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Orgel mit elektrisch gesteuerten Pfeifenventilen Die Erfindung bezieht
sich auf eine Orgel mit elektrisch gesteuerten Pfeifenventilen nach Patent 536 939
und besteht in der Anordnung einer kanzellenlosen Windlade bei derartigen Orgeln.
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Die Nachteile, derentwegen man sich vom Bau mechanischer Orgeln abwandte,
sind mannigfacher Art. Die mechanische Orgel stellte durch das schwere Niederdrücken
der Tasten, zumal die gekoppelten Manualen, an die physischen Kräfte des Spielers
zu große und unangenehme Ansprüche. Zudem war die ganze Bedienung einer größeren
mechanischen Orgel hinsichtlich der Registerhandhabung äußerst unhandlich. Endlich
unterlag die mechanische Orgel in hohem Maße den Witterungseinflüssen (Quellen und
Eintrocknen der Schleifladen; A)ozydieren der Abstrakten 'usw.). Einen umwälzenden
Fortschritt bildete daher die pneumatische Orgel, bei der an Stelle der bisherigen
langen Verbindungen (Abstrakten) die Luftdrucksteuerung trat und das Heben der Ventile
veranlaßte.
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Als Nachteil der pneumatischen Orgel gegenüber der mechanischen mußte
allerdings gegenüber ihren überwiegenden Vorteilen die Aufgabe der kanzellenlosen
Windlade (bei den mechanischen Orgeln meistens als Schleiflade ausgebildet) in Kauf
genommen werden. Zwar hat man, um die Kanzell_en zu vermeiden, auch versucht, auf
pneumatischem Wege mittels ungefüger Bälge und Hebelübersetzungen die Registratur
der Schleiflade pneumatisch zu bedienen; doch war dies Verfahren zu umständlich
und kostspielig, als daß es sich hätte durchsetzen können. Immerhin aber beweist
es, welch großen Wert man der kanzellenlosen Windlade zumaß.
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Der Wert der Schleiflade liegt in dem akustischen Vorteil, da infolge
des großen, in der Windlade enthaltenen Luftraumes eine weich ansteigende Tonfülle
gewährleistet ist. Um die Schleifladen beibehalten zu können, baute man Orgeln,
bei denen die pneumatischen Registerschaltvorrichtungen an der Windlade von elektrischen
Relais gesteuert wurden. Diese Relais waren an Registraturkontakte des an beliebiger
Stelle stehenden Spieltisches angeschlossen.
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Bei der erfindungsgemäßen Ausführung der Orgel dagegen erfolgt die
Steuerung und die Betätigung sowohl der Register als auch der Pfeifen 'auf rein
elektrischem Wege vom Spieltisch aus. Bei der rein elektrischen Steuerung werden
daher die Kannellen gänzlich überflüssig, was den Bau der Windladen natürlich bedeutend
vereinfacht und somit eine Reihe von Störungsquellen beseitigt. Vor allem bedingt
der Fortfall der pneumatischen Ton-und Registersteuerung den Fortfall der vielen
kleinen
Windbälge. Die Windlade besteht jetzt aus einem beliebig gestalteten Windkasten,
auf dem die Pfeifen je nach Wahl, ohne Bindung an ein bestimmtes Manual, Register
oder Tonfolge, sondern lediglich nach dem zur Verfügung stehenden Raum angeordnet
werden können. Es braucht jetzt unter sämtlichen Pfeifen nur ein einziger Windraum
vorhanden zu sein, so daß z. B. also auf ein und demselben Windkasten die Pfeifen
des ersten und zweiten Manuals und des Pedals stehen können.
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Bisher entsprach die Einteilung der Windladen und ihre Registerbesetzung
genau der Registereinteilung auf dem Armaturbrett des Spieltisches. Die Windladen
waren also genau nach Manualen- und Pedalenwindladen gegliedert. Die Pfeifen dieser
einzelnen Windladen standen dann oft in besonderen Jalousieschwellern, die auf den
jolousietritten des Spieltisches als Jalousieschweller beispielsweise des ersten
oder zweiten Manuals oder des Pedals bezeichnet waren.
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Durch die Anordnungen einer kanzellenlosen Windlade wird es ermöglicht,
die Orgelpfeifen im Innern der Orgel auf Charakterladen und nicht mehr, wie früher,
auf Manualladen zusammenzufassen. Die Charaktergruppen können dann in die bekannten
jalousieschweller eingeschlossen werden und ergeben dann die Charakterschweller.
Es können also bei der erfindungsgemäßen Anordnung die jeweils ihrem Charakter nach
verwandten Register aus der ganzen Orgel in Einzelgruppen zusammengefaßt werden,
also beispielsweise alle Streicher, Flöten, Zungenstimmen, Mischstimmen, Prinzipalstimmen
usw., unabhängig davon, wie sich diese Stimmen in der Orgeldisposition selbst auf
die einzelnen Manuale und Pedale verteilen.
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Ein weiterer großer Vorteil der Erfindung liegt darin, daß sich jetzt
die Pfeifen, die einen bestimmten Winddruck verlangen, jeweils auf einer Charakterlade
vereinigen lassen, wobei diese Lade dann denjenigen Winddruck erhält, der gerade
für die richtige Klangwiedergabe dieser Pfeifen erforderlich ist.
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Es kann ferner bei der erfindungsgemäßen Windlade der bisher zwischen
Gebläse und Windlade liegende Regulator fortfallen, unter Umständen sogar das ganze
Gebläse, so daß dann der Ventilator unmittelbar in die Windlade fördert.
