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Spinnmaschine für Kunstseide. Die bisher verwendeten Spinnmaschinen
für Kunstseide tragen die Antriebsvorrichtung für die Fadenführung im Innern der
Maschine; die Einleitung der Hinundherbewegung der an der Oberseite der Maschine
,angeordneten Fadenführer erfolgt meist durch eine im unteren Teil des Maschinenrahmens
verlaufende Welle. Jede einzelne Spulenwelle der bisher bekannten Anwendung wird
durch zwei Lager geführt, deren jedes für sich geölt werden muß. Da eine Maschine
der gewöhnlichen Bauart Zoo Spulenwellen, also 4.oo Lager enthält, kommen allein
für die Spulenwellen 400 Ölstellen in Betracht, des-0 ge ichen ¢oo zu schmierende
Räder für den Antrieb dieser Spulenwellen. Dazu kommen zahlreiche Lagerungen der
längs dieser Maschine durchlaufenden Wellen, welche -die Räder der Spulenwellen
antreiben; des ferneren die große Anzahl von Lagern und Schmierstellen für die Einleitung
und Übertragung der Bewegung der Fadenführung.
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Hiernach besteht ein wesentlicher Nachteil der bisher üblichen Spinnmaschinen
für Kunstseide in der außerordentlich großen Anzahl der zu schmierenden Lagerstellen
und Maschinenteile, wodurch die Wirtschaftlichkeit des Betriebes in hohem Maße ungünstig
beeinflußt wird.
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Ein weiterer Übelstand der bekannten Kunstseidespinnmaschinen besteht
darin, daß die beweglichen Teile derselben in angestrengtem Dauerbetrieb in einer
Atmosphäre von Schwefelwasserstoff arbeiten und daher einem ganz besonders starken
Verschleiß ausgesetzt sind. Aus diesem Grunde spielt die einwandfreie und ununterbrochene
Schmierung aller sich bewegenden Teile eine viel größere Rolle als bei Maschinen,
die unter normalen Verhältnissen arbeiten.
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Diese Nachteile werden gemäß der Erfindung dadurch beseitigt, daß
sämtliche Spulenwellen und die Antriebsvorrichtungen derselben innerhalb eines ein-
oder mehrteiligen Ölgehäuses laufen, das den oberen Abschluß des Maschinenrahmens
unter Versteifung desselben bildet. Das Ölgehäuse bildet also gewissermaßen einen
Teil des Maschinengestelles. Die Anordnung ist hierbei derart getroffen, daß der
Ölbedarf nur in einem dieser Gehäuse aufgefüllt zu werden braucht, um sämtliche
Schmierstellen mit der erforderlichen Ölmenge zu versehen, wie dies bei sogenannten
Zentralschmiervorrichtungen an sich bekannt ist. Durch den Einbau sämtlicher Triebwerksteile
in geschlossene Behälter wird außerdem die ungünstige Einwirkung von Schwefelwasserstoff
und Säuredämpfen ausgeschaltet.
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Der Erfindungsgegenstand ist auf der Zeichnung in einem Ausführungsbeispiel
schematisch veranschaulicht.
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Abb. i ist ein Ouerschnitt durch die Maschine, Abb. 2 ist ein teilweiser
Längsschnitt. Die Spinndüsen i befinden sich in bekannter Weise innerhalb eines
Schwefelsäurebades 30, innerhalb dessen die aus den Düsen austretende Viskose in
Fadenform verwandelt wird. Der Faden 3 i läuft über die beiden an dem vorderen und
hinteren Ende eines Armes 32 vorgesehenen Fadenführer 33 und 2 -zu der Spule 3.
Jede der Spulen sitzt auf einem Spulenträger,., der auf der Spulenwelle 5 befestigt
ist; auf dem entgegengesetzten Ende derselben sitzt ebenfalls ein Spulenträger q.
zur Aufnahme einer Spule. Die Spulenwelle 5 durchdringt ein geschlossenes Gehäuse
6, innerhalb dessen sie in Lagern 7 gelagert ist. Innerhalb des Gehäuses sitzt auf
der Spulenwelle 5 ein Schneckenrad 8, das seinen Antrieb durch ein auf einer Welle
io angeordnetes Schneckenrad 9 erhält; Welle io mit Schneckenrad 9 ist ebenfalls
innerhalb des Gehäuses gelagert.
