-
Verfahren zur Einwirkung auf die Bildelemente von Raster- oder Strichnegativen
bzw. solchen Positiven Um eine photographische Vorlage an sich oder für den späteren
Druckvorgang vorzubereiten und geeigneter zu machen, ist es bekannt, auf die einzelnen
Bildelemente von Raster oder Strich bzw. solchen ähnlichen Bildern mit Schwärzungsprüngen
einzuwirken. Diese Einwirkung kann geschehen beispielsweise durch Verkleinern oder
Vergrößern der einzelnen Bildelemente, es kann aber auch erforderlich sein, für
bestimmte Zwecke z. B. Form, Farbe, Dichtigkeit oder sonstige Eigenschaften dieser
Bildelemente zu verändern.
-
Man kennt dazu verschiedene Verfahren. Zum Verkleinern der Bildelemente
wendet man z. B. im allgemeinen das bekannte Abätzen an, wobei durch Abschwächen
eine Einwirkung auf die Bildelemente geschieht, oder man verwendet besondere photographische
Schichten, die es bewirken, daß nach der Entwicklung auf bestimmten Bildelementen
eine Schutzschicht vorhanden bleibt, die diese Stellen abdeckt.
-
Alle diese bisherigen Verfahren sind aber noch nicht vollkommen, z.
B. leidet bei dem gewöhnlichen Abätzen die Deckung der Bildelemente, und es ist
nicht möglich, nadelspitze Rasterpunkte herzustellen, weil diese Rasterpunkte nicht
nur von der Seite angegriffen werden, sondern gleichzeitig von oben, so daß also
mit dem Schwinden der Seiten ein Vermindern der Höhe bzw. Dicke unvermeidlich ist.
Um nach Möglichkeit die Verkleinerung der Bildelemente von der Seite her zu erzielen,
ohne daß die Deckung des stehengebliebenen Teiles leidet, wird auf die Bildelemente
eine gegerbte Kolloidschicht entweder aufgebracht oder diese werden in eine solche
eingelagert. Fast immer verlangen jedoch diese Methoden eine ganz besondere Zurichtung
und Behandlung der photographischen Schicht. Außerdem wird auch bei diesem Verfahren
keine unbedingt undurchlässige Schicht erreicht, und bei längerer Einwirkung muß
das Einwirkungsmittel durch die Deckschicht dringen und die Oberfläche der Bildelemente
verletzen. Es ist also auch bei diesen Verfahren das Erreichen eines unbedingt nadelspitzen
Bildelementes nur möglich auf Kosten der Deckung.
-
Die vorliegende Erfindung bringt, ein neues Verfahren, welches diese
bisherigen Übelstände, also die Verminderung der Deckung bzw. die Notwendigkeit
einer besonderen photographischen Schicht, vermeidet. Bei diesem neuen Verfahren
kann jede beliebige photographische Schicht, gleichgültig ob es die gewöhnliche
gebräuchliche ist oder ob es besonders hergestellte Schichten sind, verwendet werden.
Die Vorbereitung zur Einwirkung beginnt also nicht bei der Herstellung der photographischen
Schicht, sondern jedes gewöhnlich entwickelte bzw. fixierte und gewässerte fertige
Raster-oder Strichnegativ bzw. -positiv, gleichgültig
auf welcher Grundlage diese Schicht vorhanden ist, kann zur Verwendung
kommen. Es wird also mit diesem Verfahren außerordentlich einfach gearbeitet; die
Einwirkung geschieht sicher, ohne daß die Oberfläche des Bildelementes irgendwie
leiden könnte.
-
Das Wesen der Erfindung besteht gegenüber dem Bekannten darin, daß
nicht etwa ganze Flächenteile eines rastierten Diapositivs oder Negativs gegen den
Angriff des Abätzmittels oder des Aufbaumittels durch Abdecken von Bildteilen geschützt
werden sollen, sondern nur die Rasterpunkte selbst, d. h. also die das Bild aufbauenden
Elemente (ist gleich Bildelemente), und zwar gegedVerlust an" Deckung. Dieses soll
etwa dadurch erreicht werden, daß die Rasterpunkte selbst zunächst gehärtet und
alsdann durch Aufbringen von Fett geschützt werden sollen, wodurch erzielt wird,
daß sie nur von den Seiten her vom Abätzmittel angegriffen werden können, während
die Deckwirkung erhalten bleibt.
-
Als Ausführungsbeispiel sei hierfür gegeben: das entwickelte, fixierte
und gewässerte Negativ oder. Positiv wird durch kurzes Baden in' einem Bromölbleicher
(vgl. z. B. Süddeutscher Graphischer Anzeiger, 3. Jahrgang, 1928 Nr. 5, Seite 13,
Der Bromöldruck) oberflächlich gehärtet, worauf dann das Aufbringen von Fett durch
Einwalzen mit Druckfarbe geschieht. Als Ätzmittel dient z. B. eine mit Schwefelsäure
versetzte =°/oige Kaliumpermanganatlösung.
