DE19617538C1 - Gaserzeugendes, azidfreies Stoffgemisch - Google Patents
Gaserzeugendes, azidfreies StoffgemischInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Stoffgemisch zur pyrotechnischen
Erzeugung von Gasen, insbesondere von Treibgasen für Insas
senschutzvorrichtungen in Kraftfahrzeugen, wie z. B. für Fah
rer-, Beifahrer- und/oder Seitenaufprall-Airbagsysteme.
Ein solches Stoffgemisch ist beispielsweise aus der
DE 44 23 088 A1 bekannt.
Passive Sicherheitseinrichtungen für Kraftfahrzeuge, wie
beispielsweise Airbagsysteme, dienen dazu, im Falle einer
Kollision des Fahrzeuges die Fahrzeuginsassen vor Verletzun
gen zu schützen. Hierzu enthält ein Gaserzeuger in einem
Brennraum ein gaserzeugendes Stoffgemisch in Form von Tab
letten, Pellets oder Granulat, das nach einer elektrischen
Aktivierung ein Treibgas erzeugt, das seinerseits einen Gas
sack aufbläst, wodurch vermieden wird, daß der Fahrzeugin
sasse beispielsweise auf die Windschutzscheibe, das Lenkrad
oder das Armaturenbrett aufschlägt.
Als gaserzeugende Stoffgemische sind verschiedene Stoffge
mische bekannt. So wird beispielsweise Natriumazid als gas
liefernde Hauptkomponente, Kaliumnitrat als Oxidator und
Siliziumdioxid eingesetzt, wobei das Siliziumdioxid die bei
der Reaktion des Azids mit dem Nitrat gebildeten Stoffe Na
trium und Kalium als Schlacke bindet. Ein wesentlicher Nach
teil der Verwendung von natriumazidhaltigen Treibstoffen
liegt in deren hohen Toxizität, was besondere Maßnahmen
unter anderem bei der Herstellung, dem Transport und der
Entsorgung erfordert. Nachteilig sind auch die stark alka
lisch reagierenden Verbrennungsrückstände, die eine Ver
ätzungsgefahr hervorrufen können.
Ferner sind gaserzeugende Nassen bekannt, die aus einem
Alkalimetallazid und einem Metalloxid, meist aus Eisenoxid,
bestehen (vgl. DE 24 59 667 A1). Diese bekannten Stoffge
mische weisen jedoch zudem eine geringe Abbrandgeschwindig
keit und eine schlechte Anzündwilligkeit auf.
Weiterhin ist aus der DE 43 17 727 A1 die Verwendung eines
Stoffgemisches aus Nitrozellulose und Nitroglyzerin bekannt.
Solche Treibstoffgemische auf der Basis von Nitrozellulose
weisen eine schlechte Temperaturstabilität auf, mit der Fol
ge einer begrenzten Lebensdauer und der Unmöglichkeit diesen
Stoff zu recyceln. Darüber hinaus enthalten diese Treib
stoffgemische Schwermetallsalze als Abbrandregler, was zu
sätzlich die Entsorgung erschwert. Von größtem Nachteil
dagegen sind die beim Abbrand entstehenden enormen Mengen an
Kohlenstoffmonoxid.
Nun sind in den letzten Jahren natriumazidfreie Treibstoff
mischungen vorgeschlagen worden (siehe beispielsweise
US 4,948,439), die als Hauptkomponente stickstoffreiche
organische Verbindungen wie Tetrazole bzw. Tetrazolderivate
oder Tetrazolate enthalten. Solche stickstoffhaltigen, orga
nischen Treibstoffgemische weisen dagegen den Nachteil auf,
daß bei der Verbrennung neben Kohlenstoffmonoxid in be
trächtlichen Mengen auch nitrose Gase NOX freigesetzt wer
den, so daß die Gefahr einer kombinierten Vergiftung nicht
ausgeschlossen werden kann.
Die Druckschrift US 3,880,595 offenbart Stoffgemische, die
auf einer stickstoffreien organischen Verbindung, wie zum
Beispiel Zitronensäure, basieren. Der Nachteil dieser Treib
stoffe liegt in deren niedrigen thermischen Stabilität und
deren hohen Hygroskopizität sowie in der schlechten Verar
beitbarkeit, insbesondere die nur unter großen Schwierig
keiten durchzuführende Verpressung zu Tabletten bzw. Pel
lets.
