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Graphische Universalschußtafel Die bis jetzt bekannten mechanischen
Vorrichtungen zur Ermittlung der Schießelemente werden verschieden abgegrenzten
Aufgaben gerecht. Ein Teil derselben gestattet die Ermittlung der Schießelemente
bei beliebiger Ziellage im Raum, jedoch nur unter schußtafelmäßigen Verhältnissen,
d. h. dann, wenn dieselben inner- und außerballistischen Voraussetzungen zutreffend
sind wie bei den erschossenen Normalflugbahnen. Ein anderer Teil gestattet die Berücksichtigung
verschiedenster inner- und außerballistischer Einflüsse jedoch nur, wenn es sich
um Ziele handelt, die bezüglich der Höhenlage nicht oder verhältnismäßig nur wenig
vom Mündungshorizont abweichen. Sie sind als Vorrichtungen für das Auffinden der
korrigierten Schießelemente beim Richten gegen Erdziele anzusprechen, wobei der
Höhenlage des Zieles durch das in der Ballistik so bezeichnete Schwenken der Flugbahnen
unter Ausschaltung des sogenannten Geländewinkels Rechnung getragen wird. Wieder
ein anderer Teil der Vorrichtungen ist nur geeignet zur Ermittlung der korrigierten
Schießelemente bei Luftzielen, die im wesentlichen mit dem aufsteigenden Ast der
Flugbahnen erreicht werden, wo die Korrekturen praktisch einfa@chsten Gesetzen unterliegen.
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Schließlich existieren Vorrichtungen zur Ermittlung von Korrekturen,
die an irgendwie sonst ermittelten Schießelementen anzubringen sind. Mit Vorrichtungen
dieser Art können Korrekturwerte für inner- und außerballistische Einflüsse bei
jeder beliebigen Ziellage gefunden werden.
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Ein Gerät, das ohne Einschränkung des Gültigkeitsbereiches nicht nur
Korrekturwerte liefert, sondern unmittelbar die unter beliebigen Einflüssen zutreffenden
Schießelemente direkt liefert und abzulesen gestattet und das seinem Anwendungsbereich
entsprechend als Universalschußtafel bezeichnet wird, ist Gegenstand der Erfindung.
Zur Kennzeichnung des Wesens der Erfindung sei folgende mathematische Betrachtung
vorausgeschickt.
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Gegeben sei eine Funktion: F (x" x2, x3,
a1, a2,
a3 ... a,t) = O. Hierin sind x1, x", x3 veränderliche Größen,
während a1 bis a1 zu-
nächst Konstante bedeuten. Der Zusammenhang zwischen
x1, x. und X3 kann nun in bekannter Weise durch ein Nomogramm dargestellt
werden, in welchem die Werte x1 durch Fahrstrahlabschnitte, die Werte x.i durch
die Winkelabweichungen von einer angenommenen Grundrichtung und die Werte x., durch
eine Kurvenschar nach Fig. r gekennzeichnet sind. Selbstverständlich sind die Rollen,
die x1, x. und x3 dabei einnehmen, vertauschbar, so daß 3 Fakultät = 6 verschiedene
Nomogramme gezeichnet werden k:ö,nnen, von denen jedes dieselbe Aufgabe bew:
ältigt,
die darin besteht, für angenommene Werte von a Veränderlichen den durch die Funktion
zugeordneten Wert der dritten Veränderlichen zu suchen. Zur praktischen Handhabung
eines Nomogramms nach Fig. i bedient man sich zweckmäßig eines um den Punkt 0 drehbaren
Lineals, das eine nach x1 bezifferte Skala trägt. Bei dieser bekannten Vorrichtung
stellen die Linealkante einerseits und der von jedem Teilstrich der- Skala des Lineals
beschriebene Kreisbogen anderseits die Lösungslinien für eine :gegebene Aufgabe
dar.
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Falls in der gegebenen Funktion F (xl, x.,,, x3, a1, a2, a3
... a") .= O zunächst die erste Konstante a, die Rolle .einer weiteren
Veränderlichen annimmt und jetzt ihrem Charakter entsprechend mit z1 bezeichnet
wird, so liefert dieselbe Funktion F (xl, x2, x3, zi, a,,
a3 ...
a") =-- O für angenommene Wertepaare x. und x3 einen neuen Wert x1' bzw.
für angenommene Wertepaare x., und x1 einen neuen Wert x3'. Der Variation der Konstanten
ei, in z1 entspricht also eine Variation von x1 oder von x3, schließlich
auch von beiden (x1 und x3).
