DE19516379A1 - Verfahren zur Verarbeitung von Alt- oder Abfallkunststoffen - Google Patents
Verfahren zur Verarbeitung von Alt- oder AbfallkunststoffenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Verarbeitung von Alt- oder Abfallkunststoffen
zwecks Gewinnung von Chemierohstoffen und flüssigen Kraftstoffkomponenten
durch Depolymerisieren der Einsatzstoffe zu einer pumpbaren sowie einer flüchtigen
Phase und Auftrennen der flüchtigen Phase in eine Gasphase und ein Kondensat
bzw. kondensierbare Depolymerisationsprodukte.
Bei der Depolymerisation von Alt- oder Abfallkunststoffen fällt neben schmelz
flüssigem Depolymerisat eine Gasphase sowie ein Kondensat an, das wegen seines
Chlorgehaltes und seiner geringen Stabilität hydrierend nachbehandelt werden muß.
Zum Stand der Technik wird verwiesen auf die PCT-Anmeldung, Veröffentlichungs-
Nr. WO 94/22979.
Dem vorgenannten Dokument ist zu entnehmen, daß die kondensierbaren Depoly
merisationsprodukte einer hydrierenden Raffination an einem Festbettkatalysator
oder auch an einem bewegten Katalysator oder in einem wallenden Katalysatorbett
unterworfen werden können. Derartige hydrierenden Raffinationen stellen raffinerie
übliche Verfahren da, die in der Fachliteratur auch als Hydrotreating bezeichnet
werden.
Die dem Hydrotreating zu unterwerfenden Kondensate enthalten jedoch durch
Schäumen, Spritzen oder Dampfeinschlüsse aus dem Depolymerisator stammende
und auch durch Repolymerisation zurückgebildete nichtverdampfende Bestandteile,
so daß eine direkte Beschickung einer in einem Hydrotreater festangeordneten
Katalysatorschüttung zu einer schnellen Inaktivierung derselben führen würde, bzw.
sehr hohe Katalysatorverbräuche zur Folge hätte. Außerdem würden sich wegen der
Instabilität derartiger Kondensate Beläge an Wärmeaustauschern, beispielsweise
Vorheizern bilden, die ausreichend lange Betriebszeiten ohne Unterbrechungen
verhindern würden. In dem Dokument WO 94/22979 wird gelehrt, das Kondensat z. B.
durch Hydrotreating an festangeordneten handelsüblichen Co-Mo- oder Ni-Mo-
Katalysatoren umzuwandeln oder auch direkt in Chlor tolerierende chemische,
technische oder raffinerieübliche Verfahren als kohlenwasserstoffhaltige Basis
substanz (Syncrude) einzubringen, vgl. Seite 5, wobei zur Verlängerung der
Lebensdauer der festangeordneten Katalysatorschüttung auch ein vorzuschaltendes
"guard-Bett" in Betracht gezogen wird (vgl. Seite 9, Zeile 7, a.a.O.).
Dem vorgenannten Stand der Technik ist die technische Lehre einer Kombination
von Depolymersation, hydrierender Behandlung bevorzugt erzeugter Destillatbe
standteile mit einer Sumpfphasenhydrierung, Vergasung und/oder Schwelung des
Depolymerisats zu entnehmen. Hier stellt sich die Aufgabe einer Vereinfachung der
Verfahrensführung.
Eine weitere Aufgabe ist, eine schnelle Inaktivierung der Katalysatorbeschickung der
Hydrotreatingstufe zu vermeiden.
Dementsprechend besteht die Erfindung bei dem eingangs genannten Verfahren
darin, daß das nach Abtrennen der flüchtigen Phase verbleibende Depolymerisat
gemeinsam mit dem Kondensat oder Kondensatanteilen in Anwesenheit von
Wasserstoff unter Druck aufgeheizt und nach Abtrennung nichtsiedender Bestand
teile einem Hydrotreating zur Gewinnung eines Syncrude unterzogen wird.
Hierbei wird das Kondensat oder die schwersiedende Fraktion des Kondensates
gemeinsam mit dem Depolymerisat und Wasserstoff unter Druck, bis über die An
springtemperatur des Hydrotreatingkatalysators aufgeheizt.
Dabei kann das Verfahren so durchgeführt werden, daß in der Aufheizstrecke aus
reichend Verweilzeit bei erhöhter Temperatur zur Verfügung steht, um eine weitere
Spaltung und Viskositätserniedrigung des Depolymerisates zu erreichen.
Das Verfahren kann auch so ausgestaltet werden, daß der Vorheizstrecke ein Ver
weilzeitbehälter nachgeschaltet wird. Hierdurch wird die Depolymerisation so weit
getrieben, daß Verluste durch Ausschleusung von Rückstand gering gehalten
werden können.
