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Verfahren zur Herstellung hohler Puppenköpfe und Puppenteile aus Papiermachemasse
nach dem Gießverfahren Puppenköpfe, die aus Porzellan hergestellt «-erden, haben
neben ihren vielen Vorzügen den -Nachteil, daß sie beim Fallenlassen leicht zerbrechen
und dann scharfkantige Bruchflächen aufweisen, so daß Verwundungen von Kindern durch
zerbrochene Porzellanpuppenköpfe außerordentlich häufig sind und an die Hersteller
von Puppenköpfen immer nachdrücklicher die Forderung gestellt «-orden ist, dem Übelstande
abzuhelfen.
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Man hat versucht, die Puppenköpfe aus Papiermacher-nasse in Formen
zu pressen und hat durch die Pressung auch eine erhöhte Haltbarkeit erreicht; dieses
Preßverfahren hat jedoch nicht allein den Nachteil, daß der Kopf aus mindestens
zwei Teilen zusammengesetzt «-erden muß, sondern auch den, daß die Feinheiten der
Konturen und des Ausdrucks weit hinter denen der Porzellanköpfe zurückbleiben.
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Eine andere Möglichkeit zur Herstellung von Puppenköpfen besteht darin,
daß man dünnbreiige Papiermachemassen in Formen gießt, gerade so, wie Puppenköpfe
aus Porzellan in Formen gegossen werden. Man hat bei diesem Gießverfahren unter
Anwendung von Papiermachemasse wohl den Vorteil, daß der Kopf aus einem Stück besteht
und dieselben Feinheiten der Konturen und des Abdrucks zeigt wie ein Porzellankopf,
man muß aber den außerordentlichen Nachteil mit in den Kauf nehmen, daß die gegossene
Papiermachemasse, weil sie nicht mehr gepreßt werden kann, eine lockere Struktur
besitzt und leicht zerbrechlich ist, ein Übelstand, der durch einen Firnisüberzug
wohl gemildert, aber nicht behoben werden kann. Daneben zeigen alle Puppenköpfe
aus Papiermachemasse, mögen sie nun gegossen oder gepreßt sein, den Nachteil, daß
sie, auch wenn sie mit einem Schutzanstrich von Firnis versehen werden, hygroskopisch
sind und schon beim Liegen in feuchter Luft weich werden, so daß weder Massenfestigkeit
noch eine nennenswerte erhöhte Bruchfestigkeit erzielt wird.
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An Stelle des Papiermaches hat man auch gipshaltige Ersatzmassen vorgeschlagen,
welche eine größere Bruchfestigkeit besitzen. Sie können aber, weil sie wegen ihres
eigenen Gipsgehaltes an den unausgestrichenen Gipsformen festhaften, nur in Gipsformen
gegossen werden, welche mit einem wasserabstoßenden Material, z. B. Firnis, überzogen
sind.' Durch diesen Überzug aber wird verhindert, daß die Gipsformen das Wässer
aus der Gußmasse absaugen, so daß mit den gipshaltigen Ersatzmassen gar nicht dünnwandige
Puppenköpfe oder sonstige Puppenteile hergestellt werden können. Werden die aus
gipshaltigen Ersatzmassen hergestellten Produkte, wie vorgeschlagen ist, zwecks
Erhöhung ihrer Wasserfestigkeit mit Firnis getränkt, so dringt der Firnis in diese
harten, schweren und steinartigen Massen nur ganz
wenig ein. Für
die Herstellung feiner geformter und leichter Puppenköpfe durch Guß eignen sich
diese Ersatzmassen überhaupt nicht.
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ach der Erfindung werden die Puppenköpfe wohl auch aus Papiermachemasse
nach dem bekannten Gießverfahren hergestellt; die derart hergestellten Puppenköpfe
werden aber nach dem Trocknen einem weiteren Verfahren unterworfen, durch das die
lockere Papiermachemasse des Puppenkopfes selbst die Bruch- und Wasserfestigkeit
von Horn erhält.
