-
Topographischer Apparat mit Visiervorrichtung und Entfernungsmesser.
Bekanntlich erfolgt die topographische Vermessung nach zwei Präzisionsverfahren.
Nach dem einen wird mittels geeigneter Apparate (Tachymeter, Goniometer, Nivellierhussole)
auf dem Gelände gemessen, und die abgelesenen Horizontal- und Vertikalwinkel werden
dann in ein passend eingerichtetes Feldbuch eingetragen. Auf dem Bureau erfolgt
dann die Anfertigung der Karte, d. h. es wird mittels der eingetragenen Zahlenangaben
die Lage der einzelnen Punkte bestimmt und deren Höhe ausgerechnet.
-
Nach dem anderen Verfahren, der sogenannten Meßtischaufnahme, dagegen
erfolgt die Anfertigung der Karte auf dem Gelände selbst. Das zweite Verfahren führt
zweifellos rascher zum Ziele, steht aber in Hinsicht auf Genauigkeit dem ersteren
nach. Dafür hat es den erheblichen Vorteil, daß es dem Topographen ermöglicht, die
Karte angesichts des Geländes zu zeichnen, wodurch die Fehler vermieden werden,
die die Ausarbeitung im Bureau infolge des: Mangels an Kontrolle durch. Überschauen
des Geländes nach sich zieht.
-
Dieser erhebliche Vorteil ist der Grund, warum man schon seit längerer
Zeit danach strebt, beide Verfahren zu. kombinieren, d. h. das Aufnahmeblatt an
den beim ersten Verfahren in Anwendung kommenden Präzisionsapparaten anzuordnen,
um so diesen Apparaten zu ermöglichen, gleich die mit dem Meßtisch durchführbare
graphische Operation vorzunehmen, also die Richtungen der anvisierten Punkte graphisch
in das Blatt einzutragen. Bis heutigen Tages haben sich jedoch diese Apparate in
die Praxis nicht einführen können, weil sie ein großes Gewicht besitzen und dabei
den erstrehten Zweck schlecht erfüllen..
-
Von denn bekannt gewordenen topographischen Apparaten mit V isiervorrichtung
und Entfernungsmesser, bei denen das Meßblatt von einem Tisch getragen wird, der
mittels eines beweglichen Armes finit der senkrechten Hauptachse des Instrumentes
verbunden und seitlich dieser Achse angeordnet ist, unterscheidet .sich der den
Gegenstand vorliegender Erfindung bildende Apparat dadurch, daß eine zur selbsttätigen
Wiederholung der Bewegungen des Visierrohres dienende Alhidad'e vorgesehen ist,
welche sich frei auf dem Meßtisch verschieben läßt mittels eines Systems von zwei
gelenkigen Parallelogrammen, die eine kleine Seite gemeinsam haben, und bei denen
die beiden Enden eines der kleinen äußeren Schenkel als Drehzapfen ausgebildet sind
-und sich in einer horizontalen Ebene zusammen mit dem V i ierapparat drehen, derart,
daß der entgegengesetzte, auf dem Meßtischblatt bewegliche, als Alhidade dienende
kurze Schenkel des gelenkigen Systems die Bewegungen des Fernrohres genau wiederholt.
Auf
der Zeichnung ist eine Ausführungsform des Erfindungsgegenstandes durch Fi.g. i
und 2 dargestellt.
-
Der Tisch P, auf weichem. die graphischen Eintragungen der Richtungen
erfolgen, ist in bezug auf die senkrechte Achse 0 des Meßinstrumentes stark exzentrisch
angeordnet. Zum Zwecke der genauen Einstellung des Instruments. ruht der Tisch P
in an sich bekannter Weise auf einem horizontalen Arme b, der sich um die senkrechte
Achse 0 drehen und auf dieser mittels Druckschraube, Spannmutter usw. in beliebiger
Lage feststellen läßt.
-
Der Tisch selbst kann in seiner eigenen Ebene um seinen Mittelpunkt
gedreht werden. Hierzu ist am Ende des Armes b ein besonderer Zapfen vorgesehen.
Der Tisch kann auch in beliebiger Lage festgestellt werden.
-
Hierbei kann das Blatt in der für den Feldmesser bequemsten Weise
angeordnet und, wenn gewünscht, sogar . mittels einer Bussole oder eines anderen
Instrumentes wie der Normaltisch eingestellt werden.
-
Um die Richtung des Fernrohres auf das seitlich angeordnete Aufnahmeblatt
zu übertragen, wird gemäß der Erfindung das an und für sich bekannte System der
Parallelogramme mit Doppelgelenken angewandt, das bisher in anderer Weise und zu
anderem Zwecke bei einigen zum. Ziehen paralleler Geraden bestimmten Bureauzeichenapp.araten
benutzt worden ist.
-
Beim Gegenstande der Erfindung verwendet man ein System von zwei an
ihren Scheiteln gelenkig gemachten Parallelogrammen A B C D und
E F G H, die in der aus Fig. i und 2 der Zeichnung- ersichtlichen Weise angeordnet
sind. Diese Anordnung ermöglicht der Seite G-H, an der das Lineal R befestigt ist,
oberhalb des Brettes alle gewünschten Stellungen einzunehmen, während anderseits
ein an, dieses System unverrückbar angeschlossener Punkt 0 mit der senkrecht zur
Ebene des gelenkigen Systems stehenden V ertikalhauptachse dies Visierinstrumentes
zusammenfällt. Es ist ersichtl,ich, daß bei diesem System die Gerade G-H sich um
Winkel dreht, die gleich sind denn Winkeln, uni welche sich die Gerade A-B dreht.
