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Elektrisch gesteuerte Orgel Den Gegenstand der Erfindung bildet eine
Orgel, bei der eine freie Manualwahl, d. h. die Möglichkeit, jedes Register beliebig
in jedem Manual und im Pedal selbständig zu spielen, sowohl unter Beibehaltung als
auch unter Ausschaltung in dem Manual, für das es insbesondere bestimmt ist, dadurch
erzielt wird, daß die Zufuhrleitung der Luft für die Orgelpfeifen durch rein elektrisch
betätigte Ventile gesteuert wird.
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Bei den bisher bekannten Orgeln werden die Pfeifenventile pneumatisch
oder rein mechanisch betätigt. Bei den pneumatisch betätigten Ventilen werden kleine
Bälge durch elektrische Relais gesteuert, deren Stromkreis durch Kontakte an den
Manualen eingeschaltet wird. Abgesehen davon, daß derartige Ventile leicht der Zerstörung
durch den Holzwurm, Feuchtigkeit u. dgl. oder Klemmungen durch Verziehen ausgesetzt
sind, bedingen sie auch eine sehr verwickelte Bauart der ganzen Orgel. Eine beschränkte
Manualwahl ist zwar bei Einbau einer Transmission, aber auch dann nur für einen
besonderen Einzelzweck möglich. Im übrigen kann man die für ein Manual bestimmten
Register nur mittels Koppeln in ein anderes Manual oder ein Pedal hineinziehen.
Dabei bleiben aber die Register natürlich auch in dem für sie bestimmten Manual
stehen und klingen dort mit; ferner klingen jetzt infolge der Kopplung auch alle
im gleichen Manual gezogenen Register in dem anderen Manual oder dem Pedal mit.
Es ist daher mit den bekannten Orgeln gänzlich unmöglich, ein einzelnes Register
herauszugreifen und, gegebenenfalls sogar unter Ausschaltung in seinem Dispositionsmanual,
in ein anderes Manual zu übertragen. Erst die Orgel nach der Erfindung, bei der
sowohl die Registerstellung als auch die Tastenanschläge auf einen oder mehrere
Elektromagnete innerhalb des Ventils übertragen werden, läßt sich durch einfache
Umschaltung von Kontakten im Spieltisch eine freie Manualwahl erreichen.
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In der Zeichnung ist ein Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen,
elektrisch bewegten Ventils dargestellt, und zwar zeigt Fig. i einen Längsschnitt
durch das Ventil und Fig. 2 die Draufsicht auf das Ventil.
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Das Orgelpfeifenventil besteht aus einem hohlzylindrischen Eisenkörper
(i) mit einem in der Mitte befindlichen Eisenkern 3, der etwa bis zur halben Höhe
des Hohlzylinders i reicht. Auf der -Außenseite des Zylinderkörpers x befindet sich
ein Gewinde 14, auf das eine sich kegelförmig nach oben erweiternde Druckfeder 6
mit ihrem unteren Ende aufgeschraubt ist, die einen Ventilteller oder -kegel5 trägt.
Die Druckfeder 6 ist auf dem Gewinde 14 nach unten und oben verstellbar, um einerseits
den Druck des oben auf der Feder 6 angeordneten Ventiltellers 5 mit der Dichtungsplatte
7 gegen den Ventilsitz der Pfeife und andererseits die Schnelligkeit des Öffners
und Schließens zu regeln. Auf der Feder 6 ist der Ventilteller oder -kegel5 durch
einfaches Aufdrehen befestigt. In dem Hohlzylinder i sind zwei Spulen 2 und 211
von entgegengesetztem Windungssinn vorgesehen. Die untere Spule 2 ist
an
Kontakte der Register, die obere Spule 2a an Kontakte der Tasten angeschlossen.
