DE19516818A1 - Gasentwickler-Zusammensetzungen - Google Patents
Gasentwickler-ZusammensetzungenInfo
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- Feeding, Discharge, Calcimining, Fusing, And Gas-Generation Devices (AREA)
Description
Die vorliegende Erfindung betrifft eine Gasentwickler-Zu
sammensetzung, die eingesetzt wird in einer Gas erzeugenden
Vorrichtung zum Aufblasen eines Airbags.
Airbags werden häufig in Kraftfahrzeugen eingesetzt, um die
Kraftfahrzeuginsassen im Falle eines Zusammenstoßes zu
schützen. Sofern das Kraftfahrzeug mit einem Airbag ver
sehen ist, ist dieser Airbag häufig am Lenkrad in der Fahr
gastzelle angebracht. Beim Einsatz wird Gas erzeugt, das
einen Beutel aufbläst, der sich zwischen dem Lenkrad und dem
Fahrer befindet. Typische Gasentwickler-Zusammensetzungen
für einen solchen Airbag enthalten hauptsächlich Natriumazid
und verschiedene Oxidationsmittel als wesentliche chemische
Bestandteile. Beim Abbrennen erzeugen diese Substanzen gas
förmigen Stickstoff, welcher den Airbag aufbläst. Die zum
Aufblasen des Airbags benutzte besondere Vorrichtung wird
als Gasentwickler-Behälter bezeichnet.
Weil bei der Verbrennung von Natriumazid sauberer, gasförmi
ger Stickstoff erzeugt wird, ist Natriumazid eine häufig
eingesetzte chemische Substanz in Gasentwickler-Zusammen
setzungen geworden. Jedoch ist nachteilig, daß Natriumazid
hochtoxisch ist und leicht instabile flüchtige Substanzen
bildet, wenn Natriumazid mit Säuren oder Schwermetallen zu
sammenkommt. Demzufolge müssen bei der Handhabung von Na
triumazid besondere Vorsichtsmaßnahmen ergriffen werden,
sowohl bei der Herstellung von Natriumazid wie bei dessen
Aufarbeitung, nachdem es als Gasentwickler gedient hat.
Darüber hinaus erzeugen Gasentwickler-Zusammensetzungen, die
Natriumazid als wesentliche chemische Substanz enthalten,
große Mengen an korrosiven Rückständen, wie etwa Natrium
und Natriumverbindungen. Diese Substanzen sollen zweckmä
ßigerweise neutralisiert werden, bevor sie einer Beseitigung
zugeführt werden.
Um diese Schwierigkeiten zu vermeiden, sind Anstrengungen
unternommen worden, Gasentwickler zu entwickeln, die kein
Natriumazid enthalten. Beispielsweise wird mit der Japani
schen Patentpublikation Nr. 20 919,1983 ein Gasentwickler
beschrieben, der nachstehende drei Komponenten enthält:
(I) als Oxidationsmittel 78 bis 92 Gew.-% Alkalimetall- oder Erdalkalimetall-chlorat oder -perchlorat;
(II) 7,9 bis 17,2 Gew.-% Zelluloseacetat; und
(III) als Kohlenstoff-haltiges Verbrennungs-Regulierungs mittel 0,1 bis 0,8 Gew.-% Acetylenruß oder Graphit.
(I) als Oxidationsmittel 78 bis 92 Gew.-% Alkalimetall- oder Erdalkalimetall-chlorat oder -perchlorat;
(II) 7,9 bis 17,2 Gew.-% Zelluloseacetat; und
(III) als Kohlenstoff-haltiges Verbrennungs-Regulierungs mittel 0,1 bis 0,8 Gew.-% Acetylenruß oder Graphit.
Diese Sorte Gasentwickler erzeugt etwa 0,36 l/g Gas, das
unter typischen Bedingungen Wasserdampf, Kohlendioxid und
Sauerstoff enthält und im wesentlichen kein Kohlenmonoxid
aufweist.
Nachteilig an der in dem Dokument 20 919,1983 beschriebenen
Gasentwickler-Zusammensetzung ist deren sehr hohe Verbren
nungstemperatur. Wenn diese Zusammensetzung in einem Gas
entwickler-Behälter verbrennt, dann müssen die gebildeten
Gase sorgfältig gekühlt werden, um eine Entzündung des Air
bags zu verhindern. Folglich müssen in dem Gasentwickler-Be
hälter große Mengen Kühlmittel vorgesehen werden. Diese For
derung widerspricht Anstrengungen zur Entwicklung von Gas
entwickler-Behältern mit kleineren Abmessungen.
Als weitere Alternative wird in der Japanischen Patentpubli
kation Nr. 57 150/1982 ein Gasentwickler beschrieben, der
ähnlich zusammengesetzt ist, wie der Gasentwickler aus der
Druckschrift 20 919/1983, der jedoch Azodicarbonamid (das
nachstehend kurz als ADCA bezeichnet wird) und ein Halogen
sauerstoffsäure-Salz enthält.
Die in dem Dokument 57 150/1982 beschriebene Gasentwickler-
Zusammensetzung erzeugt ein großes Gasvolumen, ist jedoch
bei niedrigen Temperaturen nicht beständig.
Allgemein gilt, daß die Menge an in einem Gasentwickler-Be
hälter erforderlichem Gasentwickler vermindert werden kann,
durch Steigerung der Gasmenge, die von einer Gewichtseinheit
Gasentwickler-Zusammensetzung erzeugt wird. Dieser Vorschlag
zeigt den Weg auf zur Verringerung der Größe und des Gewich
tes von Gasentwickler-Behältern. Die derzeitigen Anstren
gungen zur Verringerung der Abmessungen und des Gewichtes
von Gasentwickler-Behältern haben jedoch aus diesem Vor
schlag noch nicht die optimalen Konsequenzen gezogen.
Ein wesentliches technisches Problem der vorliegenden Er
findung besteht darin, eine Gasentwickler-Zusammensetzung
bereitzustellen, die kein Natriumazid enthält, und bei deren
Verbrennung im wesentlichen kein toxisches Kohlenmonoxid er
zeugt wird.
Ein anderes, technisches Problem der vorliegenden Erfindung
besteht darin, eine Gasentwickler-Zusammensetzung bereit zu
stellen, die aus einer kleinen Menge Gasentwickler-Material
ein großes Gasvolumen erzeugen kann, um nicht nur die Menge
an erforderlichem Gasentwickler-Material vermindern zu kön
nen, sondern um auch die Abmessungen und das Gewicht eines
Gasentwickler-Behälters reduzieren zu können.
Ein weiteres technisches Problem der vorliegenden Erfindung
besteht darin, eine Gasentwickler-Zusammensetzung bereit zu
stellen, die eine niedrige Verbrennungstemperatur aufweist,
um den Anteil an erforderlichem Gasentwickler-Material noch
weiter zu vermindern, und um die Abmessungen und das Gewicht
des Gasentwickler-Behälters noch weiter zu reduzieren.
Die erfindungsgemäße Lösung des vorstehen genannten, der Er
findung zugrunde liegenden technischen Problems ist in den
Ansprüchen angegeben. Darüber hinaus wird die Erfindung
nachstehend im einzelnen mit Bezugnahme auf bevorzugte Aus
führungsformen erläutert.
In den Zeichnungen zeigt Fig. 1 anhand einer Querschnitts
darstellung einen Gasentwickler-Behälter, der eine Gasent
wickler-Zusammensetzung gemäß einer Ausführungsform der
vorliegenden Erfindung enthält.
Nachstehend werden bevorzugte Ausführungsformen der Erfin
dung erläutert.
Zuerst wird eine erfindungsgemäße Gasentwickler-Zusammen
setzung beschrieben, die als oxidierbare Substanz Hydrazo
dicarbonamid (das nachstehend kurz als HDCA bezeichnet wird)
und die als Oxidationsmittel ein Salz einer Sauerstoffsäure
enthält.
HDCA ist eine oxidierbare Verbindung, die besteht aus Koh
lenstoff, Stickstoff, Wasserstoff und Sauerstoff und die mit
der nachstehenden allgemeinen Formel (I) wiedergegeben wer
den kann:
Bei der Verbrennung von HDCA mit einem Oxidationsmittel wer
den große Mengen von Kohlendioxid, Wasserdampf, Stickstoff
und Sauerstoff gebildet. HDCA, das durch Anlagerung von Was
serstoff an ADCA erhalten wird, wird üblicherweise als
Schaumbildner oder als Zusatz zu Schaumbildnern verwendet.
Die geringe Toxizität von HDCA ermöglicht eine einfache
Handhabung; darüber hinaus ist HDCA weniger gefährlich als
Natriumazid. Weiterhin steht HDCA in einer Anzahl handelsüb
lich zugänglicher Produkte zur Verfügung. Es ist wichtig,
daß die HDCA-Produkte eine bestimmte Teilchenform und Teil
chengröße aufweisen, um die für einen Gasentwickler erfor
derlichen Verbrennungseigenschaften zu erzielen. Optimale
Verbrennungseigenschaften werden dann erzielt, wenn die
HDCA-Produkte eine Teilchengröße von 300 µm oder kleiner
aufweisen.
