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Verfahren zum Beizen von--Saatgut. Man hat schon stark verdünnte Formaldehydlösungen
zum Beizen von Saatgut benutzt; dieses Verfahren, das an sich billig und wirksam
ist, ist aber nunmehr infolge des schädlichen Einflusses des Formaldehyds auf die
Keimfähigkeit des Saatguts praktisch vollständig verlassen worden. Die genannte
schädliche Wirkung auf die Keimfähigkeit beruht darauf, daß der Formaldehyd mit
den Eiweißstoffen und der Stärke des Getreidekorns reagiert.
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Die vorliegende Erfindung betrifft ein Beizverfahren, das auf die
Benutzung von Formaldehyd in Lösung als wesentlichem wirksamem Bestandteil gegründet
ist und das ohne schädlichen Einfluß auf die Keimfähigkeit des Saatguts ausgeübt
werden kann. Das Verfahren besteht im wesentlichen darin, daß das Beizen mit einer
verdünnten Formaldehydlösung, die einen Zusatz von einer alkalisch wirkenden Substanz,
wie Alkallhydrat, Alkalicarbonat oder dem Hydrat eines Erdalkalimetalls enthält,
ausgeführt wird. Es hat sich erwiesen, daß. ein Zusatz alkalischer Stoffe die keimtötende
Wirkung des Formaldehyds während der für das Ausführen des Beizens erforderlichen
Zeit nicht merkbar herabsetzt, daß aber die Alkalien den Formaldehyd in andere für
das Saatgut unschädliche. Verbindungen überführen, ehe es mit den Eiweißstoffen
und der Stärke der Körner merkbar reagiert hat. _.
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Die für das Beizen benutzte wäßrige Lösung kann zweckmäßig etwa o,o5
bis o,2 Gewichtsprozent Formaldehyd und etwa o,o5 bis o,2 Gewichtsprozent Alkali
als Hydrat oder Carbonat enthalten. Das Beizen wird in gewöhnlicher Weise durch
das Eintauchen des Saatguts in die Flüssigkeit oder durch Berieselung desselben
unter Umschaufeln des Saatguts bewirkt. Da das Alkali ziemlich schnell mit dem Formaldehyd
reagiert, soll die Beizflüssigkeit erst unmittelbar vor deren Benutzung hergestellt
werden, z. B. dadurch, daß gewöhnliche 40prozentige Formaldehydlösung mit Wasser
zu dem erforderlichen Konzentrationsgrade unter Zusatz der berechneten Alkalimenge
verdünnt wird.
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Man kann jedoch auch im voraus eine beim Aufbewahren in trockenem
Zustande haltbare Beize dadurch herstellen, daß polymerisierter Formaldehyd (Paraformaldehyd,
Trioxymethylen, Polyoxymethylene) in fester Form mit einer geeigneten Menge wasserfreien
Alkalicarbonats, z. B. ioo Gewichtsteile Paraformaldehyd und
i5o
Gewichtsteile calcinierter Soda, gemischt wird. Bei der Lösung dieses Gemisches
in Wasser werden der Paraformaldehyd und das Alkali schnell aufgelöst und bilden
eine alkalische Formaldehydlösung.
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Die Wirkung der Beize kann noch dadurch verstärkt werden, daß man
die beschriebenen Beizen durch alkalische Formaldehydlösung mit Beizen mittels einer
unorganischen oder organischen Quecksilberverbindung kombiniert, die in verdünnten
alkalischen Lösungen löslich ist, z. B. Quecksilbercyanid, -oxycyanid, -salicylat,
Quecksilberverbindungen von aromatischen Phenolen, Carbonsäuren und Sulfosäuren
samt deren Derivaten. Die Quecksilberverbindung wird entweder der hergestellten
alkalischen Formaldehydlösung zugesetzt-oder mit dem festen, aus polymerisiertem
Formaldehyd und Alkalicarbonat bestehenden Präparat gemischt. Die Menge davon wird
zweckmäßig derart bemessen, daß die Quecksilbermenge in der verdünnten, für das
Beizen zu benutzenden Lösung etwa o,oi bis 0,03 Gewichtsprozent beträgt.
Ein solches quecksilberhaltiges Präparat kann beispielsweise aus 75 Gewichtsprozent
Paraformaldehyd, 3o Gewichtsprozent Quecksilbersalicylat und 145 Gewichtsprozent
calcinierter Soda bestehen. Die Quecksilbermenge, die in diesem Falle erforderlich
ist, ist wesentlich kleiner oder nur etwa i/5 der Quecksilbermenge, die beim Beizen
mit Quecksilberverbindungenallein nötig ist.
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Dasselbe Resultat wird erreicht, wenn man statt des Alkalis oder des
Alkalicarbonats eine andere beliebige Verbindung benutzt, die mit Formaldehyd schneller
reagiert, als letzteres mit der Stärke und den Eiweißstoffen des Saatguts reagiert.
Solche Verbindungen sind lösliche Salze von starken Basen und schwachen Säuren,
wie z. B. Alkahcarbonat, Alkaliacetat, Alkaliborat, Alkaliphosphat usw., welchemit
Formaldehyd in derselben Weise wie Alkali reagieren, und ferner andere Stoffe, welche
mit Formaldehyd in anderer Weise reagieren, wie, z. B. Sulfite, Bisulfite und Hydrosulfite,
Ammoniak und Ammoniumsalze, Phenole, aliphatische und aromatische Amine nebst deren
Abkömmlingen, Tannin, Gerbsäure usw.
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Die genannten Stoffe eignen sich auch zur Herstellung eines bei Aufbewahrung
in. trocknem Zustande haltbaren Beizmittels, derart, daß polymerisierter Formaldehyd
in fester Form mit einer passenden Menge des betreffenden Stoffes, sofern er in
fester wasserfreier Form vorhanden ist, gemischt wird. Das Beizmittel kann auch
einen Zusatz einer organischen oder unorganischen Quecksilberverbindung erhalten.
Mehrere der genannten Ersatzmittel für Alkali oder Alkalicarbonat haben vor diesen
den Vorteil, daß sie die Benutzung von Quecksilberverbindungen ermöglichen, welche
von Alkali oder Alkalicarbonat gefällt werden, z. B. Merkurichlorid (Sublimat).
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Formaldehydlösung, welche mit einer oder einigen der oben erwähnten
Verbindungen versetzt ist, kann auch mit Vorteil zur Bespritzung von Obstbäumen"
beerentragenden Büschen und anderen Gartenpflanzen zwecks Bekämpfung von Pilzkrankheiten
und Schädlingen bei ihnen benutzt werden.
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Eingeeignetes Beizmittel zur Ausführung des vorliegenden Verfahrens
wird dadurch erhalten, daß Paraformaldehyd mit wasserfreiem Alkalisulfit, z. B.
ioo Gewichtsteilen Paraformaldehyd und 15o Gewichtsteilen wasserfreien N atriumsulfits,
gemischt wird.
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Ein quecksilberhaltiges Beizmittel gemäß dieser Erfindung kann beispielsweise
folgende Zusammensetzung haben: 4o Gewichtsteile Subliniät- (Merkürchlörid), zöo
Gewichtsteile Paraformaldehyd und iio Gewichtsteile wasserfreien Natriumsulfits.
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Zum Beizen von Saatgut mit den erwähnten Gemischen werden zweckmäßig
o,25prozentige Lösungen davon benutzt. f