In der unteren Spule 2 liegt ein feststehender Kern 3 aus Weicheisen, während in
der oberen Spule 2 ein permanenter Magnet 9 frei beweglich vorgesehen ist. Die Verwendung
eines permanenten Magneten in der oberen Spule hat folgenden Zweck: Betrachtet man
zunächst den Zustand, bei dem die Registerspule unter Strom steht und die Tastaturspule
stromlos ist, so würde bei Verwendung eines Weicheisenkernes die Magnetkraft der
unieren Spule den Kern aus weichem Eisen anziehen und gegebenenfalls das Ventil
unbeabsichtigt öffnen. Ist dagegen der Kern als permanenter Magnet von entgegengesetzter
Magnetwirkung ausgebildet, so ist dies nicht möglich, da die abstoßende Wirkung,
die auf ein Schließen des Ventils hinwirkt, dauernd aufrechterhalten wird. Bei einem
anderen Zustand, bei dem die obere Spule unter Strom und die untere stromlos ist,
d. h. während des Spielens, besteht die Möglichkeit, daß das Register wieder ausgeschaltet
wird und die untere Spule dadurch schon wieder Strom erhält, bevor die obere ausgeschaltet
ist. Dann kann der Fall eintreten, daß bei einem darauffolgenden Ausschalten der
oberen Spule der Weicheisenkern ummagnetisiert wird und durch die Magnetkraft des
unteren Kernes der obere Kern in der Öffnungsstellung festgehalten wird. Diese Wirkung
wird unter Umständen noch durch den Druck der am Ventilsitz durchströmenden Luft
unterstützt. Bei Verwendung eines Dauermagneten dagegen kann kein Ummagnetisieren
und infolgedessen auch kein Kleben eintreten. Der Kern g ist durch eine Schraube
8 beweglich mit dem Ventilteller oder -kegel 5 verbunden: Die Höhe des Ventilhubes
kann durch eine in dem Kern 9 angeordnete zweckmäßig unmagnetische Schraube q. eingestellt
werden, die mit ihrem Kopf auf das obere Ende des Kernes 3 aufschlägt.
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Durch Befestigungsschrauben io, die in die unteren Kerne 3 hineingeschraubt
werden, sind die einzelnen Ventile auf einer Holzleiste ii befestigt. 7a, 7e und
8a, 8e sind Anfang und Ende der Stromzuleitungen für die Spulen 2a und 2.
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Die Wirkungsweise der Anordnung ist folgende: Die untere Spule 2 steht
dauernd unter Strom, solange die Register ausgeschaltet sind. Die in dem Eisenkern
3 der Spule 2 erzeugte Magnetkraft wirkt der Magnetkraft des permanenten Magneten
9 entgegen und drückt dadurch und unter Mitwirkung der Feder 6 den Ventilteller
5 gegen seinen Sitz. Durch Anschlagen der Tasten erhält die jeweilige obere Spule
211 Strom, dessen Wirkung die Magnetkraft des permanenten Magneten 9 verstärkt.
Die Magnetkraft der oberen Spule 211 hat dann das Bestreben, den Kern 9 in die Spule
hineinzuziehen und somit das Ventil für die Pfeife zu öffnen. Solange aber in der
unteren Spule 2 ein Strom fließt, was so lange der Fall ist, als das zugehörige
Register noch nicht eingeschaltet ist, heben sich infolge des verschiedenen Wirkungssinnes
die Magnetkräfte auf, und das Ventil bleibt infolge der Kraft der Feder 6 geschlossen.
Erst dann, wenn nach Einschaltung des Registers der Strom der unteren Spule ausgeschaltet
ist, kann beim Anschlagen der Tasten der Kern 9 in die Spule 2a hineingezogen und
das Ventil geöffnet werden. Beim Wiederloslassen der Tasten wird die Spule 2a wieder
stromlos und der Ventilteller 5 wird durch die Feder 6 wieder gegen den Sitz gedrückt.
Diese Feder 6 hat eine dreifache Bestimmung: Erstens soll sie, wie schon erwähnt,
den Ventilteller gegen seinen Sitz drücken, zweitens soll sie die beim Ausschalten
zurückbleibende Remanenz vernichten, die sonst leicht ein Kleben des oberen Kernes
in der Spule zur Folge haben würde. Insbesondere entsteht beim Öffnen des Stromkreises
der oberen Spule ein starker Stromstoß, der in den Windungen der Feder einen Induktionsstrom
erzeugt, dessen magnetische Wirkung der des Kernes 9 entgegenwirkt. Auf diese Weise
wird ein außerordentlich schnelles Öffnen und Schließen der Ventile erreicht und
ein Klebenbleiben des Kernes 9 in der Spule mit Sicherheit verhindert, drittens
dient diese Feder in Verbindung mit dem freien Spiel an der Schraube 8 dazu, dem
Ventilteller eine frei bewegliche Anordnung zu geben, so daß auch bei etwaiger Schieflage
des gesamten Ventils ein dichtes Aufliegen des Tellers oder Kegels 5 auf dem Ventilsitz
erzielt wird. Es ist dadurch möglich, die sonst im Orgelbau üblichen Bauarten der
Ventilkegel, die sogenannten Pomeranzen, zu vermeiden.