DE3732896A1 - Verfahren zur eliminierung von ammonium und phosphat aus abwasser und prozesswasser - Google Patents
Verfahren zur eliminierung von ammonium und phosphat aus abwasser und prozesswasserInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Eliminierung von Am
monium und Phosphat aus Abwasser aus Prozeßwasser in der in
dustriellen Produktion.
In kommunalen, gewerblichen und industriellen Abwässern sind
neben der Verschmutzung mit organischen Stoffen die Ionen Am
monium, Phosphat und Magnesium enthalten (dazu weitere Ionen
wie Natrium, Calcium, Chlorid, Sulfat, Nitrat und andere).
Zur Reinigung des Abwassers von organischen Stoffen werden
allgemein Verfahren der biologischen Reinigung eingesetzt.
Dazu ist die Anwesenheit von Nährstoffen notwendig. Die wich
tigsten Nährstoffe sind Stickstoff- und Phosphorverbindungen.
Gebundener Stickstoff liegt in den ungereinigten kommunalen
Abwässern sowie in manchen Industrieabwässern vornehmlich in
der Form des Ammonium vor, ein Teil auch in Form von organi
schen Stickstoffverbindungen wie Harnstoff und Protein sowie
dessen Abbauverbindungen. In einem ersten Zersetzungsschritt
werden Harnstoff und manche Proteinverbindungen hydrolytisch
gespalten, wobei weiteres Ammonium entsteht.
Phosphor liegt im Abwasser sowohl als ortho-Phosphat als auch
als poly-Phosphat und organisches Phosphat vor.
Die Verbindungen der letzteren beiden Klassen zersetzen sich
im Laufe der Prozesse der Abwasserreinigung zu ortho-Phos
phat.
Die genannten Nährstoffe Stickstoff und Phosphor sind zu den
Prozessen der aeroben Abwasserreinigung etwa im Verhältnis
C : N : P wie 100 : 7 : 1 erforderlich. Meist ist in kommuna
lem Abwasser die Konzentration der beiden Nährstoffe N und P
wesentlich höher, als dem genannten Verhältnis entspricht,
z. B. etwa 100 : 30 : 5. Dies trifft auch auf manche indu
striellen und gewerblichen Abwässer zu.
Die Folge ist, daß durch eine biologische Reinigung zwar die
organischen Stoffe weitgehend eliminiert werden (zu CO2 und
H2O abgebaut), jedoch noch große Mengen an Ammonium und Phos
phat im Abwasser verbleiben.
Wenn diese biologisch gereinigten Abwässer in die Gewässer
entlassen werden (was bisher allgemein üblich war), dann ver
ursachen die überschüssigen Nährstoffe N und P eine sog. Se
kundärverschmutzung der Gewässer. Es entsteht neue organische
Substanz (zunächst in Form von Algen, Glucose und niederen
organischen Verbindungen).
Daher ist es bereits seit längerer Zeit Forderung der Fach
leute, seit kurzem auch der Wasserbehörden, den Gehalt an den
Nährstoffen N und P im biologisch gereinigten Abwasser zu re
duzieren.
Zur Reduzierung des Gehaltes an Stickstoffverbindungen im Ab
wasser sind Verfahren der Nitrifizierung mit anschließender
Denitrifizierung bekannt und in Anwendung. Dazu werden die
organischen Stickstoffverbindungen weitgehend zu Ammonium ab
gebaut. Dieses Ammonium wird zusammen mit dem bereits im Roh
wasser vorliegenden Ammonium durch Energiezufuhr (Belüftung)
bakteriell zu Nitrat oxidiert (Nitrifizierung), welches an
schließend in Abwesenheit von Luftsauerstoff zu elementarem
Stickstoff oder Distickstoffmonoxid reduziert wird. Diese
Verbindungen treten als Gase aus dem Abwasser aus.
