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Verfahren zur bildmäßigen Verzierung von Geweben durch Lichtwirkung.
Die Erfindung bezieht sich auf= die Erzeugung bunter Bilder auf Geweben durch Lichtwirkung.
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Über Drucke in bunten Farben auf Stoff durch Lichtwirkung sind bisher
folgende Verfahren bekannt: i. Das Gewebe wird mit Kalium- oder Ammoniumbichromat
getränkt, getrocknet und unter einem Negativ exponiert. Nach dem Auswaschen bleibt,
auf der Faser haftend, an den belichteten Stellen eine Verbindung (Chromoxyd), die
in Wasser unlöslich ist und als Beizengrund dient. Dieses Verfahren ist nicht immer
sicher wegen der großen Rolle, die die Temperatur, die Feuchtigkeit und viele andere
Faktoren dabei spielen.
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2. Das Gewebe wird mit Manganisalzen imprägniert, getrocknet und belichtet,
dann in Lösungen von gewissen organischen Substanzen, die durch Oxydation Farbstoffe
erzeugen, gebadet. An den unbelichteten Stellen entsteht das Bild. Dieses Verfahren
bietet noch größere Schwierigkeiten und liefert weniger gute Ergebnisse als das
vorhin erwähnte.
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3. Das Gewebe wird mit Farbstoffen imprägniert, deren Lichtechtheit
sehr gering ist, getrocknet und sehr lange exponiert. Die vom Lichte getroffenen
Stellen bleichen aus (Ausbleichverfahren). Das Bild wird nachher in geeigneten Lösungen
gebadet, welche das Bild fixieren und lichtbeständig machen: -4.. 1INTach einer
ganz neuen Methode wird das Gewebe mit Substanzen imprägniert, welche durch Lichtwirkung
Farbstoffe liefern, die fixiert werden.
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5. Man erzeugt durch Lichtwirkung Bilder, bestehend aus Berlinerblau
(Blaupausen), und färbt sie mit Beizenfarbstoffen, deren Lösungen alkalische Stoffe
zugesetzt werden.
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6. Man erzeugt durch Lichtwirkung Bilder, die Eisenverbindungen enthalten,
setzt sie mit gerbenden Säuren, wie Gallussäure um und färbt sie in angesäuerten
Lösungen von basischen Farbstoffen.
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7. Ein letztes Verfahren, das zwar streng genommen nicht in diese
Reihe gehört, da man damit nur Silberbilder erzeugt, besteht darin, daß man auf
der Faser Silberhälogenide erzeugt, sie belichtet und das Bild entwickelt.
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Das Verfahren gemäß der Erfindung gehört zu jenen, bei welchen die
Erzeugung bildmäßiger Verzierungen auf Geweben durch Lichtwirkung unter Reduktion
von Silbersalzen erfolgt. Von den bekannten Verfahren dieser Art zeichnet es sich
vorteilhaft dadurch aus, daß das Silbersalz auf dem Gewebe zu braunem kolloidalem,
die Faser färbendem Silber reduziert, dieses durch an sich bekannte chemische Umsetzung
in einen Beizengrund aus kolloidalem, die Faser färbendem Ferrocyanid übergeführt
und darauf die Färbung mit basischen oder Beizenfarbstoffen in der Wärme erzeugt
wird. Am einfachsten geht man in der Weise vor, daß man einen Silberniederschlag
auf der Faser erzeugt, diesen mit Hilfe von Kaliumferricyanid in Silberferrocvanid
überführt und letzteres mittels-eines Metallchlorids zu Metallferrocyanid und Silberchlorid
umsetzt. Das so gebildete Metallferrocyanid bildet den Beizengrund, auf dem man
mit geeigneten Farbstoffen färben kann, während man das Silberchlorid in Ammoniak
oder Fixiernatron oder anderen ähnlichen Lösungen auflösen kann.
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Die Umsetzung eines Silberniederschlages
mittels Kaliumferricyanid
zu Silberferrocyanid ist in der photographischen Praxis längst bekannt, und man
verwendet diese Reaktion zum Abschwächen und zum Verstärken der Negativplatten und
Filme, zum Tonen von Silberbildern usw. Bekanntlich kann man auch Bleisalz dem Kaliumferricyanid
zusetzen, so daß das Silber nicht- nur durch-Silberferrocyanid, sondern auch durch
Blei= ferrocyanid ersetzt wird, womit eine Verstärkung des Bildes stattfindet.
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Die Umsetzung des Silberferrocyanids in andere Ferrocyanide wird gleichfalls
in der photographischen Praxis benutzt, um Verstärkungen und Tonungen zu erzeugen.
