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Verfahren zum Entnikotinisieren von Tabak Es ist bekannt, daß beim
Fermentieren des Tabaks eine Verminderung des Nikotingehaltes eintritt. Die Entnikotinisierung
kann aber dabei nicht bis zu Ende geführt werden; es ist vielmehr beobachtet worden,
daß das verbleibende Nikotin fester gebunden zurückbleibt.
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Es ist ferner bekannt, das Nikotin des Tabaks, nachdem er in alkalischen
oder sauren Zustand versetzt ist, teilweise abzubauen. Eine vollständige oder beliebig
weit getriebene Entnikotinisierung ließ sich aber auf diese Weise nicht durchführen.
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Bei der an sich bekannten Verminderung des Nikotins durch Gärung kommt
die entnikotinisierende Wirkung der Bakterien bald zum Stillstand.
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Es hat sich nun herausgestellt, daß der Tabak bei der Gärung eine
hohe Alkalität erhält, durch welche die Lebenstätigkeit der Bakterien, welche den
Abbau der Eiweißstoffe und des Nikotins bewirken, gehemmt wird, wobei die dem Abbau
schädlichen Bakterien das Übergewicht erhalten können.
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Als günstigste Lebensbedingungen für die die Entnikotinisierung bewirkenden
Bakterien wurde ein schwach alkalischer Zustand des Tabaks ermittelt.
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Die Erfindung besteht in einem Verfahren, den Tabak in Gestalt von
Tabakblättern oder deren Teilen der Gärung unter Luftzutritt zu unterwerfen und
die durch die Bakterienwirkung sich ergebende zusätzliche Alkalität, zweckmäßig
durch Säurezugabe, wieder auszugleichen.
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Ein stark alkalischer Tabak kann vor Beginn der Gärung mittels Zufügung
von Wasser oder, wenn es sich um andere, insbesondere saure Tabake handelt, mittels
Zufügong von schwach alkalischen Flüssigkeiten, insbesondere schwach alkalischem
Wasser, in den erwünschten Anfangszustand gebracht werden. Es ist jedoch bei sauren
Tabaken, insbesondere bei Zigarettentabaken, ausreichend, anfangs Wasser ohne Alkalizusatz
zu verwenden, wenn für genügend Luftzutritt Vorsorge getroffen ist. Die einsetzende
Gärung schafft dann von selbst die notwendige Basizität.
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Der Tabak braucht für das Verfahren nur angefeuchtet zu werden, so
daß eine Lauge nicht entsteht. Er kann aber auch mit Wasser überschichtet und gleichzeitig
mit der Lauge der Gärung und Entnikotinisierung unterworfen werden. Einer Entlaugung
des Tabaks und einer Trennung der Lauge vom Tabak bedarf es dabei nicht.
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Durch ständige Zuführung von Säuren während der Gärung wird verhindert,
daß die
Alkalität des Tabaks zu hoch steigt; gleichzeitig wird dadurch
ein Entweichen der flüchtigen Basen, insbesondere der Aromabasen, vermieden.
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Die Aufrechterhaltung eines schwach alkalischen Zustandes des Tabaks
und seiner Lauge und damit die Erhaltung der entnikotinisierenden Wirkung der Bakterien
können auch ohne Zugabe von Säuren erfolgen, indem die bei ständiger Luftzufuhr
entstehenden flüchtigen Basen durch diesen Luftstrom selbst entfernt werden, wobei
die Durchleitung eines starken Luftstromes erforderlich ist, oder indem die flüchtigen
Basen durch Absaugen entfernt werden, wobei die Zuleitung von Luft in mäßigem Umfang
ausreicht. Das hierbei verdunstete Wasser wird ständig ersetzt, bis der gewünschte
Grad des Nikotinabbaus bzw. vollständige Entnikotinisierung erreicht ist.
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An Stelle einer schwach alkalischen wäßrigen Lösung kann erfindungsgemäß
auch eine virulente Nikotin und Eiweiß abbauende,. Bakterien enthaltende, alkalisch
reagierende Tabaklauge verwendet werden. Das ist besonders in solchen Fällen von
Vorteil, in welchen die die Entnikotinisierung bewirkenden abbauenden Bakterien
über den schädlichen Bakterien in der Minderheit sind. Gegenüber der bekannten Zuführung
von Tabakbakterien wird gleichzeitig die Lebensfähigkeit der bereits vorhandenen
nützlichen Bakterien gefördert.
