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Rechenvorrichtung zur Ermittlung der Aufsatzstellung beim Schießen
mit Geschützen. Beim Schießen nach der Geländekarte (Planschießen) der Artillerie
wird die Entfernung des Zieles auf der Karte (Batterieplan) an einem um den Standort
der Batterie drehbaren Maßstab (Batterielineal) und der Richtungswinkel an einer
Gradteilung eines um den Standort der Batterie geführten Sektors abgelesen. Das
Batterieplanlineal ist nach dem gleichen Maßstab geteilt wie die Geländekarte (meistens
i : z5ooo). Die Ablesung am Gradbogen geschieht an der vom Standpunkt der Batterie
als Radius laufenden, geteilten Kante des Batterielineals.
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Die Werte der Witterungs-, Geschütz- und Munitionseinflüsse, um die
diese beiden abgelesenen Maße (Entfernung und Seitenrichtung) verändert werden müssen,
werden bisher mit Hilfe gedruckter Tabellen einzeln ermittelt, addiert und zur Kartenentfernung
bzw. Seitenrichtungszahl - je nach den Vorzeichen - zugezählt oder abgezogen. Diese
handschriftliche Rechenarbeit ist stets mühsam und zeitraubend und kann nicht in
allen Gefechtslagen mit Sicherheit durchgeführt werden.
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Der vorliegende Artillerierechenschieber hat den Zweck, die notwendigen
Rechnungen mechanisch auszuführen, um ein zuverlässigeres und schnelleres Schießen
zu ermöglichen und hohe Prozentsätze an Munition zu sparen.
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Zu diesem Zweck ist der Artillerierechenschieber mit Teilungen (Skalen)
versehen, an denen die bekannten Einflüsse (Windgeschwindigkeit, Windrichtung, Pulvertemperattrr,
Luftgewicht, Wetter, Geschoßgewicht und Verbrennungsraumgröße des Geschützes) aufgetragen
sind. Auf diesen Skalen lassen sich Hebel genau einstellen, welche Wege für eine
präzise Mitnehmevorrichtung (z. B. eine scharfe Spitze) begrenzen.
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Diese Mitnehmevorrichtung greift in einen beweglichen, unter der Deckplatte
laufenden Zahlenschieber ein und addiert so die einzelnen Wege.
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Um, den bei verschiedenen Schußentfernungen verschieden großen Korrekturen
Rechnung zu tragen, wird die Mitnehmevorrichtung an Entfernungsskalen eingesetzt,
die an den Einsetzkanteri der Hebel aufgetragen sind. Hierdurch wird je nach dem
Abstand der einzelnen Punkte dieser Skalen vom Drehpunkt der Hebel die Wegestrecke
für die Mitnehmevorrichtung bei gleicher Winkelstellung der Hebel verändert.
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Da die Einflüsse positive und negative Vorzeichen haben können, müßte
man den Zahlenschieber mittels des Stiftes nach der einen Seite addierend und nach
der anderen subtrahierend bewegen. Dies gäbe leicht zu Fehlern Veranlassung. Um
diese zu vermeiden und die Handhabung zu vereinfachen wird der Zahlenschieber vor
Beginn der Rechnung um einen Weg gleich der Summe aller maximalen negativen Einflüsse
für die betreffende Entfernung im Maßstab der Schieberteilung herausgezogen. Diese
Lage des Zahlenschiebers. wäre dann diejenige, die bei Stellung aller Einflußhebel
auf die größte negative Korrektur bei größter Entfernung eintreten könnte, wobei
die Summe aller Stiftwege gleich Null wäre. Von dieser Lage des -
Schiebers
müssen alle möglichen Einflüsse ein Verschieben des Zahlenschiebers nur nach einer
Seite bedingen; es wird also hierdurch ermöglicht, beim mechanischen Addieren stets
die gleiche Zugrichtung für den Rechenstift beizubehalten.
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Man müßte nun nach dem oben Gesagten den Zahlenschieber für jede Schußentfernung,
auf die man schießen will, bis zu einer bestimmten Stelle herausziehen, d. h. auf
dem Zahlenschieber 'eine besondere Skala mit Entfernungsangaben anbringen und auf
dieser - gegen einen an der Deckplatte befestigten Zeiger - die jeweilige Schußentfernung
durch Verschieben des Zahlenschiebers einstellen.