Das zweistufige Verfahren der Nitrifizierung - Denitrifizie
rung ist sehr aufwendig. Es ist überdies im Hinblick auf die
Rohstoffsituation nicht zu befürworten, denn die Industrie
staaten machen große Anstrengungen, um aus Luftstickstoff Am
moniak herzustellen (HABER-BOSCH-VERFAHREN), das vor allem zu
Düngesalzen benötigt wird. Pro Jahr werden in den Industrie
ländern ungefähr 50 Millionen Tonnen Ammoniak aus Luftstick
stoff hergestellt und zu Stickstoffdünger verarbeitet. Das
Denitrifizierungsverfahren ist die Umkehr der Ammoniakher
stellung nach HABER-BOSCH und stellt somit eine Vernichtung
einer wertvollen Substanz dar.
Zum Verständnis des Folgenden ist wichtig zu wissen, daß Am
monium und Ammoniak in Wasser ineinander übergehen:
NH3 + H2O = NH4⁺ + OH-
Ammoniak Ammonium
Ammoniak Ammonium
Das Gleichgewicht verschiebt sich je nach pH-Wert, Temperatur
und Konzentrationen.
Zur Wiedergewinnung von Ammonium aus Abwasser ist es bekannt,
Ammoniak durch das Einblasen von Luft aus Abwasser nach Zuga
be von Alkali auszutreiben und in schwacher Säurelösung auf
zufangen. Für dieses Verfahren wird als Chemikalie Natronlau
ge oder Kalkmilch benötigt, anschließend Säure zum Neutrali
sieren. Es müssen sehr große Luftmengen eingeblasen werden.
Das Ammonium wird in Form einer wäßrigen Salzlösung gewon
nen, die zum Transport und zur Verwendung zu Düngezwecken
weiter konzentriert werden muß.
Dieses Verfahren hat sich für kommunales Abwasser großtech
nisch nicht bewährt, da es sehr energieaufwendig ist.
Zur Reduzierung des Gehaltes an Phosphat im Abwasser sind
Verfahren der chemischen Fällung bekannt und vielerorts in
Anwendung, außerdem Verfahren der biologischen Phosphatelimi
nierung.
Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht nun darin, die
Nachteile der bisher bekannten Verfahren zum Eliminieren von
Ammonium zu beseitigen und ein Verfahren anzugeben, mit dem
Ammonium zusammen mit Phosphat aus dem Abwasser zurückgewon
nen und insbesondere für Düngezwecke zur Verfügung gestellt
werden kann.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß bei einem Verfahren der
eingangs erwähnten Art dadurch gelöst, daß ein pH-Wert zwi
schen 7 und 10 eingestellt und daß durch Zugabe von Magnesi
umsalz und/oder Magnesiumoxid und eventuell von Phosphat
und/oder Phosphorsäure Ammonium in dem gewünschten Ausfäl
lungsgrad in der Verbindung MgNH4PO₄ · 6 H2O (im folgenden
MAP agekürzt) auskristallisiert und abgetrennt wird.
In der chemischen Analytik ist die Methode der Fällung des
MgNH4PO4 · 6 H2O aus wäßriger Lösung der Einzelsalze be
kannt. Die Analysenmethode wird dabei zum qualitativen Nach
weis von Magnesium-Ionen benutzt, wenn ein Überschuß an Ammo
nium und Phosphat zugegeben wird. Diese chemische Reaktion
wird gemäß der Erfindung technisch eingesetzt, jedoch in
anderer Reihenfolge und anderen Bedingungen.
Der erfindungsgemäße Vorschlag stellt ein technisches Abwas
serreinigungsverfahren dar, um Ammonium und Phosphat nach
Zugabe von Magnesium-Ionen aus Abwasser oder Prozeßwasser
weitgehend zu eliminieren. Der Eliminierungsgrad kann dabei
durch die zugegebenen Mengen an Magnesium, eventuell auch an
Phosphat, so gesteuert werden, daß der Gehalt an Ammonium
oder der Gehalt an Phosphat minimiert wird.
