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Verfahren zur Herstellung von Umwandlungsprodukten der o-Cyannaphthalinsulfosäuren
Durch Patent 441 225 und dessen Zusatzpatent Sod. 342 ist ein Verfahren zur Herstellung
von Urnwandlungsprodnkten der 8-Cyannaplithalin-i-sulfosätire und ihrer Kernsubstitutionsprodukte
geschützt, welches darin bestellt, (laß man auf die 8-Cvarniaplitlialin-istilfosäure
oder ihre Derivate, insbesondere solche, die noch eine weitere Stilfogruppe im Molekül
enthalten, unter verschiedenen Bedingungen Ätzalkalien einwirken läßt. Diese Reaktionen
beweisen eine ungewöhnlich leichte Beweglichkeit der Sulfogruppe in der 8-Cvannaplitlialin-i-sulfosäure.
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Es wurde nun gefunden, daß diese große Beweglichkeit der Sulfogruppe
nicht auf die 8-C'yannaphtlialin-i-sulfosätire und ihre Derivate beschränkt ist,
sondern sich auch bei solchen anderen Cvannaphthalinsulfosäuren wiederfindet, bei
denen mindestens eine Sulfogrtippe in o-Stellung zur Cyangruppe stellt. Auch bei
diesen Verbindungen wird, wahrscheinlich durch den Einfluß der ungesättigten \ itrilgruppe,
eine ungewöhnliche Beweglichkeit und leichte Austauschbarkeit der zur Cyangruppe
o-ständigen Sulfogruppe bewirkt. Die nachstehend beschriebenen Austauschreaktionen
vollziehen sich nämlich schon bei Temperaturen von 8o bis 2oo° C, während Royle
und Shedler bzw. Butler und Rovle (s. Journ. Chern. Soc. London, 123, S. 1641, S.
1649) Temperaturen von über 26o bis 300° C anwenden mußten, um in den entsprechenden
Carhoxynaphtalinsitlfosäureri die Sulfogruppe durch die Hydroxvlgruppe zu ersetzen.
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Es hat sich ferner gezeigt, (laß (las Medium, in welchem die Reaktion
vollzogen wird, oft von Einfluß auf den Verlauf und (las Ergebnis der Reaktion ist.
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Während die Einwirkung von wässerigen Ätzalkalien anscheinend zunächst
zti bisher nicht bekannten o-Oxvcyannaplitliaiiriverbindttngen führt, die bei weiterer
Einwirkung zu den entsprechenden o-Oxvcarbolisäureri verseift werden, wird bei Verwendung
von alkoholischen Ätzalkalien die o-ständige Sulfogruppe liätifig durch die Alkvloxvgruppe
ersetzt, und die Verseifung der Cyangruppe bleibt bejin Säureamid stehen. In einzelnen
Iä ällen ist es v orteilhaft, dem Reaktionsgemisch anorganische oder organische
Fluß- und Verdünnungsmittel zuzusetzen, welche die Masse homogen und leicht flüssig
halten, all der Reaktion selbst aber nicht teilnehmen. Es
seien
als vorteilhaft genannt: Paraffin, Naphthalin, tertiäre aromatische.Basen, wie Dimethylanilin,
oder N-Alkvlcarbazole, ferner höhere Fettsäuren, Glycerin oder niedrig schmelzende
Salze. In vielen Fällen genügt zur Überführung in die neuen Umwandlungsprodukte
sogar Erhitzen der Cyannaphthalinsulfosäuren für sich oder mit basisch wirkenden
Salzen, wie Natriumformiat, Natriumacetat, Borax, phosphorsauren Salzen, in Gegenwart
oder Abwesenheit der oben genannten Fluß- oder Lösungsmittel.
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Beispiel i In eine S chmelze von 4o Teilen Ätzalkali und 4o Teilen
Methylalkohol trägt man bei ungefähr iio° C IS Teile i-cyannaphthalin-2-sulfosaures
Natrium unter Rühren ein. Innerhalb einer Stunde steigert man die Temperatur auf
13o bis i4o° und hält bei dieser Temperatur kurze Zeit. Die Schmelze wird dann auf
Eis gegeben, der Niederschlag abfiltriert und mit Wasser gewaschen. Durch Umkristallisieren
aus Wasser oder Benzol erhält man das entstandene 2-Methoxynaphthalini-carbonsäureamid
in Form von langen farblosen Nadeln, welche bei i89° C schmelzen.