Die US 3,839,105 beschreibt ein aushärtbares Treibmittel auf
der Basis verbrennbarer Kunststoffe und hauptsächlich Ammo
niumperchlorat (ähnlich Raketentreibstoffen), dem Oxalyldi
hydrazid als Kühlmittel zugesetzt wird. Die Verwendung der
genannten Stoffkombination ist zwingend. Es lassen sich zwar
auch Kombinationen mit niedrigen Verbrennungstemperaturen
herstellen, diese sind jedoch generell stark sauerstoff
unterbilanziert, was zur Bildung hoher Mengen an giftigem
Kohlenmonoxid beim Abbrand führt.
Die Verwendung von Ammoniumperchlorat erzeugt zudem zu hohe
Anteile an toxischem und korrosivem Chlorwasserstoff. Beides
ist in höchstem Maße unerwünscht und für die Verwendung in
Fahrzeuginsassenschutzsystemen (Airbag) unzulässig.
Nachteilig bei den in der US 5,035,757 beschriebenen gaser
zeugenden Gemischen ist die generelle Verwendung von 5-Ami
notetrazol (5-ATZ) als Brennstoff. 5-ATZ ist üblicherweise
mit einem Mol Kristallwasser (CH₃N₅ · H₂O) erhältlich, das
abhängig von der Umgebungstemperatur relativ leicht abgege
ben wird. Für den Einsatz in Airbag-Gasgeneratoren ergibt
sich hieraus eine Unsicherheitsstelle, so daß 5-ATZ grund
sätzlich in getrockneter Form (ohne Kristallwasser) einge
setzt werden muß. In dieser Form ist das Material jedoch
äußerst hygroskopisch und erfordert hohen zusätzlichen Auf
wand bei Herstellung, Verarbeitung und Montage zur Sicher
stellung der heute üblicherweise geforderten 15 Jahre
Lebensdauergarantie.
Bei den in der DE 42 09 878 A1 offenbarten Mischungen ist
wiederum die Verwendung von anorganischen Peroxiden nachtei
lig. Diese sind dafür bekannt, daß sie thermisch und che
misch nur mäßig stabil sind. Es ist zweifelhaft, ob mit die
sen Mischungen die hohen Anforderungen, wie sie an Airbag-
Gasgeneratoren gestellt werden (z. B. Temperaturlagerung über
400 h bei 105°C), erfüllt werden können.
Die DE 195 16 818 A1 betrifft eine Gasentwicklerzusammen
setzung, die als Hauptkomponenten Hydrazodicarbonamid als
Brennstoff und ein Sauerstoffsäuresalz als Oxidationsmittel
enthält. Ihr Gehalt an Hydrazodicarbonamid beträgt 10 bis
45 Gew.-%, und ihr Gehalt an Sauerstoffsäuresalz beträgt 90
bis 55 Gew.-%, jeweils bezogen auf das Gesamtgewicht dieser
Hauptkomponenten. Als Sauerstoffsäuresalz werden insbeson
dere die Alkalimetallsalze der Halogensauerstoffsäuren oder
der Perhalogensäuren und insbesondere Kaliumperchlorat vor
geschlagen. Es werden jedoch auch Nitrate, wie beispiels
weise Kaliumnitrat, Natriumnitrat, Strontiumnitrat, Barium
nitrat, Calciumnitrat und Bleinitrat genannt. Wegen der Be
schränkung auf Hydrazodicarbonamid als Brennstoff besitzt
die vorgeschlagene Gasentwicklerzusammensetzung jedoch eine
nur eingeschränkte Anwendbarkeit.
Die DE 44 35 790 A1 bezieht sich auf die Verwendung eines
Gasgeneratortreibstoffs, der mindestens ein Carbonat, Hydro
gencarbonat oder Nitrat von Guanidin, Aminoguanidin, Dia
minoguanidin oder Triaminoguanidin umfaßt. Der Treibstoff
zeigt jedoch eine unzureichende Lagerstabilität.
Die in der eingangs zitierten DE 44 23 088 A1 beschriebenen
Mischungen schließlich haben aufgrund der Verwendung stick
stofffreier Komponenten zwar den Vorteil, daß bei der Ver
brennung keine schädlichen Stickoxide (NOX) entstehen kön
nen, nachteilig sind jedoch die relativ hohen Verbrennungs
temperaturen (i.a. < 2100 K) sowie die Erzeugung großer Men
gen an nicht filtrierbaren Feinstaubpartikeln wie KCl (Kp.
1686 K, aus der Zersetzung von KClO₄), die unter den Reakti
onsbedingungen gasförmig entstehen und größtenteils erst
nach dem Ausströmen aus dem Gasgenerator kondensieren. Zudem
sind die molbezogenen Gasausbeuten relativ gering (ca.
