DE3720482A1 - Trachealkanuele - Google Patents
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Description
Die vorliegende Erfindung betrifft eine Trachealkanüle gemäß dem Ober
begriff des Anspruchs 1.
Verschiedene Erkrankungen der Atmungsorgane machen chirurgische Eingriffe
erforderlich, die u.a. eine im Halsbereich operativ angelegte Öffnung
der Luftröhre (Tracheostoma) einschließen. Da in diesem Fall die aus
geatmete Luft bereits vor dem Passieren des Kehlkopfes aus der Luftröhre
nach außen entweicht, ist ohne besondere Vorrichtungen ein Sprechen
nicht mehr möglich. Zur Stützung des Tracheostomas wird eine sog.
Trachealkanüle eingesetzt, die aus einem gebogenen Rohrstück, welches
in die Luftröhre eingeführt wird und einem flanschartigen Schild besteht,
der außen an der Halshaut dicht anliegt. Die Fixierung der Kanüle erfolgt
üblicherweise mittels eines um den Hals gelegten Bandes, das lösbar
an dem Schild befestigt wird. Patienten, deren Kehlkopf mindestens teilweise
erhalten ist, können beim Ausatmen das Tracheostoma abdichten und
so die Luft am Kanülenrohr vorbei durch den Kehlkopf leiten, in dem
wiederum die zum Sprechen benötigten Stimmtöne erzeugt werden.
Auch bei vollständig entferntem Kehlkopf (Laryngektomie) läßt sich durch
operative Rekonstruktion einer Luftpassage zwischen Luft- und Speiseröhre
(z.B. nach STAFFIERI) und/oder durch den Einsatz einer Stimmprothese
die Sprechfähigkeit des Patienten wiederherstellen. In diesem Fall muß
natürlich ebenfalls das Abströmen der Luft aus dem Tracheostoma durch
Abdichten desselben während des Sprechens verhindert werden.
Diese Abdichtung kann durch Auflegen eines Fingers auf die exotracheale
Mündung der in das Tracheostoma eingesetzten Trachealkanüle oder auf
die entsprechende Öffnung einer Stimmprothese erfolgen. Nachteilig
hierbei ist, daß während des Sprechens immer eine Hand zum Tracheostoma
geführt werden muß, was uninformierte Gesprächspartner irritiert und
sofort auf die bestehende Behinderung aufmerksam werden läßt. Außerdem
können nur noch einhändige Tätigkeiten und Gesten während des Sprechens
ausgeübt werden, was bei der ohnehin eingeschränkten Sprechfähigkeit
eine zusätzliche Verminderung der Ausdrucksmöglichkeiten darstellt.
Die vom Finger auf die Kanülenmündung ausgeübte Kraft wird zwangsläufig
über den Schild auf die Halshaut und das druckempfindliche Tracheostoma
übertragen, was neben einer ständigen Reizung auch, bedingt durch die
Deformation der Luftröhre, eine unerwünschte Veränderung der Stimme
zur Folge hat. Der größte Nachteil ergibt sich aber aus der Tatsache,
daß tracheotomierte Patienten besonders bei niedrigen Umgebungstempera
turen dicke Schals, Halstücher, Rollkragen o.ä. tragen müssen, um die
Atemluft vorzuwärmen, da die natürliche Erwärmung durch Mundhöhle,
Nasen- und Rachenraum entfällt. Hierbei ist nämlich das Tracheostoma
nicht mehr ohne weiteres erreichbar, so daß eine Abdichtung mit dem
Finger und somit das Sprechen unter den genannten Bedingungen unmöglich
ist.
Die beschriebenen Nachteile sind bekannt und wurden bisher durch ver
schiedene Arten von sogenannten Sprechventilen zu beheben versucht.
Diese Sprechventile (z.B. nach DE-OS 34 36 777, DE-PS 25 05 123, DE-OS
35 03 874, EP 00 78 685) sind mehrteilige Konstruktionen, die in das
Tracheostoma eingesetzt oder an der Trachealkanüle angebracht werden
und ab einem bestimmten erhöhten Ausatmungsdruck die Atemöffnung
verschließen sollen. Der Patient muß also vor dem Sprechen das Ventil
durch kurzzeitiges "Anhusten" nach jeder Einatmungsphase verschließen,
was von vielen Patienten vor allem auch wegen des entstehenden
Strömungsgeräusches und des mechanischen Schaltgeräusches des Ventils
als sehr störend empfunden wird. Außerdem wird hierdurch bereits ein
Teil der zum Sprechen zur Verfügung stehenden Luftmenge verbraucht.