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Beim Betrieb von Spinnmaschinen für Kunstseide ist die Anordnung der
Spulen bekanntlich derart, daß abwechselnd in der Reihenfolge die eine Spule umläuft,
während die nächste leer steht, so daß letztere sofort in Betrieb genommen werden
kann, wenn die umlaufende Spule vollgewickelt ist. Es muß daher dafür gesorgt werden,
daß, wenn z. B. die ungeraden Spulen umlaufen, die geraden Spulen stillstehen, und
umgekehrt. Während die geraden Spulen 3 durch Schneckenräder 8, 9 ihren Antrieb
erhalten, werden die ungeraden Spulen 3' durch die Schneckenräder 8', 9' angetrieben;
die Schneckenräder g' sitzen auf Wellen io'. Sämtliche Schneckenxäder und deren
Antriebswellen sind, wie erwähnt, in dem geschlossenen Gehäuse 6 gelagert.
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In der Längsrichtung der Maschine ist eine Anzahl solcher geschlossener
Gehäuse 6 hintereinander angeordnet. Diese Gehäuse stehen durch je eine Verbindungsleitung
12 (Abb.2) miteinander in Verbindung. Wird an einer leicht zugänglichen Stelle der
Maschine 01 für Schmierung der innerhalb der Gehäuse 6 laufenden Maschinenteile
eingefüllt, so stellt sich in allen durch die Verbindungsleitungen
12
miteinander verbundenen Gehäusen 6 das Öl in gleicher Höhe ein. Die Gehäuse 6 sind
also nicht nur die Lagergehäuse für die erwähnten Triebwerksteile, sondern gleichzeitig
die Schmierölbehälter für dieselben; zugleich bilden die Gehäuse 6 die obere Versteifung
der einzelnen Ständer i i der Spinnmaschine.
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Die zu beiden Seiten der -Maschine oberhalb der Spulen@eilie 3 bzw.
3' sich bewegenden Arme 32, an denen die Fadenführer 33 und 2 sitzen, erhalten bekanntlich
eine Hinundherbewegung, durch welche die ordnungsmäßige Aufwicklung des Fadens 31
auf die Spulen 3 bzw. 3' herbeigeführt wird. Die beiden gegenüberliegenden Arme
32 werden mit den Fadenführern :2 und 33 getragen von einer gemeinsamen Stange-13,
welche durch Schwinghebel 14, 15 eine quer zur Längsachse der Maschine hin und her
pendelnde Bewegung erhält. Auf der Stange 13 sitzen Bolzen 16, über welche die gabelartig
ausgebildeten Enden der Stangen 14 und 15 greifen. Der Schwingliebe- 14 ist mit
seinem oberen Ende auf einer Querwelle 17 befestigt, die mittels eines Hebels 18
von einem Herzexzenter ig aus hin und her gedreht wird. Der Herzexzenter sitzt auf
einer Querwelle 2o, die mittels des Schraubenräderpaares 21, 22 von einer in der
Längsrichtung der Maschine verlaufenden Welle 23 angetrieben wird. Der zweite Schwinghebel
15 erhält keinen besonderen Antrieb, sondern dient im wesentlichen zur Führung.
Er ist an seinem oberen Ende bei 29 auf der Schneide eines säurebeständigen Metalldreikantes
aufgehängt. Hierdurch entfällt die Notwendigkeit, diesen Teil zu ölen.
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Die übrigen Teile des Getriebes zur Einleitung der Hinundherbewegung
der Fadenführung sitzen in einem Gehäuse 2q., das unmittelbar oberhalb des Gehäuses
6 angeordnet ist. Die Zwischenwand, welche die Gehäuse 6 und 24 voneinander trennt,
ist mit einem Schlitz 25 vers.ehen, durch den ein von einer Kette 26 getragenes
Becherwerk geleitet wird. Der Antrieb des letzteren erfolgt zweckmäßig durch die
Welle 2o. Der Zweck dieses Becherwerkes ist, Öl aus dem unteren Gehäuse 6 hochzufördern,
um die in dem oberen Gehäuse 24 befindlichen Triebwerksteile zu schmieren. Das durch
das Becherwerk hochgeführte Öl wird teilweise auf eine Rinne 27 geleitet, von der
aus das 0l zum Lager der Ouerwelle 17 führt, wobei der ölüberschuß auf den Boden
des Gehäuses 2¢ niederfiießt. Da der Schlitz 25 von hochstehenden Rändern umgeben
ist, hält sich das Öl entsprechend der Höhe dieser Ränder in dem -oberen Gehäuse
2.:1, während der Ölüberschuß durch den Schlitz 25 in das untere Gehäuse 6 überläuft.
