DE4108225C1 - - Google Patents
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- C—CHEMISTRY; METALLURGY
- C06—EXPLOSIVES; MATCHES
- C06D—MEANS FOR GENERATING SMOKE OR MIST; GAS-ATTACK COMPOSITIONS; GENERATION OF GAS FOR BLASTING OR PROPULSION (CHEMICAL PART)
- C06D5/00—Generation of pressure gas, e.g. for blasting cartridges, starting cartridges, rockets
- C06D5/06—Generation of pressure gas, e.g. for blasting cartridges, starting cartridges, rockets by reaction of two or more solids
-
- C—CHEMISTRY; METALLURGY
- C06—EXPLOSIVES; MATCHES
- C06B—EXPLOSIVES OR THERMIC COMPOSITIONS; MANUFACTURE THEREOF; USE OF SINGLE SUBSTANCES AS EXPLOSIVES
- C06B43/00—Compositions characterised by explosive or thermic constituents not provided for in groups C06B25/00 - C06B41/00
Description
Die Erfindung betrifft einen pyrotechnischen Satz zur
Erzeugung umweltverträglicher, ungiftiger Gase.
Die Erzeugung von großen Gasmengen aus Festkörpern mit
relativ kleinem Volumen spielt in vielen Bereichen der
Technik eine große Rolle. Hier sei beispielsweise auf
sicherheitstechnische Rückhaltesysteme in Kraftfahrzeugen
(Airbags) verwiesen, die im Ausgangszustand ein den Komfort
der Fahrzeuginsassen, wie auch das äußere Erscheinungsbild
des Fahrzeugs nicht beeinträchtigendes, geringes Volumen
aufweisen, aus dem bei einem Aufprallunfall spontan große
Mengen Gas erzeugt werden, um die Fahrzeuginsassen vor
gefährdenden Teilen des Kraftfahrzeugs abzufangen bzw.
abzustützen. Weitere Anwendungsgebiete solcher pyrotechnischen
Sätze sind aufblasbare Rettungssysteme, wie Schlauchboote,
Flöße, Fluchtleitern. Ferner können sie zum Beschleunigen
von Wurfkörpern, zum schnellen Transport von Elektrolytflüssigkeiten
aus Vorratsbehältern in Akkumulatoren
zur Aktivierung derselben im Bedarfsfall, wie auch zum
Verbessern von Raketen-Festtreibstoffen oder Rohrwaffenpulvern
dienen.
Die bislang zum Aufblasen von Luftkissen für Insassenschutzvorrichtungen
in Kraftfahrzeugen, auch "Airbags"
genannt, angewendeten pyrotechnischen Sätze, wie sie in
der Praxis zum Einsatz kommen (DE-OS 22 36 175), enthalten
das hochtoxische Natriumazid. Bei der ständigen Zunahme
von Kraftfahrzeugen mit solchen Insassenschutzvorrichtungen
entstehen daraus erhebliche Umweltprobleme. Auf Schrottplätzen
besteht wegen der guten Wasserlöslichkeit von
Natriumazid die Gefahr der Boden- und Grundwasserverseuchung.
Bei Einwirkung von Säuren, z. B. Batteriesäure,
bildet sich die hochexplosive Stickstoffwasserstoffsäure.
Im Kontakt mit Schwermetallen wie Blei, Kupfer, Messing
können hochexplosive Schwermetallazide entstehen.
Daher werden Anstrengungen unternommen, den hohen gewichtsprozentualen
Anteil von Natriumazid in solchen gaserzeugenden
Mischungen wenigstens zu reduzieren, wenn es schon
nicht gelingt, ganz auf Natriumazid zu verzichten (DE-OS
37 33 176 und JP-OS 02 184 590).
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen pyrotechnischen
Satz zur Erzeugung umweltfreundlicher und ungiftiger
Gase vorzuschlagen, der trotz der geforderten Lebhaftigkeit
auch unter extremen Einsatzbedingungen beständig und
eine lange Lebensdauer aufweisen soll.
Diese Aufgabe wird durch einen pyrotechnischen Satz gelöst,
der aus einer Mischung aus Diguanidinium-5,5′-azotetrazolat
(GZT) und einem pulverförmigen, chemisch stabilen
Oxidator besteht.
