DE4207976A1 - Verfahren zur herstellung von olefinen - Google Patents
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Description
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Olefinen
aus Kunststoffabfällen unter thermischer Vorbehandlung der Kunststoffabfälle
in einem Temperaturbereich von 380-500°C unter Einstellung einer gewünsch
ten Viskosität und thermischer Behandlung des Produkts aus der ersten Behand
lungsstufe bei einer Temperatur von 700-1000°C.
Die Entsorgung von Kunststoffabfällen, insbesondere von verschmutzten Kunst
stoffabfallgemischen, unter Erzeugung von Wertstoffen ist nach wie vor ein
technisch ungelöstes Problem.
Die seit kurzem an Probestandorten in der Bundesrepublik Deutschland einge
führte getrennte Sammlung von Kunststoffverpackungen in Haushalten und Gewerbe
(Duales System) führt bei Einführung in der gesamten Bundesrepublik zu einer
Verpackungsabfallmenge von mehr als 1 Mio. t/a.
Da die Verbrennung als "Thermisches Recycling" in der Öffentlichkeit auf
starken Widerstand stößt und die Pyrolyse, d. h. das Erhitzen der Kunststoff
abfälle in Abwesenheit von Sauerstoff zu als Wertstoffe unbrauchbaren Produk
ten führt, versprechen zur Zeit nur sehr wenige Verfahren, daß aus den Kunst
stoffabfällen nützliche Wertstoffe erzeugt werden können, die unter Einsparung
von Erdöl wiederverwendet werden können.
Zudem befinden sich diese Verfahren erst im Versuchsstadium.
Ein solches Verfahren ist die in mehreren Patenten, wie z. B. in DE-PS 34 42 506
und EP 02 36 701 offenbarte Hydrierung von Kunststoffabfallgemischen unter hohem
Wasserstoffdruck und bei hoher Temperatur, wobei in Abhängigkeit von den
Einsatzmaterialien bis zu 90 Gew.-% an gesättigten Kohlenwasserstoffen gewon
nen werden können, die im Benzin- und Mittelölbereich sieden.
Ein weiteres Verfahren zur Aufarbeitung von Verbundfolien, insbesondere von
Papier-/Polyethylen-/Aluminiumfolien, die als Getränkeverpackungen dienen, zu
reinem Zellstoff, Aluminium und Polyethylen ist in P 40 28 999 offenbart.
Durch diese Verfahren, wenn sie zur technischen Reife entwickelt sind, läßt
sich zumindest ein Teil des Kunststoffverpackungsabfalls sinnvoll wiederver
werten.
Ein Verfahren, durch das in einer thermischen und einer katalytischen Stufe
Polyethylen, Polypropylen und Polystyrol bzw. Gemische derselben in ungesät
tigte und gesättigte Kohlenwasserstoffe gespalten werden, ist in Japan Chemi
cal Week, 31. Mai 1990, Seite 6 und 7 beschrieben. In einem Temperaturbereich
bis ca. 500°C lassen sich ca. 60 Gew.-% flüssige Kohlenwasserstoffe, ca. 30
Gew.-% gasförmige Kohlenwasserstoffe und ca. 10 Gew.-% kohlenstoffartiger
Rückstand erhalten. Ca. 50% des flüssigen Produkts sind ungesättigte Kohlen
wasserstoffe. Ethylen und Propylen fallen im gasförmigen Produkt nur mit 4,5
bzw. 7,6 Gew.-% an.
Der Anmelderin ist es nunmehr gelungen, das Recycling von Kunststoffabfällen
durch ein Verfahren weiter zu verbessern, das dadurch gekennzeichnet ist, daß
man durch Erhitzen schmelzbarer Kunststoffabfälle diese schmilzt und thermisch
eine gewünschte Viskosität der Kunststoffschmelze einstellt und das Produkt
während einer Verweilzeit von 0,02 bis 10 Sek. auf 700 bis 1000°C erhitzt.
In der Figur ist das erfingungsgemäße Verfahren beispielhaft und stark verein
facht dargestellt.