Befriedigende Oxidationseigenschaften werden dann erzielt,
wenn als Sauerstoffsäure-Salz die Salze von Halogensauer
stoffsäuren eingesetzt werden. Eine Sauerstoffsäure kann mit
der Formel HnXOm wiedergegeben werden, wobei H für Wasser
stoff steht, X für Halogen oder ein Metall steht und O für
Sauerstoff steht. Die gleiche Formel bezeichnet eine Halo
gensauerstoffsäure, wenn X für Halogen steht. Die gleiche
Formel bezeichnet eine Metallsauerstoffsäure, wenn X für
ein Metall steht. In diesem Zusammenhang können irgendwelche
bekannten Salze von Halogensauerstoffsäuren eingesetzt wer
den, beispielsweise die Salze von Halogensauerstoffsäuren
oder die Salze von Perhalogensäuren. Diese Salze werden
besonders bevorzugt, weil sie pro Gewichtseinheit große
Mengen an gasförmigem Sauerstoff freisetzen, eine hohe
thermische Beständigkeit aufweisen und in weitem Umfang zur
Verfügung stehen. Insbesondere werden die Alkalimetallsalze
von Halogensauerstoffsäuren bevorzugt, weil diese als Ver
brennungsrückstände Salze mit geringer Toxizität liefern.
Als solche Verbrennungsrückstände können beispielsweise
anfallen Kaliumchlorid (KCl), Natriumchlorid (NaCl) und
dergleichen. Zu geeigneten Alkalimetallsalzen von Halogen
sauerstoffsäuren gehören beispielsweise Natriumchlorat
(NaClO₃), Kaliumchlorat (KClO₃), Natriumbromat (NaBrO₃) und
Kaliumbromat (KaBrO₃). Zu Alkalimetallsalzen von Perhalogen
säuren gehören z. B. Natriumperchlorat (NaClO₄), Kalium
perchlorat (KClO₄), Natriumperbromat (NaBrO₄) und Kalium
perbromat (KBrO₄).
Als Oxidationsmittel kann eine einzige Verbindung oder eine
Mischung aus zwei oder mehr Verbindungen eingesetzt werden,
die ihrerseits aus den Salzen von Halogensauerstoffsäuren
ausgewählt werden. Optimale Verbrennungseigenschaften werden
dann erzielt, wenn die Salze der Halogensauerstoffsäuren
eine Teilchenform und eine Teilchengröße von 300 µm oder
kleiner aufweisen.
Bei der erfindungsgemäßen Gasentwickler-Zusammensetzung kann
das Verhältnis von HDCA zu Halogensauerstoffsäure-Salz in
einem Bereich ausgewählt werden, der eine adäquate Ent
zündung und Verbrennungsgeschwindigkeit gewährleistet.
Obwohl vorzugsweise vorgesehen ist, den Anteil an HDCA so
weit wie möglich zu erhöhen, um die gebildete Gasmenge zu
steigern, ist es wichtig darauf zu achten, daß eine bestimm
te ausgewählte Menge HDCA im Verlauf der Verbrennung nicht
nennenswerte Anteile an Kohlenmonoxid erzeugt.
Mit anderen Worten, der Anteil an HDCA soll so gewählt wer
den, daß im gebildeten Gas der Anteil an Kohlenmonoxid
5000 ppm oder weniger beträgt. Der maximale Anteil an HDCA,
der diese Bedingung erfüllt, ist kleiner als die theoreti
sche oder stöchiometrische Menge, die erforderlich ist, um
HDCA vollständig mit einem Halogensauerstoffsäure-Salz zu
oxidieren. Jedoch kann die Menge an HDCA variiert werden in
Abhängigkeit von der Art des verwendeten Oxidationsmittels.
Die untere Grenze des HDCA-Gehaltes in der Gasentwickler-Zu
sammensetzung ergibt sich aus der Beobachtung, daß bei nicht
ausreichenden Mengen an HDCA die Formung und die mechanische
Stabilität des Gasentwickler-Materials Schwierigkeiten be
reitet.
Unter Beachtung der vorstehenden Überlegungen soll der Ge
halt an HDCA zumeist 10 bis 45 Gew.-% ausmachen, und der
Gehalt an Halogensauerstoffsäure-Salz soll 90 bis 55 Gew.-%
ausmachen. Mehr bevorzugt soll der Gehalt an HDCA 25 bis
45 Gew.-% betragen, und der Gehalt an Halogensauerstoff
säure-Salz soll 75 bis 55 Gew.-% betragen, jeweils bezogen
auf das Gesamtgewicht der Gasentwickler-Zusammensetzung.
Sofern beispielsweise Kaliumperchlorat als Oxidationsmittel
eingesetzt wird, soll der Gehalt an HDCA 40 Gew.-% oder we
niger der Gasentwickler-Zusammensetzung ausmachen; dement
sprechend soll der Anteil an Kaliumperchlorat 60 Gew.-% oder
mehr der Gasentwickler-Zusammensetzung ausmachen. Zusätzlich
gilt, damit HDCA auch als wirksames Bindemittel dienen kann,
soll der Gehalt an HDCA vorzugsweise 10 Gew.-% oder mehr der
Gasentwickler-Zusammensetzung ausmachen.
Wie oben ausgeführt, bilden HDCA und das Halogensauer
stoffsäure-Salz die wesentlichen Bestandteile der erfin
dungsgemäßen Gasentwickler-Zusammensetzung. Sofern diese
beiden Verbindungen nicht die wesentlichen Bestandteile
bilden, besteht die Gefahr, daß die Gasentwickler-Zusam
mensetzung ein ausreichendes Gasvolumen nicht erzeugt.
Zusätzlich kann die Gasentwickler-Zusammensetzung ein an
organisches oder organisches Bindemittel enthalten, solang
dadurch die Wirksamkeit der Gasentwickler-Zusammensetzung
nicht beeinträchtigt wird. Sofern die Bindemittelkomponen
te selbst brennbar ist, muß der Anteil an Oxidationsmittel
entsprechend erhöht werden, so daß auch eine vollständige
Oxidation des Bindemittels erzielt wird. Weiterhin kann bei
Bedarf in die Gasentwickler-Zusammensetzung ein Verbren
nungs-Regulierungsmittel eingearbeitet werden, wie etwa
ein Metallpulver oder Ruß.
Damit die angestrebten Verbrennungseigenschaften erzielt
werden, soll die erfindungsgemäße Gasentwickler-Zusammen
setzung mit Hilfe üblicher Verfahren in eine geeignete Form
gebracht-werden, etwa in die Form von Körnchen (Granulat
teilchen), Pellets, Stäben oder strangförmigem Material
oder Scheiben oder tablettenförmigem Material.
Da eine gegebene Menge HDCA bei der Verbrennung eine klei
nere Wärmemenge erzeugt, als die gleiche Menge ADCA, be
steht ein Vorteil der vorliegenden Erfindung darin, daß die
Verbrennungstemperatur der Gasentwickler-Zusammensetzung
auf einem niedrigen Wert gehalten werden kann. Weil weiter
hin ein kleinerer HDCA-Gehalt eingehalten wird, als die
stöchiometrisch erforderliche Menge, die im Hinblick auf
den Gehalt an Halogensauerstoffsäure-Salz erforderlich ist,
wird die Bildung von toxischem Kohlenmonoxid verhindert.
Weil weiterhin derjenige Anteil an Halogensauerstoffsäure
salz, der für die Verbrennung von HDCA nicht benötigt wird,
unter den Verbrennungsbedingungen zersetzt wird, wird zu
sätzlicher gasförmiger Sauerstoff erzeugt. Dieser zusätz
liche Sauerstoffanteil erhöht die Gasmenge, die von einer
gegebenen Menge Gasentwickler-Zusammensetzung erzeugt wird.
Ein weiterer Vorteil der Anwendung von HDCA besteht darin,
daß HDCA-Partikel leicht gleiche und andere Partikel mit
einander binden, wenn aus der Gasentwickler-Zusammensetzung
Formkörper erzeugt werden.
Weil die erfindungsgemäße Gasentwickler-Zusammensetzung kein
Natriumazid enthält, ist diese erfindungsgemäße Zusammen
setzung leicht zu handhaben, und die Gefahr einer Bildung
korrosiver Rückstände wie etwa Natrium und Natriumverbin
dungen ist auf ein Minimum reduziert. Nach Entzündung und
Verbrennung unter Normalbedingungen erzeugt die erfindungs
gemäße Gasentwickler-Zusammensetzung angenähert 0,4 bis
0,55 l/g Gas, das im wesentlichen aus Wasserdampf, Kohlen
dioxid, Sauerstoff und Stickstoff besteht.
Nachstehend wird eine erfindungsgemäße Gasentwickler-Zusam
mensetzung beschrieben, die als oxidierbare Substanz HDCA
enthält, die als Oxidationsmittel ein Sauerstoffsäure-Salz
enthält, und die zusätzlich ein Flammen-Kühlmittel enthält,
um das gebildete Gas abzukühlen.
In diesem Falle wird vorzugsweise ein HDCA-Gehalt der Gas
entwickler-Zusammensetzung von 10 bis 42 Gew.-% vorgesehen,
obwohl diese nicht zwingend erforderlich ist. Noch weiter
bevorzugt soll der HDCA-Gehalt 15 bis 40 Gew.-% der Gasent
wickler-Zusammensetzung ausmachen. Sofern der HDCA-Gehalt
kleiner ist, als der angegebene Bereich, dann wird bei der
Verbrennung weniger Gas erzeugt, und die Bindung der Gas
entwickler-Formkörper ist herabgesetzt. Sofern der HDCA-Ge
halt größer ist, als der angebene Bereich, dann kann schäd
liches Kohlenmonoxid gebildet werden.