Das erfindungsgemäß verwendete GZT weist einen extrem
hohen Stickstoffgehalt, der bei 78,8% liegt, auf. GZT
ist außerdem thermisch sehr stabil - die reine Substanz
weist bei 130°C nach 30 Tagen einen Gewichtsverlust von
nur 0,6% auf - und kann als pulverförmige Substanz
verarbeitet werden. In Verbindung mit einem pulverförmigen,
chemisch stabilen Oxidator, der insbesondere auch nicht
hygroskopisch sein darf, läßt sich eine Mischung herstellen,
bei der die Sauerstoffbilanz weitgehend ausgeglichen ist.
Diese Mischungen sind gleichfalls thermisch sehr stabil
sowie schlag- und reibunempfindlich. Mit der Erfindung
wird also ein azidfreies, insbesondere natriumazidfreies
Produkt vorgeschlagen, das wesentlich umweltfreundlicher
ist.
Im allgemeinen besitzen stickstoffreiche organische Verbindungen
eine nur mäßige Stabilität. Z. B. stellt das bekannte
"Tetrazen", genauer 1-Gyanyl-4-[tetrazolyl-(5)]-
tetrazen-Hydrat, mit 74,4%igem Stickstoffgehalt wegen
seiner hohen Schlagempfindlichkeit einen Initialsprengstoff
dar. Bekannte Salze des 5,5′-Azotetrazolat, z. B.
Bis-(triaminoguanidinium)-5,5′-azotetrazolat (US-PS 46 01
344) oder Aminoguanidinium-5,5′-azotetrazolat (DE-AS 20 04
620), die zur Verwendung in Feuerlöschmitteln vorgeschlagen
worden sind, haben bei erhöhter Temperatur eine nur kurze
Lebensdauer und sind deshalb für die Praxis untauglich.
Das erstgenannte Azotetrazolat ist wegen seiner hohen Reib-
und Schlagempfindlichkeit als Initialsprengstoff anzusehen.
GZT läßt sich aus handelsüblichen Substanzen beispielsweise
dadurch herstellen, daß 5-Aminotetrazol durch Oxidation
zu Natrium-5,5′-azotetrazolat-Pentahydrat umgewandelt und
in wäßriger Lösung mit Guanidiniumchlorid oder -nitrat
zu Diguanidinium-5,5′-azotetrazolat umgesetzt wird
(ältere Anmeldung der Patentinhaberin).
Als Oxidator wird vorzugsweise KNO₃ verwendet. Eine hieraus
mit GZT hergestellte Mischung läßt sich aufgrund ihrer
hohen Handhabungssicherheit - wie aus den weiter hinten
angegebenen Kennwerten ersichtlich - auch in größeren
Chargen fein malen. So läßt sich insbesondere ein Korngrößenspektrum
herstellen, bei dem über 50% der Partikel
der Mischung einen Teilchendurchmesser <15 µm aufweisen.
Die Korngrößenverteilung und die Korngröße selbst bestimmen
sehr maßgeblich die Lebhaftigkeit einer solchen Gasgeneratormischung,
wobei naturgemäß auf eine homogene Mischung
zu achten ist.
Durch Zusatz organischer oder anorganischer Bindemittel
lassen sich aus der Pulvermischung Formkörper herstellen.
Dabei sollte der Anteil der Bindemittel 5 Gew.-% nicht übersteigen.
Durch unterschiedliche Geometrie der Formkörper
läßt sich das Abbrandverhalten wesentlich beeinflussen.
Erkenntnisse über das Abbrandverhalten und die Gaserzeugung
lassen sich anhand der Druckentwicklung (Druck-Zeit-
Kurven) bei Zündversuchen in einer ballistischen Bombe
sammeln. In dem beigefügten Diagramm ist das Druck-Zeit-
Verhalten einer GZT-KNO₃-Formulierung ohne Binder bei
einer Ladedichte von 10 g auf 100 cm³ wiedergegeben. Zur
Anzündung wurden 0,7 g Anzündmischung aus Bor und KNO₃
verwendet. Entscheidend für einen bestimmten Einsatzzweck
können z. B. der Zündverzug, die Flankensteilheit und die
Zeitdauer bis zum Erreichen des Maximaldrucks sein. Einen
wichtigen Erkenntniswert für die Lebhaftigkeit der Gaserzeugung
gibt die 30/80-Zeit, das heißt die Steigung der
Abbrandkurve im Bereich zwischen 30% und 80% des Maximaldrucks.