Obgleich die thermische Spaltung von sogenanntem Naphtha, eines bei ca. 100
bis 170°C siedenden Erdölschnitts, das zur Zeit wichtigste Verfahren zur
Erzeugung von Ethylen und Propylen ist und obgleich bekannt ist, daß auch
Mittelöl und Vakuumgasöl in befriedigenden Ausbeuten zu Ethylen und Propylen
umgesetzt werden können und obgleich bekannt ist, auch durch thermische
Behandlung von rohem Erdöl Ethylen und Propylen zu erzeugen, hat der Fachmann
bisher keine Lösung der Aufgabenstellung gefunden, aus Kunststoffabfällen
direkt durch thermische Behandlung nach thermischer Vorbehandlung Ethylen und
Propylen zu gewinnen und damit ein echtes Recycling herbeizuführen.
Der Anmelderin ist nunmehr erstmalig der Nachweis gelungen, daß durch die
erfindungsgemäße thermische Vorbehandlung der Abfälle unter Einstellung einer
gewünschten Viskosität in einem Temperaturbereich von 350 bis 500°C, bevor
zugt von 400 bis 480°C, und thermischer Behandlung des vorbehandelten
Materials bei 700 bis 1000°C Ethylen in Ausbeuten von ca. 30%, sowie
C3-C4-Olefine gewonnen werden können.
Der Temperaturbereich der Vorbehandlung liegt im Schmelzbereich von Kunst
stoffabfällen bis zum Crackbereich, wie er von dem thermischen Cracken von
Erdölrückstandsölen und hoch siedenden Erdölfraktionen, beginnend mit soge
nanntem Visbreaking, bekannt ist.
Die anzuwendende Temperatur in der Behandlungsstufe zur Einstellung der
Viskosität wird vorzugsweise so gewählt, daß der Kunststoffabfall flüssig
vorliegt und verdampfbar ist, als Flüssigkeit durch beispielsweise Pumpen oder
Extruder oder andere Fördervorrichtungen in die zweite Behandlungsstufe
förderbar ist, wo Verdampfung und thermische Spaltung zu Olefinen eintritt.
Die Verweilzeit liegt bei 2 bis 1500 Minuten.
Es kann hierbei genügen, ein mildes oder auch schärferes Cracken durchzufüh
ren. Dies kann in üblichen Crackapparaten durchgeführt werden, aber auch in
Rührbehältern, Extrudern u. a. Apparaten.
Ein wichtiger Gesichtspunkt bei der Einstellung von Temperatur- und Verweil
zeit in der Behandlungsstufe zur Einstellung der Viskosität ist die
Maximierung der Ethylen- oder auch Propylen-Ausbeute in der Behandlungsstufe
bei 700-1000° C, d. h. die Verfahrensführung in der zuerst genannten
Behandlungsstufe wird so eingestellt, daß in der Behandlungsstufe bei 700-
1000° C optimale Olefinausbeuten erhalten werden. Es ist von Vorteil, in die
Stufe der Viskositätseinstellung bereits Wasserdampf einzuleiten. Dieser kann
auch dazu dienen, die Verdampfbarkeit der Schmelze zu unterstützen.
Es hat sich als vorteilhaft erwiesen, der thermischen Behandlungsstufe zur
Einstellung der gewünschten Viskosität eine thermische Behandlung vorzuschal
ten, in der bereits ein Aufschmelzen erfolgt und bei der eine Temperatur von
200 bis 4800°C, bevorzugt von 250 bis 430°C, eingestellt wird.
Die Verweilzeit liegt bei 2 bis 1500 Minuten. Ferner wird die vorgeschaltete
thermische Behandlungsstufe so durchgeführt, daß im Einsatzprodukt vorhandenes
Chlor als HCl überwiegend bis vollständig entfernt wird.
Die Entfernung des Chlorwasserstoffs kann hierbei durch Einleiten eines
Inertgasstroms erleichtert werden. Ferner kann die HCl-Abspaltung von Basen
wie z. B. Alkali- und Erdalkalibasen verbessert bzw. vervollständigt werden.
Hierbei, und dies gilt auch für die Stufe zur Einstellung der Viskosität in
der auch die Halogenabspaltung vervollständigt werden kann, sind kurze
Verweilzeiten dann möglich, wenn bei hohen Temperaturen gearbeitet wird,
während lange Verweilzeiten bei tiefen Temperaturen erforderlich sein können.
Sowohl die Stufe zur Einstellung der Viskosität als auch die vorgeschaltete
thermische Stufe werden bevorzugt unter Inertgas betrieben, wie z. B. unter
Stickstoff, Wasserstoff, Wasserdampf u. a. Auch das Anlegen von Vakuum oder
Druck ist möglich.