Das als Oxidationsmittel eingesetzte Sauerstoffsäure-Salz
kann ein Halogensauerstoffsäure-Salz, ein Nitrat oder ein
Metallsauerstoffsäure-Salz sein. Zusätzlich zu den oben
bereits genannten Alkalimetallsalzen von Halogensauerstoff
säuren wie etwa Kaliumchlorat, Kaliumperchlorat, Natrium
chlorat, Natriumperchlorat, Kaliumbromat, Kaliumperbromat,
Natriumbromat und Natriumperbromat können andere Metall
chlorate und -perchlorate eingesetzt werden, wie etwa
Silberperchlorat (AgCl₄), Silberchlorat (AgClO₃), Barium
perchlorat [Ba(ClO₄)₂], Bariumchlorat [Ba(ClO₃)₂], Calcium
perchlorat [Ca(ClO₄)₂], Kobaltperchlorat [Co(ClO₄)₂], Lithi
umperchlorat (LiClO₄), Magnesiumperchlorat [(Mg(ClO₄)₂] und
Zinnperchlorat [Sn(ClO₄)₂].
Zu geeigneten Nitraten gehören Kaliumnitrat (KNO₃), Natrium
nitrat (NaNO₃), Strontiumnitrat [Sr(NO₃)₂], Bariumnitrat
[Ba(NO₃)₂], Calciumnitrat [Ca(NO₃)₂] und Bleinitrat
[Pb(NO₃)₂]. Zu den Metallsauerstoffsäure-Salzen gehören
Kaliumpermaganat (KMnO₄), Natriumpermanganat (NaMnO₄),
Kaliumdichromat (K₂Cr₂O₇), Natriumdichromat (Na₂Cr₂O₇) und
Ammoniumdichromat (NH₄)₂Cr₂O₇ . Die vorstehend genannten
Sauerstoffsäure-Salze werden vorzugsweise eingesetzt, weil
sie bei Raumtemperatur beständig sind und weil sie handels
üblich leicht zugänglich sind.
Zu den vorzugsweise eingesetzten Sauerstoffsäure-Salzen ge
hören die Alkalimetallsalze der Halogensauerstoffsäuren wie
NaClO₄, NaClO₃₁ NaBrO₄, NaBrO₃, KClO₄, KClO₃, KBrO₄ und
KBrO₃. Diese Salze erzeugen pro Gewichtseinheit große Mengen
an gasförmigem Sauerstoff (O₂), weisen eine hohe thermische
Beständigkeit auf und sind leicht handelsüblich zugänglich.
Darüber hinaus bestehen die nach der Verbrennung dieser
Salze gebildeten Rückstände aus Kaliumchlorid (KCl) und
Natriumchlorid (NaCl); hierbei handelt es sich um Verbin
dungen, die eine vergleichsweise geringe Toxizität auf
weisen.
Die erfindungsgemäße Gasentwickler-Zusammensetzung soll als
Oxidationsmittel wenigstens eine Verbindung enthalten, die
aus den vorstehend genannten Sauerstoffsäure-Salzen ausge
wählt ist. Diese Verbindung soll in Form von Partikeln vor
liegen, die eine optimale Teilchenform und Teilchengröße
aufweisen, damit die angestrebten Verbrennungseigenschaften
erzielt werden.
Optimale Verbrennungseigenschaften werden dann erzielt, wenn
das teilchenförmige Oxidationsmittel eine Teilchengröße von
300 µm oder kleiner aufweist. Der Oxidationsmittel-Gehalt
der Gasentwickler-Zusammensetzung soll wenigstens 55 bis 87
Gew.-% betragen. Vorzugsweise ist ein Oxidationsmittel-Ge
halt von 60 bis 85 Gew.-% vorgesehen, bezogen auf das Ge
samtgewicht des Gasentwickler-Zusammensetzung. Wenn der An
teil an Oxidationsmittel weniger als 55 Gew.-% ausmacht,
dann kann toxisches Kohlenmonoxid gebildet werden. Sofern
andererseits der Oxidationsmittel-Gehalt mehr als 87 Gew.-%
ausmacht, dann wird die gebildete Gasmenge zu klein.
Das Flammen-Kühlmittel ist eine Verbindung, die unter den
Verbrennungsbedingungen endotherm zersetzt wird. Ein ge
eignetes Flammen-Kühlmittel kann aus nachstehenden Verbin
dungsgruppen ausgewählt werden, nämlich den Metallsulfat
hydraten, den Metallnitrat-hydraten, den Metallcarbonaten,
den Metallcarbonat-hydraten, den Metallhydroxiden und den
Metallhydroxid-hydraten, wobei das Metall jeweils ein Me
tall aus der III., IV., V. und VI. Gruppe des Perioden
systems der Elemente sein kann. Aus diesen Hydraten sind
bevorzugte Verbindungen die Metallsulfat-hydrate, die Me
tallnitrat-hydrate, die Metallcarbonate, die Metallcarbonat
hydrate, die Metallhydroxide und die Metallhydroxid-hydrate,
in denen das Metall ein Metall aus der III. Gruppe des Per
iodensystems der Elemente ist, einschließlich Aluminium
(Al), Magnesium (Mg) und Natrium (Na); ferner ein Metall
aus der IV. Gruppe des Periodensystems der Elemente ein
schließlich Calcium (Ca), Kupfer (Cu), Eisen (Fe), Kalium
(K), Mangan (Mn), Nickel (Ni) und Zink (Zn); ferner ein Me
tall aus der V. Gruppe des Periodensystems der Elemente ein
schließlich Zinn (Sn) und Strontium (Sr); und ferner ein
Metall aus der VI. Gruppe des Periodensystems der Elemente
einschließlich Barium (Ba). Weiterhin werden Verbindungen
auf der Basis von Al, Cu, Fe, Mn, Mg, Ni, Sn und Zn bevor
zugt eingesetzt, weil diese Verbindungen stabile Zerset
zungsprodukte bilden. Bei den Hydroxiden und Hydraten dieser
Elemente tritt eine höhere endotherme Reaktion auf, als bei
Verbindungen anderer Elemente; aus diesem Grunde werden als
Flammen-Kühlmittel vorzugsweise die Hydroxide und Hydrate
der vorstehend genannten Verbindungen eingesetzt.
Damit diese Ausführungsform einer erfindungsgemäßen Gasent
wickler-Zusammensetzung optimale Verbrennungseigenschaften
aufweist, soll das teilchenförmige Flammen-Kühlmittel eine
besondere Teilchenform und Teilchengröße aufweisen. Der
Gehalt an Flammen-Kühlmittel in der Gasentwickler-Zusammen
setzung soll wenigstens 3 bis 35 Gew.-% ausmachen und soll
vorzugsweise 5 bis 30 Gew.-% betragen, bezogen auf das Ge
samtgewicht der Gasentwickler-Zusammensetzung. Sofern der
Gehalt an Flammen-Kühlmittel weniger als 3 Gew.-% beträgt,
dann kann eine ausreichende Kühlwirkung nicht erzielt wer
den. Sofern andererseits der Gehalt an Flammen-Kühlmittel
mehr als 35 Gew.-% beträgt, dann wird die Verbrennungs
temperatur so weit abgesenkt, daß die Zusammensetzung für
den angestrebten Zweck nicht länger geeignet ist.
Bei der erfindungsgemäßen Gasentwickler-Zusammensetzung kann
das Verhältnis von HDCA zu Oxidationsmittel in einem weitem
Bereich ausgewählt werden, solange eine ausreichende Ent
zündbarkeit und Verbrennungsgeschwindigkeit gewährleistet
ist.
In diesem Zusammenhang soll das Verhältnis von HDCA-Gehalt
zu Oxidationsmittel-Gehalt wenigstens im Bereich von 10 : 90
zu 43 : 57 liegen; vorzugsweise liegt dieses Verhältnis im
Bereich von 15 : 84 bis 40 : 60. Sofern dieses Verhältnis
nicht innerhalb der oben angegebenen Bereiche liegt, etwa
dann, wenn der HDCA-Gehalt weniger als 10 : 90 ausmacht,
dann wird es schwierig, die Bestandteile zu einem formbe
ständigen Gasentwickler-Material zu formen. Sofern anderer
seits der HDCA-Gehalt mehr als 43 : 57 ausmacht, dann bildet
die erhaltene Zusammensetzung bei der Verbrennung schädli
ches Kohlenmonoxid und ist als Gasentwickler für die vorge
sehenen Anwendungen nicht geeignet.
Ein Vorteil der Zugabe eines Flammen-Kühlmittels zu der Gas
entwickler-Zusammensetzung besteht darin, daß eine solche
Zugabe die Verbrennungstemperatur des Gasentwicklers herab
setzt. Obwohl auch innerhalb des Gasentwickler-Behälters ein
Kühlmittel oder eine Kühleinrichtung vorgesehen werden kann,
um eine Entzündung des Airbags zu verhindern, kann durch
Herabsetzung der Verbrennungstemperatur des Gasentwicklers
die Menge des Kühlmittels oder die Abmessungen der Kühlein
richtung innerhalb des Gasentwickler-Behälters vermindert
werden. Auf diese Weise kann der Gasentwickler-Behälter
kleinere Abmessungen aufweisen und kompakter ausgebildet
sein.