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Diese umständliche Einstellung kann man dädurch vermeiden, daß man
den Zahlenschieber stets bis zu ein und demselben Anschlag herauszieht und. den
dadurch begangenen Fehler durch Einschalten einer entsprechenden Korrekturstrecke
in den Weg des Stiftes an irgendeiner Stelle (z. B. wie in der Zeichnung Fig. i
angegeben am untersten Fenster W) wieder ausgleicht.
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Zu diesem Zweck muß man die unterste Einsetzkante, die ursprünglich
die Lage z-g (Fig. i) haben müßte, in jedem Entfernungspunkt -um einen Betrag zurücksetzen,
der gleich der Summe aller größten negativen Korrekturen im Maßstab der Linealteilung
für die größte Entfernung abzüglich der Summe aller größten negativen Korrekturen
für die betreffende Entfernung ist.
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Führt man dieses Zurücksetzen für alle Entfernungspunkte durch, so
erhält man nunmehr als Einsetzkante eine . bestimmte Kurve g-gl. Beim Ziehen des
Stiftes (unter Mitnahme des Zahlenschiebers) von der Einsetzkante g-g" bis zur Linie
g-z gleicht man den durch Herausziehen des Zahlenschiebers bis zu dem konstanten
Anschlag (anstatt bis zu dem der betreffenden Schußentfernung entsprechenden Punkt)
begangenen Fehler unmerklich wieder aus. Erst beim Ziehen des Stiftes von der Linie
g-z bis zum Anschlag gegen den Hebel h verschiebt man den Zahlenschieber um den
an diesem Hebel eingestellten Korrekturbetrag für diejenige Entfernung, bei der
man den Stift eingesetzt hat.
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Die Korrekturskala auf dem Zahlenschieber erlaubt die Ablesung der
Summe aller an den Einflußhebeln vorher eingestellten Korrekturen.
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Der Artillerierechenschieber läßt sich auch so ausbilden, daß man
ihn auf den Batterieplan auflegen kann. -Sein ausziehbarer Zahlenschieber ist -zu
diesem Zweck mit einem im Maßstab der Karte geteilten Lineal p (Fig. i, Batterieplanlineal)
versehen, an dem sich - die korrigierten Entfernungen unmittelbar am Zielpunkt als
Index ablesen las-' sen. Um dies zu erreichen, legt man den Rechenschieber so auf
den Batterieplan, daß die Ablesekante des Lineals als Radius um den. Standort der
Batterie drehbar ist. Da sich das mit dem Zahlenschieber verbundene Lineal um einen
Weg verschiebt, der im Maßstab der Sinn der Karte gleich der Summe aller eingestellten
Korrekturen für die gewünschte Schußentfernung ist, so zeigt die Teilung des Lineals
am Ziel nicht die wirkliche Kartenentfernung zwischen Batterie und Ziel an sondern
die um alle an den Heben eingestellten Einflüsse verbesserte Entfernung.
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In Fig. i der Zeichnung ist der Rechenschieber in einer Aufsicht dargestellt;
Fig.:>, zeigt den als Mitnehmevorrichtung dienenden Stift.
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Die rechteckige Platte a1 hat oben links einen halbkreisförmigen Ansatz,
in dessen Mitte, nach unten herausstehend, der spitze Stift q sitzt.
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Mit der Grundplatte & ist- die Deckplatte a so verbunden, daß,
zwischen beiden geführt, der Zahlenschieber n laufen kann. Dieser trägt auf seiner
oberen Fläche links die Entfernungsteilung p und die Korrekturskala o. Die Verlängerung
der linken Kante des Lineals geht durch den Stift q. Nach unten kann das Lineal
nur bis zu einem bestimmten Anschlag herausgezogen werden.
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Auf dem Zapfen z der Deckplatte a drehbar sitzt der
Hebel lz. Zwischen der unteren Endstellung des Hebels h (Linie z-g) und der
Einsetzkante g-gl ist das Korrekturdreieck g-g:1-z ausgeschnitten. - Die Einsetzkante
g-ga ist mit einer Entfernungsteilung versehen.