16 Mol/kg).
Der Erfindung liegt demgegenüber die Aufgabe zugrunde, ein
gaserzeugendes, azidfreies Stoffgemisch bereitzustellen, das
aus ungiftigen Komponenten besteht, eine hohe thermische und
chemische Stabilität aufweist, gut verarbeitbar und nicht
hygroskopisch ist, eine ausreichende Abbrandgeschwindigkeit
sowie eine gute Anzündwilligkeit besitzt, wobei die Verbren
nungstemperaturen gegenüber bekannten gaserzeugenden
Mischungen merklich reduziert sind, der Anteil an gasförmig
erzeugten Feinstaubpartikeln geringer ist, ein gut filtrier
barer Verbrennungsrückstand erzeugt wird, die Treibgaszusam
mensetzung im wesentlichen unbedenklich ist, die Konzentra
tionen an Schadgasen wie CO, NOX im Treibgas möglichst
gering ist und die Ausgangsstoffe dabei möglichst preiswert
sind.
Diese komplexe Aufgabe wird auf ebenso einfache wie über
raschend wirkungsvolle Art mit einem Stoffgemisch der ein
gangs genannten Art dadurch gelöst, daß das Stoffgemisch
eine gaserzeugende Mischung umfaßt, die aus
- a) 10 bis 50 Gew.-% eines aus der Gruppe der Säure-Dihy drazide ausgewählten Brennstoffs und
- b) 50 bis 90 Gew.-% eines aus der Gruppe der Nitrate und Peroxide oder deren Mischungen ausgewählten anorganischen Oxidators besteht.
Diese Treibstoffkomponenten sind ungiftig und preiswert
sowie recyclingfähig und zudem sehr gut verarbeitbar. Ferner
wird mit diesem erfindungsgemäßen Stoffgemisch eine hohe Ab
brandgeschwindigkeit erzielt, wobei jedoch die Verbrennungs
rückstände ungiftig sind. Zudem weist das Treibgas selbst
nur einen minimalen Schadgasgehalt auf. Schließlich ist das
erfindungsgemäße Stoffgemisch schwermetallfrei und mit ge
ringen Herstellkosten zu fertigen.
Der erfindungsgemäße Stoffgemisch weist zudem eine hohe
thermische Stabilität und eine große Langzeitstabilität auf.
Die Ausgangsstoffe zur Erzeugung des erfindungsgemäßen
Stoffgemisches sind ungiftig und insbesondere frei von Azi
den und Schwermetallen. Die Verbrennungstemperaturen des
erfindungsgemäßen Gemisches sind typischerweise relativ nie
drig (unter 2000 K) und führen nicht zur Erzeugung von gif
tigen Treibgasen. Schließlich ist auch der Anteil an gasför
mig erzeugten Feinstaubpartikeln bei der Verwendung des
erfindungsgemäßen Stoffgemisches zur Erzeugung von Treib
gasen äußerst niedrig.
Eine vorteilhafte Weiterbildung des erfindungsgemäßen Stoffgemisches
kann zusätzlich zu der gaserzeugenden Mischung ein Metalloxid in einer Menge von bis 30 Gew.-%, vorzugs
weise zwischen 5 und 20 Gew.-% enthalten. Dieses Metalloxid dient zum
einen als Kühlmittel, zum anderen als ballistisches Additiv.
Als Metalloxid kann eine Auswahl aus den Gruppen Al₂O₃, B₂O₃, SiO₂, TiO₂,
MnO₂₁ CuO, Fe₂o₃ und ZnO getroffen werden oder eine Mischung derselben
verwendet werden.
Bevorzugt ist eine Ausführungsform des erfindungsgemäßen Stoffgemi
sches, bei dem als Brennstoff ein Stoff aus der Gruppe der Dihydrazide der
Kohlensäure, Oxalsäure, organischer Dicarbonsäuren oder eine Mischung aus
diesen eingesetzt wird.
Besonders bevorzugt wird als Brennstoff Oxalsäure-Dihydrazid eingesetzt.
Als anorganischer Oxidator wird jeweils ein Stoff aus der Gruppe Strontium
nitrat, Kaliumnitrat, Natriumnitrat oder eine Mischung aus diesen einge
setzt.
Besonders bevorzugt wird entweder ausschließlich Strontiumnitrat oder ein
Gemisch aus Strontiumnitrat und Kaliumnitrat oder aus Strontiumnitrat mit
Natriumnitrat als anorganischer Oxidator eingesetzt.
