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Verfahren zum Einsehiessen von Geschützen aller Art auf ein Ziel und Messvorrichtung zur Durch- führung dieses Verfahrens.
Beim Einschiessen von Geschützen auf ein vom Geschützstand aus nicht sichtbares Ziel wurde bisher in der Regel so vorgegangen, dass man die relative Lage des Geschützstandes zu einem das Ziel überblickenden Beobachter mit Hilfe von Landkarten oder geodätischen Messungen bestimmte, ferner die Richtung und Länge der Verbindungslinie zwischen Beobachter und Ziel festlegte, wodurch dann das Dreieck ,,Geschütz-Beobachter-Ziel" gegeben war, auf Grund dessen die Einstellung des Geschützes zur Schussabgabe erfolgte.
Dieses Verfahren des Einschiessens ist einerseits langwierig, anderseits sehr abhängig von der Genauigkeit der zur Verfügung stehenden kartographischen Wiedergabe des Geländes und erfordert deshalb meist eine verhältnismässig grosse Zahl von Schüssen, bis ein Treffer erreicht wird. Die Erfindung bezweckt den Einschiessvorgang unabhängig von der Landkarte zu machen und so die Vorbereitungsarbeiten für die Schussabgabe und das Einschiessen selbst möglichst zu verkürzen.
Im wesentlichen besteht das neue Verfahren zum Einschiessen darin, dass der Geschosseinschlag eines vom Geschütz unter einem bestimmten Winkel und in einer bestimmten Entfernung abgegebenen Messsehusses von einem Beobachter der seine relative Lage zum Geschütz nicht kennt, dem Winkel und der Entfernung nach gemessen wird. Durch Kombination der Angaben des Beobachters mit den am Geschütz eingestellten Richtung-un Distanzangaben kann das Dreieck,. Ge-
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Der erste Zielschuss wird auf Grund des mit Hilfe des Messsehusses aufgelösten Dreieckes abgegeben. Durch Einmessung der Geschosseinschläge der Zielschüsse wird die Lage des Geschützes im aufgelösten Dreieck korrigiert und weitere Zielschüsse werden erst auf Grund des korrigierten Dreieckes abgeschossen. Zur Durchführung des neuen Verfahrens dient eine Messvorrichtung, bei der in an sich bekannter Weise zwei auf einem Brett gegeneinander verschiebbar angeordnete und um ihre Achse verdrehbare kombinierte Bogen-und Längsteilungen vorgesehen sind, wobei die die Teilungen tragenden Organe mittels vorteilhaft zueinander normal verlaufender Schraubenspindeln verschiebbar sind.
Erfindungsgemäss sind die Teilungen aufeinander teilweise überdeckende flache Scheiben oder Platten aufgebracht, von welchen die oberen durchsichtig sind. Die dem Geschützieilkreis entsprechende Bogenteilung ist unmittelbar auf einer der verschiebbaren Platten, vorteilhaft auf der oberen eingezeichnet. In ihrem Mittelpunkt ist ein Lineal mit radialer Längsteilung drehbar gelagert, auf dem die Distanz der Geschützeinstellung wiedergegeben werden kann. Die dem Fernrohrteilkreis des Beobachters entsprechende Bogenteilung ist auf einer drehbar angeordneten Kreisscheibe eingezeichnet, die auf einer der verschiebbaren Platten, vorteilhaft auf der unteren, montiert ist und gleichzeitig eine radiale Längsteilung trägt.
Dem Beobachterteilkreis ist eine weitere sich gegebenenfalls nur über einen Teil des Kreisumfanges erstreckende Kreisteilung zugeordnet, die auf der Unterlage der mit den Beobachterteilkreis versehenen Scheibe aufgebracht ist und die dazu dient, die Scheibe um einen gewissen Winkel verschwenken und dann wieder in die frühere Lage rückstellen zu können.
In der Zeichnung ist eine Messvorrichtung zur Durchführung des neuen Verfahrens in beispielsweisen Ausführungsformen dargestellt. Fig. 1 zeigt die Messvorrichtung in Draufsicht, Fig. 2 eine besondere Ausführungsform des am Geschützmesskreis verwendeten Distanzlineals.
Auf einem ebenen Brett 1 von ungefähr quadratischer Form sind an zwei einander benach-
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mittels einer Hülse 4,4'geführt. Zwischen den Backen der Klemmvorrichtungen sind rechteckige ebene Platten 5, 6 eingeklemmt, welche durch Verschiebung der Klemmvorrichtungen längs der
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Schienen über dem Brett 1 hin und her bewegt werden können. Die Verschiebung der Klemmvorrichtungen erfolgt längs Schraubenspindeln 7, 7'in der Weise, dass die Klemmvorrichtungen durch Verdrehen von Schraubenmuttern 8, 8'längs der Spindeln fortbewegt werden.