Der Kurvenverlauf im Druck-Zeit-Diagramm läßt sich
bei Formkörpern unter anderem auch durch deren Geometrie
beeinflussen. Selbstverständlich üben auch eventuell vorhandene
anorganische oder organische Bindemittel einen
Einfluß auf die Flankensteilheit aus.
Eine weitere Möglichkeit zur Steuerung der Gaserzeugung
bzw. der Erzeugungsgeschwindigkeit ist durch die Verwendung
katalytischer Abbrandregler möglich. Sie können mit
einem Anteil von 0,1 bis 5 Gew.-% eingesetzt werden.
Als Abbrandregler kommen vornehmlich Oxide der Schwermetalle
der Nebengruppen des Periodensystems der Elemente,
insbesondere der I. oder VIII. Nebengruppe und hierunter
vor allem Eisenoxide in Frage.
Statt dessen können als Abbrandregler auch organische
oder anorganische Salze dieser Metalle verwendet werden.
Für eine GZT-KNO₃-Formulierung ohne Binder konnten folgende
Eigenschaften festgestellt werden:
Ein Maß für die thermische Stabilität läßt sich durch
Messung des Gewichtsverlustes bei 130°C in lose verschlossenen
Prüfröhren feststellen. Er beträgt bei einer
GZT-KNO₃-Formulierung nur 0,3 Gew.-% nach 34 Tagen.
Die Entzündungstemperatur dieser Formulierung liegt zwischen
251 und 253°C bei einer Einwaage von 0,2 g und
einer Aufheizgeschwindigkeit von 20 K/min.
Die Schlagempfindlichkeit, ermittelt nach der Fallhammermethode
der BAM (Koenen und Ide "Explosivstoffe" 9 (1961)
Seite 4, 30), liegt bei über 10 kpm, das heißt mit dem
10-kp-Fallhammer konnte bei einer Fallhöhe von 1 m keine
Reaktion beobachtet werden.
Auch die Bestimmung der Reibempfindlichkeit (a.a.O.) ergab
bei einer Stiftbelastung von 36 kp noch keine Reaktion.
Claims (11)
1. Pyrotechnischer Satz zur Erzeugung umweltverträglicher,
ungiftiger Gase, bestehend aus einer Mischung aus
Diguanidinium-5,5′-azotetrazolat (GZT) und einem pulverförmigen,
chemisch stabilen Oxidator.
2. Pyrotechnischer Satz nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß er als Oxidator KNO₃ enthält.
3. Pyrotechnischer Satz nach Anspruch 1 oder 2, dadurch
gekennzeichnet, daß die Mischung fein gemahlen ist.
4. Pyrotechnischer Satz nach einem der Ansprüche 1 bis
3, dadurch gekennzeichnet, daß über 50% der Partikel
der Mischung einen Teilchendurchmesser kleiner 15 µm
aufweisen.
5. Pyrotechnischer Satz nach einem der Ansprüche 1 bis
4, dadurch gekennzeichnet, daß die Mischung zu Formkörpern
kompaktiert ist.
6. Pyrotechnischer Satz nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet,
daß er zur Bildung von Formkörpern organische
oder anorganische Bindemittel mit einem Anteil bis
zu 5 Gew.-% enthält.
7. Pyrotechnischer Satz nach einem der Ansprüche 1 bis
6, dadurch gekennzeichnet, daß er zur Steuerung der
Gaserzeugung katalytische Abbrandregler mit einem Anteil
von 0,1 bis 5 Gew.-% enthält.
8. Pyrotechnischer Satz nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet,
daß er als Abbrandregler Oxide der Schwermetalle
der Nebengruppen des Periodischen Systems
enthält.
9. Pyrotechnischer Satz nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet,
daß er als Abbrandregler Oxide der Schwermetalle
der I. oder VIII. Nebengruppe des Periodensystems
der Elemente enthält.
10. Pyrotechnischer Satz nach Anspruch 8 oder 9, dadurch
gekennzeichnet, daß er als Abbrandregler Eisenoxide
enthält.
11. Pyrotechnischer Satz nach einem der Ansprüche 1 bis 10,
dadurch gekennzeichnet, daß er als Abbrandregler
organische oder anorganische Salze der genannten Metalle
enthält.
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