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Herstellung eines farbigen Bildes nach einem farbigen Original Zur
Erzeugung eines farbigen Bildes gernäß der Erfindung wird ein gewöhnliches photographisches
Negativ verwendet, in dein die Farben des Originals in Tönen von Schwarz und Weiß
auftreten, und daraus ein Hoch- oder Tiefrelief hergestellt, in welchem jede Farbe
des Originals einer bestimmten Ebene im Relief entspricht. Durch wahlweises Aufbringen
von Farben auf die verschiedenen Ebenen des Reliefs wird dann ein farbiges Bild
des Originals erzeugt.
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Für die Herstellung des Reliefs wird die bekannte photographische
Erkenntnis nutzbar gemacht, daß durch Behandeln von Gelatine mit Bichromaten und
teilweises Belichten die belichteten Stellen bei einer nachfolgenden Behandlung
mit kaltem Wasser nicht aufschwellen, während die gegen Licht geschützt gewesenen
Stellen anschwellen. Dieses Verhalten von Bichromatgelatine wird jedoch erfindungsgemäß
in der nachbeschriebenen Weise verstärkt und verbessert.
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Um ein besonders unterschiedliches Schwellen der verschieden stark
belichteten Stellen der Bichromatgelatine zu erzielen, so daß jedem Farbenton des
Bildes eine besondere Ebene in dem zu erzeugenden Relief entspricht, und um ein
scharfes, von Verzerrungen freies Bild zu erhalten, wird das Schwellvermögen der
Gelatine durch eine Veränderung ihrer Kohäsion geregelt. Aus so modifizierter Gelatine
läßt sich ein Film von einem oder mehreren Millimetern Dicke und damit ein Relief
erzeugen, in welchem die verschiedenen Farben oder Töne des Originals durch wesentlich
verschiedene Höhenflächen im Relief wiedergegeben werden und das sich dem bloßen
Auge als wirkliches Reliefbild darstellt.
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Zur Veränderung der Kohäsion der Gelatine wird dieser erfindungsgemäß
rohe Stärke, namentlich Reisstärke, in Mengen von etwa einem Teil auf tausend Teile
Gelatinelösung zugesetzt. Zu diesem Zweck wird Gelatine, die ungefähr das Vier-
bis Sechsfache ihres Gewichtes an Wasser aufgenommen hat, im heißen Wasserbade verflüssigt
und die mit wenig Wasser angerührte rohe Stärke eingerührt, bis die Flüssigkeit
klar geworden ist, worauf man sie vom Bade entfernt. Aus dieser Gelatine wird ein
glatter, gleichförmiger Film in bekannter Weise, am besten auf einer Unterlage aus
Papier oder Glas hergestellt. Zu dem Zwecke gießt man die heiße Flüssigkeit auf
eine mit Rand versehene Glasplatte aus und legt auf die fest gewordene Schicht ein
Blatt Papier glatt auf, so daß keine Luftblasen dazwischen bleiben, worauf das Papier
mit der anhaftenden Gelatineschicht von der
Glasplatte abgezogen,
auf einer vollkommen ebenen Fläche befestigt und in einem Heißluftstrom getrocknet
wird.- Die Außenfläche der Gelatineschicht ist die glatte Fläche, die auf der Glasplatte
gelegen hatte, und das Wasser aufsaugende Papier erleichtert das Austrocknen der
verhältnismäßig starken Gelatineschicht. Da das Papier aber nur dazu dient, die
Handhabung zu erleichtern, so kommt es nicht weiter in Betracht, und das Ganze wird
hier als Film bezeichnet. Bei einer Lösung von einem Teil Stärkegelatine auf fünf
Teile Wässer beträgt die Dicke der Gelatineschicht z bis 5 mm, j e nachdem man ein
höheres oder niedrigeres Relief zu erhalten wünscht. Der Film wird dann in einer
3- bis 5111"i,-en Lösung von Kalium- oder Ammoniumbichromat, der so viel Ammoniak
zugesetzt wird, bis sie farblos ist, lichtempfindlich gemacht, indem man ihn, j
e nach seiner Dicke und der gewünschten Lichtempfindlichkeit, r o bis 6o Minuten
in der Bichromatlösung beläßt.