Das Hydrotreating wird zweckmäßig bei der durch den Vorheizer vorgegebenen
Temperatur betrieben. Hierbei verhindert die Anwesenheit von Wasserstoff unter
Druck sowie auch die Verdünnung des Kondensates mit Depolymerisat ein Zusetzen
der Wärmeaustauscherrohre des Vorheizers.
Der Hydrotreater wird durch das Vorschalten eines hochwirksamen Dampf-Flüssig
keitsabscheiders vor der Beaufschlagung mit nichtsiedendem Material weitgehend
geschützt. Hierdurch werden Standzeiten erreicht, die kommerziellen Anforderungen
genügen. Die nichtsiedenden Bestandteile werden am Boden des Gasflüssigkeits
abscheiders abgezogen. Sie können mehrstufig entspannt und beispielsweise in
einer Vakuumkolonne von restlichen destillierbaren Bestandteilen, die mit dem
Kondensat aus der Depolymerisat vereinigt werden können, abgetrennt werden.
Aus dem Ablauf der Vakuumdestillation kann ein Teilstrom abgezweigt und in die
Depolymerisationsstufe zurückgeführt werden. Hierdurch kann das Verfahren auf
sehr geringe Rückstandsmengen ausgelegt werden ohne daß die Gefahr besteht
die Vorheizung bzw. einen nachgeschalteten Verweilzeitbehälter trockenzufahren.
Das Verfahren wird zweckmäßig so geführt, daß der Kondensatanteil bezogen auf
den eingesetzten Alt- oder Abfallkunststoff 25 bis 75, vorzugsweise 40 bis 60 Gew.-
% beträgt.
Die Depolymerisation wird bei einem Druck von 0,1 bis 100 bar insbesondere 0,2 bis
5 bar, einer Temperatur 250 bis 450°C, insbesondere 370°C bis 420°C und einer
Verweilzeit von 0,1 bis 10 h, vorzugsweise 0,5 bis 5 h durchgeführt.
Der Wasserstoffpartialdruck in der Hydrierstufe wird auf 50 bis 200 bar, vorzugs
weise 100 bis 200 bar eingestellt.
Die Temperatur am Vorheizeraustritt wird auf 350 bis 460, vorzugsweise 380 bis
425°C eingestellt.
Die Rückführrate von Rückstand bezogen auf die Depolymerisatmenge beträgt je
nach Qualität des eingesetzten Materials zwischen 0 bis etwa 500, für typische
Fraktionen von Alt- oder Abfallkunststoffen zwischen etwa 150 bis 250%.
Weitere bevorzugte Maßnahmen sind in den Unteransprüchen 7 bis 13, auf die
hiermit Bezug genommen wird, angegeben.
Eine typische Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens ist in dem Schema
der beigefügten Figur dargelegt. Die in dem Schema enthaltenen Bezugszeichen 1
bis 11 haben die folgende Bedeutung:
Bezugszeichenliste
1 Depolymerisator
2 Vorheizer
3 Heißabscheider
4 Reaktor katalytische Hydrierung
5 Kondensation Depolymerisationsdämpfe (1. Stufe)
6 Kondensation Depolymerisationsdämpfe (2. Stufe)
7 Entspannung Rückstand
8 Vakuumdestillation Rückstand
9 Verweilzeitbehälter für Rückstandsminimierung (optional)
10 HCl-Wascher
11 Kaltabscheider.
2 Vorheizer
3 Heißabscheider
4 Reaktor katalytische Hydrierung
5 Kondensation Depolymerisationsdämpfe (1. Stufe)
6 Kondensation Depolymerisationsdämpfe (2. Stufe)
7 Entspannung Rückstand
8 Vakuumdestillation Rückstand
9 Verweilzeitbehälter für Rückstandsminimierung (optional)
10 HCl-Wascher
11 Kaltabscheider.
Das Verfahren wird so durchgeführt, daß geeignete Gemische von Alt- oder Abfall
kunststoff in Depolymerisator 1 bei erhöhter Temperatur und dem gewählten Druck
in den schmelzflüssigen Zustand gebracht und depolymerisiert werden. Feststoffbe
standteile, wie Aluminium oder sonstige Metallreste werden am Boden des Depoly
merisators 1 abgezogen.
Die in Depolymerisator 1 anfallende flüchtige Phase wird in mindestens einer
Kondensationsstufe 5, 6 in eine kondensierte Phase umgewandelt, die unter Beauf
schlagung mit Wasserstoff aufgeheizt und ggfs. nach Durchlaufen einer Verweil
zeitstrecke 9 zwecks Rückstandsminimierung einem wirksamen Heißabscheider 3
zur Trennung in flüchtige Produkte und Rückstandsbestandteile zugeführt wird. Die
über Kopf aus Heißabscheider 3 abgezogenen Produkte werden einem Hydro
treating in Reaktor 4 zur katalytischen Hydrierung zugeführt und zweckmäßig unter
Wärmetausch mit den Vorheizer 2 zugeführten Produkten in einem Kalt
abscheider 11 in ein Syncrude sowie gasförmige Produkte aufgetrennt. Die
gasförmigen Produkte können teilweise dem zuzusetzenden Frischwasserstoff
beigegeben werden.