Alle diese Ventile sind bei stärkerer Verschmutzung durch teils verhärtete
Sekretabsonderungen nicht mehr funktionsfähig. Ihre Reinigung ist, da
sie konstruktionsbedingt aus mehreren, kompliziert geformten Teilen
bestehen, sehr aufwendig und zeitraubend.
Ein einfaches Husten oder gar Abhusten von Schleimablagerungen ist
bei eingesetztem Sprechventil prinzipiell nicht möglich, da die Sprechventile
infolge des Druckanstiegs beim Husten zunächst schließen. Bislang bekannte
Lösungen dieses Problems beruhen darauf, das gesamte Ventil durch den
beim Husten entstehenden Druck aus seiner Halterung herauszuschleudern
(DE-OS 34 36 777), oder bei Überschreitung eines vorgegebenen Druckwertes
die Ventilöffnung wieder freizugeben (EP 00 78 685). In beiden Fällen
muß das Sprechventil manuell wieder in seine Funktionsstellung gebracht
werden, was eine hohe Geschicklichkeit des Patienten oder eine Hilfsperson
erfordert und überdies ausgesprochen unhygienisch ist.
Da alle bekannten Sprechventile infolge ihrer Größe außerhalb des Tracheo
stomas oder der Trachealkanüle angeordnet werden müssen, ragen sie
weit über die Halsoberfläche hinaus und sind neben ihrem störenden Anblick
sehr hinderlich, insbesondere bei Berührung mit Kleidungsstücken und
bei vertikalen Kopfbewegungen.
Die bereits angesprochene Verschmutzung der Trachealkanüle durch Sekret
absonderungen und deren verhärtete Anteile hat bislang den Einsatz von
sog. Innenkanülen notwendig gemacht. Diese Innenkanülen werden in
die Trachealkanüle eingeführt, nehmen die Verschmutzungen auf und müssen
zum Reinigen herausgezogen werden. Da sie einerseits dicht an der
Trachealkanüle anliegen müssen, anderseits aber auch leicht entfernbar
sein sollen, ist bei jedem Innenkanülenwechsel ein spezielles Trennmittel
auf die Außenfläche der Innenkanüle aufzubringen. Des weiteren sind,
um ein Herauswandern der Innenkanüle aus der Trachealkanüle zu verhindern,
Haltevorrichtungen an beiden Kanülen angebracht, die durch Verdrehen
der Innenkanüle zum Ein- bzw. Ausrasten gebracht werden müssen. Dies
erfordert jedoch eine erhebliche Fingerfertigkeit, zumal sich die eingesetzten
Kanülen außerhalb des Gesichtsfeldes des Patienten befinden. Nachteilig
ist bei der Verwendung von Innenkanülen aber vor allem die starke
Querschnittsverengung der Atemöffnung durch die Wandstärke der
Innenkanüle. Es kann daher bei hohem Luftbedarf, wie er z.B. bei
sportlicher Betätigung auftritt, zu Atemnot und deren Folgeerscheinungen
kommen.
Der vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, eine
Trachealkanüle anzugeben, die sich durch höheren Tragekomfort, bequemere
und hygienischere Handhabung, sowie höhere Betriebssicherheit auszeichnet.
Erfindungsgemäß wird dies durch die kennzeichnenden Merkmale des
Anspruchs 1 erreicht. Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind
Gegenstand der Unteransprüche.
Die Erfindung soll im folgenden anhand der Zeichnung beispielhaft näher
erläutert werden; dabei zeigen:
Fig. 1 eine Vorderansicht der erfindungsgemäßen Trachealkanüle,
Fig. 2 eine Seitenansicht in Pfeilrichtung II gemäß Fig. 1,
Fig. 3 eine Draufsicht in Pfeilrichtung III gemäß Fig. 1 und
Fig. 4a bis c Schnittansichten der erfindungsgemäßen Trachealkanüle
längs der Schnittlinie IV-IV gemäß Fig. 1 in unterschiedlichen Stellungen
des Absperrorgans.