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Bei der Anwendung dieser Theorie auf die Aufgaben der Ballistik kann
z. B. an die Stelle von x1 der Zielabstand e,., an die Stelle von x2 die
Zielhöhe k und an die Stelle von x; die Rohrerhöhung cp treten, die unter schußtafelmäßigen
Verhältnissen bei gegebenem e, und h festliegt. Dementsprechend ist
auf einer Tafel P der Fig. 3 ein Grundnomogramm nach Art der bekannten Ammannschen
Schußtafel für Gebirgsschießen gezeichnet. Dieses Grundnomogramm möge einer gedachten
Funktion F (.e,, 1t, cp; al, a@, a3 ... a") = O entsprechen.
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jN,"ird nun anstatt bei Windstille bei Mitwind geschossen, so tritt
nach Fig. ? an Stelle der Flugbahn u die Flugbahn b, die dann bei demselben
Rohrerhehungswinkel cp entsteht. L .äßt man nun beispielsweise die Höhe h konstant,
so soll aus dem Grundnomogramm bei Lage eines anderen Linealstriches e;
an lt derselbe Winkel cp ablesbar werden. Dies kann aber nur möglich sein,
wenn inzwischen der Linealteilstriche,' oder eine diesen ersetzende Marke H des
Gleitkörpers T in diejenige Entfernung von dem Drehpunkt O (Fig. 3 und q.) gerückt
ist; in der vorher der dem Zielabstand.e,, entsprechende Teilstrich markiert war.-
Wird aber umgekehrt, z. B. bei Mitwind, ein festes Ziel ins Auge gefaßt, so ist
das Grundnomogramm dann zur Ablesun:g des geänderten Rohrerhühungswinkels cpl ,geeignet,
wenn z. B. entsprechend dem ersten Fall der mathematischen Betrachtung beim Drehen
der Marke H auf die Höhenkurve la des Nomogramms auf P dieser Winkel q), in der
Gradteileng gefunden wird, d. h. für dieselbe Ziellage muß jetzt e, mit einem anderen
Maßstab gemessen werden oder, anders ausgedrückt, es muß eine virtuelle Fährst-rahllänge
0-H (Fig. 3) eingestellt werden.
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Gemäß der Erfindung wird nun die Fahrstrahllänge e, automatisch erzeugt
durch Verschiebung der Gleitstücke G1 und G., bis der Arm a1 auf die Horizontalentfernung
des Zieles, der Arm a- auf die Zielhöhe bezüglich des Mündungshorizontes zeigt.
Dieser Stellung von G1 und G. ist dadurch eine bestimmte Entfernung O-H zugeordnet,
daß in der Ablesestellung des Gleitstückes T die um den Zapfen D, drehbar gelagerten
Lineale L, und L2 einen durch eine Rast R auf dem Se,gmentbogen S des Lineals L,
festgelegten Winkel gegeneinander :einschließen. Dieser Winkel kann bei festliegenden
Gleitstücken G1 und G@ eingestellt werden, da sich die Lineale L1 und 1.@ durch
Führungsschlitze der Drehzapfen F1 und F2 hindurchschieben können, wenn das Gleitstück
T verschoben wird. Irgendeinem inner- oder außerballistischen Einfluß auf die Geschoßbahn
kann nun dadurch Rechnung getragen werden, daß an Stelle einfacher Skalen für e
und lt Kurvennetze oder Einflußnomogramme A, B, C usw. treten, die entsprechend
Funktion f (e, 1t, e', zi) oder cp (e, lt, A, e, zt) in der
Weise aufgetragen sind, daß sich in vorliegendem Falle der Weg Ae mit dem Arm a,
verfolgen läßt. Die e-Kurve ist -entsprechend dem bei den wahren Zielkoordinaten
e und h vorhandenen Einflußz, auf e, der die Verschiebung (-e) bedingt, ,eingetragen.
