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Meßgerät für indirektes Schießen. Den Gegenstand der Erfindung bildet
ein Meßgerät für indirektes Schießen, namentlich zum Bestimmen der Angaben für das
Richten von in verdeckter Stellung stehen, den Geschützen. Das Meßgerät dient zum
Ermitteln der Seitenrichtung und der Zielentfernung, ferner kann damit in einfacher
Weise auch die Länge der Basis (Entfernung zwischen Beobachtungsstand und Geschütz)
gemessen werden, falls. diese unbekannt ist.
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Meßgeräte zum Bestimmen der Seitenrichtung und der Zielentfernung,
sogenannte Richtkreise, sind vielfach bekannt. Diese arbeiten fast durchweg mit
einem mechanischen Dreieck, d. i. mit einer Zielvorrichtung und drei Linealen, mit
denen im Instrument ein dem Geländedreieck ähnliches Dreieck gebildet wird. Sie
eignen sich zum Bestimmen der Basislänge im allgemeinen nicht, ihre Benutzung setzt
jeweils eine bekannte Basislänge voraus., außerdem können zwischen den Linealen
leicht Klemmungen auftreten, welche das Einstellren des, Dreiecks unmöglich machen.
Man hat versucht, dies dadurch zu beheben, daß man für eine Entkupplung der Lineale
gesorgt hat und das eine Lineal an einem drehbaren Rahmen, lagerte. Dadurch wurde
zwar das Klemmen vermieden, das Gerät erhielt aber große Abmessungen, und der Rahmen
hinderte oft das Einstellen der übrigen zwei Lineale. Auch ist bei diesen Vorrichtungen
das Bestimmen der Basislänge mittels Rückwärtsschneidens nicht ausführbar.
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Erfindungsgemäß werden die genannten Nachteile dadurch beseitigt,
daß man an Stelle dreier Lineale nur zwei anordnet und das dritte Lineal durch ein
Ablesemikro: skop ersetzt, dessen Okularachse in die Richtung der dritten Drdeckseit-e
eingestellt werden kann. Das Ablesemikroskop ist mit Vorrichtungen zum genauen Bestimmen
des Schnittpunktes der Okularachse und der zweiten Dreieckseite sowie mit Vorrichtungen
zum Festlegen des zwischen diesen beiden Seiten liegenden Winkels versehen. Vorteilhaft
wendet man zu diesem Zwecke ein Fadenkreuz und einen entlang der Okularachse verschiebbaren
Spiegelkörper, Spiegel, Prisma o. dgl., an, welcher über beliebige Punkte des zweiten
Lineals eingestellt werden kann. Dieser Spiegelkörper kann mit einem Objektivfenster
versehen sein. Das Ablesemikroskop kann erfindungsgemäß von den zwei Linealen unabhängig
gedreht werden, und das Fadenkreuz ist ebenfalls im Okularfeld drehbar angeordnet.
Wie weiter unten gezeigt ist, ermöglichen diese beiden Maßnahmen die Bestimmung
der Basislänge und des Winkels zwischen Basis und Zielentfernung in einfacher Weise
mittels Rückwärts schneidens. Da im Gerät kein- mechanisches Dreieck angewendet
ist, sind Klemmungen bei jeder Einstellung vermieden. Außerdem können die Messungen
mit dieser Vorrichtung infolge der Anwendung des Mikroskops mit großer Genauigkeit
ausgeführt werden.
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Abb. i und a zeigen schematisch die Anordnung des Meßgeräts im Grundriß
und in Seitenansicht.
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Abb.3 und q. zeigen ein Ausführungsbeispiel in Seitenansicht und im
Grundriß. Abb.5 bis 8 zeigen die Anwendung dellls Meßgeräts zum Bestimmen der Basislänge
durch Rückwärtsschneiden.
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Das auf ein Stativ aufsetzbare Rohr i (Abb. a und 3) trägt das eine
mit ihr fest verbundene Lineal z, in dessen Schwalbenschwanzführung der Schlitten
3 verschiebbar ist. Im Schlitten 3 ist eine Scheibe 6 um den Zapfen 6' drehbar gelagert.
Das zweite Lineal bildet eine vom Mittelpunkt o (Abb. i ) der Scheibe 6 radial verlaufende,
mit einer Längsteilung versehene Gerade ¢. Ein Ablesemikroskop 13 ist vollkommen
unabhängig von den beiden Linealen um die Stativachse P drehbar. In der Okularachse
15 des Mikroskops
ist ein Prisma 18 über einem in der Fassung
des Prismas angeordneten Fenster 1 4. vorgesehen und mit diesem zusammen in der
Achsrichtung 15 verschiebbar. Mit Hilfe des verschiebbaren Prismas 18 kann das Okularfeld,
d. h. das Fadenkreuz des Mikroskops, auf einen beliebigen Punkt der Geraden .i eingestellt
werden.
