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Verfahren zur Herstellung eines ölgemäldeartigen Bildes durch Kolorieren
einer Photographie. Bei der Herstellung kolorierter Photographien ist man bis jetzt
zwei Wege gegangen. Der eine besteht darin, daß man die Farben auf der Vorderseite
der Photographie aufträgt. _Dabei kann man nur mit Aquarellfarben oder anderen durchsichtigen
(Lasur-) Farben arbeiten, weil bei Verwendung deckender Ölfarben das photographische
Bild. vollkommen verdeckt wird. Dies ist aber nicht beabsichtigt, vielmehr soll
das photographische Bild dem Farbenbild die Abschattierung geben. Das Auftragen
der Farben auf die Bildseite hat überdies insofern Nachteile, als die durchsichtigen
Farben auf dem gegebenen Untergrund die Leuchlkraft einbüßen. überdies nimmt die
photographische Schicht bekanntlich Wasserfarben nur schlecht an, so daß ein einwandfreies
Ausmalen mit Schwierigkeiten verbunden ist.
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Der zweite Weg vermeidet diese, Nachteile dadurch, daß die Farben
auf die Rückseite eines durchsichtigen Bildträgers aufgetragen werden. Hierbei kann
man. ohne weiteres Ölfarbeu. nehmen, weil das photographische Bild für die Besichtigung
von der Vorderseite aus nicht verdeckt wird. Bei diesem Verfahren wird jedoch die
Wirkung der Farben, die durch den durchsichtigen Bildträger scheinen müssen, ebenfalls
beeinträchtigt. Überdies behält das Bild die glatte Oberfläche der Photographie,
so daß man keine ölgemäldeartige Wirkung erzielt. Besonders ungünstig ist die Wirkung
bei Verwendung von Filznen, bei denen die Oberfläche glatt wird.
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Man hat auch bereits photographische Bilder auf Webstoffe aufgetragen,
die transparent sind oder nachher transparent gemacht werden, und eine Hintermalung
vorgenommen. Nimmt man hierbei Webstoffe von sehr großer Transparenz, wie z. B.
Pausleinen, so ist die Wirkung keine bessere als bei Verwendung von Filmen. Werden
weniger transparente Stoffe verwendet, so ist wiederum die Farbenwirkung eine ungünstige.
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Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren, bei dem die auf
die Rückseite aufgetragenen Farben einwandfrei zur Wirkung kommen und gleichzeitig
der täuschende Eindruck eines auf Leinwand gemalten Bildes erzielt wird. Dieses
Verfahren besteht darin, daß man als Träger für die lichtempfindliche Schicht ein
weitmaschiges Gewebe, z. B. Gaze, verwendet. Zwischen den einzelnen Fäden des Gewebes
können hierbei die Farben sehr gut zur Wirkung kommen, während gleichzeitig auf
der Vorderseite durch die Struktur des Gewebes der Eindruck von Malerleinwand. hervorgebracht
wird.
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Man kann das weitmaschige Gewebe auf verschiedene Weise mit der lichtempfin;dlichen
Schicht versehen.. Eine Möglichkeit besteht darin, daß man nur die Gewebefäden mit
der lichtempfindlichen Schicht versieht. Hierbei kann man so vorgehen, daß man das
Gewebe zunächst durch Eintauchen, Bestreichen oder Bespritzen mit Collodium oder
Leim derart behandelt, daß keine zusammenhängende Schicht auf dem Gewebe entsteht,
sondern die Maschen. offen bleiben, und daß man dann in ähnlicher Weise die lichtempfindliche
Masse,
z. B. Bromsilber, aufbringt. Man erhält dann durch das Belichten ein photographisches
Bild, das sich nur aus durch die Gewebefäden gebildeten Strichen zusammensetzt.
Hintermalt oder hinterlegt man dann. dieses Bild reit Farben, so treten die Farben
durch die offenen Maschen des Gewebes hindurch frei zutage bzw. betten sich in die
Maschen ein, während die verschieden stark gefärbten Fäden des photographischen
Bildes den. Farben die Abschattierung geben.
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Man. kann aber auch in der Weise vorgehen, daß man auf dem weitmaschigen
Gewebe .eine zusammenhängende Schicht von. Collodium oder Leim aufträgt, um dann
hierauf die lichtempfindliche Schicht zu bringen. Die Leim- oder Collodiumschicht
bildet dann gewissermaßen einen dünnen Film. Gegenüber der Verwendung gewöhnlicher
Filme bietet jedoch dieses Vorgehen den besonderen Vorzug, daß die Filmschicht außerordentlich
dünn und infolgedessen besonders durchscheinend ist, so daß an den hellen Stellen
der Photographie die Wirkung der hinterlegten oder hintermallten Farben. so gut
wie gar nicht beeinträchtigt wird. Diese Ausführungsart hat übrigens gegenüber der
ersten insofern einen gewissen Vorzug, als durch die aufgebrachte geschlossene Leim-
oder Collodiumschicht die Schärfe des Hervortretens der dünnen Fäden des Gewebes
g eniiIdert wird, so daß noch mehr der Eindruck einer grobfädigen Malerleinwand
entsteht.
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Das Auftragen der Collodium- oder Leimschicht auf die Gaze geschieht
zweckmäßig in :der Weise, daß man die Gaze über eine finit sehr hartem Fett (technisches
Schmierfett) eingeriebene Walze oder Platte führt und so lange mit Collodium oder
Leim bespritzt, bis das gewünschte Ergebnis erreicht, d. h., wenn. es sich um den
zweiten Weg handelt, :eine zusammenhängende dünne Haut gebildet ist. Im Falle der
Verwendung von Gelatine muß diese warm (6o°) aufgespritzt werden. Dabei muß man
die Walze bzw. Platte tief kühlem, damit die Gelatine beim Aufspritzen sofort erstarrt.
Im Falle des Aufspritzens von Collodium wird dieses von selbst durch Verdunstung
des Lösungsmittels fest. Der G.elätinelösung werden 5 bis io Prozent Glycerin und
etwas Chromalaun zugesetzt. Diese Zusätze machen die Schicht geschmeidig. Die Gaze
verhindert in allen Fällen das Festkleben der erzeugten Schicht auf der Unterlage.
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Natürlich kann auch jedes beliebige andere brauchbare Verfahren verwendest
werden, um die Collodium- oder Leimschicht auf den Stoff aufzubringen.
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Auf :den derart vorbereiteten Stoff wird dann die lichtempfindliche
Schicht, z. B. eine Bromsilber- oder Chlorsilberemulsion, aufgebracht, und zwar
geschieht dies in: der üblichen Weise durch Aufgießen, wenn auf dem Stoff :ein zusammenhängender
Film gebildet ist, evtl. :durch Eintauchen oder auf irgendeine andere -geeignete
Weise, wenn bei der Behandlung mit Collodium oder Leim die durchbrochene Struktur
des Gewebes gewahrt worden ist.
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Wie bereits erwähnt, kaum. man die Rückseite des das photographische
Bild tragenden Stoffes nicht nur bemalen, sondern auch hinterlegen. Zu diesem Zwecke
kann b!eispielsweise Buntpapier, das man direkt auf die entsprechenden Stellen der
Rückseite des Bildes aufkleben. kann, benutzt werden.
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Natürlich bleibt es unbenommen, in geeignetem. Fällen auch Farben
auf die Vorderseite der Photographie aufzutragen.