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Infolge des großen, kanzellenlosen Windkastens wird ein so weiches
Ansprechen der Pfeifen erzielt, wie es zuvor mit den Kanzellenladen niemals möglich
war. Dieser Vorteil des großen Luftraumes wird erfindungsgemäß noch dadurch erhöht,
daß an der Windlade eine Druckausgleichsv orrichtung (Faltenbalg, Expansionsgefäß
o. dgl.) vorgesehen ist. Es ist im ersten Falle der Boden des Windkastens durch
einen gewichtsbelasteten Faltenbalg mit den Seitenwänden des Windkastens verbunden.
Ferner ist noch in der Luftzuleitung eine Drosselklappe vorgesehen. Durch den Faltenbalg
wird einerseits der Luftraum unter den Pfeifen bedeutend vergrößert und anderseits
seine Elastizität sehr erhöht, was eine noch gleichmäßigere und weichere Tonansprache
zur Folge hat.
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Ein weiterer Vorteil dieser kanzellenlosen Windlade ist der, daß die
nachträgliche Vergrößerung einer Orgel sehr leicht und billig ist. Die Vergrößerung
der Windladen geschieht einfach durch einen je nach den Platzverhältnissen davor,
daneben oder darüber angebrachten Kanal oder weiteren Windkasten, der an den Luftraum
der ursprünglichen Windlade angeschlossen wird, wobei keine Tonsteuerung und Registersteuerung,
deren Erweiterungsbau sonst umständlich ist, hinzugebaut zu werden braucht.
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Ebenso einfach gestaltet sich vollends der Einbau der sonst so kostspieligen
und doch so beliebten Transmissionen. Ein zu transmittierendes Register erhält jetzt
anstatt eines elektrischen Pfeifenventils deren zwei für jede Pfeife. Unter der
Pfeifenbohrung des Windladendeckels wird dann zunächst ein kleines Holzkästchen
angebracht, welches unten zwei Bohrungen für die beiden Pfeifenventile enthält,
so daß jedes Ventil selbständig die Pfeife zum Ansprechen bringen kann. Das eine
Ventil wird an den Normalregisterzug angeschlossen, das andere an den Transmissionszug.
Es ist ebensogut möglich, drei oder vier Pfeifenventile unter jeder Pfeife anzubringen,
so daß also die Pfeife von vier miteinander nicht durch Koppeln in Zusammenhang
stehenden Stellen zum Ansprechen gebracht werden kann, eine Möglichkeit, die bisher
noch keine elektrische Orgel aufzuweisen hatte.
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In der Zeichnung ist die Erfindung beispielsweise veranschaulicht.
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Fig. x zeigt die bisher übliche Anordnung und Fig. 2 die erfindungsgemäße
Ausführung der Windzuführung.
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Fig. 3 stellt eine Windlade mit Druckausgleichvorrichtung ohne Transmission
dar, Fig. q. eine gleiche Windlade wie Fig. 3, aber mit je drei Transmissionen für
jede Pfeife, und Fig.5 ein Einzelteil der Fig.3 in vergrößertem Maßstabe.
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Bei der Anordnung nach Fig. z und 2 fördert der Ventilator r den Wind
durch einen Kanal 2 in das mit Bleistücken 3 beschwerte Gebläse q.. In dem Kanal
2 ist eine vom Gebläse q. gesteuerte Drosselklappe 5 vorgesehen. Bei der Anordnung
nach Fig. r gelangt der Wind aus dem Gebläse q. nicht unmittelbar in die Windlade
6, sondern zunächst in den sogenannten
Regulator 7, der ebenfalls
mit Bleistücken 8 beschwert ist. Bei der Ausführung nach Fig. 2 dagegen strömt der
Wind aus dem Gebläse 4 über einen mit Drosselklappe g versehenen Kanal io in die
kanzellenlose `Windlade ii. Die Drosselklappe g wird von einem unten an der Windlade
ix angebrachten Faltenbalg i2 gesteuert. Der Faltenbalg 12 wird durch einen gewichtsbelasteten
Seilzug 13, 14, 15 oder durch Federn angehoben, d. h. zusammengedrückt.
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Auf der Windlade 6 bzw. ii sind die Orgelpfeifen 16 aufgestellt.
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Je nach der Konstruktion und Größe der Orgel und der. Windlade kann
bei der Ausführung nach Fig. 2 auch noch das Gebläse 4 fortfallen, so daß dann der
Ventilator i unmittelbar in die Windlade ii fördert.
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In Fig. 3 ist ebenfalls ii die Windlade, 12 der Faltenbalg, 13, 14,
15 der Seilzug zum Zusammendrücken des Faltenbalges 12. Die Orgelpfeifen 16 münden
in je einen oberhalb des Ventils 17 angeordneten Kanal 18, der durch eine Bohrung
ig in der Decke der Windlade ix mit dem Luftraum der Windlade in Verbindung gebracht
werden kann.
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Bei der Ausführung nach Fig. 4 und 5 sind unter jedem Kanal 18 drei
Ventile 2o, 21 und 22 angeordnet, von denen z. B. Ventil 2o dem ersten Manual, Ventil
21 dem zweiten Manual und Ventil 22 dem Pedal zugeordnet sind, d. h. es kann jede
Pfeife von drei verschiedenen Stellen aus gespielt werden.