Das Syncrude ist das Zielprodukt des vorliegenden Verfahrens zum stofflichen Re
cycling von Alt- oder Abfallkunststoffen.
Die aus Heißabscheider 3 abgezogenen Rückstandsbestandteile werden in einer
hierfür geeigneten Vorrichtung 7 entspannt und können beispielsweise in einer
Vakuumdestillation 8 in rückführbare Destillatanteile sowie einen auszuschleusen
den Rückstand aufgetrennt werden.
Die in Kondensationsstufe 5 bzw. 6 anfallende nichtkondensierte Phase wird unter
Zwischenschaltung eines HCl-Waschers 10 zur Entfernung von Chlorwasserstoff
dem Frischwasserstoff zugesetzt.
Ein Vorteil des vorliegenden Verfahrens gegenüber dem Stand der Technik ist, daß
sowohl Destillatbestandteile als auch Depolymerisat der Behandlung in einem Hy
drotreating erstmals zugänglich gemacht werden.
Claims (13)
1. Verfahren zur Verarbeitung von Alt- oder Abfallkunststoffen zwecks Gewinnung
von Chemierohstoffen und flüssigen Kraftstoffkomponenten durch Depoly
merisieren der Einsatzstoffe zu einer pumpbaren sowie einer flüchtigen Phase
und Auftrennen der flüchtigen Phase in eine Gasphase und ein Kondensat
bzw. kondensierbare Depolymerisationsprodukte, dadurch gekennzeichnet,
daß das nach Abtrennen der flüchtigen Phase verbleibende Depolymerisat
gemeinsam mit dem Kondensat oder Kondensatanteilen in Anwesenheit von
Wasserstoff unter Druck aufgeheizt und nach Abtrennung nichtsiedender Be
standteile einem Hydrotreating zur Gewinnung eines Syncrude unterzogen
wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Depolymeri
sation bei einem Druck von 0,1 bis 100 bar, insbesondere 0,2 bis 2 bar, einer
Temperatur von 250 bis 450°C, insbesondere 370 bis 430°C und einer Ver
weilzeit von 0,1 bis 10 h, vorzugsweise 0,5 bis 5 h durchgeführt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Kondensatanteil
bezogen auf den eingesetzten Alt- oder Abfallkunststoff 25 bis 75, vorzugs
weise 40 bis 60 Gew.-% beträgt.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Wasserstoff
partialdruck in der Hydrierstufe auf 50 bis 200 bar, vorzugsweise 100 bis 200
bar eingestellt wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Temperatur am
Vorheizeraustritt auf 350 bis 460, vorzugsweise 380 bis 425°C eingestellt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Rückführrate
von Rückstand bezogen auf die Depolymerisatmenge je nach Qualität des ein
gesetzten Materials zwischen 0 bis etwa 500%, für typische Fraktionen von
Alt- oder Abfallkunststoffen etwa 150 bis 250% beträgt.
7. Verfahren nach mindestens einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch ge
kennzeichnet, daß die Depolymerisation unter turbulenten Strömungsbe
dingungen durchgeführt wird.
8. Verfahren nach mindestens einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch ge
kennzeichnet, daß die Depolymerisation unter Inertgas durchgeführt wird.
9. Verfahren nach mindestens einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch ge
kennzeichnet, daß die Depolymerisation unter Einsatz von Strippmedien wie
Stickstoff, Wasserdampf, kohlenwasserstoffhaltigen Gasen oder anderen
Leichtsiedern durchgeführt wird.
10. Verfahren nach mindestens einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch ge
kennzeichnet, daß den eingesetzten Alt- oder Abfallkunststoffen eine flüssige
Hilfsphase zugesetzt wird.
11. Verfahren nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß die kondensierbaren Depolymerisationsprodukte und das
Depolymerisat der hydrierenden Raffination an einem Festbettkatalysator
unterworfen werden.
12. Verfahren nach mindestens einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch ge
kennzeichnet, daß eine Wäsche zum Entfernen von sauren Bestandteilen wie
Chlorwasserstoff aus den gasförmigen Depolymerisationsprodukten vorge
sehen wird.
13. Verfahren nach mindestens einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch ge
kennzeichnet, daß die nichtsiedenden Bestandteile am Boden eines hochwirk
samen Heißabscheiders in fließfähiger Konsistenz abgezogen werden.
Priority Applications (7)
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- 1996-05-02 EP EP96914161A patent/EP0823935A1/de not_active Withdrawn
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