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Der so behandelte Film wird dann. belichtet, um ein photographisches
Bild darauf zu erzeugen. Man benutzt dazu, wie schon erwähnt, ein gewöhnliches Negativ
oder Diapositiv in Schwarz und Weiß mit gut belichtetem, klar und scharf wiedergegebenem
Gegenstande, am besten ohne Nebenschatten und mit Vollichtern im Vordergrunde, und
macht davon einen Abzug auf dem Film in einem gewöhnlichen Kopierrahmen bei natÜrlicher
oder starker künstlicher Belichtung, wobei das Licht möglichst senkrecht auf das
Negativ trifft. Gut ist es, wenn das Negativ etwas kleiner als der Film ist, damit
dieser einen voll belichteten, unwirksamen Rand erhält, wobei man die Belichtung
so lange andauern läßt, bis alle Einzelheiten des Bildes in tiefbrauner Farbe erscheinen.
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Der Film wird nunmehr in fließendem Wasser gewaschen. Sind nach mehreren
Stunden die gegen Licht geschützt gewesenen Teile des Bildes genügend mit Wasser
getränkt und geschwollen, so streckt man den Film auf einer glatten Unterlage aus,
umfaßt die Kanten mit einem Rahmen o. dgl., um eine Art Gefäß zu bilden, dessen
Boden der Film darstellt, und setzt das Tränken und Anschwellen fort, bis die Gelatinemasse
ein hinreichend hohes, scharfes und genaues Relief bildet. Dazu sind gewöhnlich
2q. bis 48 Stunden und mehr erforderlich.
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Eine in angegebener Weise mit roher Stärke versetzte Gelatine ergibt
einen Bichromatgelatinefilm, der nach erfolgter Belichtung durch ein photographisches
Negativ und Behandlung mit Wasser in weit höherem Maße als ein aus Gelatine allein
hergestellter die Fähigkeit besitzt, ein Reliefbild zu liefern, dessen verschiedene
Ebenen den verschiedenen Tonwerten des Negativs entsprechen. Man hat zwar schon
versucht, der Gelatine Stärke zuzusetzen, um eine Verstärkung der Reliefbildung
zu erzielen. Dieser Versuch lieferte jedoch ein negatives Ergebnis, da hierbei der
Gelatinelösung die Stärke in gekochtem Zustande zugesetzt wurde. Wird dagegen der
auf dem Wasserbad erwärmten Gelatinelösung rohe Stärke zugesetzt, so wird sie vollkommen
einverleibt und weiterhin erreicht, daß alle Gelatineteilchen zerteilt werden, so
daß die Gelatine bei der späteren Schwellung ihren übermäßigen Zusammenhang einbüßt
und in jedem ihrer Teile ein richtiges und genaues Bildrelief besonders in den Konturen
liefert.
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Zur Erzeugung farbiger Bilder genügt ein Relief von r mm Höhe oder
noch weniger, indessen sind höhere Reliefs zur Erzielung malerischer oder plastischer
Wirkung dienlich, namentlich bei größeren Bildern.
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Ist das Gelatinerelief in genügender Höhe entwickelt worden, so legt
man es flach hin und nimmt einen Gipsabdruck davon, wobei zweckmäßig schnell härtender,
mit dreiviertel seines Volumens an Wasser gemischter Gips verwendet und das Gemisch
z cm dick oder noch stärker aufgetragen wird. Nach einer halben Stunde hebt man
die Gipsplatte ab und kann dann den Film nach erfolgtem Abwaschen wiederum für weitere
Abdrücke verwenden. Der erhaltene Gipsabdruck gibt in Tiefrelief das Bild des Gelatinefilms
in schärfster Deutlichkeit wieder, und es kann nun von ihm ein Hochrelief für beliebige
Zwecke, entweder als Endprodukt oder zur Verwendung für Druck- und Formzwecke, hergestellt
werden.
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Zur Herstellung eines farbigen Bildes wird der Tiefrelief-Gipsabdruck
(die Matrize) erst gut getrocknet und dann mit Wachs (drei Teile Paraffin auf ein
Teil Bienenwachs) getränkt. Zu dem Zwecke wird die Gipsplatte in das warme, nicht
siedende Wachsbad gehängt und darin so lange belassen, bis die Bläschenbildung an
ihrer Oberfläche aufhört und daraus geschlossen werden kann, daß die Gipsmasse vollkommen
durchtränkt ist, worauf man die Platte aus dem Wachsbade entfernt und abkühlen läßt.