Diese Reaktion verläuft aber in der Photographie unvollständig, je nach der Art
des gewünschten Tones, und geht meistens parallel mit der obengenannten Reaktion
vonstatten.
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Bekannt ist -gleichfalls, daß Silberdiapositive, welche kupfergetont
wurden, an den Bildstellen basische Farbstoffe in essigsaurer Lösung und- in der
Kälte aufzuziehen vermögen.
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Cupriferrocyanid, - in Gelatine eingebettet, nimmt allerdings unter
den. obengenannten Bedingungen keine Farbstoffe auf. Sogar in der Wärme wirkt die
Gelatine stark verzögernd auf die Färbung des Cupriferrocyanids, selbst wenn sie
sich in sehr ver= dünntem Zustande bei etwa 8o° in der Farbstofflösung befindet.
Auch die Anwesenheit von Essigsäure verhindert die Färbung des Cupriferrocyanids.
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Die Verbindung, die bei den Diapositiven basische Farbstoffe aufnimmt,
ist gelblich, während Cupriferrocyanid rötlicher ist. Wesentlich ist beim vorliegenden
Verfahren, daß das Silber in der braunen kolloidalen Modifikation auf der Faser
erzeugt wird und nicht j in der schwarzen kristallinischen Form, wie sie auf den
Diapositiven, also in einer Gelatineschicht, durch Entwicklung erzeugt wird. Dabei
wird das Silber vollständig umgesetzt, i und das Verfahren wird erst dadurch technisch
wertvoll, daß man mit Silberrückgewinnung arbeitet. Dies kann in der Weise geschehen,
daß man nach der Belichtung des Stoffes, welcher lösliche Silbersalze enthalten
muß, damit sich kolloidales Silber bilden kann, den Stoff in wenig Wasser badet,
um den größten Teil der Silbersalze- aufzulösen, und daß man ihn nachher durch eine
Kochsalzlösung durchgehen läßt,-um die noch anhaftenden Silbersalze in Silberchlorid
umzuwandeln, welches nach der weiteren Umsetzung des Silberbildes in einer Fixiernatronlösung
aufgelöst wird. Dadurch ist es möglich, das Silber als Chlorid und als Sulfid fast
quantitativ zu fällen und wieder auf Silbernitrat zu verarbeiten.
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Man kann als Umsetzungsstoffe die Ferrocyanide von Eisen, Nickel,
Kobalt, Kupfer, Blei, Mangan, Cadmium und Uran erzeugen.
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Alle diese Ferrocyanide können hier als Beizengrund dienen, während
in der Photog#apl--ie-nttr--jvenige der obengenannten Ferrocyanide wegen ihres Aussehens
und ihrer Farbe Anwendung finden können. Der nach dem vorliegenden Verfahren hergestellte
Beizengrund hat die Eigenschaft, tief in die - Faser - hineinzudringen, nicht nur
wie ein Pigment, wie es bei Diapositiven der Fall ist, sondern wie eine richtige
Färbung, wobei selbst mit Hilfe von starken mikroskopischen Vergrößerungen keine-
Körner zu unterscheiden sind.
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Das neue Verfahren und seine Anwendung beim Färben wird durch folgendes
Beispiel erläutert: Man imprägniert ein Stück Baumwolltuch mit einer Lösung, bestehend
aus 5 Prozent Silbernitrat und ro Prozent Eisenammoniumcitrat. Alsdann läß.t man
.-trocknen und belichtet unter einem Negativ während einer Minute an der Sonne.
Hiernach wäscht man in fließendem Wasser tüchtig aus, zieht schnell -durch eine
sehr verdünnte :Natriumthiosulfatlösung und spült noch eine Minute in Wasser. Dann
-badet man in einer roprozentigen Lösung von Kaliumferricyanid. Nachdem das Bild
ausgebleicht ist, wird abgespült und in einer roprozentigen Lösung von Kupfersulfat
mit etwas Kochsalz gebadet. Das Bild erscheint dabei wieder rötlich-ockerfarbig.
Es wird wieder abgespült und in einer :2prozentigen (Gew. Stoff) Lösung von Thiov
iolett 5 R (Durand & Huguenin) ro Minuten Langbei 70° C gefärbt. Nach dem Auswaschen
in siedendem Wasser erscheint das Bild kräftig violarot, licht- und `naschecht.
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Begreiflicherweise könnte man auch aus dem gebildeten Metallferrocyanid
auf der Faser durch- Einwirkung von alkalischen Flüssigkeiten ein Metalloxyd entstehen
lassen und dieses als Beizengrund benutzen.