Für Gasentwickler-Zusammensetzungen, die ausschließlich aus
HDCA und Oxidationsmittel bestehen, kann die optimale Ver
brennungstemperatur durch geeignete Auswahl des Verhält
nisses der Anteile dieser beiden Komponenten ausgewählt
werden. Zusätzlich kann die Verbrennungstemperatur herab
gesetzt werden durch Zugabe eines Flammen-Kühlmittels zu
diesen beiden Komponenten. Im letzteren Fall kann der Anteil
an HDCA-Komponente erhöht werden, um bei der Verbrennung
eine größere Gasmenge zu bilden.
Um die Menge an zusätzlichem Kühlmittel innerhalb des Gas
entwickler-Behälters möglichst gering zu halten und, oder
um die Abmessungen einer Kühleinrichtung innerhalb des Gas
entwickler-Behälters möglichst gering zu halten, soll
die Gasentwickler-Verbrennungstemperatur ungefähr im Bereich
von 1300 bis 1500°C liegen. Dementsprechend wird der Anteil
an Flammen-Kühlmittel so gewählt, damit die Verbrennungs
temperatur innerhalb dieses Bereiches liegt. Der Anteil an
Flammen-Kühlmittel macht vorzugsweise 3 bis 35 Gew.-% aus,
bezogen auf das Gesamtgewicht an HDCA, Oxidationsmittel und
Flammen-Kühlmittel. Sofern der Anteil an Flammen-Kühlmittel
weniger als 3 Gew.-% beträgt, dann wird eine ausreichende
Kühlwirkung nicht erzielt, was zu einem Anstieg der Ver
brennungstemperatur führt. Sofern andererseits der Anteil an
Flammen-Kühlmittel mehr als 35 Gew.-% beträgt, dann wird die
Verbrennungstemperatur bis auf einen Wert abgesenkt, bei
welchem die Verbrennungsgeschwindigkeit verzögert ist, so
daß es schwierig wird, den Gasentwickler innerhalb einer
angemessenen Zeitspanne abzubrennen, um die erforderliche
Gasmenge zu erzeugen.
Im Hinblick auf die oben dargelegten Überlegungen soll bei
dieser Ausführungsform einer erfindungsgemäßen Gasentwick
ler-Zusammensetzung der HDCA-Gehalt vorzugsweise 10 bis
42 Gew.-%, der Oxidationsmittel-Gehalt vorzugsweise 55 bis
87 Gew.-% und der Gehalt an Flammen-Kühlmittel vorzugsweise
3 bis 35 Gew.-% betragen, jeweils bezogen auf das Gesamtge
wicht der Zusammensetzung. Sofern die Anteile dieser drei
Komponenten nicht innerhalb der angegebenen Bereiche lie
gen, dann kann die Verbrennungstemperatur höher oder niedri
ger sein, als der optimale Bereich, ferner kann zu wenig
Gas erzeugt werden, ferner kann Kohlenmonoxid gebildet
werden, und ferner kann die erhaltene Zusammensetzung nicht
richtig abbrennen.
Der Gesamtgehalt an HDCA, an Oxidationsmittel und an Flam
mem-Kühlmittel soll so ausgewählt werden, daß diese drei
Komponenten zusammengenommen die Hauptbestandteile dieser
Ausführungsform einer erfindungsgemäßen Gasentwickler-Zusam
mensetzung bilden. Sofern diese drei Komponenten zusammen
genommen nicht die Hauptbestandteile der Gasentwickler-Zu
sammensetzung bilden, dann nimmt die Menge an erzeugtem Gas
ab.
Weiterhin kann der erfindungsgemäßen Gasentwickler-Zusammen
setzung eine Komponente zugesetzt werden, die als Bindemit
tel dient, um die Verarbeitbarkeit und Formung zu formbe
ständigem Gasentwickler-Material zu verbessern, solange die
Wirksamkeit des Gasentwicklers dadurch nicht beeinträchtigt
wird. Als Bindemittel kommen anorganische Materialien in
Betracht, wie etwa Natriumsilikat und Tonerde oder organi
sche Materialien, wie etwa Zellulose und Polyesterharze. Der
Bindemittelgehalt in der Gasentwickler-Zusammensetzung soll
nicht mehr als 10 Gew.-% betragen; eher ist ein geringerer
Bindemittelgehalt vorgesehen; vorzugsweise soll der Binde
mittelgehalt 5 Gew.-% oder weniger betragen. Sofern die
Bindemittelkomponente verbrennbar ist, muß mehr Oxidations
mittel zugesetzt werden, damit auch eine vollständige Oxi
dation des Bindemittels erreicht wird.
Weiterhin kann der Gasentwickler-Zusammensetzung ein Ver
brennungs-Regulierungsmittel zugesetzt werden, um die Ver
brennungsgeschwindigkeit richtig einzustellen. Als Verbren
nungs-Regulierungsmittel kommen Metallverbindungen in Be
tracht wie etwa Kupferoxid (CuO) oder Zinkoxid (ZnO); ferner
Metallpulver, wie etwa Aluminium (Al), Magnesium (Mg), oder
Bor (B); und ferner Kohlenstoffmaterialien wie etwa Ruß. Der
Gehalt an Verbrennungs-Regulierungsmittel soll nicht mehr
als 10 Gew.-% betragen; vorzugsweise ist ein Gehalt an Ver
brennungs-Regulierungsmittel von 5 Gew.-% oder weniger vor
gesehen.
Sofern die Anteile an Zusätzen einschließlich dem Bindemit
tel und dem Verbrennungs-Regulierungsmittel mehr als 10
Gew.-% ausmachen, dann nimmt die Menge an erzeugten Gas ab,
und die mechanische Festigkeit des Gasentwickler-Materials
ist herabgesetzt.
Das erfindungsgemäße Gasentwickler-Material kann erhalten
werden durch Abmessen und Vermischen vorgegebener Mengen von
HDCA, Oxidationsmittel, Flammen-Kühlmittel, Bindemittelkom
ponente und Verbrennungs-Regulierungsmittel, um ein einheit
liches Produkt zu erzeugen. Das Vermischen der Komponenten
kann nach üblichen Verfahren erfolgen, beispielsweise durch
Anwendung eines Mischers oder eines Naßmischers. Das erhal
tene Pulvergemisch oder die erhaltenen Körnchen werden zu
einem Material geformt, welches die angestrebten Verbren
nungseigenschaften gewährleistet. Das nach dem Vermischen
erhaltene Material wird mit Hilfe üblicher Verfahren ver
formt, wie etwa Strangpressen, um Formkörper in der Form von
Pellets, Stäben oder Strängen, Scheiben, Tabletten und der
gleichen zu erhalten. Bei beiden Typen der erfindungsgemäßen
Gasentwickler-Zusammensetzungen, nämlich bei der einen
Sorte, die HDCA, Oxidationsmittel und Flammen-Kühlmittel
enthält, wie bei der anderen Sorte, die lediglich HDCA und
Oxidationsmittel enthält, kann die Verbrennungstemperatur
relativ niedrig gehalten werden. Dementsprechend kann die
Menge an Kühlmittel vermindert und-oder die Abmessungen der
Kühleinrichtung reduziert werden, die innerhalb des Gasent
wickler-Behälters vorgesehen werden. Da weiterhin der Anteil
an Dampf enthaltendem Gas gesteigert wird, kann die Menge an
Gasentwickler vermindert werden, die in dem Gasentwickler-
Behälter benötigt wird. Dies ermöglicht eine kompaktere Bau
weise für den Gasentwickler-Behälter.
HDCA weist gute Bindungseigenschaften auf, wenn es unter
Druck, etwa durch Verpressen verformt wird. Weiterhin wird
beim Abbrennen des Gasentwicklers eine große Menge unschäd
liches Gas erzeugt, das im wesentlichen aus Wasserdampf,
Kohlendioxid, Sauerstoff und Stickstoff besteht. Unter nor
malen Betriebsbedingungen fallen ungefähr 0,4 bis 0,55 Liter
Gas pro Gramm Gasentwickler an. Es ist wichtig darauf hinzu
weisen, daß die Verbrennung des erfindungsgemäßen Gasent
wicklers praktisch kein toxisches Kohlenmonoxid liefert.
Das im Rahmen der vorliegenden Erfindung vorgesehene Flam
men-Kühlmittel hält die Verbrennungstemperatur auf einem
niedrigen Niveau wegen einer endothermen Zersetzungsreaktion
der als Flammen-Kühlmittel eingesetzten Substanz. Dies er
möglicht es, in der Gasentwickler-Zusammensetzung einen
größeren Anteil an HDCA-Brennstoff vorzusehen, und ermög
licht es weiterhin, aus einer gegebenen Menge Gasentwickler
ein größeres Gasvolumen zu erzeugen.