Der Einstellpunkt auf der mit der wahren Zielentfernung e bezeichneten Kurve kann
durch die von einem Lineal L3 ersetzte Lösungslinie, deren Lage von lz und der Größe
von 2l abhängig ist, angeschnitten werden.
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Ist nun beispielsweise die Rohrerhöhung nach einem Ziel
(e, lt) unter dem Einfluß von Mitivind z1 von der Größe zi zu ermitteln,
so wird das Gleitstück G.; verschoben, bis der Arm a2 auf den Höhenteilstrich lt
des Einflußnomogramms eingestellt ist. Das Lineal L3 wird so verschoben, daß es
mit der Ablesekante die zi -Kurve in dem schon durch die Stellung von a. bezeichneten
Punkt auf z,' schneidet, hierauf wird das Gleitstück Cr, verschoben, bis sein Arm
a, den auf der Entfernungskurvee durch L3 bezeichneten Punkt schneidet. Durch diese
Bewegungen ist die Ziellröhe /z und die Entfernung e eingestellt, letztere aber
nicht in der für die Grundteilung von e entsprechenden Größe, sondern so, daß sie
zur Einstellung der durch den Einfluß bedingten virtuellen Fahrstrahllängee, (0-H
in Fig.3) paßt. Bei festliegenden GleitstückenGl und G2 wird nun das Gleitstück
T verschoben,
bis der Stift M in die Rast F2 einschnappt,
womit diejenige Fahrstrahllänge 0-H festgelegt ist, die nunmehr aus dem Grundnomogramm
für die Zielhöhe lt die Entfernung e den zutreffenden Rohrerhöhungswin'kel abzulesen
gestattet.
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In gleicher Weise kann beliebigen sonstigen einzeln oder gleichzeitig
vorhandenen Einflüssen Rechnung getragen werden bei Hinzufügung weiterer Einflußnomogramme
B, C usw., die in gleicher Weise wie das Einflußnomogramm A zu bedienen sind. Zur
exakteren Berücksichtigung gleichzeitig vorliegender, verschiedener Einflüsse werden
die Entfernungskurven der weiteren Nomogramme auf bewegliche Schieber gezeichnet,
die, ineinandergleitend, einerseits die Korrekturen auf die ursprünglichen Zielkoordinaten
zu beziehen gestatten, anderseits das Einstellgeschäft vereinfachen (Fig.4).
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Entsprechend der in der vorausgeschickten mathematischen Betrachtung
erwähnten Vertauschbarkeit kann z. B. an Stelle des Höhennetzes auch ein Entfernungsnetz
auf P gezeichnet sein. In diesem Falle spielen die automatisch herzustellenden Streckenlängen
0-H die Rolle virtueller Höhen statt, wie oben, virtueller Entfernungen.
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Wie der als Beispiel dargestellte Apparat jetzt gestattet, den zum
Schießen nach irgendeinem Ziel erforderlichen Rohrerhähungswinkel unter allen möglichen
Einflüssen auf die Geschoßbahn abzulesen, so ist es auch möglich, den Apparat bei
entsprechender Änderung der Kurvendarstellungen und Skaleneinteilungen zur Ablesung
der unter den verschiedenen Einflüssen auftretenden Seitenabweichungen des Geschosses
bzw. der dabei erforderlichen Seitenkorrektur oder zur Ablesung der unter diesen
Verhältnissen auftretenden Flugzeiten oder Brennlängen zu benutzen, so daß mit solchen
Apparaten alle Schießelemente bei allen denkbaren Einflüssen auf die Geschoßbahn
ablesbar werden. Für Geschütze mit mehreren Ladungen (Hauhitzen, Mörser) kann der
bei den verschiedenen Ladungen veränderten Anfangsgeschwindigkeit v" durch Beifügung
entsprechender Kurvennetze als Einflußnomogramme Rechnung getragen werden, oder
es kann für jede Ladung ein besonderes Höhennetz angeordnet werden. Schließlich
können auch die Kurvennetze (für Entfernung, Höhen, Flugzeiten oder andere Elemente
) auf der Scheibe P sowie die Einflußnomogramme auswechselbar eingerichtet werden,
so daß der gleiche mechanische Apparat für jedes beliebige Geschütz brauchbar wird.