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In dieser Gipsmatrize entsprechen die tiefsten Teile oder Stellen
den hohen Lichtern des Originals, halbhohe Teile oder Flächen den Halbtönen und
die höchsten Flächen oder Ebenen den Schatten. Um die hohen Lichter wiederzugeben,
überzieht man die zweckmäßig schwach angewärmte Matrize mit einer in warmem, ein
wenig Gelatine gelöst enthaltendem Wasser aufgelösten Farbe von entsprechend hellem
Tone und läßt diese Farblösung
in die tiefsten Teile der Matrize
einfließen. Dies wird dadurch erleichtert, daß die paraffinierte Matrize wasserabstoßend
ist und daher die Wasserfarbe an die tiefstliegenden Punkte fließt, auch kann man
mit einem feinen Pinsel nachhelfen. Nachdem die tiefsten Stellen der Matrize mit
den helleren Farben oder hohen Tönen überzogen worden sind, läßt man die Farbe etwas,
aber nicht vollständig, eintrocknen und wiederholt dann die Arbeit, ohne die Matrize
weiter zu erwärmen, mit einer Farbe von Mittelwert, so daß diese neue Farbe über
der ersteren liegt und eine Mittelzone der Matrize bedeckt. Die Arbeit wird so lange
fortgesetzt, bis alle Vertiefungen der Matrize vollständig mit einer Schicht gefärbter
Gelatine überzogen sind, wobei der letzte Farbenauftrag aus der dunkelsten Farbe
besteht. Wenn man die Farben des Originals kennt, so ist es leicht, die entsprechenden
Farben auf die Matrize aufzubringen, man kann sie indessen auch nach Geschmack und
Wunsch anders wählen.
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Die verwendbaren Farben können verschiedener Art sein. Wasserfarben
sind sehr brauchbar, bei durchsichtigen Farbüberzügen hat man zu beachten, welche
Wirkung durch ihre Überlagerung hervorgebracht wird, und das bekannte Dreifarbenprinzip
zu berücksichtigen. Bei Ölfarben kann man eine Gelatinelösung nicht verwenden, sie
werden daher in einem anderen Lösemittel gelöst.
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Das Auftragen der Farben kann auf einfachste Weise geschehen, jeden
überschuß kann man vor dem Eintrocknen abwischen und für das Auftragen rein mechanische
Mittel anwenden.
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Sind die Farbschichten vollkommen eingetrocknet, so kann man sie in
Form einer Haut leicht von der Matrize abziehen. In der Farbenhaut zeigt die mit
der Matrize in Berührung gewesene Seite ein positives Bild des Originals in Relief,
auf dem die Farben in den verschiedenen der Matrize entsprechenden Ebenen verteilt
liegen. Man kann dann diese filmartige Haut auf einer geeigneten Unterlage ausbreiten.
Im Falle einer Haut aus gefärbter Gelatine nimmt man als Unterlage starkes, neutrales
Papier, das man vorher anfeuchtet, um besser ausbreiten zu können. Das noch feuchte
und nur oberflächlich getrocknete Papier wird auf einer glatten Unterlage eben ausgebreitet,
die Farbenhaut aufgelegt und mit ihren tiefsten Stellen mittels eines Wattebausches
angedrückt. Ist die Farbenhaut auf das -Papier aufgebracht worden, so kann man das
Relief leicht in allen jenen Teilen erhalten, für die es erwünscht ist, man kann
es aber auch in jenen Teilen beseitigen oder abschwächen, wo es nicht erwünscht
ist, indem man die Haut sanft gegen die Papierunterlage andrückt. Benutzt man als
Unterlage Malerleinwand, so erhöht man dadurch die Bildwirkung, jedoch sind auch
andere Unterlagen wie Glas, Holz, Metall, Porzellan, Terrakotta usw. verwendbar,
gegebenenfalls unter Benutzung eines Klebmittels.