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Der Schlitten 3 wird mittels einer Schraubenspindel durch Drehen der
Trommel 24 (Abb.3) verschoben und die Größe der Verschiebung an der Teilung 23 roh
und an der Trommel 24 der Spindel, wie es bei anderen Meßgeräten bekannt ist, fein
abgelesen (Abb. 3 und 4.). Zum Drehen der Scheibe 6 dient eine Walze 7 (Abb. 4.),
deren Spindel in das Schneckenrad 7' der Scheibe 6 eingreift. Die rohe Winkelablesung
erfolgt an einer an der Scheibe 6 seitlich angebrachten Teilung, die Feinablesung
an den Trommeln 22. Um die Scheibe 6 entlang der Führung des Lineals 2 frei verschieben
zu können, ist das Gehäuse 5 des unteren Geräteteils rechtsseitlich offen, so daß
die Scheibe aus diesem heraustreten kann. An diesem unteren Gehäuseteils ist ein
oberer, ebenfalls in einem Gehäuse g untergebrachter Teil drehbar gelagert. Das
Drehen erfolgt mittels einer Schraubenspindel io (Abb.3), die in einen auf der Zeichnung
nicht dargestellten Zahnkranz der unteren Hälfte eingreift, und zwar genau konachsial
mit der Drehachse P (Abt. 2) des Lineals 2. Es ist von diesem aber vollständig unabhängig.
Zur Rohablesung der Drehung dient eine Teilung 25, zur Feinablesung Trommeln 26.
Im Gehäuse 9 ist das Ablesemikroskop 13 angeordnet, dessen Okular mit einem drehbaren
Fadenkreuz versehen ist. Die Verdrehung des Fadenkreuzes kann nötigenfalls: an einer
in der Zeichnung nicht dargestellten Winkelteilung abgelesen werden. Um den Schnittpunkt
der Okularachse und des Lineals 4 im Okularfeld einstellen zu können, kann das Prisma
18 und mit diesem das Fenster 14 mit Hilfe einer Spindel in der Achsrichtung des
Mikroskops verschoben werden. Zum Ablesen der Verschiebung dient eine Einteilung
27, zum Feinablesen eine an der Spindel vorgesehene Trommel 28. Der am oberen
Gehäuseteil vorgesehene Ansatz 12 dient nach Art anderer bei Scherenfernrohren üblicher
Meßeinrichtungen zum Aufstecken des Zielfernrohres, dessen optische Achse zu jener
des Ablesemikroskops durch eine beliebige zwangläufige Verbindung jeweils parallel
steht.
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Es kann der Seitenabweichung des Geschosses, die es infolge seiner
Drehbewegung um seine Achse erhält, von vornherein dadurch Rechnung getragen werden,
daß man die Linie ¢ an Stelle einer Geraden entsprechend gekrümmt bildet.
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Sind die Seitenrichtung des Geschützes und die Zielentfernung zu bestimmen,
so wird das Gerät so aufgestellt, daß sich sein Grundzapfen in der Ecke M (Abb.
5) des Dreiecks M B G befindet, in welcher die beiden in ihrer Richtung und
Länge bekannten Dreieckseiten M G und M B zusammenstoßen. Zunächst
werden die Lineale 2 und 4. zueinander parallel gestellt und die Scheibe 6 so verschoben,
daß ihr Mittelpunkt mit der Achse P des Stativzapfens zusammenfällt. Hierauf wird
mit Hilfe der Zielvorrichtung das Lineal e auf die eine der beiden bekannten Dreieckseiten,
z. B. die Basis M G, gerichtet. Man verstellt dann durch Drehen der Einstelltrommel
2,1 den Schlitten 3 und damit die Scheibe 6 so weit, daß die Länge der Verschiebung
P-0 des Punktes O (Abb. i) proportional der Basislänge ist. Dann wird das Ablesemikroskop
13 mit Hilfe des Zielfernrohres auf die zweite Dreieckseite M B eingestellt
und mit der Einstelltrommel 28 das Prisma 18 mit dem Fenster 14 von der Nulllage
um einen der bekannten Länge dieser Dreieckseite proportionalen Abstand P-B verschoben.
Sodann dreht man mit Hilfe der Einstelltrommel 7 die Scheibe 6 so weit, bis im Okularfeld
die Gerade 4 durch den Schnittpunkt des Fadenkreuzes geht. Der Wiahel a ist die
gesuchte Seitenrichtung, die Länge 0-B entspricht der Zielentfernung.
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In Abb. 5 ist a die Basis, G das Geschütz und M der Beobachtungsstand.
