-
Verfahren zur Darstellung von Reduktionsprodukten der Chinaalkaloide
und ihrer Derivate. Die Diazoniumverbindungen der Amino-5-Chinaalkaloide sind merkwürdigerweise
auch in saurer Lösung nicht beständig und gehen in Anhydride über. Beim Amino-5-Cuprein
ist dieser Vorgang durchsichtig, zwischen Phenol- und Diazogruppe erfolgt Wasserabspaltung.
Das gleiche Anhydrid entsteht aber auch aus den Amino-5-Cupreinäthern, und zwar
allmählich beim Stehen der sauren Lösung - kenntlich am Verschwinden des Kupplungsvermögens
- oder sofort beim Alkalischmachen dieser Lösungen; hierbei werden also schon in
der Kälte die Äther verseift, worauf Anhydridbildung eintritt.
-
Das in der vorbeschriebenen Weise gewonnene Anhydrid bildet glänzende,
goldgelbe, in der Hitze verpuffende, über Schwefelsäure bei LichtabschluB beständige
Blättchen oder Nädelchen; beim Erhitzen in schwefelsaurer Lösung mit oder ohne Zusatz
von Natriumsulfat, Kupfersulfat usw. wird es unter quantitativer Abgabe des Diazostickstoffes
und Ersatz dieses durch ein Wasserstoffatom wider Erwarten gleichzeitig in der sekundären
Alkoholgruppe zu einer Verbindung reduziert, die Cuprean genannt sei.
-
Durch Alkylierungen des so erhaltenen Phenoles mittels Diazomethan
oder anderer Alkylierungsmittel gewinnt man die Äther des Cupreans. Diese Äther
lassen sich auch unmittelbar aus den Amino-5-Cupreinälhern darstellen. Versetzt
man deren frisch bereitete, stark salzsaure, mit Kupferchlorür versetzte Diazoniumlösungen
in der Kälte mit Kupfcrpaste, so wird die Diazogruppe normalerweise durch Chlor
ersetzt, verrührt man aber die schwach schwefelsaure Diazoniumlösung bei o° sofort
mit Kupferpaste, so entweicht unter Reduktion der Diazogruppe lebhaft Stickstoff,
ferner wird die Alkoholgruppe reduziert, aber der Äther nicht verseift.
-
In gleicher Weise reagieren auch Aminc-5-Hydrocuprein sowie dessen
Äther und liefern Hydrocuprean bzw. dessen Äther.
-
Die im vorstehenden beschriebenen Verbindungen sind in therapeutischer
Hinsicht wichtig und sollen als Arzneimittel Verwendung finden.
-
Beispiele. i. Hydrocupreindiazo-5-anhydrid. 8,35 Teile 5-Aminohydrocuprein,
gelöst in t50 ccm I Schwefelsäure, werden bei o° mit 45,8 ccm 4 prozentigerNatri
umnitritlösung diazotiert, mit eiskalter Natronlauge alkalisch gemacht und mit Äther
ausgeschüttelt, der, getrocknet und mit - Tierkohle behandelt, das Anhydrid beim
Einengen fallen läBt. Es bildet bräunlichgelbe bis goldgelbe Blättchen, beim freiwilligen
Verdunsten des Äthers Nadeln, die schnell erhitzt verpuffen, langsam erhitzt sich
gegen iao ° dunkler färben, bei 143 bis 145 ° plötzlich tiefdunkelbraun werden und
in höherer Hitze allmählich verkohlen. (CI9 H22 02 N,, : C - 67,q 3, H - 6,56,N
- i6,57 Prozent ; gef. C - 67,52,H - 6,69,N -16,69 Prozent.) Es ist leicht löslich
in Säuren, Alkohol, Chloroform,
mäßig in Aceton und Benzol, schwer
in Essigester und Schwefelkohlenstoff, sehr schwer in Äther (1: 130o), unlöslich
in Wasser, Alkalien und Petroläther.
-
Bessere Ausbeuten entstehen, wenn man von den Äthern ausgeht, z. B.
to Teile 5-Aminohydrochinin gelöst in z75 ccm
Schwefelsäure werden bei o ° mit 53 ccm 4 prozentiger Natriumnitritiösung diazotiert
und sogleich oder nach längerem Stehen mit Natronlauge versetzt und mit Äther ausgeschüttelt.
Das Anhydrid weist die gleichen Eigenschaften und die gleiche Zusammensetzung, wie
vorhin beschrieben, auf. Die Ausbeute beträgt 72 bis 75 Prozent. . 2. Hydrocuprean.
-
Wird die saure Diazoniumlösung oder die Lösung des Diazoanhydrids
in io prozentiger Schwefelsäure auf 95° erhitzt, so erfolgt lebhafte Stickstoffentbindung.
Nach Zusatz von Soda wird mit reichlich Äther ausgeschüttelt, der Äther gewaschen,
getrocknet, mit Kohle entfärbt, eingedunstet und der Rückstand aus Chloroformäther
kristallisiert. Man erhält farblose, wenig ausgeprägte rechteckige Blätter oder
Tafeln, bei langsamer Abscheidung in Rosetten angeordnete, einseitig zugespitzte
Säulchen, von Schmp. 173'. (C19 H240 N,. ber. C - 76,99,H - 8, z6, N - 9,46
Prozent; gef. C - 76,99,H = 7,97,N - 9,64 Prozent.) Das Hydrocuprean ist sehr leicht
löslich in verdünnten Säuren, Alkalien, Alkohol, Chloroform, mäßig in Aceton, Schwefelkohlenstoff
und Essigester, kalt schwer, heiß reichlich löslich in Benzol, sehr schwer löslich
in Tetrachlorkohlenstoff, unlöslich in Wasser, Sodalösung und Petroläther. Aus verdünntem
Aceton kristallisiert die Base in derben Prismen mit einem Mol. Wasser, Schmp. 134°.