Eine Präzisierung der Erfindung sieht vor, daß durch Zugabe
von Magnesiumsalz und/oder Magnesiumoxid und/oder Phosphat
und/oder Phosphorsäure der Abscheidungsgrad der einzelnen Io
nen je nach dem stöchiometrischen Verhältnis Mg : N : P ein
gestellt wird.
Nach den Regeln des Massenwirkungsgesetztes wird die Restkon
zentration eines Reaktionspartners erniedrigt, wenn die Aus
gangskonzentration des oder der anderen Reaktionspartner er
höht wird. Durch Überdosierung von Magnesium kann die Rest
konzentration von NH4⁺ leicht auf z. B. 5 mg/l erniedrigt wer
den.
Da auch Phosphat eine wertvolle Düngesubstanz darstellt, wird
der Prozeß vorteilhafterweise so gesteuert, daß möglichst we
nig Restphosphat im Abwasser verbleibt. Dazu wird Phosphat
als Minimumfaktor eingestellt. Wenn Phosphat neben Magnesium
zur Ausfällung des Salzes MAP zugegeben werden muß, so höch
stens in den Mengen, die durch die Fällung wiedergewonnen
werden.
Das erfindungsgemäße Verfahren führt zu einem Produkt, das
reich ist an den Düngerohrstoffen Phosphat, Ammonium und Ma
gnesium.
Die Anwendung des Verfahrens ergibt sich nicht nur bei kommu
nalem Abwasser, sondern auch bei industriellen und speziellen
Abwässern, die einen hohen Gehalt an Ammonium aufweisen, z. B.
bei Deponiesickerwasser, Gülle, Jauche, Kokereiabwasser u. a.
Vorteilhafte Weiterbildungen des erfindungsgemäßen Verfahrens
sind Gegenstand von Unteransprüchen.
Gemäß einer Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens
wird kommunales und industrielles Abwasser erforderlichen
falls so weit biologisch vorgereinigt, daß der Gehalt an or
ganischen Stoffen den zu beachtenden Auflagen gemäß reduziert
ist, z. B. folgende Werte gelten:
BSB5 (biologischer Sauerstoffbedarf nach
5 Tagen) unter 20 mg/l
CSB (chemischer Sauerstoffbedarf) unter 120 mg/l.
CSB (chemischer Sauerstoffbedarf) unter 120 mg/l.
Die biologische Reinigung darf dabei keinesfalls so weit ge
trieben werden, daß Nitrifizierung des Ammoniums eintritt,
wie es bei vielen bekannten Kläranlagen passiert und von Sei
ten der Behörden gefordert wird, d. h., daß Ammonium oxydativ
in Nitrit oder Nitrat umgewandelt wird.
Entsprechend dem Gehalt an Ammonium und Phosphat des Abwas
sers wird Magnesiumsalz oder Magnesiumoxid/Magnesiumhydroxid,
eventuell auch Phosphat und/oder Phosphorsäure zugegeben, bis
das bestimmte stöchiometrische Verhältnis erreicht ist, z. B.
Mg : N : P = 1 : 1 : 1. Vorteilhafterweise wird Mg in einem
Überschuß zugegeben, der durchaus 50% betragen kann. Günsti
ge stöchiometrische Verhältnisse Mg : N : P liegen in diesem
Falle bei (1,1 bis 2) : (0,9 bis 1,1) : (0,9 bis 1,1). Der
pH-Wert wird mittels Lauge auf einen Wert zwischen 8 und 10,
vorzugsweise zwischen 8,5 und 9,5 eingestellt, falls er durch
den Überschuß an MgO/Mg(OH)2 nicht bereits in diesen Bereich
liegt. Das Salz MgNH4PO4 · 6 H2O kristallisiert sofort aus
und setzt sich ab. Es wird vom Boden eines Absetzbeckens ab
gepumpt. Es entwässert an der Luft. Auch eine direkte Abtren
nung des Salzes mittels Zentrifugen ohne vorhergehendes Sedi
mentieren ist möglich. Das überschüssige Phosphat kann in ge
eigneter Weise aus dem Abwasser abgetrennt werden, z. B. durch
biologische Phosphateliminierung oder durch Phosphatfällung.