Wie in den Figuren dargestellt, besteht eine erfindungsgemäße Trachealkanüle
aus einem Rohrstück 1, welches durch das Tracheostoma eines Patienten
in die Luftröhre einführbar ist, wobei Länge, Krümmungsradius, Außen
durchmesser und eine eventuelle Konizität des Rohrstückes 1 an die
jeweiligen physiologischen Gegebenheiten des Patienten angepasst sind.
Das Rohrstück 1 weist an seiner endotrachealen Mündung 2 eine
abgerundete, äußere Ringkante 3 auf, um Verletzungen des Luftröhren
gewebes auszuschließen. An seiner exotrachealen Mündung 4 weist das
Rohrstück 1 einen flanschartigen Schild 5 auf, der außen an der Halshaut
des Patienten dicht anliegt. Der Schild 5 weist üblicherweise Öffnungen
6 auf, an denen zur Halterung ein Band oder dergl. (nicht dargestellt)
befestigt werden kann.
Erfindungsgemäß ist nun ein Absperrorgan 7 vorgesehen, das vorteilhafter
weise willkürlich sowie unabhängig vom Atemvorgang fernsteuerbar ist.
Gemäß der Erfindung ist dieses Absperrorgan 7 derart ausgebildet, daß
der Strömungsquerschnitt des Rohrstückes 1 kontinuierlich veränderbar
ist. In der dargestellten, besonders vorteilhaften Ausführungsform der
Erfindung ist das Absperrorgan 7 pneumatisch und/oder hydraulisch
betätigbar. Hierzu wird das Absperrorgan 7 von einer elastischen Membran
8 gebildet, die vorzugsweise vollständig innerhalb des Rohrstückes 1
angeordnet ist. Die Membran 8 grenzt innerhalb des Rohrstückes 8 eine
volumenveränderliche Kammer 9 ab. Vorzugsweise ist die Membran 8
zumindest mit dem Rohrstück 1 stoffschlüssig verbunden, z.B. verklebt
oder verschweißt. Im dargestellten Beispiel bildet die Membran 8 die
Kammer 9 zusammen mit einem Teil der Innenwandung des Rohrstückes
1. Hierzu ist die Membran 8 nur in ihrem Randbereich mit dem Rohrstück
1 verbunden. Alternativ zu dieser Ausbildung ist es ebenfalls denkbar,
die Membran schlauchförmig auszubilden, so daß die Kammer von der
Membran umschlossen ist (nicht dargestellt). Wie dargestellt, erstreckt
sich die Membran 8 im wesentlichen über die gesamte Länge des
Rohrstückes 1. Aus den Fig. 4a-c wird deutlich, daß die innerhalb
des Rohrstückes 1 abgegrenzte Kammer 9 kontinuierlich von einem Volumen
Null bis zu einem im wesentlichen dem Innenvolumen des Rohrstückes
1 entsprechenden Volumen veränderbar ist. Hierdurch wird in vorteilhafter
Weise auch die kontinuierliche Veränderung des Strömungsquerschnittes
gewährleistet.
Zur Zuführung eines Druckmediums (Luft und/oder Hydraulikflüssigkeit)
mündet in die Kammer 9 ein Kanal 11, der vorzugsweise über eine lösbare
Verbindung 12 in eine Druckmittelzuleitung 13 übergeht (siehe insbesondere
Fig. 3). Es ist zweckmäßig, wenn die lösbare Verbindung 12 als
Steckverbindung mit einem Stutzen 14 ausgebildet ist, auf den die
vorzugsweise flexible Druckmittelzuleitung 13 aufsteckbar ist. Über die
Zuleitung 13 und den Kanal 11 ist das Druckmedium mittels einer geeigneten
Druckmittelpumpe der Kammer 9 zuführbar. Im dargestellten Ausführungs
beispiel der Erfindung ist die Druckmittelpumpe als komprimierbarer
Balg 15, der z.B. aus Gummi oder dergl. bestehen kann, ausgebildet und
vorzugsweise über eine Steckverbindung 16 mit der Zuleitung 13 verbunden.