Da die erfindungsgemäße Gasentwickler-Zusammensetzung kein
giftiges Natriumazid enthält, kann diese Zusammensetzung
leicht gehandhabt werden, ohne Gefahr einer Bildung korro
dierender Rückstände wie etwa Natrium und Natriumverbin
dungen. Weiterhin weist der erfindungsgemäße Gasentwickler
eine anfängliche Zersetzungstemperatur auf, die höher liegt,
als bei üblichen Gasentwicklern. Diese Besonderheit von HDCA
verleiht eine ausgezeichnete thermische Beständigkeit und
eine niedrige Schlagempfindlichkeit, was wiederum die Hand
habung des erfindungsgemäßen Gasentwicklers erleichtert.
Die nachstehenden Beispiele und Vergleichsbeispiele dienen
zur weiteren Erläuterung der Erfindung.
Als Ausgangsmaterial dienen 300 g HDCA mit einer mittleren
Teilchengröße von 9,6 µm und 700 g Kaliumperchlorat mit
einer mittleren Teilchengröße von 17 µm. Diesen Komponenten
werden 60 g Wasser und 240 g Aceton zugesetzt. Die erhaltene
Mischung wird ungefähr 20 min lang in einem "SHINAGAWA"-
Mischer vermischt (hierbei handelt es sich um einen von
Kabushiki-Kaisha San-ei Seisakusho hergestellten Mischer
für kräftige, gewerbliche Anwendung). Die nach dem Vermi
schen erhaltene nasse Aufschlämmung wird durch ein 32-mesh
Netz oder Sieb (lichte Maschenweite 0,495 mm) aus Seide
gedrückt und getrocknet, wobei ein körnchenförmiges Gas
entwickler-Material erhalten wird, das eine Körnchengröße
von ungefähr 0,5 mm aufweist. Die getrockneten Körnchen
enthalten keine nennenswerten Anteile an Wasser oder Aceton.
In gleicher Weise wie in Beispiel 1 angegeben, wird körn
chenförmiges Gasentwickler-Material erzeugt, wobei jedoch
HDCA und Kaliumperchlorat in Anteilen eingesetzt werden, wie
aus der nachstehenden Tabelle 1 ersichtlich.
Entsprechend der Arbeitsweise nach Beispiel 1 wird körnchen
förmiges Gasentwickler-Material erzeugt, wobei jedoch Aus
gangsstoffe in Anteilen eingesetzt werden, wie das aus der
nachstehenden Tabelle 1 ersichtlich ist.
Das Ausgangsmaterial besteht aus nachstehenden Komponenten:
- - 15 Gew.-% Zelluloseacetat mit einem Acetylierungsgrad von 53% (dieses Material wird nachstehend als CA be zeichnet);
- - 6 Gew.-% Triacetin (dieses Material wird nachstehend als TA bezeichnet), das als Plastifizierungsmittel dient; und
- - 79 Gew.-% Kaliumperchlorat mit einer mittleren Teil chengröße von 17 µm (dieses Material wird nachstehend als KP bezeichnet).
Zu diesen Komponenten wird ein Lösungsmittelgemisch aus
Aceton und Methylalkohol hinzugefügt. Die erhaltene Mischung
wird sorgfältig vermischt, um eine chemische Knetmasse zu
erzeugen.
Diese Knetmasse wird daraufhin in einen Extruder überführt,
der eine Lochdüse mit einem Durchmesser von 4 mm aufweist;
die Knetmasse wird unter mechanischem Druck durch die Loch
düse gedrückt und zu Stäben bzw. Strängen stranggepreßt.
Die erhaltenen Stränge werden daraufhin zu 2 mm langen
Stücken zerhackt und getrocknet, wobei Gasentwickler-Pel
lets erhalten werden.
An den nach den Beispielen 1 bis 3 und den Vergleichsbei
spielen 1 bis 5 erhaltenen, körnchenförmigen oder pelleti
sierten Gasentwicklern wird die anfängliche Zersetzungstem
peratur bestimmt; dies erfolgt mit Hilfe eines Differenz-
Scanning-Kalorimeters. Weiterhin wird die Reibempfindlich
keit nach dem von der BAM empfohlenen Verfahren geprüft.
Bei der Ermittlung der Reibempfindlichkeit nach der BAM wird
die Probe auf ein aufgerauhtes Porzellanplättchen gegeben,
das auf dem Schlitten des Reibapparates fest eingespannt
wird. Auf die Probe wird ein zylindrischer Porzellanstift
mit kugeliger rauher Endfläche gesetzt, der in einer Spann
vorrichtung fest eingespannt ist und mittels eines Bela
stungsarmes durch verschiedene Gewichte belastet werden
kann. Das Porzellanplättchen führt unter dem Porzellanstift
eine Hin- und Her-Bewegung aus. Angegeben ist die niedrigste
Stiftbelastung in N (Newton), bei der unter 6 Versuchen min
destens einmal Entflammung, Knistern oder Explosion ein
tritt. Weiterhin wird die Schlagempfindlichkeit mit Hilfe
der Fallhammer-Prüfung nach dem Verfahren der BAM geprüft.
Bei diesen Prüfungen werden abgemessene Proben des Gasent
wicklers der Einwirkung verschiedener Fallgewichte ausge
setzt. Es werden die Fallhöhen bestimmt, bei denen die Probe
durch die übertragene Schlagenergie zur Zersetzung oder
Explosion kommt. Angegeben ist die niedrigste Fallhöhe in
cm, bei der unter 6 Versuchen mindestens einmal Zersetzung
oder Explosion eintritt. Wie dargelegt, erfolgen diese Prü
fungen jeweils nach genormten Verfahren zur Prüfung der
Eigenschaften von Explosivstoffen; vergleiche hierzu auch
die japanischen Prüfvorschriften JIS-K-4810. Die dabei
erhaltenen Ergebnisse sind in der nachstehenden Tabelle l
aufgeführt. In dieser Tabelle 1 wird Kaliumperchlorat durch
seine Formel KClO₄ wiedergegeben, und Kaliumchlorat wird
durch seine Formel KClO₃ wiedergeben.
Wie aus Tabelle 1 ersichtlich, weisen in diesen Prüfungen
die HDCA enthaltenden Gasentwickler eine anfängliche Ent
zündungs- oder Zersetzungstemperatur auf, die höher liegt,
als bei üblichen, ADCA enthaltenden Gasentwicklern. Weiter
hin weisen die HDCA enthaltenden Gasentwickler eine aus
gezeichnete thermische Beständigkeit auf. Weiterhin weisen
die HDCA enthaltenden Gasentwickler eine geringere Schlag
empfindlichkeit auf im Vergleich zu ADCA enthaltenden Gas
entwicklern oder üblichen Gasentwicklern gemäß Vergleichs
beispiel 5. Diese geringere Schlagempfindlichkeit erleich
tert die Handhabung der HDCA enthaltenden Gasentwickler.
Das körnchenförmige Gasentwickler-Material nach den Bei
spielen 1 bis 3 und nach den Vergleichsbeispielen 1 bis 5
wird mit Hilfe einer rotierenden Tablettiermaschine der
Preßverformung zugeführt, um pelletförmige Formkörper zu
erzeugen. Die Pellets werden daraufhin in je einen Gasent
wickler-Behälter eingeführt, wie er mit Fig. 1 dargestellt
ist. Es wird jeweils eine solche Menge Gasentwickler-Pellets
eingeführt, daß die unter Standardbedingungen erzeugte Gas
menge ungefähr 30 Liter beträgt. Wie aus Fig. 1 ersicht
lich, weist ein zylindrischer Gasentwickler-Behälter 1 eine
Zündkammer 2 auf, die im Zentrum des Behälters 1 angeordnet
ist, ferner eine Verbrennungskammer 3, die konzentrisch rund
um die Zündkammer 2 angeordnet ist, und ferner eine Kühlkam
mer 4, die ebenfalls konzentrisch rund um die Verbrennungs
kammer 3 angeordnet ist.
Innerhalb der Zündkammer 2 befinden sich eine Zündvorrich
tung 5 und ein Initialzünder 6. Durch Aktivierung der Zünd
vorrichtung 5 mit elektrischer Ladung wird der Initial
zünder 6 gezündet. Ein pelletförmiger Gasentwickler 7 be
findet sich in der Verbrennungskammer 3 und wird durch die
Flamme entzündet und abgebrannt, die von dem Initialzünder 6
erzeugt wird; beim Abbrand des Gasentwicklers 7 wird ein
Gas erzeugt, das Stickstoff und weitere Gase enthält. In
nerhalb der Verbrennungskammer 3 befindet sich weiterhin
ein Kühlfilter 8. Ein weiteres Kühlfilter 9 befindet sich in
der Kühlkammer 4. Diese Kühlfilter 8 und 9 dienen dazu, das
erzeugte Gas zu kühlen und feste Verbrennungsrückstände aus
dem Gas herauszufiltern und festzuhalten.
Zwischen der Zündkammer 2 und der Verbrennungskammer 3 ist
eine Wand 12 eingesetzt; zwischen der Verbrennungskammer 3
und der Kühlkammer 4 ist eine Wand 13 eingesetzt. Diese
Wände 13 und 14 sind mit einer Vielzahl Öffnungen oder Boh
rungen 10, 11 durchbrochen. Die Öffnungen 10 ermöglichen
eine Ausbreitung der vom Initialzünder 6 ausgehenden Flamme
in die Verbrennungskammer 3; und die Öffnungen 11 ermögli
chen einen Durchtritt des durch Abbrand des Gasentwicklers 7
gebildeten Gases aus der Verbrennungskammer 3 in die Kühl
kammer 4. Die Umfangswand 15 der Kühlkammer 4 weist Gas
auslässe 14 auf. Das in der Kühlkammer 4 abgekühlte Gas
tritt durch diese Gasauslässe 14 hindurch in einen - ledig
lich angedeuteten - Airbag 16 ein.