Der Temperaturbereich und die Verweilzeit in der Behandlungsstufe bei 700-
1000° C entsprechen im wesentlichen denjenigen, wie sie bei der
Ethylengewinnung aus anderen Einsatzmaterialien, wie sie oben bereits genannt
wurden, eingestellt werden.
Es ist bevorzugt, diese Behandlungsstufe in Gegenwart von zugeführtem
Wasserdampf durchzuführen. Anstelle von Dampf kann jedoch auch Wasserstoff
zugesetzt werden bzw. es können Gemische von Wasserdampf und Wasserstoff
eingesetzt werden.
Das Mengenverhältnis von Kunststoffabfall zu zugesetztem Wasserdampf bzw.
Wasserstoff liegt üblicherweise bei 1 Gew.-Teil zu 0,1 bis 2 Gew.-Teilen. Ein
bevorzugtes Verhältnis ist 1 Gew.-Teil zu 0,3 bis 1,3 Gew.-Teilen. Die Tempe
ratur in der nachgeschalteten Behandlungsstufe liegt bei 700 bis 1000°C,
bevorzugt bei 750 bis 900°C und besonders bevorzugt bei 780 bis 860°C. Die
Verweilzeit liegt bei 0,02 bis 10 Sek., bevorzugt bei 0,1 bis 2 Sek.
Es ist bevorzugt, die Viskosität so einzustellen, daß das Einsatzprodukt in
der bei 700 bis 1000°C betriebenen thermischen Behandlungsstufe verdampft und
als Dampf zu Olefinen gespalten wird. Grundsätzlich kann das Material mit
eingestellter Viskosität jedoch auch flüssig in die thermische
Behandlungsstufe bei 700-1000°C eingesetzt werden.
Besonders geeignete Einsatzprodukte in das erfindungsgemäße Verfahren sind
Kunststoffabfälle bzw. deren Gemische aus der Gruppe Polyethylen, Polypropy
len, Polystyrol, Polybutane, Polyvinylchlorid oder auch Polybutadien u. a.
In der der Stufe zur Einstellung der Viskosität vorgeschalteten thermischen
Vorbehandlungsstufe, wird bei Vorliegen von halogenhaltigen Einsatzmateria
lien, insbesondere von Polyvinylchlorid im Einsatzprodukt das Chlor voll
ständig bis nahezu vollständig bzw. zumindest überwiegend als Chlorwasserstoff
entfernt, wobei zusätzlich Basen zugesetzt werden können.
Die Aufarbeitung der Produkte der Behandlungsstufe bei 700-1000°C kann in
analoger Weise erfolgen, wie sie aus der Ethylenerzeugung bekannt ist. So kann
die Spaltung dadurch erfolgen, daß das Einsatzprodukt in direkt befeuerten
Apparaten, wie z. B. Rohrschlangen im Gemisch von 0,1 bis 2 Gew.-Teilen Dampf
pro Gewichtsteil Einsatzprodukt bei Verweilzeiten von 0,02 bis 10 Sek. bzw.
0,1 bis 2 Sek. umgesetzt wird. Anstelle von Dampf kann Wasserstoff oder ein
Gemisch von Wasserdampf und Wasserstoff eingesetzt werden.
Die Spaltung des Produkts aus der Behandlungsstufe zur Einstellung der
Viskosität oder aus der Vorbehandlungsstufe kann jedoch auch autotherm in der
Wirbelschicht erfolgen, wobei sich ein die Wirbelschicht bildendes Material,
wie z. B. Koks, Sand u. a. in Kontakt mit dem zu spaltenden vorzugsweise
zunächst flüssigen Einsatzprodukt befinden kann und zur Aufrechterhaltung der
Spalttemperatur ein Teil des Einsatzprodukts in Wasser und CO2 umgewandelt
wird. Das Einsatzprodukt kann auch beispielsweise in Analogie zum Advanced
Cracking Reactor Process der Union Carbide, nach dem Dow-Verfahren oder nach
anderen Rohölspaltverfahren zu Ethylen umgesetzt werden.
Erfindungsgemäß wesentlich ist jedoch nicht der aus der Ethylenerzeugung
bekannte Spaltprozeß, sondern die Kombination der Umwandlung der Kunststoffab
fälle in ein Produkt mit der gewünschten Viskosität und die Anwendung der
Spalttemperatur von 700 bis 1000°C auf die thermische Spaltung des Produkts
zu Olefinen bei einer Verweilzeit von 0,02 bis 10 Sek.