Der Stutzen 14 ist derart an der erfindungsgemäßen Trachealkanüle
befestigt, daß er richtungsveränderlich ist, d.h. der Stutzen 14 ist parallel
zu der Ebene des Schildes 5 in Richtung des Doppelpfeils 17 in Fig.
1 schwenkbar. Weiterhin überragt der Stutzen 14 die Ebene des Schildes
5 auf der dem Rohrstück 1 abgekehrten Seite. Hierdurch wirkt der Stutzen
14 als Abstandhalter für ein in der Regel von dem Patienten zur Abdeckung
des Tracheostomas getragenes Halstuch.
In Fig. 4a ist der drucklose Zustand der Kammer 9 dargestellt. In diesem
Zustand liegt die Membran 8 vorteilhafterweise eng angeschmiegt an
der Innenwandung des Rohrstückes 1 an. Im drucklosen Zustand ist hierdurch
der größtmögliche Strömungsquerschnitt gewährleistet. Dabei ist von
entscheidendem Vorteil, daß die Membran 8 an der im Längsschnitt konvexen
Seite des Rohrstückes 1 anliegt.
In Fig. 4b ist eine Zwischenstellung der Membran 8 dargestellt, in der
ein verminderter, z.B. das Abhusten von Sekreten oder Schleimablagerungen
begünstigender Strömungsquerschnitt gewährleistet ist. Durch den
verminderten Querschnitt kann nämlich eine höhere Strömungsgeschwindigkeit
der Ausatmungsluft innerhalb des gesamten Rohrstückes 1 erreicht werden.
ln Fig. 4c ist der Zustand der erfindungsgemäßen Trachealkanüle
dargestellt, in dem die von der Membran 8 gebildete Kammer 9 das
Innenvolumen des Rohrstückes 1 nahezu vollständig ausfüllt. Das Rohrstück
1 ist somit absolut dicht verschlossen.
Um eine möglichst genaue Anpassung der Form der unter Druck stehenden
Membran 8 an das Innenvolumen des Rohrstückes 1 zu erreichen, kann
es vorteilhaft sein, wenn die Membran 8 Flächenbereiche mit unterschied
licher Elastizität aufweist. Es ist z.B. zweckmäßig, wenn die an die
beiden Mündungen 2 und 4 angrenzenden Bereiche der Membran 8 weniger
elastisch ausgebildet sind als der in Fig. 4c an der Wandung des
Rohrstückes 1 anliegende Bereich.
Erfindungsgemäß bestehen zumindest das Rohrstück 1, der Schild 5 und/oder
die Membran 8 aus einem physiologisch inerten Material. Weiterhin ist
es zweckmäßig, ein transparentes, transluzentes und/oder strahlen
durchlässiges Material zu verwenden. Besonders geeignet ist Silikon, Latex,
PVC, PTFE, und/oder PU.
Das Rohrstück 1 kann an seiner exotrachealen Mündung 4 ein Element
zur Filterung und/oder Befeuchtung der Atemluft und/oder eine Einrichtung
zum Anschluß einer externen Beatmungsvorrichtung aufweisen (nicht
dargestellt).
Es ist weiterhin vorteilhaft, wenn das Absperrorgan 7 in seiner Verschluß
stellung arretierbar ist. Dies kann im vorliegenden Fall durch eine
Einrichtung bewirkt werden, die den Balg 15 in seinem komprimierten
Zustand hält und/oder die Zuleitung 13 verschließt.
Um ungewünschtes, adhäsionsbedingtes Haften der Membran 8 zu vermeiden,
ist es zweckmäßig, wenn die Membran 8 zumindest eine geeignet
strukturierte Oberfläche aufweist.
Viele Patienten benötigen eine Trachealkanüle, deren Rohrstück in dessen
an den Schild angrenzenden Bereich mindestens eine, vorzugsweise in
Richtung der Luftpassage zwischen Luft- und Speiseröhre des Patienten
weisende Öffnung aufweist. Für diesen nicht dargestellten Fall ist
erfindungsgemäß vorgesehen, daß an/in der Wandung des Rohrstückes
ein die Öffnung des Rohrstückes mit seiner endotrachealen Mündung
verbindender, vorzugsweise verschließbarer Kanal angeordnet ist, so daß
auch in der Verschlußstellung der Membran ein Luftdurchlaß von der
endotrachealen Mündung des Rohrstückes zu der Öffnung des Rohrstückes
gewährleistet bleibt.