Im Falle eines Aufprallunfalls eines Kraftfahrzeugs wird ein
Signal erzeugt, das die Zündvorrichtung 5 aktiviert. Die Ak
tivierung der Zündvorrichtung 5 entzündet den Initialzünder
6. Die vom Initialzünder 6 ausgehende Flamme breitet sich
durch die Öffnungen 10 hindurch in die Verbrennungskammer 3
aus und entzündet dort den Gasentwickler 7. Beim Abbrand des
Gasentwicklers 7 wird Gas gebildet. Das gebildete Gas durch
strömt den Kühlfilter 8 und die Öffnungen 11 und tritt
schließlich durch die Gasauslässe 14 aus.
In diesem Falle ist der Gasentwickler-Behälter 1 an einen
60 Liter-Tank angeschlossen. Nach Betätigung des Gasentwick
le-Behälters wird die Temperatur des Gases gemessen, das
sich innerhalb dieses Tanks befindet ("Gastemperatur im
Tank"). Diese Messung erfolgt mit Hilfe eines Alumel/
Chromel-Thermoelementes, das einen Strangdurchmesser von
50 µm aufweist. Die dabei erhaltenen Ergebnisse sind in der
nachstehenden Tabelle 2 aufgeführt. Hierbei ist zu beachten,
daß die in Tabelle 2 aufgeführte Menge an erzeugtem Gas das
unter Standardbedingungen gemessene Gesamtvolumen an Kohlen
dioxid, Wasserdampf, Sauerstoff und Stickstoff ist, das beim
Abbrand von 1 g Gasentwickler erzeugt worden ist.
Die Ergebnisse der Vergleichsbeispiele 1 oder 4 bestätigen,
daß dann, wenn der Anteile an HDCA oder ADCA innerhalb der
Zusammensetzung den stöchiometrisch erforderlichen Anteil
übersteigt, eine nicht-ausreichende Menge Sauerstoff er
zeugt wird. In einem solchen Falle wird eine große Menge
Kohlenmonoxid erzeugt, was die Eignung dieser Gasentwick
ler-Zusammensetzung zum Aufblasen eines Airbags beeinträch
tigt. Die Ergebnisse der erfindungsgemäßen Beispiele 1 bis 3
bestätigen, daß der bevorzugte Bereich des HDCA-Gehaltes von
25 bis 45 Gew.-% reicht, und daß der bevorzugte Bereich an
Halogensauerstoffsäure-Salz von 75 bis 55 Gew.-% reicht,
jeweils bezogen auf das Gesamtgewicht des Gasentwicklers.
Weiterhin ergibt sich aus einem Vergleich zwischen dem er
findungsgemäßen Beispiel 1 mit dem Vergleichsbeispiel 2,
daß der HDCA enthaltende Gasentwickler ein größeres Gas
volumen erzeugt, wobei eine niedrigere Gastemperatur im
Tank auftritt, als beim Vergleichsbeispiel 2. Ferner er
zeugt der HDCA enthaltende Gasentwickler eine deutlich
größere Gasmenge und liefert eine niedrigere Gastempera
tur im Tank im Vergleich zu dem Gasentwickler nach dem Ver
gleichsbeispiel 5.
Die weiteren Beispiele und Vergleichsbeispiele dienen zur
weiteren Erläuterung erfindungsgemäßer Gasentwickler-Zu
sammensetzungen. Die nachstehend erläuterten Gasentwickler-
Zusammensetzungen enthalten zusätzlich ein Flammen-Kühl
mittel.
Auch in diesen Fällen wird für jeden Gasentwickler die an
fängliche Zersetzungstemperatur mit Hilfe eines Differenz-
Scanning-Kalorimeters bestimmt, um so die thermische Bestän
digkeit zu erfassen. Weiterhin wird die Reibempfindlichkeit
mit Hilfe der vorstehend im einzelnen erläuterten Prüfung
der Reibempfindlichkeit nach BAM geprüft. Die Schlagempfind
lichkeit wird mit Hilfe der Fallhammer-Prüfung nach BAM
untersucht. Hierbei handelt es sich um Standard-Verfahren
zur Prüfung der Eigenschaften von Explosivstoffen; ver
gleiche auch die japanischen Prüfvorschriften JIS-K-4810.
Aus diesen Untersuchungen ergeben sich die Handhabungsei
genschaften der geprüften Gasentwickler-Zusammensetzungen.
Das anfänglich in körniger Form erhaltene Gasentwickler-
Material wird durch Preßformung in einer rotierenden Tablet
tiermaschine zu Pellet-förmigem Gasentwickler-Material ver
formt. Die so erhaltenen Pellets werden in einen Gasent
wickler-Behälter 1 eingebracht, wie mit Fig. 1 dargestellt.
Mit Hilfe dieses Gasentwickler-Behälters 1 erfolgt die Zünd-
und Verbrennungsprüfung in der nachstehend angegebenen Art
und Weise.
Zuerst wird eine solche Menge Gasentwickler-Material in den
Gasentwickler-Behälter 1 nach Fig. 1 eingeführt, die unge
fähr 30 Liter Gas unter Standardverbrennungsbedingungen er
zeugt.
Der Gasentwickler-Behälter 1 ist an einen 60 Liter-Tank an
geschlossen. Mit Hilfe eines Alumel/Chromel-Thermoelementes,
das einen Strangdurchmesser von 50 µm aufweist, wird an dem
durch Betätigung des Gasentwickler-Behälter 1 erzeugten Gas
die "Gastemperatur im Tank" bestimmt. Weiterhin wird die
Konzentration an Kohlenmonoxid bestimmt, das in dem im Tank
befindlichen Gas enthalten ist. In den nachstehenden Tabel
len ist die Menge an gebildetem Gas angegeben als das unter
Normbedingungen bestimmte Gesamtvolumen an Kohlendioxid,
Wasserdampf, Sauerstoff und Stickstoff, die beim Abbrand von
1 g Gasentwickler erzeugt worden sind
Die nachstehend aufgeführten Komponenten werden in einem
"SHINAGAWA"-Mischer miteinander vermischt.
- - 250 g HDCA mit einer mittleren Teilchengröße von 9,6 µm,
- - 600 g Kaliumperchlorat mit einer mittleren Teilchen größe von 17 µm,
- - 150 g Aluminiumnitrat-hydrat,
- - 100 g Wasser, und
- - 200 g Aceton.
Nach dem Vermischen wird eine pastenförmige Masse erhalten,
die durch ein 32-mesh Netz oder Sieb (Maschenweite 0,495 mm)
aus Seide gedrückt wird und daraufhin getrocknet wird, um
ein körnchenförmiges Gasentwickler-Material zu erhalten mit
einer mittleren Korngröße von ungefähr 0,5 mm. An dem so er
haltenen Gasentwickler-Material werden die oben aufgeführten
Prüfungen zur Wirksamkeit und zur Verbrennung durchgeführt.
Die dabei erhaltenen Ergebnisse sind in den nachstehenden
Tabellen 3 und 5 aufgeführt.
Entsprechend dem Verfahren nach dem voranstehenden Beispiel
4 werden weitere Gasentwickler-Materialien erzeugt aus den
in den nachstehenden Tabellen 3 und 4 angegebenen Kompo
nenten in den dort angegebenen Anteilen. An den so erhalte
nen Gasentwickler-Materialien werden die Brauchbarkeit und
die Verbrennungseigenschaften entsprechend den vor stehend
genannten Untersuchungen geprüft. Die dabei erhaltenen Er
gebnisse sind in den Tabellen 3 bis 6 aufgeführt.
Entsprechend dem Verfahren nach dem vorangegangenen Bei
spiel 4 werden weitere Gasentwickler-Materialien herge
stellt aus den in Tabelle 4 aufgeführten Komponenten in den
dort angegebenen Anteilen. An den so erhaltenen Produkten
werden die Brauchbarkeit und die Verbrennungseigenschaften
entsprechend den vorangegangenen Untersuchungen geprüft.
Die dabei erhaltenen Ergebnisse sind in den Tabellen 4 bis
6 aufgeführt.
Die nachstehend aufgeführten Komponenten
- - 150 g CA,
- - 60 g TA,
- - 790 g KP mit einer mittleren Teilchengröße von 17 µm,
- - 480 g Aceton, und
- - 120 g Methylalkohol
werden in einen "WERNER"-Kneter (eine von Satake Kagaku
Kabushiki-Kaisha hergestellte und vertriebene Knetvorrich
tung für gewerbliche Anwendung) eingebracht und homogen mit
einander vermischt.
Die dabei erhaltene Knetmasse wird in einen vertikal ange
ordneten Extruder eingebracht, der eine Lochdüse mit einem
Durchmesser von 4 mm aufweist. Die Knetmasse wird unter
Druck durch die Düse gedrückt und zu Strängen stranggepreßt.