In der Figur ist das erfindungsgemäße Verfahren beispielhaft und stark verein
facht dargestellt.
(1) stellt ein Lager für Kunststoffabfälle, z. B. aus Hausmüll dar. Über (2)
wird der Abfall in die thermische Vorbehandlungsstufe (3) gefördert, zu der
über (4) Basen zugesetzt werden können. Über (5) kann HCl entfernt werden. Das
flüssige Produkt, das im wesentlichen halogenfrei ist, fließt in Vorrichtung
(6) zur Einstellung der gewünschten Viskosität. Über (7) wird Wasserdampf
zugeführt. Von (6) fließt das Material in die bei 700 bis 1000°C arbeitende
Spaltanlage (8). Das Spaltprodukt fließt über (10) durch Quenchkühler (11) in
die Trennanlage (12), in der die Spaltprodukte in Olefine und bei
Normalbedingungen flüssige Produkte aufgetrennt werden. Die Trenntechno
logie ist dem Fachmann bekannt und braucht nicht näher dargestellt zu werden.
Claims (15)
1. Verfahren zur Herstellung ungesättigter Kohlenwasserstoffe, dadurch
gekennzeichnet, daß man durch Erhitzen schmelzbarer Kunststoffabfälle
diese schmilzt und thermisch eine gewünschte Viskosität der Kunststoff
schmelze einstellt und das Produkt während einer Verweilzeit von 0,02 bis
10 Sek. auf 700 bis 1000°C erhitzt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man die gewünschte
Viskosität bei einer Temperatur von 380 bis 500°C, bevorzugt von 400 bis
480°C, einstellt.
3. Verfahren nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß man
die gewünschte Viskosität bei einer Verweilzeit von 2 Min. bis 1500 Min.
einstellt.
4. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß man
eine solche Viskosität einstellt, daß das Material verdampfbar ist und
als Dampf in einer thermischen Behandlungsstufe von 700 bis 1000°C
gespalten wird.
5. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß man
der Stufe zur Einstellung der gewünschten Viskosität eine thermische
Vorbehandlungsstufe vorschaltet, in der man das Einsatzmaterial 2 bis
1500 Min. auf 200 bis 480°C, bevorzugt auf 250 bis 430°C, erhitzt.
6. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß man
bei wenigstens teilweisem Einsatz von Polyvinylchlorid den Chloranteil in
der thermischen Vorbehandlungsstufe zumindest überwiegend, vorzugsweise
vollständig bis nahezu vollständig, entfernt.
7. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß man in
die thermische Vorbehandlungsstufe zusätzlich eine Base einsetzt.
8. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß man
die Kunststoffschmelze mit eingestellter Viskosität in der folgenden
thermischen Behandlungsstufe bei 750 bis 900°C, bevorzugt bei 780 bis
860°C thermisch behandelt.
9. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß man
die Verweilzeit im Temperaturbereich von 700 bis 1000°C auf 0,1 bis 2
Sek. einstellt.
10. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß man
die Kunststoffschmelze mit eingestellter Viskosität in Gegenwart von
zugesetztem Wasserdampf bei 700 bis 1000°C thermisch behandelt.
11. Verfahren nach den Ansprüchen 1-10, dadurch gekennzeichnet, daß man den
Wasserdampf zur Unterstützung der Verdampfung der Kunststoffschmelze mit
eingestellter Viskosität benutzt.
12. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß man
ein Verhältnis von zugesetztem Wasserdampf zu Kunststoffschmelze mit
eingestellter Viskosität von 0,1 bis 2 Gew.-Tlen. zu 1 Gew.-Tl.,
bevorzugt von 0,3 bis 1,3 Gew.-Tlen. zu 1 Gew.-Tl., einsetzt.
13. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 12, dadurch gekennzeichnet, daß man
Kunststoffabfall einsetzt, der wenigstens einen Kunststoff aus der Gruppe
Polyethylen, Polypropylen, Polystyrol, Polyvinylchlorid, Polybutene
enthält.
14. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 13, dadurch gekennzeichnet, daß man
die erste Behandlungsstufe zur Einstellung der Viskosität unter Inertgas
betreibt.
15. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 14, dadurch gekennzeichnet, daß man
die der Behandlungsstufe zur Einstellung der Viskosität vorgeschaltete
thermische Behandlung unter Inertgas durchführt.
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