-
3. Äthylhydrocuprean.
-
Dieser Äther kann durch Äthylierung des Hydrocupreans oder auch unmittelbar
aus dem diazotierten Aminoäthylhydrocuprein erhalten werden.
-
a) io Teile Hydrocuprean gelöst in ioo ccm absolutem Alkohol, der
i,5 g Natrium enthält, werden mit 13,39 p-Toluolsulfonsäureäthylester einige Stunden
auf 6o' erwärmt, dann nochmals je die Hälfte Natriumäthylat und Sulfonester zugefügt
und weiter erwärmt. Nach Verdunsten des Alkohols wird der gebildete Äther in Äther
aufgenommen, der mit stark verdünnter Natronlauge gereinigt wird. Farbloses, zähes
Öl, das außer in Petroläther in allen organischen Lösungsmitteln, ferner in verdünnten
Säuren leicht löslich ist. (C21 H28 O N2 ber. C = 77,72,H - 8,70,
N = 8,64 Prozent; gef. C = 78,23,H = 8,86,N --- 8,84 Prozent.) b) io Teile 5-Aminoäthylhydrocuprein
gelöst in 170 ccm
Schwefelsäure werden bei o ° mit 50 ccm 4 prozentiger Natriumnitritlösung
diazotiert und dann sofort 5 kg Kupferpaste mit der Turbine zugerührt. Nach Zusatz
von Talkum wird abgesaugt, und das Filtrat nach dem Alkalischmachen mit Äther ausgeschüttelt.
Der Ätherrückstand wird mit Petroläther ausgekocht und Liessen Rückstand im Vakuum
vom Lösungsmittel völlig befreit (gef. C = 77,93, H ---_ 8.6o Prozent). Die Verseifung
dieses Äthers mit Salzsäure unter Druck liefert das Hydrocuprean vom Schmp.
173'.
-
4. Cuprean und Äthylcuprean.
-
3 Gewichtsteile 5-Aminocuprein werden in 33 Gewichtsteilen
Schwefelsäure und 6o Raumteilen Wasser gelöst, auf o° abgekühlt und unter Zusatz
von kleinen Eisstücken mit 16,9 Raumteilen 4 prozentiger Natriumnitritlösung diazotiert.
Nach Zusatz der Nitritlösung wird sofort mit Natronlauge unter Kühlung alkalisch
gemacht und mit reichlich Äther ausgeschüttelt. Durch Einengen der mit Natriumsulfat
getrockneten Lösung kann man das Cupreindiazoanhydrid abscheiden, zweckmäßig schüttelt
man aber die ätherische Lösung mit ioo Raumteilen Schwefelsäure aus, läßt diese
Lösung unter
.Kühren in ioo Raumteilen kochender halbe Stunde auf dem Wasserbade stehen.
Schwefelsäure eintropfen und noch eine Nach dem Erkalten übersättigt man mit Natriumcarbonat
und schüttelt mit viel Äther (etwa 125o Raumteilen) aus, wäscht, trocknet mit Natriumsulfat,
kocht eine halbe Stunde mit Kohle und engt das Filtrat bis auf einen geringen Rest
ein. Das Cuprean kristallisiert sodann aus.
-
Nach dem Umkristallisieren aus Benzol bildet es kleine, derbe, farblose,
in Drusen gruppierte Nädelchen vom F. P. 2o6°. Das Cuprean ist leicht löslich in
Natronlauge, Säuren, Alkoholen und Chloroform, schwer löslich in Aceton, Äther und
Benzol, unlöslich in Wasser, Sodalösung und Petroläther. Die Lösung der Verbindung
fluoresziert nicht, sie gibt die Thalleiochinprobe nur angedeutet, wird aber von
Permanganat in schwefelsaurer Lösung sofort angegriffen.
in absolutem Alkohol (c =1,o144 -!- 82,8°).
-
i Gewichtsteil Cuprean wird in 5 Raumteilen teilen Diäthylsulfat versetzt
und bei Zimmer-
Kaliumhydroxyd gelöst, mit 0,78 Gewichtstemperatur dauernd gerührt. Nach
einer Stunde gibt man erneut Kaliumhydroxyd und Diäthylsulfat
zu
und erwärmt nun auf 6o bis 70°. Die Lösung soll alkalisch bleiben. Man kühlt alsdann
ab, verdünnt mit Wasser, setzt to Raumteile Natronlauge zu und äthert aus. Die Ätherlösung
wird mit Natriumsulfat getrocknet und abdestilliert und der Rückstand mit Petroläther
(von 6o bis 70' Siedepunkt) mehrmals bei Siedetemperatur extrahiert. Die
Auszüge werden unter Zusatz von Kohle eine halbe Stunde gekocht und das Filtrat
eingeengt. Nach nochmaligem Aufnehmen mit Äther und Eindampfen erhält man Äthylcuprean
als Öl. Es ist in allen gebräuchlichen organischen Lösungsmitteln sehr leicht löslich,
unlöslich in Wasser und Alkalien und zeigt in salpetersäurehaltigem Wasser grünblaue
Fluoreszenz. Die Thalleiochinprobe ist stark positiv, gegen Permanganat ist es unbeständig.
a
in absolutem Alkohol (c=0,8050) ,'- 66,5'.