Die Stränge werden zu 2 mm langen Stücken zerhackt und ge
trocknet, um Pellet-förmiges Gasentwickler-Material zu bil
den. An diesen Pellets werden die oben genannten Untersu
chungen zur Brauchbarkeit und zum Verbrennungsverhalten
durchgeführt. Die dabei erhaltenen Ergebnisse sind in den
nachstehenden Tabellen 4 und 6 aufgeführt.
Wie aus den in Tabelle 4 aufgeführten Ergebnissen ersicht
lich, weist der aus CA, TA und KP bestehende Gasentwickler
nach Vergleichsbeispiel 8 wegen seiner hohen anfänglichen
Zersetzungstemperatur eine ausgezeichnete thermische Bestän
digkeit auf; jedoch weist dieser Gasentwickler bei Reibung
eine hohe Zündempfindlichkeit (Reibempfindlichkeit) auf,
weshalb dieses Material vorsichtig gehandhabt werden muß.
Der ADCA enthaltende Gasentwickler nach Vergleichsbeispiel 7
weist eine niedrige Reibempfindlichkeit auf; jedoch weist
dieses Material wegen seiner niedrigen anfänglichen Zerset
zungstemperatur eine schlechte thermische Beständigkeit auf.
Wie weiterhin aus den Tabellen 3 und 4 ersichtlich, weisen
die erfindungsgemäßen Gasentwickler-Zusammensetzungen nach
den Beispielen 4 bis 17 eine niedrige Reibempfindlichkeit
auf im Vergleich mit dem Gasentwickler nach Vergleichsbei
spiel 8. Weiterhin weist jeder Gasentwickler nach den Bei
spielen 4 bis 17 eine hohe anfängliche Zersetzungstemperatur
auf im Vergleich mit dem Gasentwickler nach Vergleichsbei
spiel 7. Demzufolge weisen die erfindungsgemäßen Gasentwick
ler überlegene Handhabungseigenschaften und eine ausgezeich
nete thermische Beständigkeit auf.
Die Tabelle 6 enthält die Ergebnisse der Verbrennungsver
suche. Danach erzeugt der Gasentwickler nach Vergleichs
beispiel 8 eine kleine Menge Gas bei einer hohen Gastempe
ratur. Der ADCA enthaltende Gasentwickler nach Vergleichs
beispiel 7 erzeugt ein großes Gasvolumen, und die Tempera
tur dieses Gases ist niedrig, im Vergleich zum Vergleichs
beispiel 8. Auch die Gasentwickler nach den Vergleichsbei
spielen 6 und 7 erzeugen vergleichsweise wenig Gas, jedoch
ist die Gastemperatur deutlich niedriger als beim Gasent
wickler nach Vergleichsbeispiel 8. Demgegenüber erzeugen
die erfindungsgemäßen Gasentwickler nach den Beispielen 4
bis 17 eine größere Gasmenge, und die Gastemperatur ist
deutlich niedriger, jeweils bezogen auf die Vergleichs
beispiele.
Wie aus den Tabellen 3 bis 6 ersichtlich, enthält jeder
erfindungsgemäße Gasentwickler nach den Beispielen 4 bis
17 ein Flammen-Kühlmittel, was nicht nur die erzeugte
Gasmenge erhöht, sondern was auch die Gastemperatur er
niedrigt, im Vergleich zu den Vergleichsbeispielen. Wie
aus Beispiel 12 ersichtlich, können diese Wirkungen mit
einer kleinen Menge Flammen-Kühlmittel erzielt werden.
Wie aus den Beispielen 13 und 14 ersichtlich, steigt bei
höheren Gehalten an Flammen-Kühlmittel die erzeugte Gas
menge an, und die Gastemperatur fällt weiter ab.
Die nachfolgenden Beispiele und Vergleichsbeispiele dienen
zur weiteren Erläuterung solcher Ausführungsformen der
Erfindung, die zusätzlich ein Verbrennungs-Regulierungs
mittel enthalten.
Zur Prüfung der Verbrennungsgeschwindigkeit wird aus körni
gem Gasentwickler-Material in einer Spezialform und mit
Hilfe einer hydraulisch betätigten Handpresse ein säulen
förmiger Körper geformt, mit einer Grundfläche von 5 × 8 mm
und mit einer Länge von 50 mm. Die Längs-Seitenflächen des
Körpers werden mit Epoxyharz überzogen, so daß eine Ver
brennung an diesen Flächen unterbunden ist. Von einer
Stirnfläche aus werden im Abstand zueinander in Längsrich
tung zwei Löcher in den Formkörper gebohrt; jedes Loch weist
einen Durchmesser von 0,5 mm auf. In jedes Loch wird ein
Schmelzdraht eingesetzt, um die Verbrennungszeit zu messen.
Dieser Formkörper wird daraufhin auf einer Plattform ange
ordnet. Ein Ni/Chrom-Draht wird unter einem Druck von
30 kg/cm² auf die andere Stirnfläche des Formkörpers ge
preßt. Mit Hilfe dieses Ni/Chrom-Drahtes wird der Form
körper entzündet. Wenn die Verbrennungsfront fortschreitet
und die Schmelzdrähte erreicht, schmelzen diese Schmelz
drähte. Der Zeitpunkt des Schmelzens der Schmelzdrähte wird
elektrisch gemessen. Aus dem Abstand zwischen dem Ni/Chrom-
Draht und diesen Schmelzdrähten, sowie aus der gemessenen
Zeitspanne zwischen Entzündung des Formkörpers und Durch
schmelzen der Schmelzdrähte kann die Verbrennungsgeschwin
digkeit errechnet werden.
Die nachstehend aufgeführten Komponenten
- - 200 g HDCA mit einer mittleren Teilchengröße von 9,6 µm,
- - 770 g KP mit einer mittleren Teilchengröße von 17 µm,
- - 30 g Bor mit einer mittleren Teilchengröße von 1 µm,
- - 100 g Wasser, und
- - 200 g Aceton
werden miteinander vermischt. Die erhaltene pastenförmige
Masse wird durch ein 32-mesh Sieb oder Netz (Maschenweite
0,495 mm) aus Seide gedrückt und getrocknet, wobei ein
körniges Gasentwickler-Material mit einer mittleren Teil
chengröße von ungefähr 0,5 mm erhalten wird. An diesem
Produkt werden die Untersuchungen zur Brauchbarkeit und zu
den Verbrennungseigenschaften durchgeführt. Die erhaltenen
Ergebnisse sind in den nachfolgenden Tabellen 7 und 9
aufgeführt.
Entsprechend dem Verfahren nach Beispiel 18 werden weitere
körnige Gasentwickler-Materialien erzeugt aus den in Ta
belle 7 angegebenen Komponenten in den dort aufgeführten
Anteilen.
Entsprechend dem Verfahren nach Beispiel 18 werden weitere
körnige Gasentwickler-Materialien erzeugt aus den in Ta
belle 7 aufgeführten Komponenten in den dort angegebenen
Anteilen.
An diesen Produkten werden die Brauchbarkeit und die Ver
brennungseigenschaften geprüft. Die dabei erhaltenen Er
gebnisse sind in den Tabellen 7 und 8 aufgeführt.
Mit diesen Beispielen und Vergleichsbeispielen werden die
Auswirkungen eines Zusatzes von Bor (B) als Verbrennungs-
Regulierungsmittel geprüft. Wie aus Tabelle 7 ersichtlich,
hat der Zusatz von Bor keine Auswirkungen auf die anfäng
liche Zersetzungstemperatur. Die thermische Beständigkeit
wird nicht beeinflußt. Wie aus den Beispielen 18 und 23
ersichtlich, nimmt bei höheren Borgehalten die mit der Fall
hammerprüfung ermittelte Schlagempfindlichkeit zu. Deshalb
weisen Produkte mit höherem Borgehalt eine höhere Zünd
empfindlichkeit auf, und solche Produkte müssen mit der
erforderlichen Vorsicht gehandhabt werden.
Wie weiterhin aus den Ergebnissen zu den Verbrennungseigen
schaften nach Tabelle 8 ersichtlich, weisen die Gasentwick
ler nach den Vergleichsbeispielen 9 und 10 eine niedrige
Verbrennungsgeschwindigkeit auf. In einem solchen Falle
muß die Schichtdicke der Gasentwickler-Pellets vermindert
werden, um innerhalb eines Gasentwickler-Behälters inner
halb einer vorgegebenen Zeitspanne eine vollständige Ver
brennung zu erreichen. Die verminderte Schichtdicke ver
ringert jedoch die mechanische Festigkeit dieser Gasent
wickler-Pellets, so daß Risse und Brüche in kleinere Stücke
auftreten werden, sofern der Gasentwickler-Behälter rauhen
Bedingungen ausgesetzt wird, etwa starken Schwingungen an
einem Kraftfahrzeug oder großen Temperaturunterschieden
während einer längeren Zeitspanne. Dies führt zu einem un
erwartet hohen Anstieg des Druckes innerhalb der Verbren
nungskammer des Gasentwickler-Behälters. Produkte nach den
Vergleichsbeispielen 9 und 10 sind weniger erwünscht, weil
eine hohe Verbrennungsgeschwindigkeit angestrebt wird.