Die vorliegende Erfindung ist nicht auf das dargestellte und beschriebene
Ausführungsbeispiel beschränkt, sondern umfasst auch alle im Sinne der
Erfindung gleichwirkenden Merkmale. So ist es ebenfalls möglich, ein
mechanisch betätigbares Absperrorgan vorzusehen.
Die erfindungsgemäße Trachealkanüle läßt sich vorteilhafterweise auch
als in eine Außenkanüle einschiebbare Innenkanüle verwenden.
Durch die vorliegende Erfindung werden u.a. folgende Vorteile erzielt:
Durch die erfindungsgemäße Fernbedienung des Kanülenventils ist die
Bewegungsfreiheit beider Arme während des Sprechens wiederhergestellt,
die Betätigung der Druckmittelpumpe kann durch eine Hand in jeder
beliebigen Armstellung erfolgen, z.B. in einer Hosentasche. Denkbar ist
auch, besonders bei sitzenden Tätigkeiten, eine Ventilsteuerung mit den
Knien oder Füßen, so daß beide Hände z.B. für Erklärungen des Gesagten
zur Verfügung stehen.
Die Ventilbetätigung erfolgt geräuschlos, da keine losen mechanischen
Teile wie Kugeln, Klappen oder dergleichen betätigt werden. Vor allem
aber entsteht kein Strömungsgeräusch durch beim Ein- oder Ausatmen
der Luft plötzlich sich ändernde Strömungsquerschnitte, vielmehr kann
das Ventil zwischen der Ein- und Ausatmungsphase, d.h. wenn keine
Luftströmung vorhanden ist, geöffnet oder geschlossen werden.
Eine zuverlässige Dichtwirkung ist auch bei stärkster Verschmutzung
der Kanüle und des Ventils gewährleistet, da alle Ablagerungen, unabhängig
von ihrer Konsistenz, durch das flexible Membranmaterial umschlossen
werden und somit keine Beeinträchtigung der Dichtigkeit hervorrufen
können.
Erstmals ist bei der erfindungsgemäßen Kanüle ein kontrolliertes Abhusten
von Schleim- und Sekretablagerungen möglich: Da praktisch über die
gesamte Rohrlänge eine dosierte, kontinuierliche Querschnittsverengung
herbeigeführt werden kann, läßt sich auch über die gesamte Rohrlänge
die zum Ausstoß der Ablagerungen erforderliche hohe Strömungs
geschwindigkeit der Luft erzeugen. Dies ist bei keinem der bisher für
Trachealkanülen bekannten Verschlußprinzipien möglich, da bei ihnen
immer lediglich die exotracheale Mündung der Kanüle verengt bzw.
verschlossen werden kann.
Die Kanüle gemäß der vorliegenden Erfindung ist leicht und schnell zu
reinigen, da sie innen und außen glattflächig ist und alle der Verschmutzung
ausgesetzten Stellen leicht zugänglich sind. Ein umständliches Zerlegen,
säubern und anschließendes Zusammensetzen vieler empfindlicher Einzelteile
entfällt, da Kanüle und Ventil eine nicht demontierbare Einheit bilden.
Das Absperrorgan liegt geschützt im Innern des Kanülenrohres. Die von
der Membran gebildete Kammer ist während des normalen Betriebszustandes
prinzipbedingt luft- und damit schmutzdicht verschlossen. Eine grobe
Reinigung der Kanüleninnenfläche kann ggf. sogar in eingesetztem Zustand
mittels einer üblichen, gekrümmten Lochbürste oder eines Absauggerätes
erfolgen; da hierbei der Hauptteil der Kraft auf den Außenradius des
Kanülenrohres ausgeübt wird, ist eine mechanische Überbeanspruchung
oder Beschädigung der Membran durch die Bürste oder den Absaugkatheter
nicht zu befürchten. Zur gründlichen Reinigung, Desinfektion oder
Sterilisation der Kanüle kann die Kammer entweder durch das Aufstecken
eines Stöpsels auf den Anschlußstutzen verschlossen oder bei Bedarf mit
Hilfe einer Injektionsspritze o.ä. gespült werden. Die Reinigung bzw.