Die Basislänge a und die Seitenrichtung Y seien unbekannt. Sie können mit dem neuen
Gerät wie folgt bestimmt werden. Es seien A und B
zwei Hilfsschüsse
auf die bekannten, in einer Geraden liegenden Entfernungen L, und L2. Sind N die
Nordrichtungen, so werden die Winkel a, (31, (32 gemessen, die Winkel p und p berechnet
aus p=a+P1 und-r=u+ß2. Zunächst schätzt man den Winkel Y (Abt. 6), wobei man im
allgemeinen einen Fehler b begeht, welcher vorerst ebenfalls unbekannt ist. Der
geschätzte Winkel ist also: P=Y-i-b-In dem an beliebiger Stelle aufgestellten Gerät
werden die zwei Lineale 2 und 4 und die Okularachse des Mikroskops in die oben beschriebene
Nullstellung gebracht, d. i. übereinander parallel gestellt, wobei die Lineale im
Gelände beliebig gerichtet sein können, da das Gerät bei dieser Messung nicht als
Rieht-, sondern nur als Rechenvorrichtung dient. Man verschiebt den Punkt O der
Scheibe 6 um einen dem ersten Schusse proportionalen
Abstand L'1=
P-A' (Abb. 6) und stellt die Gerade q. um den zugehörigen Winkel p nach q.'. Sodann
dreht man - das Mikroskop um den Winkel P = y -f - b - und stellt das Fadenkreuz
auf den Schnittpunkt der Linien ¢' und 15', und zwar so, däß der eine Arm I<
des Fadenkreuzes die Linie 4.' deckt. Hierauf wird der Punkt O der Geraden q, auf
den dem zweiten Schuß proportionalen Abstand L'2 = P-B' verschoben, die Gerade
q. um die zugehörige Parallelaxe t# nach q." verstellt. Ist der Fehler b nicht zu
groß, so schneidet die Gerade q." das Fadenkreuz im Okularfeld in M, und man stellt
den Mittelpunkt des Fadenkreuzes über diesen Punkt, wodurch man den Fehler b ausgeschaltet
hat. Der Winkel y und die Basis a können sodann am Gerät abgelesen werden.
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Daß der Abstand P-M' tatsächlich die Basislänge ergibt, erhellt aus
der folgenden einfachen Überlegung. Da L'1 und L'2 proportional den Längen L1 und
L2 sind, die Winkel p und rin Abb. 6 gleich den Richtungswinkeln
p und Y in Abb. 5 sind, so ist es klar, daß der Schnittpunkt M' der Linien
¢' und q." der gesuchte dritte Punkt M' der beiden den Geländedreiecken GAM und
GBM ähnlichen Dreiecken PMM und PB'dl' ist, folglich a'=PM' proportional der Basiqlänge
a und der Winkel y = P - bist. Wäre der Fehler b = O, so fielen die Schnittpunkte
der Linien 15', q.' und q." ohne Berichtigung zusammen. Die Möglichkeit dieser Auflösung
wird dadurch gegeben, daß das Gerät mit einem drehbaren Fadenkreuz versehen ist,
mit welchem der Winkel X der ersten Einstellung und ein Stück I( der Seite q' deis
ersten Dreiecks im Gerät festgelegt werden und welches das Bilden des. Schnittpunktes
mit der Linie q." der zweiten Einstellung ermöglicht.
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Die Abb.7 und 8 zeigen die Basisbestimmung mit zwei in verschiedenen
Richtungen abgegebenen Schüssen A und B (Abb.7). Bekannt sind die Schußlängen L1
und L2, die Winkel al, a2, (31, 132, aus welchen p=ßl-a, und Y=P2-a2. Das erste
Dreieck PA'D (Abb. 8) wird genau so gebildet, wie bei Abb. 6 beschrieben, und der
Arm K des Fadenkreuzes mit der Geraden q' in Deckung gebracht. Sodann verschiebt
man wieder den Punkt O der Scheibe 6 nach B' auf den der zweiten Schußl,änge L2
proportionalen Abstand L'2, stellt'die Gerade q. um den Winkel Y nach q.", dreht
die Okularachse 15' um dl -'- a2 rückwärts nach 15", wobei der Winkel X im Gerät
festgelegt bleibt, stellt dann das Fadenkreuz auf den Schnittpunkt des Armes I(
mit der Linie ¢", wodurch man den Fehler b ausschaltet, worauf man die Seitenrichtung
^( und die strichpunktiert gezeichnete Basislänge a am Gerät ablesen kann. Die Messung
nach Abb. 8 unterscheidet sich von derjenigen nach Abb.6 nur dadurch, daß man das
Mikroskop 15 nach der ersten Einstellung um den durch die beiden Schüsse
A und B gebildeten Winkel a1 -+- a2 dreht.