Weitere Vorteile der Erfindung ergeben sich aus der Beschreibung und den
Zeichnungen. Ebenso können die vorstehend genannten und die noch wei
ter aufgeführten Merkmale erfindungsgemäß jeweils einzeln für sich oder
zu mehreren in beliebigen Kombinationen Verwendung finden. Die gezeig
ten und beschriebenen Ausführungsformen sind nicht als abschließende
Aufzählung zu verstehen, sondern haben vielmehr beispielhaften Charakter
für die Schilderung der Erfindung.
Die Erfindung ist in den Zeichnungen dargestellt und wird anhand von Aus
führungsbeispielen näher erläutert. Es zeigen:
Fig. 1 ein Diagramm eines thermischen Langzelt-Stabilitätstests eines erfin
dungsgemäßen Stoffgemisches;
Fig. 2 ein Diagramm eines Hygroskopizitätstests des erfindungsgemäßen
Stoffgemisches aus Fig. 1 bei unterschiedlichen relativen Luftfeuch
tigkeiten; und
Fig. 3 eine vergleichende Tabelle mit Eigenschaften erfindungsgemäßer
Stoffgemische nach Ausführungsbeispiel 3 und 4 in Gegenüberstel
lung zu den Eigenschaften eines aus der DE 44 23 088 A1 bekannten
Treibstoffgemisches.
Gemäß einem ersten Ausführungsbeispiel kann das erfindungsgemäße Stoff
gemisch aus 30 Gew.-% Oxalsäuredihydrazid als Brennstoff und aus 70 Gew.-%
Strontiumnitrat als anorganischem Oxidator bestehen.
Bei einem zweiten Ausführungsbeispiel kann das erfindungsgemäße
Stoffgemisch 32 Gew.-% Oxalsäuredihydrazid als Brennstoff, 63 Gew.-%
Strontiumnitrat als anorganischem Oxidator und zusätzlich 5 Gew.-% Eisen
(III)-Oxid als Kühlreagenz, welches die Abbrandtemperatur herabsetzt, auf
weisen.
Bei einem dritten Ausführungsbeispiel enthält das erfindungsgemäße Stoff
gemisch 30 Gew.-% Oxalsäuredihydrazid als Brennstoff sowie ein Gemisch
aus 65 Gew.-% Strontiumnitrat und 5 Gew.-% Natriumnitrat als anorgani
schem Oxidator.
Allgemein kann das erfindungsgemäße Stoffgemisch 10 bis 50 Gew.-% eines
Brennstoffes aus der Gruppe der Säure-Dihydrazide
sowie entsprechend 90 bis 50 Gew.-% eines an
organischen Oxidators aus der Gruppe der Nitrate, Peroxide sowie deren Mi
schungen enthalten. Zusätzlich kann jeweils bis zu 30 Gew.-% eines Metall
oxides im erfindungsgemäßen Stoffgemisch enthalten sein.
Charakteristisch für die erfindungsgemäßen Mischungen ist einmal die Zu
sammensetzung, welche entweder ausbilanziert oder sauerstoffüberbilan
ziert ist, so daß schädliche Gasanteile wie Kohlenstoffmonoxid beim erzeug
ten Treibgas nur in geringsten Mengen auftreten. Für die Erzeugung von
Stickoxiden gilt das gleiche, da die erfindungsgemäßen Stoffmischungen re
lativ geringe Verbrennungstemperaturen (in der Regel unter 2000 K) aufwei
sen, so daß die Erzeugung von NOX minimal bleibt und die entsprechenden
Schadgase nur in für die Fahrzeuginsassen unbedenklichen Mengen gebildet
werden. Salzsäure und andere schädliche Gase entstehen beim Abbrand der
erfindungsgemäßen Stoffgemisch überhaupt nicht.
Weiterhin entsteht bei der Verbrennung des erfindungsgemäßen Stoffgemi
sches keine Emission von nicht-filtrierbaren, gasförmigen Feinstaubparti
keln, sondern die Verbrennungsrückstände fallen in kondensierter Form
(fest oder flüssig) an, und können somit durch mechanische Filtration zu
rückgehalten werden.
Als gemeinsame Eigenschaft der oben beschriebenen erfindungsgemäßen
Stoffgemische ergibt sich schließlich eine hohe Mol-bezogene Gasausbeute,
eine geringe Hygroskopizität sowie eine hohe thermische und chemische
Langzeitstabilität.
In Fig. 1 ist ein Stabilitätstest (sogenannter Holland-Test) einer Stoffmi
schung gemäß dem oben beschriebenen dritten Ausführungsbeispiel bei ei
ner Temperatur von 110°C über eine Zeitdauer von mehr als 400 h gezeigt.