Die Schmierung des Herzexzenters erfolgt zum Teil dadurch, daß bei der Drehr.ewegung
seine Spitze in das Ölbad des oberen Gehäuses 24. eintaucht, zum Teil durch (nicht
dargestellte) Verteilungsrinnen - ähnlich der Rinne 27 - die durch das Becherwerk
26 gespeist werden. Die Lagerstellen des Herzexzenters «-erden entweder durch das
an der Wandung des Gehäuses 2d. herunterlaufende Öl geschmiert oder ebenfalls durch
Schmierungsrinnen, die vom Becherwerk 26 Öl erhalten. Auf diese Weise werden sämtliche
Triebwerksteile zur Herbeiführung der hin und her gehenden Schwingbewegung der Fadenführungen
von dem gemeinsamen Ölbad der Behälter 6 aus geschmiert.
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Während die in der Längsrichtung der Maschine sich erstreckenden Gehäuse
6 unmittelbar hintereinander angeordnet sind, folgen die Gehäuse 24. in größeren
Abständen, z. B. derart, claß für jedes Feld, das der Länge eines Li:ngsgehäuses
6 entspricht, ein Gehäuse 24 und dementsprechend eine Herzexzenteranordnung ig vorgesehen
ist. Die Bewegungsübertragung von dieser einen Herzexzenteranordnung ig auf sämtliche
hin und her gehende Fadenführerstangen des Feldes erfolgt dadurch, daß an den beiden
Enden der Stange 13, die ihren unmittelbaren Antrieb von dem Herzexzenter mittels
der Schwingliebe- i.t, 15 aus erhält, in der Längsrichtung der -Maschine sich erstreckende
Verbindungsstangen 34. befestigt sind, die im Bereich jeder der Spulen 3 bzw. 3'
je einen Arm 32 mit den Fadenführern 33 und 2 tragen. Es bewegen sich daher in gleichem
Rlivthmus die zu beiden Maschinenseiten befindlichen Fadenführer entsprechend der
Pendelbewegung der von der Herzexzenteranordnung unmittelbar angetriebenen Stange
13.
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Bei der dargestellten Anordnung ist lediglich ein einfacher Herzexzenter
ig veranscharlicht. Hierdurch wird bekanntlich eine gleichmäßige zylindrische Aufwicklung
des Fadens auf jeder Spule 3 bzw. 3' eingeleitet. Wünscht man statt der gleichförmigen
Geschwindigkeit eine ungleichförmige Geschwindigkeit der Stange 13 zu geben, zum
Zweck, an den Enden der Spulen weniger Fadenniaterial aufzuwickeln als in der Mitte,
dann kann in der schon bei den bisherigen Ausführungsformen von Spinnmaschinen bekannten
Weise noch ein Hilfsexzenter innerhalb des Gehäuses 24 angeordnet werden, das in
Verbindung mit dem Hauptexzenter die ungleichförmige Bewegung herbeiführt.
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Durch den Einbau der Triebwerksteile für die Fadenführerbewegung in
das Gehäuse 2,4 wird zunächst der Vorteil erreicht, daß diese Triebwerksteile, da
sie oberhalb der Maschine
liegen, jederzeit leicht von beiden Maschinenseiten
aus zugänglich werden; bei den bisherigen Maschinen liegen diese Triebwerksteile
im Innern des Maschinenrahmens, wo deren Zugänglichkeit durch die beiderseits vorgelagerten
Spinndüsen, Schwefelsäuretröge, Viskoseleitungen usw. in hohem Maße erschwert wird.
_ Weiterhin bietet die Unterbringung dieser Triebw erksteile für die Fadenführung
den Vorteil, daß sie von einem gemeinsamen Ölbad aus, nämlich durch die miteinander
in Verbindung stehenden Behälter 6, eine sichere und dauernde selbsttätige Schmierung
erhalten. Schließlich ermöglicht die Unterbringung dieser Triebwerksteile für die
Hinundherbewegung der Fadenführung in dem obenliegenden Behälter 2q. ein enges Zusammenrücken
der auf beiden Maschinenseiten laufenden Spulen. Es erhalten daher die gemäß der
Erfindung ausgebildeten Spinnmaschinen eine erhebliche Verringerung der Maschinenbreite,
wodurch die Übersichtlichkeit gefördert und die Möglichkeit der Ausnutzung von Maschinenräumen
beträchtlich verbessert wird.
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Soweit das untere Gehäuse 26 nicht durch das obere Gehäuse 2¢ abgedeckt
ist, ist das untere Gehäuse durch einen Deckel28 dicht abgeschlossen. Sämtliche
Triebwerksteile , und insbesondere auch sämtliche Lagerstellen sind der Einwirkung
der Atmosphäre von Schwefelwasserstoff entzogen; die einzige außerhalb der Gehäuse
6 und a¢ liegende Lagerstelle 29 ist, wie erwähnt, als Schneidenaufhängung aus säurebeständigem
Metall ausgebildet.