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Zeigt die Farbenhaut von der paraffinierten Matrize mitgenommene Teilchen
oder Verunreinigungen, so wäscht man sie vorher mit einem in Benzin oder Äther getauchten
Wattebausch ab. Danach erscheinen die Farben klar und brillant. Um jedes Trübwerden
der Farben nach dem Trocknen zu verhüten, überzieht man die aus farbiger Gelatine
bestehende Haut mit in Terpentin gelöstem Wachs und poliert dann mit einem Wolllappen
nach, wodurch die Farben einen dauernden Glanz erhalten. Bei Ölfarben kann man dagegen,
wie in der Malerei, einen geeigneten Firnis als Überzug benutzen. Sehr dicke Häute
oder Filme aus gefärbter Gelatine mit starken Reliefs werden zweckmäßig vor dem
Aufbringen auf die Unterlage auf der Rückseite mit Glycerin bestrichen, das teilweise
einzieht, worauf dann bei Verwendung eines Klebmittels aus Stärke oder Gummiarabikum
ein glatter, fester Sitz auf der Unterlage leicht erreicht wird.
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Wenn auch eine mit dem Paraffin behandelte Gipsmatrize an sich und
dann auch noch wegen der Möglichkeit, eine größere Anzahl von dem aus belichteter
Bichromatgelatine bestehenden Originalrelief herstellen zu können, für das Verfahren
zu bevorzugen ist, so kann man doch für manche Fälle, namentlich wenn man mehrere
Abzüge von einer Matrize machen will, ein anderes Material zu deren Herstellung
wählen, insbesondere Wachs, Stearin, Paraffin, bituminöse und Fettstoffe geeigneter
Art, gegebenenfalls in Mischung mit gepulvertem Graphit oder Töpferton. Doch auch
noch manche sonstigen Stoffe erscheinen zur Herstellung der Matrizen unmittelbar
von dem aus belichteter Bichromatgelatine bestehenden Originalrelief oder von einem
Abguß oder einer Matrize aus anderem Stoffe geeignet, im letzteren Falle durch geeignete
Übertragung, wenn nötig. Hoch- und Tiefreliefs lassen sich von den Matrizen zweckmäßig
auf elektrolytischem Wege in bekannter Weise erzeugen.
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Wird der Film aus lichtempfindlich gemachter Stärkegelatine unter
einem Diapositiv anstatt eines Negativs belichtet, so erhält man im Gips natürlich
kein Tief-, sondern ein Hochreliefbild. Solche Bilder eignen sich gut für die unmittelbare
Bemalung mit Wasserfarben. In beiden Fällen des Kopierens vom Negativ und vom Diapositiv
kann man durch Verdeckung oder Retusche
leicht die Schatten oder
Töne beseitigen, die Relieffehler im entsprechenden plastischen Bilde er2eugen-könnten.
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Außer zur Erzeugung von Nachbildungen dreidimensionaler, natürlich
gefärbter Originale kann das Verfahren auch zur Herstellung von Reliefs nach einer
Zeichnung oder sonstigem ebenen farbigen Bilde dienen: Bei Anlegung verschiedener
Farben oder Töne in Form von Umrißlinien läßt sich ein Relief von entsprechendem
Umriß erhalten.
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Auch plastische und farbige Glasbilder kann man nach dem Verfahren
herstellen. Zu diesem Zwecke wird ein Hoch- oder Tiefrelief aus geeigneter, d. h.
genügend widerstandsfähiger Masse, wie beschrieben, hergestellt und von dieser Matrize
ein Reliefbild in geschmolzenem oder genügend erweichtem Glas geformt. Hält man
ein so hergestelltes Glasrelief gegen das Licht, so entsprechen die dünneren und
durchsichtigeren Teile desselben den hellen Lichtern und die dickeren, weniger durchsichtigen
Teile den Schatten. Die höchsten Lichter erscheinen hier hell, die Schatten weniger,
und das Transparent ergibt eine Reliefwirkung. Versilbert man ein solches Transparent
auf der Rückseite nach Art eines Spiegels, so erhält man eine besonders stark ausgesprochene
Reliefwirkung.
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Auf ein solches Glasrelief können ebenfalls Farben oder auch Schmelzfarben
aufgetragen bzw. aufgeschmolzen werden, und man erhält dann bei Aufsicht durch das
Glas hindurch ein Glasbild in natürlichen Farben. Werden durchsichtige Schmelzfarben
benutzt, so erhält man ein Transparent für durchfallendes Licht, bei undurchsichtigen
erhält man nach dem Brennen ein im Glase gebildetes Emailrelief.