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Am rechten Ende des- Hebels h greift die Stange i-8 an, deren oberes
Ende mit der Schraube c im Schlitz b festgestellt werden kann. Auf dem Zapfen z1
drehbar sitzen die Hebel i, il und k, die ebenfalls mit Entfernungsskalen versehen
sind und mit Hilfe der Schrauben 3 und q. auf den Skalen 5 und 6 (Wetter und Luftgewicht)
mit ihren Zeigern eingestellt und arretiert werden können. Um den Zapfen z2 drehbar
sitzen die Hebel l und m, von denen L in gleicher Weise wie i
und k
auf der Skala 7 für Pulvertemperatur eingestellt wird-. Der Hebel m ist mit dem
langen Zeiger 8- versehen, der mit seiner Spitze ml auf- der Skala e läuft.
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Um den Punkt-v ist der Hebel io drehbar, der mit- einer Entfernungsskala
und dem Indexknopf 9 versehen ist. Unter ihm liegt die Seitenkorrekturskala d.
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Unter der Deckplatte auf den kurzen Achsen 11, 12 und 13; die in der
Deckplatte gelagert sind; sitzen die drei ineinandergreifenden Zahnräder y, y, und
y.,, Auf der Achse ii
sitzt der Arm x, der an seinem freien Ende
mit einer -nach unten gebogenen Spitze versehen ist.
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Mit der Achse 13 starr verbunden ist das Windrad zz mit dem- Führungskranz
a,. Innerhalb des Führungskranzes sitzt der Wind= rosenring 15, gegen das Windrad
gehemmt drehbar.
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Ebenfalls auf der Achse i3, jedoch um diese drehbar, sitzt der Windpfeil
r mit dem -Einstellfenster 16 im Schaft: Auf dem Windpfeil läßt sich der Windstärkenschieber
s bewegen und nach einer auf dem- Pfeil vorgesehenen Windgeschwindigkeitssk-ala
mit einer Marke auf die jeweilige Endgeschwindigkeit einstellen.
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Beispiel. Angenommen der Batteriepunkt, der Zielpunkt und die Witterungseinflüsse
sowie die Gütestufen der Geschütze seien bekannt. Ich setze den Schieber mit der
Spitze des Stiftes q in den .Batteriepunkt ein, drehe den Arm x in eine solche Stellung,
daß er bei allen voraussichtlichen Schwenkungen des Schiebers nicht gegen diesen
schlägt, und orientiere den Windrosenring 15 nach der Karte, indem ich die Nord-Süd-Richtung
desselben mit der der Karte zusammenfallen lasse. Ich stelle den Windpfeil so ein,
daß die gemeldete. Windrichtung im Fenster 16 erscheint und rücke den Windstärkenschieber
s mit seiner Marke auf die gemeldete Windstärke.
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Ich drehe den Querwindhebel io mit seiner Marke g senkrecht unter
die Marke des Windstärkenschiebers s, rücke die Stange 18 mit ihrem oberen Ende
in gleiche Höhe mit dieser Marke. Ich stelle Wetter, Luftgewicht und Pulvertemperatur
auf den Skalen 5, 6 und 7 ein und arretiere die Hebel i, k und
L
in dieser Lage. Ich merke mir auf der Skala e die Gütepunkte der Geschütze
an, drehe den-Schieber so, daß die Ablesekante des Lineals durchs Ziel geht und
ziehe den Zahlenschieber so weit nach unten heraus, daß die Ablesekante i9 auf der
Ergebnisskala o auf o steht.
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Ich lese die Entfernung (jetzt Kartenentfernung) am Ziel ab, setze
den Rechenstift (Fig.2) an der mit Entfernungsskala versehenen Einsetzkante g-e
ein bei der Entfernung, die ich auf der Skala p des Lineals am Ziel abgelesen habe,
und ziehe den Stift mit dem Zahlenschieber so weit nach oben, bis er gegen den Begrenzungshebel
h schlägt. Ebenso setze ich den Stift bei Hebel i und l
ein und ziehe
ebenfalls bis zum Anschlag an k und in. Von l ziehe ich den Stift
so weit nach oben, bis die Spitze m des Zeigers 8 auf der Skala e die vorher für
die Geschütze angemerkten Stellen erreicht hat. In diesen Stellungen des Lineals
lese ich am Ziel die Entfernungen für die einzelnen Geschütze auf der. Entfernungsteilung
p ab bzw. auf der Korrekturskala o die Entfernungskorrekturen. Auf der Entfernungsskala
des - Querwindhebels io suche ich ebenfalls die Kartenentfernung auf und lese die
Seitenkorrektur auf der darunter befindlichen Teilstrichskala d ab.