Nach einer anderen Ausführung des erfindungsgemäßen Verfah
rens wird kommunales oder industrielles Abwasser, wenn es we
sentliche Mengen an Feststoffen enthält, einer Vorklärung un
terworfen, z. B. durch Sedimentation mit einer Stunde mitt
lerer Aufenthaltszeit oder durch eine hochbelastete aerob
biologische Behandlung.
Entsprechend dem Gehalt an Ammonium und Phosphat wird weite
res Phosphat oder Phosphorsäure sowie Magnesium oder Magne
siumoxid zugegeben, bis das stöchiometrische Verhältnis
Mg : N : P von etwa 1 : 1 : 1 erreicht ist. Günstige stö
chiometrische Verhältnisse Mg : N : P liegen in diesem Falle
bei (1,2 bis 2) : 1 : (0,5 bis 0,8). Der Wert wird mittels
Lauge auf etwa 8,5 bis 10 eingestellt. Dadurch kristallisiert
das Salz MgNH4PO4 · 6 H2O sofort aus und setzt sich ab. Es
wird durch Sedimentation abgetrennt und in geeigneter Weise
entwässert. Anschließend kann das Abwasser dann biologisch
gereinigt werden.
Zur optimalen Steuerung des Verfahrens ist die automatische
Messung des pH-Wertes, der Gesamthärte des Abwassers, des Am
moniumgehaltes im Zu- und Ablauf und des Phosphatgehaltes der
MgNH4PO4-Fällung zweckmäßig.
Nach diesen Messungen wird die Chemikalienzugabe gesteuert.
Methoden der Messung der genannten Parameter und der Verfah
renssteuerung sind bekannt.
Claims (8)
1. Verfahren zur Eliminierung von Ammonium und Phosphat aus
Abwasser oder Prozeßwasser, dadurch gekennzeichnet, daß ein
pH-Wert zwischen 7 und 10 eingestellt und daß durch Zugabe von
Magnesiumsalz und/oder Magnesiumoxid Ammonium und Phosphat
in einem gewünschten Ausfällungsgrad in der Verbindung
MgNH4PO4 · 6 H2O, auskristallisiert und abgetrennt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
durch Zugabe von Magnesiumsalz und/oder Magnesiumoxid und ge
gebenenfalls von Phosphat und/oder Phosphorsäure ein bestimm
tes stöchiometrisches Verhältnis Mg : N : P eingestellt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
daß mittels Zugabe einer Lauge ein pH-Wert zwischen 8,5 und
10 eingestellt wird.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß das stöchiometrische Verhältnis der Ele
mente Mg : N : P in den Ionen Magnesium, Ammonium und Phos
phat auf Werte von (1,1 bis 2) : (0,5 bis 1,1) : (0,5 bis
1,1) eingestellt wird, je nach dem, ob Ammonium oder Phosphat
auf einen Minimumgehalt im resultierenden Abwasser einge
stellt werden soll.
5. Verfahren nach einemder vorhergehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß das überschüssige Phosphat nachträglich
aus dem Abwasser oder Prozeßwasser ausgefällt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß das
überschüssige Phosphat nach der Fällung durch Zugabe von Ca2+
oder Al3+ oder Fe3+ aus dem Abwasser oder Prozeßwasser ausge
fällt wird.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß dem Auskristallisieren von MgNH4PO4 · 6 H2O
eine biologische Reinigung des Abwassers ohne Nitrifizierung
des Ammoniums vorangeht.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1-4, dadurch gekenn
zeichnet, daß dem Auskristallisieren von MgNH4PO4 · 6 H2O eine
mechanische oder biologische Vorreinigung des Abwassers vor
ausgeht und eine biologische Nachreinigung folgt.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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