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Die Analyse ergab 7149 °1" Kohlenstoff, 5,78 °/" Wasserstoff und
7,31 "l" Stickstoff, während die Theorie 71,6 °/" Kohlenstoff, 5,5 °4 Wasserstoff
und 7,0 "/" Stickstoff erfordert.
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Beispiel e In eine Schmelze von 4o Teilen Ätzkali und 25 Teilen Methylalkohol
trägt man bei 8o° C io Teile 2-cyannaphthalin-i-sulfosaures Natrium ein. Darauf
rührt man eine halbe Stunde bei ioo bis i2o°, läßt erkalten und verdünnt die Schmelze
mit Wasser. Dabei scheidet sich ein in Alkali unlöslicher Niederschlag ab. Er wird
abgesaugt und mit Wasser nachgewaschen. Die Verbindung kristallisiert aus Wasser
oder aus verdünntem Alkohol in langen farblosen Nadeln. Der Schmelzpunkt liegt bei
156 bis 157° C. Die Analyse stimmt auf die Formel des i-NTethoxynaphthalin-2-carbonsäur
eamids
C H N |
Ber. 71,6 5,5 7,0 |
Gef. 71,5r 5,73 7127- |
Beispiel 3 2oTeile 2-cyannaphthalin-i-sulfosauresNatrium werden mit 4o Teilen fein
gepulvertem Ätzkali und i5o Teilen Paraffin innig vermischt und unter Rühren auf
etwa 14o° erhitzt. Nach ungefähr halbstündigem Erhitzen bei dieser Temperatur wird
abgekühlt, mit Wasser verdünnt und filtriert. Aus dem Filtrat wird durch Ansäuern
unter Entwicklung von schwefliger Säure ein farbloses Prolrukt ausgefällt, das aus
verdünntem Alkohol in langen Nadeln kristallisiert und bei 179° C schnni1zt.
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Die Analyse spricht für eine Verbindung der Formel: C,l H; OxT.
C H N |
Ber. 78,2 4,1 8,3 |
Gef. 77,7 4,1 8,8. |
Die Verbindung kuppelt mit Diazoverbindungen unter Bildung von Azofarbstoffen und
scheint nach den Ergebnissen von vergleichenden Aufbau- und Abbaureaktionen das
2-Cyan-i-oxynaphthalin zu sein.
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An Stelle von Ätzkali kann bei der Schmelze auch Natriumacetat oder
Natriumformiat, mit oder ohne "Zusatz von Paraffin oder einer anderen der obengenannten
Lösungs- oder Flußmittel, verwendet werden. Auch genügt schon Erhitzen des Ausgangsstoffes
für sich, gegebenenfalls unter Zusatz von Sand oder ähnlichen das Zusammenbakken
verhindernden Mitteln.
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Weiteres Erhitzen mit Ätzkali bei gesteigerter Temperatur führt das
2-Cyan-i-oxynaphthalin in die i-Oxvnaphthalin-2-carbonsäure über.
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Beispiel 4 In eine Schmelze aus 4 Teilen Ätzkali und 6 Teilen Methylalkohol
trägt man bei ungefähr 9o !bis ioo° i Teil 2-Cyannaphthalin-3, 6-disulfosaures Natrium
(auf bekannte Weise aus 2-Aminonaphthalin-3, 6-disulfosäure erhalten) ein und bringt
durch teilweises Abdestillieren des Methylalkohols die Temperatur auf etwa i4o°.
Nach mehrstündigem Erhitzen der Schmelze bei dieser Temperatur löst man sie in Wasser
und säuert an, wobei unter starker Entwicklung von schwefliger Säure Ausfällung
einer Oxynaphthalinsulfocarbonsäure erfolgt. Aus heißem Wasser kristallisiert diese
in Kristallnadeln und löst sich in Alkalien mit stark gelbgrüner Fl.uoressenz.
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Beispiel s In eine Schmelze von 4o Teilen Ätzkali und io Teilen Wasser
werden io Teile 2-cyannaphthalin-3, 6-disulfosaures Natrium bei i5o° eingetragen.
Man steigert nun die Temperatur und hält i Stunde bei 17o bis i90° C. Nach Erkalten
-wird die Schmelze mit Wasser aufgenommen und angesäuert. Der entstandene Niederschlag
wird abgesaugt und aus Wasser umkristallisiert. Man erhält so die 3,6-Dioxynaphthalin-2-carbonsäure
in Form von langen Nadeln, welche bei 261' C schmelzen.