-
Will man dagegen die Bildelemente vergrößern, so muß man durch entsprechende,
mit bekannten Mitteln erreichbare Einwirkung auf die nichtgedeckten Bildteile diese
fähig zur Aufnahme einer Schutzschicht machen. Man kann durch bekannte Aufbaumittel
die Bildelemente vergrößern. Im Gegensatz zu den bekannten Verfahren kann man die
Vergrößerung beliebig weit über die ursprüngliche Größe hinaustreiben. In derselben
Weise wird man vorgehen, wenn man in irgendwelcher andern Art auf die vollständig
oder später teilweise gedeckten oder gefärbten bzw. auf die transparent erscheinenden
Bildelemente einwirken soll, z. B. um diese in Form, Farbe oder Durchlässigkeit
zu verändern.
-
In einer aus geschwärzten und ungeschwärzten Bildelementen bestehenden
Platte sollen die geschwärzten Bildelemente über das ursprüngliche Maß vergrößert
werden. Hierzu wird die Platte zunächst mit einem Überzug von Zaponlack versehen,
auf den eine lichtempfindliche Chromatkolloidschicht aufgetragen wird. Nach dem
Trocknen wird die Platte von der Rückseite her belichtet, wodurch nur die über den
durchsichtigen Stellen liegenden Schichtteile der Chromatkolloidschicht gehärtet
werden. Nach der Entwicklung der Chromatkolloid-Schicht mit Wasser werden die bloßgelegten
Lackstellen mit entsprechenden Lösungsmitteln ausgewaschen. Die Oberfläche der geschwärzten
Bildelemente liegt nunmehr vollständig frei, und es können daher beim Baden der
Platte in den weiter unten erwähnten Aufbaumitteln diese in die geschwärzten Bildelemente
eindringen und dabei in die transparenten Bildstellen diffundieren. Diese sind nämlich
durch die Lackschicht und die auf dieser befindlichen Chromatkolloidschicht gegen
das direkte Eindringen der Aufbaumittel von oben her geschützt, so daß sich diese
von den Rändern der geschwärzten Stellen her gewissermaßen vorschieben. Als Aufbaumittel
kommen z. B. Farbstofflösungen oder Silbernitratlösungen in Frage; in letzterem
Falle ist es ratsam, die Platte vor der Einwirkung des Aufbaumittels mit Entwicklerlösung
zu tränken, damit das eingedrungene Silbernitrat sofort zu Silber reduziert wird.
Durch entsprechende Wahl des Aufbaumittels ist man auch in der Lage, den Bildelementen
eine verschiedene Färbung zu geben, indem der. Kern z. B. aus schwarzem Silber und
der Rand aus einem beliebigen gefärbten Stoff besteht.
-
Als Schutzschicht kann jedes geeignete Material, welches gegen das
anzuwendende Einwirkungsmittel vollkommen undurchlässig ist, verwendet werden, z.
B. Fett bei wäßrigen Lösungen. Es ist nach dem Wesen der Erfindung nur erforderlich,
daß die aus diesem Mittel gebildete Schutzschicht vollkommen undurchlässig und nicht
porig ist, so daß die Einwirkungsmittel an den Stellen, an welchen die Schicht angebracht
ist, nicht zur Oberfläche der Bildelemente gelangen können.
-
Die Schutzschicht, gleichgültig welcher Art, kann direkt auf die betreffenden
Stellen aufgebracht werden; man kann diese Stellen aber - falls sie nicht annahmefähig
genug sind oder auch aus anderen Gründen - erst mit einer Zwischenschicht versehen,
auf welche dann die Schutzschicht aufgebracht wird.
-
Man kann durch diese Zwischenschichten teils die einen Bildelemente
und, nach Entfernung der Schutzschicht und der Zwischenschicht, die anderen Bildelemente
abdecken, j e nachdem man es für die beabsichtigte Einwirkung erforderlich hält
bzw. je nachdem die Eigenart der Bildschicht oder dessen Träger die Bearbeitung
erfordert.
-
Das ist unter anderem beispielsweise erwünscht, wenn durch mehrere
Arbeitsgänge der Einwirkung, also beispielsweise Verkleinerung und darauffolgende
Vergrößerung bzw. sonstige Veränderung der Punkte, eine mehrmalige Anbringung und
Wiederentfernung der Schutzschicht benötigt wird.
-
Besonders bequem läßt sich die Einwirkung mit diesem Verfahren im
Laufe der Her-
Stellung von Positiven anwenden, die durch Umkehrung
auf Negativen gewonnen werden.
-
Die Erfindung bringt also wesentliche Vereinfachung für das Arbeitsverfahren
und große Vorzüge in qualitativer Hinsicht mit sich. Es ist anwendbar bei allen
Bildschichten, gleichgültig auf welchen Bildschichtträgern, und es ist ohne weiteres
möglich, einzelne Bildteile vollkommen von der Beeinflussung des Einwirkungsmittels
auszuschalten. Es ist ferner ein Vorzug der vorliegenden Erfindung, daß man nach
Belieben und nach Bedarf die Schutzschicht beliebig oft und an beliebiger Stelle
anbringen und wieder entfernen kann. Bei allen bisherigen Verfahren war eine solche
Möglichkeit nicht vorhanden, denn man mußte entweder ohne Schutzschicht arbeiten,
oder die einmal angewandte Schutzschicht, welche auch niemals vollkommen undurchlässig
war, war auch nach der Einwirkung noch vorhanden. Die vorliegende Erfindung erreicht
also eine viel weitgehendere Möglichkeit bei dem Arbeitsvorgange der Einwirkung
auf die Bildelemente.