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Der Hohlraum des Puppenkopfes wird ganz und gar mit einem trocknenden
01, am besten Leinöl, angefüllt und damit so lange stehengelassen, bis das
Öl die Papiermachemasse vollständig durchtränkt hat. Die Durchtränkung ist beendet,
wenn die Außenseite des Puppenkopfes einen öligen Schimmer zeigt. Obgleich der Puppenkopf
nur eine Stärke von 2 bis 3 mm hat, erfordert das Durchtränken doch eine Zeit von
durchschnittlich i bis 2 Stunden.
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1Tach beendeter Durchtränkung wird das überschüssige Öl aus dem Puppenkopf
ausgegossen, und der durchtränkte Kopf wird bei normaler Temperatur zum Trocknen
aufgestellt, wobei das 01 durch Aufnahme von Sauerstoff oxydiert und dann
eine trockene Masse bildet. Wie schnell diese Trocknung erfolgt, ist wesentlich
davon abhängig, ob man reines Leinöl verwendet oder ob man dem Leinöl mehr oder
minder viel Trocknungsmittel, beispielsweise Sikkativ, zusetzt. Aber selbst unter
Mitv erwendung von Sikkativ ist es ratsam, den Trocknungsvorgang nur langsam vor
sich gehen und am besten mehrere Tage dauern zu lassen, um sicher zu sein, daß alles
Öl vollkommen trocken geworden ist. Erst dann ist die Papiermachemasse des Puppenkopfes
durch und durch mit dem getrockneten Öl durchsetzt. Während der langsamen Oxydation
des Öles haben die Papiermachemasse und das Öl sich homogen miteinander verbunden.
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Die Masse ist jetzt wohl trocken und hat auch bereits eine beträchtliche
Festigkeit erlangt, besitzt aber noch nicht die erstrebte Härte und Wasserfestigkeit.
Zu diesem Zweck wird der Puppenkopf weiter einer höheren Trockentenperatur ausgesetzt,
die zwischen 8o bis i2-o' C liegt. Durch die Hitze, die mehrere Stunden einwirken
muß, wird die Verbindung zwischen der Papiermachemasse und dem Öl, die während der
ersten Trocknung entstanden ist, noch inniger; es bildet sich ein Produkt, das die
Härte und sonstigen Eigenschaften von Horn hat.
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Es ist wohl bekannt, Gegenstände aus Papiermache, nach dem Preßverfahren
hergestellt, mit einem Überzug von Leinölfirnis zu versehen, indem man sie in Firnis
eintaucht oder damit bestreicht und sie dann bei starker Hitze sofort trocknet.
Bei diesen Produkten handelt es sich nur um ein Überziehen, nicht aber um eine völlige
Durchtränkung mit Firnis, und außerdem fehlt das 4vichtige Zwischenverfahren, welches
darin besteht, dem Firnis, noch ehe eine völlige Durchtränkung stattgefunden hat,
ausreichend Zeit zu lassen, um bei normaler Temperatur zu oxydieren und fest zu
werden, worauf erst der Gegenstand stärkerer Hitze ausgesetzt werden darf.
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Der Anteil des Öles in dem Endprodukt ist gewichtsmäßig sehr bedeutend.
Der Puppenkopf wiegt nach beendeter Härtung um 25 % mehr als vor der Oldurchtränkung.
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Das Verfahren kommt auch für andere Puppenteile in Betracht, die aus
Papiermachemasse unter Anwendung des Gießverfahrens hergestellt werden.
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Die nach dem Verfahren gemäß der Erfindung hergestellten Puppenköpfe
kann man aus beträchtlicher Höhe auf Stein oder hartes Material fallen lassen, ohne
daß sie zerbrechen; sie sind trotz ihrer Härte elastisch und springen beim Aufprallen
empor. Füllt man die so hergestellten Puppenköpfe mit Wasser und läßt sie damit
tagelang stehen, so tritt weder ein Erweichen noch sonst eine Veränderung ein. Diese
Puppenköpfe haben alle Feinheiten und Vorzüge der aus Porzellan hergestellten Puppenköpfe,
ohne deren Mängel zu besitzen.