Kontrolle wird weiterhin dadurch erleichtert, daß die Trachealkanüle
vollständig aus transparentem oder transluzenten Material zu fertigen
ist, so daß Ablagerungen auch von außen gut zu erkennen sind.
Die erfindungsgemäße Kanüle bietet gegenüber herkömmlichen Ausführungen
einen erheblich höheren Tragekomfort, denn sie beansprucht vor der
Halsoberfläche nur einen sehr geringen Bauraum, der Schild und die
Druckluftzuführung können aus sehr weichen Materialien gefertigt werden,
da keine planen oder formbeständigen Dichtflächen gegeben sein müssen.
Hierdurch schmiegt sich der Kunststoff gut an das Gewebe an, Druckstellen
am Hals werden vermieden und die Dichtigkeit zwischen Kanülenrohr
bzw. Schild und Tracheostoma erhöht. Durch die sinnvolle Formgebung
und die ausschließliche Verwendung von Kunststoff ist die Kanüle sehr
leicht, wodurch sich der durch die Gewichtskraft auf das Tracheostoma
ausgeübte Druck erheblich vermindert. Bei Verwendung strahlendurchlässigen
Kunststoffs kann die Kanüle während des Röntgens und während einer
Strahlentherapie eingesetzt bleiben.
Die Druckmittelzuleitung läßt sich bei seitlich aus der Trachealkanüle
herausgeführtem Anschlußstutzen an dem um den Hals des Patienten
gelegten Halteband für die Trachealkanüle lösbar befestigen (etwa durch
eine Schlaufe mit Klettverschluß), damit kein Drehmoment durch das
Eigengewicht der Zuleitung auf die Kanüle ausgeübt wird.
Die erfindungsgemäße Trachealkanüle bietet ihrem Träger ein Höchstmaß
an Sicherheit bei Unfällen. Da ausschließlich weiche, flexible Materialien
verwendet werden können, sind Verletzungen durch die Trachealkanüle
praktisch ausgeschlossen. Bei Ausfall der Fernsteuerung durch Abreißen
der Zuleitung oder ein Leck im Drucksystem gibt die Membran bedingt
durch ihre Vorspannung und Einbaulage sofort selbsttätig den gesamten
Rohrquerschnitt frei, so daß ein ungehindertes Weiteratmen möglich ist.
Der Anschlußstutzen ist in seinem Außendurchmesser so an den
Innendurchmesser der Zuleitung und seine materialbedingte Flexibilität
angepasst, daß sich die aufgeschobene Zuleitung bei übermäßigem
mechanischen Zug sowie bei überhöhtem pneumatischen oder hydraulischen
Druck selbsttätig löst. Hierdurch wird sowohl ein gefährliches Verreißen
der Trachealkanüle und eine Strangulierung des Patienten durch die Zuleitung
ausgeschlossen, als auch ein unerwünschtes Schließen des Absperrorgans
durch Einquetschen des als Druckmittelpumpe z.B. verwendeten,
komprimierbaren Balges vermieden.
Claims (24)
1. Trachealkanüle, bestehend aus einem durch eine Halsöffnung in die
Luftröhre eines Patienten einführbaren, vorzugsweise gekrümmten
Rohrstück, das an seiner exotrachealen Mündung einen flanschartigen,
insbesondere im Bereich der Halsöffnung auf der Haut aufliegenden
Schild aufweist, gekennzeichnet durch ein willkürlich,
unabhängig vom Atemvorgang fernsteuerbares Absperrorgan (7).
2. Trachealkanüle nach Anspruch 1, dadurch gekennzeich
net, daß das Absperrorgan (7) derart ausgebildet ist, daß der
Strömungsquerschnitt des Rohrstückes (1) kontinuierlich veränderbar
ist.
3. Trachealkanüle nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekenn
zeichnet, daß das Absperrorgan (7) pneumatisch und/oder
hydraulisch betätigbar ist.
4. Trachealkanüle nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch
gekennzeichnet, daß das Absperrorgan (7) mindestens
eine, vorzugsweise vollständig innerhalb des Rohrstückes (1) angeordnete,
elastische Membran (8) ist, die innerhalb des Rohrstückes (1) mindestens
eine volumenveränderliche Kammer (9) abgrenzt und die vorzugsweise
zumindest mit dem Rohrstück (1) stoffschlüssig verbunden, z.B. verklebt
oder verschweißt, ist.