Die Schraubenmuttern 8, 8'sind als lange rohrförmige Hülsen ausgebildet, die an ihren beiden Enden mit gegenläufigem Muttergewinde versehen sind und sich gleichzeitig auf den am Brett 1 fest angeordneten Spindeln 7, 7'und auf diesen zugeordneten Spindein y, y' der Klemmvorrichtungen auf- oder abschrauben, von den beiden ebenen Platten 5,6 ist die obere 5 aus durchsichtigem Material hergestellt und trägt möglichst zentral angeordnet eine Kreisteilung 10, die unmittelbar auf der Platte aufgezeichnet ist. Im Mittelpunkt der Kreisteilung ist ein Lineal 11 drehbar befestigt, das eine radial verlaufende Längsteilung trägt und vorteilhaft auch aus durchsichtigem Material besteht.
Auf der unteren Platte 6 ist ebenfalls möglichst zentral eine Scheibe 12 drehbar montiert, die längs ihres Umfanges eine Kreisteilung ; eingezeichnet trägt und auch mit einer radial verlaufenden Längsteilung 14 versehen ist. Die Kreisteilung 1, 3 hat entgegengesetzten UmlauMnn wie die Kreisteilung 10. Die Längsteilung. 14 ist gegen den Nullpunkt der Skala 1. 3 gerichtet. Zwischen der Kreisscheibe 12 und der Platte 6 ist eine weitere drehbare Scheibe 15 angeordnet, die an diametral gegenüberliegenden Stellen mit Lappen 16 unter der Scheibe 12 vorragt. Auf den Lappen 16 befindet sieh je ein Bogenstück einer Skala 17.
Wird die Scheibe 15 mittels der Lappen 16 verdreht, so nimmt sie die über ihr angeordnete Scheibe 12 bei der Verdrehung mit, doch kann die Scheibe 12 auch gegenüber der Scheibe 15 verdreht werden. Zur Orientierung der Messvorrichtung trägt jede der Platten 5, 6 eine Orientierungslinie oder Marke. Diese Orientierungslinien sind gegeneinander um einen rechten Winkel versetzt. Dementsprechend sieh
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auf dem schwenkbaren Lineal 11 bestimmte Punkte festhalten zu können, ist über seiner Längsteilung eine mittels Schraubenspindel 18 einstellbare Marke vorgesehen (Fig. 2), deren genaue Einstellung an einem Teilkreis des die Marke verschiebenden Betätigungsrades 19 abgelesen werden kann.
Damit eine langwierige Verschiebung der Markiervorrichtung mittels der Schraubenspindel über die ganze Länge des Distanzlineals vermieden wird, wird die Markiervorrichtung durch eine mit Teilung versehene Platte 20 gebildet, deren Teilung mit der des versehwenkbaren Lineals parallel läuft und deren einzelne Teilstriche durch Steckstifte od. dgl. besonders kenntlich gemacht werden können. Zur Markierung eines bestimmten Punktes am Distanzlineal ist daher erforderlieh, den nächsten Teilungstrich der Platte 20 mit dem gewünschten Punkt zur Deckung zu bringen und den zur Deckung
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zu gestalten, wird auch die Platte 20 aus durchsichtigem Material hergestellt.
Die den Geschützmesskreis tragende Platte 5 kann auch in einer um 1800 verschwenkten Lage in der Klemmvorrichtung befestigt werden und ist zu diesem Zweck an ihrem freien Ende mit Lëjchern 22 versehen. Hiedurch wird der Aktionsradius der Messvorrichtung bei gleichbleibendem Massstab vergrössert. Den zwei verschiedenen Einstellungen der Platte 5 entsprechen die beiden vorragenden Lappen 16 der Scheibe 15 zur Einstellung des Beobachtermesskreises und zur Ablesung an demselben.
Der Vorgang beim Einschiessen auf ein Ziel ist folgender. Mit dem Geschütz wird ein Messschuss z. B. in beiläufiger Richtung des Zieles abgegeben. Die Daten dieses Schusses, d. h. die eingestellte
Schussdistanz und der Winkel, in dem der Schuss abgegeben wurde, werden auf der Messvorrichtung mittels des Lineales 11 eingestellt, indem das Lineal längs der Kreisteilung 10 verschoben wird, bis seine Lage mit dem Geschützwinkel übereinstimmt, während auf seiner Längsteilung mit der Markervorrichtung die Schussdistanz eingestellt wird.
Vom Beobachter aus wird der G ? sehosseinschlag seiner Richtung und seiner Distanz nach gemessen, indem die Richtung mittels Fernrohr einvisiert wird, während die Distanz entweder durch Zeitmessung zwischen der optischen und akustischen Beobachtung der Geschossexplosion gemessen oder bloss abgeschätzt wird. Richtung und Entfernung des Gesehoss- einschlages vom Beobachter werden mittels der Scheibe 12 eingestellt, indem der beobachtete Winkel auf der Kreisskala 13 in Übereinstimmung mit der Orientierungslinie der Platte 6 gebracht und die beobachtete Distanz auf der Längsskala 14 angemerkt wird.