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Beispiele i. Der Tabak wird nach Zufügung von neutralem oder schwach
alkalischem Wasser oder alkalischer Tabaklauge in schnittweicher Form mit einem
durchschnittlichen ph-Wert von etwa acht in Haufen von ioo kg so geschichtet, daß
die Luft möglichst ungehindert Zutritt zu den Blättern hat. Zu diesem Zwecke kann
beispielsweise die Aufschichtung mittels durchlochter Unterlagen bewirkt werden.
Die Tabakhaufen werden in einem Raume von 30 bis 4o' C aufgeschichtet; über
je eine Schicht des Haufens von etwa 30 cm Höhe wird ein mit organischen
Säuren, z. B. Essigsäure, getränktes Tuch gebreitet. Die Säure diffundiert in die
dem Tuche benachbarten Tabakblätter. Die flüchtigen Basen schlagen sich in der Form
von Salzen nieder. In Zwischenräumen von 6 bis 12, Stunden wird jeder Haufen umgelegt;
je nach Stärke der Reaktion wird mit dem Umlegen nach verschiedenen Zeiten begonnen.
Da die Blätter immer wieder mit anderen Blättern in Berührung kommen, so verteilt
sich die Säure und stumpft die an Blättern anderer Teile des Haufens haftenden Basen
ab. Die Zuführung kann auch in anderer Weise, z. B. durch Besprengen mit organischen
Säuren, insbesondere in Form eines feinen Nebels, erfolgen.
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Intensive Luftzuführung beschleunigt den Verlauf des Verfahrens. Es
kann auch an Sauerstoff angereicherte Luft verwendet werden.
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Das Verfahren wird beendet, wenn der gewünschte Grad des Nikotin-
und Eiweißabbaues erreicht ist. Im Durchschnitt einiger Versuche waren nach 8 Tagen
66 °/o des enthaltenen Nikotins abgebaut.
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Das Verfahren kann bis zum vollständigen Abbau des Nikotins durchgeführt
werden.
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2. z25 g Tabak mit einem Nikotingehalt von :2,161.1. werden in einem
runden Glasgefäß mit Wasser überschichtet. Auf dem Boden des Gefäßes wird eine größere
Anzahl von Durchlüftern verteilt, welche die Luft in ganz feinen Bläschen aufsteigen
lassen. Durch diese wird Frischluft ununterbrochen eingepumpt, so daß das Geräusch
des Moussierens hörbar ist und ein sehr dichter, sahniger Schaum entsteht. Gleichzeitig
wird 25°/oige Essigsäure in kleinsten Tropfen, etwa 3oo Tropfen auf den Kubikzentimeter,
in solcher Menge zugetropft, daß das Gemisch nicht zu stark alkalisch wird.
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Nach 47 Stunden ist in der Lauge kein Nikotin mehr nachzuweisen. Sie
wird nun mit Essigsäure neutralisiert und auf dein Tabak an der Luft eingedickt.
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3. Es wird zunächst nach Ausführungsbeispiel 2 gearbeitet. Nach Beendigung
der Entnikotinisierung wird die Lauge leicht vom Tabak abgedrückt und mit Essigsäure
neutraksiert. Alsdann wird die Lauge leicht eingedickt. Der Tabak wird getrocknet
und darauf wird die Lauge dem Tabak in bekannter Weise einverleibt.
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q.. Tabak von 43 °/o Nikotingehalt wird mit der dreifachen Wassermenge
überschichtet; es wird ein starker Luftstrom durch die Flüssigkeit hindurchgeleitet.
Das verflüchtigte Wasser wird ständig ergänzt. Die Temperatur der zugeführten Luft
und des Wassers wird so gewählt, daß die durch die Gärung entstandene Temperatur
ungefähr aufrechterhalten bleibt. Nach 54 Stunden ist das Nikotin verschwunden,
dann wird kein Wasser mehr zugesetzt, und der Tabak wird im Luftstrom getrocknet.
Die mit dem Luftstrom entfernten flüchtigen Basen werden in -bekannter Weise aufgefangen
und können dem Tabak zwecks Aromatisierung hinzugefügt werden.