Zur Durchführung des Tests wurde das Stoffgemisch zunächst 8 h vorge
trocknet, so daß die leicht flüchtigen Anteile, wie sie beispielsweise durch
Oberflächenfeuchtigkeit der Pellets im Stoffgemisch entstehen, zu Beginn
der Langzeitmessung bereits entfernt waren. Wie der Meßkurve zu entneh
men ist, lag die Gewichtsabnahme des erfindungsgemäßen Stoffgemisches
nach 72 h unter 0,05%. Erst bei sehr langen Zeitdauern über 400 h in der
mit 110 °C beheizten Testkammer ergab sich eine Gewichtsabnahme von ca.
0,3%. Im Vergleich dazu liegt die Gewichtsabnahme von bekannten Stoffge
mischen bereits nach 72 h unter vergleichbaren Verhältnissen schon ca. bei
1%. Das erfindungsgemäße Stoffgemisch nach dem dritten Ausführungs
beispiel kann daher als besonders langzeitstabil bezeichnet werden.
In Fig. 2 sind die Ergebnisse eines Hygroskopizitätstests mit dem Stoffge
misch nach Ausführungsbeispiel 3 dargestellt. Die Kurve mit dem Bezugszei
chen 1 wurde bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von 45%, die Kurve mit
dem Bezugszeichen 2 bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von 55% aufge
nommen. Dabei ergab sich nach einer Meßdauer von über 140 h lediglich
eine Gewichtszunahme von etwa 0,05%.
Fig. 3 schließlich zeigt in tabellarischer Form eine Gegenüberstellung von Ei
genschaften des erfindungsgemäßen Stoffgemisches nach Ausführungsbeispiel 3
mit denen eines Stoffgemisches nach der oben zitierten DE 44 23 088
A1. Dabei zeigt sich, daß die Gasausbeute des erfindungsgemäßen Stoffgemisches
erheblich höher und die Verbrennungstemperaturen erheb
lich niedriger liegen. Der Anteil an verdampften Feststoffpartikeln (im
wesentlichen KCl und K₂Cl₂) liegt bei dem bekannten Stoffgemisch bei ca.
8,7% während bei dem erfindungsgemäßen Stoffgemisch überhaupt
keine verdampften Feststoffpartikel auftreten.
Claims (9)
1. Stoffgemisch zur pyrotechnischen Erzeugung von Gasen,
insbesondere von Treibgasen für Insassenschutzvorrichtungen
in Kraftfahrzeugen, dadurch gekennzeichnet, daß das Stoffge
misch eine gaserzeugende Mischung umfaßt, die aus
- a) 10 bis 50 Gew.-% eines aus der Gruppe der Säure-Dihydrazide ausgewählten Brennstoffs und
- b) 50 bis 90 Gew.-% eines aus der Gruppe der Nitrate und Peroxide oder deren Mischungen ausgewählten anorganischen Oxidators besteht.
2. Stoffgemisch nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
das Stoffgemisch zusätzlich zu der gaserzeugenden Mischung
bis zu 30 Gew.-% eines Metalloxids enthält.
3. Stoffgemisch nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß
das Metalloxid aus der aus Al₂O₃, B₂O₃, SiO₂, TiO₂, MnO₂,
CuO, Fe₂O₃, ZnO oder deren Mischungen bestehenden Gruppe
ausgewählt ist.
4. Stoffgemisch nach einem der Ansprüche 2 oder 3, dadurch
gekennzeichnet, daß das Metalloxid in einem Anteil von zwi
schen 5 und 20 Gew.-% enthalten ist.
5. Stoffgemisch nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß der Brennstoff aus der aus den
Dihydraziden von Kohlensäure, Oxalsäure, organischen Dicar
bonsäuren oder deren Mischungen bestehenden Gruppe ausge
wählt ist.
6. Stoffgemisch nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch
gekennzeichnet, daß der Brennstoff Oxalsäure-Dihydrazid
ist.
7. Stoffgemisch nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß der anorganische Oxidator aus
der aus Strontiumnitrat, Kaliumnitrat, Natriumnitrat oder
deren Mischungen bestehenden Gruppe ausgewählt ist.
8. Stoffgemisch nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß
der anorganische Oxidator Strontiumnitrat ist.
9. Stoffgemisch nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß
der anorganische Oxidator ein Gemisch aus Strontiumnitrat
mit Kaliumnitrat oder ein Gemisch aus Strontiumnitrat mit
Natriumnitrat ist.
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