Zur Auflösung des Dreieckes "Geschütz- Beobachter-Geschosseinschlag"wird nun der beobachtete Geschosseinschlag, der auf der Scheibe 12 eingestellt ist, mit dem sich aus den Geschützdaten ergebenden, mit dem Distanzlineal l ? eingestellten Geschosseinschlag zur Koenzidenz gebracht, indem die Platten 5 und 6 längs der Führungsschienen : 2, 2' verschoben werden. Das Dreieck ist durch die beiden Mittelpunkte der Kreisteilungen 10 und 1. und durch die in einem Punkt übereinanderliegenden Markierungen des Geschosseinschlages gegeben.
Nun wird das Ziel vom Beobachter einvisiert und seine Distanz geschätzt. Die Daten werden nun wieder mittels der Scheibe 12 auf der Messvorrichtung festgelegt und das Distanzlineal 11 auf den eingestellten Zielpunkt gerichtet. Nunmehr wird der Richtungswinkel des Distanzlineales von der Skala 10 und die Schussdistanz von der Skala 11 abgelesen und der erslie Zielschuss mit diesen Daten abgegeben.
Ist das ursprüngliche Dreieck ,,Geschütz-Beobachter-Geschosseinschlag" des Messschusses durch unrichtige Schätzung oder Messung der Distanz zwischen Beobachter und Geschosseinschlag in der Messvorrichtung nicht ganz richtig wiedergegeben, so wird der erste Zielschuss möglicherweise noch nicht ganz"in Linie"sein, d. h. noch nicht ganz in die Verbindungsrichtung vom Beobachter zum Ziel fallen. Es wird daher durch Einmessung des ersten Zielschusses vom Beobachter aus, die Lage
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des Geschützes am Messtisch korrigiert werden müssen.
Dies geschieht in der Weise, dass die seitliche
Abweichung des Zielschusses vom Ziel durch gemeinsames Verdrehen der Scheiben und und 12 an der Messvorrichtung festgelegt wird, hierauf durch Verschieben der Platten 5 und 6 der Zielpunkt des
Distanzlineals mit dem Geschosseinschlagspunkt des ersten Zielschusses auf der Scheibe 12 zur Koenzidenz gebracht wird und dann die Scheibe 12 mittels der Scheibe 15 in die richtige Ziellage zurückgedreht wird. Bei diesem Vorgang wird der seitliche Abweichungswinkel des Zielschusses vom Ziel an der
Skala 17 des einen der über die Scheibe 12 vorragenden Lappen abgelesen. Um nun die verbesserten
Daten für einen weiteren Zielschuss zu bekommen, wird das Distanzlineal neuerdings auf das von der
Scheibe 12 eingestellte Ziel gerichtet.
Der neue mit diesen Daten abgegebene Zielschuss wird in der
Regel das Ziel schon erreichen oder mindestens mit dem Ziel in Linie liegen. In der eben beschriebenen
Weise kann natürlich auch der zweite oder einer der folgenden Zielschüsse zur weiteren Korrektur des am Messtisch festgelegten Dreieckes herangezogen werden.
Das neue Verfahren zum Einschiessen auf ein Ziel in Verbindung mit der erfindungsgemäss aus- gestalteten Messvorrichtung erleichtert und beschleunigt den Einschiessvorgang ganz wesentlich und bringt eine grosse Ersparnis an Geschossmaterial mit sich, da mit dem zweiten oder dritten Schuss das
Ziel in der Regel erreicht ist. Besonders wichtig ist, dass beim Einschiessen nach dem neuen Verfahren eine vollkommene Unabhängigkeit von kartographischen Wiedergaben des Geländes erreicht wird und dass keine langwierigen Vorbereitungen und Messungen für die Schussabgabe erforderlich sind.
Die Erfindung eignet sich nicht nur zur Bedienung von Geschützen in Gefechten, sondern kann mit
Vorteil auch zur Fernsprengung in unwegsamem Gelände, z. B. zur Sprengung von Klippen und Riffen in einem Gewässer, verwendet werden, in dem es nicht oder nur schwierig möglich ist, mit Schiffen an den Sprengungsort heranzukommen.
PATENT-ANSPRÜCHE :
1. Verfahren zum Einschiessen von Geschützen aller Art auf ein Ziel, dadurch gekennzeichnet, dass der Geschosseinschlag eines vom Geschütz unter einem bestimmten Winkel und in einer bestimmten Entfernung abgegebenen Messsehusses von einem Beobachter, der seine relative Lage zum Geschütz nicht kennt, dem Winkel und der Entfernung nachgemessen wird, so dass das Dreieck,, Geschütz- Beobachter-Geschosseinschlag"nur mehr mit eventuellen Fehlern in den Distanzen "Beobachter- Geschosseinschlag"und Geschütz-Geschosseinschlag''behaftet festgelegt ist,
worauf der erste Ziel- schuss auf Grund des mit Hilfe des Messschusses aufgelösten Dreieckes abgegeben und die Lage des Geschützes im aufgenommenen Dreieck durch Einmessung der Geschosseinschläge der Zielschüsse korrigiert wird.