-
Die Zapfen A und B können vermöge einer geeigneten Einrichtung
(z. B. konzentrischer Hülsen) um diese Achse sich drehen. Außerdem können sie auch:
noch mittels einer passenden Vorkehrung (Druckschraube) in beliebiger Lage gegenüber
dieser Achse festgestellt werden. Von diesem Augenblick ab ist das Parallelogranmnsystem
in festem Zu-.sammenhang mit dem Fernrohr und: dreht sich mit diesem, so daß auch
das Lineal R sich um Winkel dreht, die genau gleich sind denjenigen, um welche die
Drehung des Fernrohres stattfindet.
-
Zufolge der Anwendung von zwei Parallelogrammen kann das ganze -System
frei um die Punkte A B schwingen, und das Lineal R kann über jeden beliebigen
Punkt des Blattes gebracht werden-, ohne daß diese Gerade aufhört, parallel mit
sich; selbst zu bleiben. Aus dieser Eigenschaft folgt, daß nach in üblicher Weise
erfolgter Markierung des Standortes (Station) auf dein Blatt es nunmehr möglich
ist, die Richtungen aller anvisiierten Punkte des Geländes mittels des auf dem Standort
selbst installierten Feinrohres des Meßinstrumentes auf das Blatt zu übertragen
und auch sofort mit größter Genauigkeit in: dasselbe einzuzeichnen. Es muß bemerkt
werden, daß der Tisch keinerlei Orientierung in bezug auf das Gelände bedarf. Es
genügt schon, wenn vor dem Beginndes Anvis.i!erens der Tisch in. die für den aufnehmenden
Topographen bequemste Lage eingestellt und der Standort auf dem Blatt markiert wird,
worauf nach Lösung der Schraube a mit dem Fernrohr ein bereits auf dem Blatt verzeichneter
und vom Standorte aus sichtbarer Punkt des. Geländes (vorzugsweise eine Latte des
Netzes) anvisiert und dann von Hand au,b das Lineal so geführt wird, daß es gleichzeitig
durch die der Station und der Latte entsprechenden Punkte geht, wonach die Schraube
a angezogen wird.
-
Von diesem Augenblick ab werden die Richtungswinkel der einzelnen
ihn Fernrohr anvisierten Punkte des Geländes auf den Tisch aufgetragen, genau so,
als wenn dieser in bezuig auf das Gelände materiell orientiert wäre. Der in dieser
Weise angeordnete Apparat ermöglicht die Anvisierung und demzufolge die Auftragung
aller von der Station aus gesehenen Punkte, jedoch mit Ausnahme derjenigen, die
sich in dem: Sektor befinden, der einbegriffen ist zwischen den Lagen, in welchen
die Zweige A C und B D
des ersten Parallelogramms gegen die senkrechte
Achsre des Instrumentes stoßen. Um in diesem Sektor arbeiten zu können:, braucht
man nur die Schraube a sowie die Spannvorrichtungdes Tisches und des Armes zu lösen
und dabei den Tiseh und das Parallelogrammsystem in die zur Vornahme der Eintragungen
und Hantierung in diesem Sektor bequemste Lage überzuführen. Darauf werden Arm b
und Tisch: P von neuem festgestellt, und nun führt man: das Lineal R durch die der
Station entsprechenden Punkte des Blattes und einen bereits aufgenommenen, von der
Station aus sichtbaren Punkt hindurch. Diesen Punkt visiert man im Fernrohr
an,
und es genügt, wenn jetzt die Schraube a fest angezogen wird. Der Apparat ist nun
zur Auftr agung der im. neuen Sektor befindlichen Richtungen eingestellt. Das Lineal'
R kann graduiert und mit einer Distanzskala versehen sein, welche gestattet, wenn
der Visierapparat die Entfernungen der anvisierten Punkte gibt (Tachymeter), nicht
nur die Richtung dieser Punkte, sondern auch diese selbst einzutragen., da ja der
Nullpunkt dieser Skala über den der Station entsprechenden Punkt gebracht werden
kann und die Skala bei dieser Bewegung stets parallel zu sich selbst verbleibt.
-
Liefert der Visierapparat außerdem noch die Neigung der Anvisierungen,
so macht es dann keine Schwierigkeit, die Höhen der anvisierten Punkte zu berechnen.
Ini dieser Weise werden auf dein. Gelände selbst sämtliche Operationen vorgenommen,
die das Ausarbeiten einer Präzisionsaufnahme auf dem Bureau erfordert. A'us dem
Gesagten erhellt, mit welcher Leichtigkeit beim neuen Apparat die graphische Arbeit
ausführbar ist, da die Gesamtfläche des Blattes stets frei bleibt und das ganze
Parallelogrammsystem in jedem Augenblick beiseite geschoben werden kann, um auch
die feinsten Einzelheiten der Zeichnung aufzutragen.
-
Selbstverständlich kann der Apparat auch mit einem horizontalen Ring
zurr Ablesen der Azimutwinkel versehen. und zur Erleichterung des Transportes auseinandernehmbar
eingerichtet sein. Die bequemste Einteilung ist folgende: Dreifuß, Meßapparat, Tisch,
Arm und gelenkiges System. Das Zusammenbauen auf dem Gelände bereitet keinerlei
Schwierigkeiten. Auch ist es vorteilhaft, die Höhe des Apparates niedriger zu stellen,
um dem Beobachter zu ermöglichen, während seiner Arbeit zu sitzen. In diesem Falle
kann die zeichnerische Arbeit durch einen neben dem Beobachter arbeitenden Gehilfen
ausgeführt werden. Die Aufnahme erfolgt dann um so schneller. Die neue Einrichtung
empfiehlt sich insbesondere in den Fällen, wo als Visierapparat ein Präzisionstelemeter,
z. B. das Telemeter von B a r r & S t r o u d , verwendet wird, welches dann
mit einem Ring zur Messung der senkrechten Winkel zu versehen ist.