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Verfahren zur Darstellung, -von Derivaten des Hexamethylentetramins.
Der hohe Wert des Hexannethylentetramins als sicher wirkendes, mildes Desinfiziens,
ist bekannt. Die große Reihe seiner verschiedenen Derivate zeugt aber zugleich davon.,
daß gewisse Nachteile in der Anwendung noch nicht überwunden sind.
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Bei der Beurteilung eines Desinfiziens ist vor allen Dingen zu beachten,
daß einerseits eine große Anzahl von pathogenen Mikroo,rganismen in ihrer Zelle
fett- und wachsartige Gruppenenthalten, anderseits auch die menschliche und tierische
Haut von einer Fett- und Lipoidschicht umgeben ist. Fehlt deshalb einem Desinfiziens,
wenn es noch. dazu eine derartige schwache Wirkung aufweist, -wie Hexamethylentetramin,
die lipoidlösende Eigenschaft, so ist seien: Wirkungsgrad nur ein äußerst begrenzter
und in vielen Fällen. gleich Null.
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Es wurde nun überraschenderweise festgestellt, daß in reinen Sulfofettsäuren,
wie beispielsweise der Oxystearinschwefelsäure, ein Körper vorliegt, der einerseits
sowohl wasserlöslich ist, aber anderseits Lipoidstoffe, wie beispielsweise Ledithin,
restlos zur Lösung bringt und auch durch Fett- und Wachshüllen diffundiert. Diese
Sulfofettsäuren gehen mit Hexamethylentetramin Bindungen ein, welche im besonderen
durch die Eigenschaft der einen Komponente, der Sulfofetts.äure, dem Hexamethylentetramin
die ausschlaggebenden Eigenschaften einest hochwirsamen, milden Desinfiziens verleihen.
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Wenn von anderer Seite (vgl. österreichische Patentschrift
63822) s icahon versucht wurde, Hexamethylentetram;nsalze der Palmitin- und
StaaxinsÄure herzustellen und in die Therapie einzuführen, so sind diese Produkte
hinsichtlich ihrer chemischen wie auch therapeutischen Eigenschaften vollkommen
verschieden von den nach denn neuen Verfahren erhaltenen. Die bekannten Salze stellen
eine unmittelbare Angliederung des Hexamethylentetramins an die Fettsäuregruppe
dar, während die neuen Hexamethylentetraminsalze eine Bindung an die Schwefelsäuregruppe
enthalten.
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Die fettsauren Salze des Hexamethylentetramins sind leicht löslich
in Alkohol und Äther, dagegen schwer löslich in Wasser. Die Hexamethylentetramir#salz.e
der Sulfofettsäuren sind in absolutem Äther und Alkohol unlöslich, dagegen in Wasser
leicht löslich. In der therapeutischen Wirkung unterscheiden sich die jeweiligen
Salze dadurch, daß bei den Produkten des vorliegenden Verfahrens durch Hydrolyse
Schwefelsäure frei wird, welche wiederum aus. dem ebenso wirksamen Hexamethylentetramin
das wichtige Desinfiziens Formaldehyd zu bilden vermag, in. einem Augenblick, in
welchem die Säurekomponente gleichmäßig die in der Zelle eingelagerten Lipoidkörper
durchgedrungen hat, ein Vorgang, der bei einer unmittelbaren Bindung an die Fettsäuren.
nicht eintritt.
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Diese Eigenschaften verleihen den neuen Verbindungen vornehmlich ihre
hohe Wirksamkeit gegenüber säurefesten Bakterien und
ermöglichen
überhaupt erst einen Angriff des Hexamethylentetramins auch in. fettigen Substanzen.
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Wie aber einerseits die Salze eine außerordentliche Tiefenwirkung
entfalten, so wirken sie auch besonders als milder Gerbstoff und sind fähig, das
behandelte Gewebe kräftig und widerstandsfähig zu machen. Hergestellt werden diese
Verbindungen durch Einwirkung von Hexamethyl'entetramin, dessen Abkömmlingen oder
sonstigen Ammoniak und Formaldehyd abspaltenden Stoffen auf Sul.fofettsäuren oder
deren Salze. - -Beispiel. 5o Teile Olein werden in Eis gekühlt; hierzu fügt man
unter Unuühren. 7o Teile konzentrierte Schwefelsäure, welche vorher auf 18 bis 2o°
abgekühlt wurde. Das Reaktionsprodukt gießt man in Eiswasser und sättigt mit Natronlauge
die überschüssige Schwefelsäure ab. Man wäscht mit kalter gesättigter Natriu@nsulfatlösung,
bis, die saure Reaktion des Waschwassers verschwindet, hierauf verdünnt man. die
gereinigte Sulfosäure mit Wasser und entfernt durch Dialyse dass aufgenommene Natriumsulfat.
Dann wird die reine Bulfosäure auf dem Wasserbad eingedampft, der nicht umgesetzte
Rest des Oleins wIIrd durch Schütteln reit Äther ealtfernt.
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Auf diese Weise erhält man eine Sulfoölsä.ure reit etwa 18 bis 2o
Prozent gebundener Schwefelsäure, die in der Farbe heller als der Ausgangsstoff,
in Äther und absolutem Alkohol unlöslich und gegen Eihitzen und tagelanges Stehen
in wißxiger Lösung, einige Zeit sogar gegen verdünnte Säuren, hestän.-dig ist.
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Von diesem Produkt wird der genaue Gehalt an gebundener Schwefelsäure
analytisch ermittelt und hierauf die äquivalente Menge an Hexamethylentetramin berechnet.
Auf ioo Teile der nach obiger Arbeitsweise hergestellten SulfoölsIäure mit einem;
Gehalt von 18 Prozent gebundener Schwefelsäure läßt man. 25,6g Hexamethylentetramin,
in heißem Alkohol gelöst, einwirken. Nach der Umsetzung läßt man,errkalten und saugt
den Alkohol ab. Das zurückbleibende sulfoölsaure Hexarnethylentetxamin stellt eine
harzartige, stark klebrige, gelbliche Masse dar, welche sich in Wasser klar und
leicht löst, in absolutem Alkohol und Äther dagegen unlöslich ist. Benn Eihitzen
über ioo° wird das Produkt schwarz und spaltet Formaldehyd ab.