Demgegenüber weisen die erfindungsgemäßen Gasentwickler-
Zusammensetzungen nach den Beispielen 18 bis 23 aus Ta
belle 8 wegen ihres Borgehalt es eine deutlich größere
Verbrennungsgeschwindigkeit auf. Deshalb können diese Gas
entwickler-Materialien in Form von Pellets mit größerer
Schichtdicke erzeugt werden; solche Pellets weisen eine
höhere mechanische Festigkeit auf. Eine Erhöhung der Ver
brennungsgeschwindigkeit wird bereits durch einen Borgehalt
von 0,1 Gew.-% erzielt. Höhere Borgehalte liefern eine Er
höhung der Verbrennungsgeschwindigkeit. Jedoch verursachen
höhere Borgehalte eine Verringerung der Gasbildung und einen
Anstieg der Gastemperatur im Tank. Deshalb wird vorzugsweise
ein Borgehalt von 0,5 bis 5 Gew.-% vorgesehen, bezogen auf
das Gesamtgewicht der Gasentwickler-Zusammensetzung.
Die Anwendung der erfindungsgemäßen Gasentwickler-Zusammen
setzungen ist als Treibmittel zum Aufblasen eines Airbags
erläutert worden. Für Fachleute ist ersichtlich, daß dar
über hinaus viele andere Anwendungsmöglichkeiten für die
vorliegende Erfindung bestehen. Insbesondere wird auf nach
stehende Anwendungsmöglichkeiten hingewiesen:
- (1) Anstelle der Einbringung in eine Airbag-Vorrichtung kann der erfindungsgemäße Gasentwickler auch zum Aufblasen einer Schwimmweste, eines Rettungsfloßes, eines Schlauchbootes, eines Rettungsfallschirms und dergleichen dienen;
- (2) das Gasentwickler-Material kann die Form von Pellets aufweisen mit C-förmigem Querschnitt oder kann in Form eines Rohres mit einer einzigen Bohrung oder mit mehreren Bohrungen ausgebildet sein, und der gleichen; und
- (3) der Gasentwickler-Behälter kann in Form eines schlan ken Zylinders ausgebildet sein, wobei des Gasentwick ler-Material in der Verbrennungskammer dieses Zylin ders enthalten ist.
Weiterhin dienen die angegebenen Beispiele und Ausfüh
rungsformen lediglich zur Erläuterung der Erfindung und
sollen deren Schutzumfang nicht einschränken; vielmehr
sind Abänderungen und Modifizierungen der beschriebenen
Ausführungen im Rahmen des Schutzumfanges der Patentan
sprüche und deren Äquivalente möglich. Die vorliegende
Erfindung soll auch solche Abänderungen und Modifizie
rungen einschließen.
Claims (19)
1. Gasentwickler-Zusammensetzung
mit einer oxidierbaren Substanz, bei deren Oxidation ein
Gas bestimmter Zusammensetzung gebildet wird, und
mit einem Oxidationsmittel zur Oxidation der oxidierbaren
Substanz,
dadurch gekennzeichnet, daß
dadurch gekennzeichnet, daß
- - die oxidierbare Substanz Hydrazodicarbonamid ist;
- - das Oxidationsmittel ein Salz einer Sauerstoffsäure ist;
wobei Hydrazodicarbonamid und das Sauerstoffsäure-Salz
den wesentlichen Bestandteil der Gasentwickler-Zusammen
setzung bilden; und
dieser wesentliche Bestandteil 10 bis 45 Gew.-% Hydrazo dicarbonamid und 90 bis 55 Gew.-% Sauerstoffsäure-Salz enthält, bezogen auf das Gesamtgewicht dieses wesent lichen Bestandteils.
dieser wesentliche Bestandteil 10 bis 45 Gew.-% Hydrazo dicarbonamid und 90 bis 55 Gew.-% Sauerstoffsäure-Salz enthält, bezogen auf das Gesamtgewicht dieses wesent lichen Bestandteils.
2. Gasentwickler-Zusammensetzung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Gasentwickler-Zusammensetzung enthält 25 bis 45
Gew.-% Hydrazodicarbonamid und 75 bis 55 Gew.-% Sauer
stoffsäure-Salz, jeweils bezogen auf das Gesamtgewicht
der Zusammensetzung.
3. Gasentwickler-Zusammensetzung nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß
das Sauerstoffsäure-Salz ein Salz einer Halogensauer
stoffsäure ist.
4. Gasentwickler-Zusammensetzung
gekennzeichnet durch einen Gehalt an:
- - Hydrazodicarbonamid, das als oxidierbare Substanz dient, bei deren Oxidation ein Gas bestimmter Zu sammensetzung gebildet wird;
- - einem Sauerstoffsäure-Salz, das als Oxidationsmittel dient, um die oxidierbare Substanz zu oxidieren; und
- - einem Flammen-Kühlmittel, enthaltend wenigstens eine der nachstehenden Verbindungen, nämlich ein Metall sulfat-hydrat, ein Metallnitrat-hydrat, ein Metall carbonat, ein Metallcarbonat-hydrat, ein Metall hydroxid oder ein Metallhydroxid-hydrat, wobei das Metall ein Metall aus der III., IV., V. oder VI. Gruppe des Periodensystems der Elemente ist.
5. Gasentwickler-Zusammensetzung nach einem der Ansprüche
1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, daß
das Hydrazodicarbonamid in Form von Teilchen vorliegt,
die eine Teilchengröße von 300 µm oder kleiner auf
weisen.
6. Gasentwickler-Zusammensetzung nach einem der Ansprüche
1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, daß
das Sauerstoffsäure-Salz in Form von Teilchen vorliegt,
die eine Teilchengröße von 300 µm oder kleiner aufwei
sen.
7. Gasentwickler-Zusammensetzung nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet, daß
das Sauerstoffsäure-Salz ein Halogensauerstoffsäure-
Salz, ein Nitrat oder ein Metallsauerstoffsäure-Salz
ist.
8. Gasentwickler-Zusammensetzung nach einem der Ansprüche
3 bis 7,
dadurch gekennzeichnet, daß
das Halogensauerstoffsäure-Salz wenigstens ein Halogen
sauerstoffsäure-Salz oder ein Perhalogensäure-Salz ist.
9. Gasentwickler-Zusammensetzung nach Anspruch 8,
dadurch gekennzeichnet, daß
das Halogensauerstoffsäure-Salz wenigstens ein Alkali
metallsalz einer Halogensauerstoffsäure oder ein Alkali
metallsalz einer Perhalogensäure ist.
10. Gasentwickler-Zusammensetzung nach Anspruch 9,
dadurch gekennzeichnet, daß
das Alkalimetallsalz der Halogensauerstoffsäure sein
kann Kaliumchlorat, Kaliumperchlorat, Natriumchlorat,
Natriumperchlorat, Kaliumbromat, Kaliumperbromat, Na
triumbromat oder Natriumperbromat.
11. Gasentwickler-Zusammensetzung nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet, daß
das Nitrat sein kann ein Alkalimetallsalz der Salpeter
säure oder ein Erdalkalimetallsalz der Salpetersäure.
12. Gasentwickler-Zusammensetzung nach Anspruch 7 oder 11,
dadurch gekennzeichnet, daß
das Nitrat sein kann Kaliumnitrat, Natriumnitrat,
Strontiumnitrat, Bariumnitrat und Calciumnitrat.
13. Gasentwickler-Zusammensetzung nach Anspruch 1 oder 4,
dadurch gekennzeichnet, daß
das Sauerstoffsäure-Salz sein kann ein Alkalimetallsalz
einer Metallsauerstoffsäure.
14. Gasentwickler-Zusammensetzung,
gekennzeichnet durch einen Gehalt an:
- - Hydrazodicarbonamid, das als oxidierbare Substanz dient, bei deren Oxidation ein Gas bestimmter Zusam mensetzung erzeugt wird;
- - einem Sauerstoffsäure-Salz, das als Oxidationsmittel dient, um die oxidierbare Substanz zu oxidieren; und
- - einem Flammen-Kühlmittel, enthaltend wenigstens eine der nachstehenden Verbindungen, nämlich ein Metall hydroxid oder ein Metallhydroxid-hydrat, wobei das Metall ein Metall aus der III., IV., V. oder IV. Gruppe des Periodensystems der Elemente ist.
15. Gasentwickler-Zusammensetzung nach Anspruch 1, 4
oder 14,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Gasentwickler-Zusammensetzung zusätzlich ein Ver
brennungs-Regulierungsmittel enthält, nämlich wenigstens
ein Metallpulver, eine Metallverbindung oder ein Kohlen
stoffmaterial.
16. Gasentwickler-Zusammensetzung nach Anspruch 1, 4
oder 14,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Gasentwickler-Zusammensetzung zusätzlich wenigstens
ein Bindemittel enthält, nämlich ein organisches Binde
mittel oder ein anorganisches Bindemittel.
17. Gasentwickler-Zusammensetzung nach Anspruch 15,
dadurch gekennzeichnet, daß
das Verbrennungs-Regulierungsmittel pulverförmiges Bor
enthält.
18. Gasentwickler-Zusammensetzung nach Anspruch 15 oder 17,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Gasentwickler-Zusammensetzung 0,1 bis 5 Gew.-% Ver
brennungs-Regulierungsmittel enthält, bezogen auf das
Gesamtgewicht der Zusammensetzung.
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