man 10 Gewichtsteile
Natriumbicitrat des Handels ebenfalls als feines Pulver und vermischt gut.
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Nunmehr wird feinste Weizenkleie, gegehenenfalls noch kolloider Ton
zugemischt.
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Mit diesem Haarwaschpulver wird das zu waschende Haar eingestäubt.
dann feuchtet man an und verarbeitet zu einem feinblasigen Schaum, den man einige
Zeit ruhig mit dem Haar in Berührung läßt. Das Herunterspülen erfolgt vorteilhaft
mit einer Lösung voll 1 g dodecylschwefelsaurem Natrium im Liter. Bevor man dann
mit reinem Wasser nachspült, bringt man eine Emulsion von gereinigtem Wollfett in
einer Lösung von dodecyl sch,vefel 5 aurem oder hexadecylschwefelsaurem Natrium
(gegebenenfalls unter Zusatz von Hexadecanol bereitet) auf das Haar und arbeitet
gut durch.
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Beispiel 4 30 Gewichtsteile gereinigtes, gut getrocknetes und feinst
gepulvertes oder in wäßriger Lösung unter gleichzeitiger Trocknung verstäubtes Natriumtetradecanolsulfonat
werden mit 25 Teilen löslicher, völlig trockner Stärke vermischt. Hierzu gibt man
I5 Gewicbtsteile ebenfalls gut trockenen Dinatriumphosphates und 20 Gewichtsteile
Natrium carbonat.
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Dieses Haamvaschmittel gibt einen feinen, dichten Schaum durch die
Kohlensäureentwicklung wird diese Schaumbildung unterstützt. An Stelle des genannten
gereinigten Waschmittels kann man auch andere, etwa dodecanolschwefelsaures Ammonium
oder Natrium verwenden. Dem Waschpulver, das also vorteilhaft in trocknem Zustande
auf das trockne oder leicht angefeuchtete Haar aufgepudert wird, kann man natürlich
Riechstoffe gewünschter Art zusetzen.
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Beispiel 5 40 Gewichtsteile wie oben gereinigtes, gut trocknes dodecanolschwefelsaures
Natrium oder Triåthanolamin werden mit 30 Gewichtsteilen Natriumbicarbonat, 15 Ge
wichtsteilen löslicher Stärke und 15 Gewichtsteiien saurem Natriumpyrophosphat gut
vermischt, dann gibt man den gewünschten Duftstoff zu. Die Eigenschaften sind ähnlich
den nach Beispiel 3 erhaltenen.
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Auch kann man an Stelle des angegebenen Waschmittels ein anderes
oder ein Gemisch verschiedener verwenden. Gut brauchbar ist so das Natriumsalz des
Schwefelsäureesters aus reduziertem Kokosnußöl. Etwas weniger brauchbar, aber im
Gemisch von hervorragender Wirkung ist das Natriumsalz des Schwefelsäureesters aus
reduziertem Walrat (Hencadecanolpalmitrat).