5. Trachealkanüle nach Anspruch 4, dadurch gekennzeich
net, daß die Membran (8) die Kammer (9) zusammen mit einem
Teil der Innenwandung des Rohrstückes (1) bildet.
6. Trachealkanüle nach Anspruch 4, dadurch gekennzeich
net, daß die Membran derart schlauchförmig ausgebildet ist, daß
die Kammer von der Membran umschlossen ist.
7. Trachealkanüle nach einem der Ansprüche 4 bis 6, dadurch
gekennzeichnet, daß die Membran (8) Flächenbereiche
mit unterschiedlicher Elastizität aufweist.
8. Trachealkanüle nach einem der Ansprüche 4 bis 7, dadurch
gekennzeichnet, daß sich die Membran (8) im wesentlichen
über die gesamte Länge des Rohrstückes (1) erstreckt.
9. Trachealkanüle nach einem der Ansprüche 4 bis 8, dadurch
gekennzeichnet, daß die innerhalb des Rohrstückes
(1) abgegrenzte Kammer (9) kontinuierlich von einem Volumen Null
bis zu einem im wesentlichen dem Innenvolumen des Rohrstückes
(1) entsprechenden Volumen veränderbar ist.
10. Trachealkanüle nach Anspruch 4 bis 9, dadurch gekenn
zeichnet, daß in die Kammer (9) mindestens ein Kanal (11)
zur Zuführung eines Druckmediums mündet.
11. Trachealkanüle nach Anspruch 10, dadurch gekenn
zeichnet, daß mindestens einer der Kanäle (11) vorzugsweise
über eine lösbare Verbindung (12) in eine Druckmittelzuleitung (13)
übergeht.
12. Trachealkanüle nach Anspruch 11, dadurch gekenn
zeichnet, daß die lösbare Verbindung als Steckverbindung
mit einem Stutzen (14) ausgebildet ist, auf den die vorzugsweise flexible
Druckmittelzuleitung (13) aufsteckbar ist.
13. Trachealkanüle nach Anspruch 11 oder 12, dadurch gekenn
zeichnet, daß das Druckmedium mittels einer Druckmittelpumpe,
insbesondere mittels eines komprimierbaren Balges (15) über die
Druckmittelzuleitung (13) der Kammer (9) zuführbar ist, wobei
vorzugsweise der Balg (15) lösbar, insbesondere über eine Steckverbindung
(16), mit der Druckmittelzuleitung (13) verbunden ist.
14. Trachealkanüle nach Anspruch 12 oder 13, dadurch gekenn
zeichnet, daß der Stutzen (14) vorzugsweise parallel zur Ebene
des Schildes (5) richtungsveränderlich ist.
15. Trachealkanüle nach einem der Ansprüche 12 bis 14, dadurch
gekennzeichnet, daß der Stutzen (14) die Ebene des
Schildes (5) auf der dem Rohrstück (1) abgekehrten Seite überragt.
16. Trachealkanüle nach einem der Ansprüche 4 bis 15, dadurch
gekennzeichnet, daß die Membran (8) im drucklosen
Zustand der Kammer (9) eng angeschmiegt an der Innenwandung des
Rohrstückes (1) anliegt.
17. Trachealkanüle nach Anspruch 16, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Membran (8) an der im Längsschnitt konvexen
Seite des Rohrstückes (1) anliegt.
18. Trachealkanüle nach einem der Ansprüche 1 bis 17, wobei das Rohrstück
insbesondere in seinem an den Schild angrenzenden Bereich mindestens
eine, vorzugsweise in Richtung einer Luftpassage zwischen Luft- und
Speiseröhre des Patienten weisende Öffnung aufweist, dadurch
gekennzeichnet, daß an/in der Wandung des Rohrstückes
ein die Öffnung des Rohrstückes mit seiner endotrachealen Mündung
verbindender, vorzugsweise verschließbarer Kanal angeordnet ist.
19. Trachealkanüle nach einem der Ansprüche 1 bis 18, dadurch
gekennzeichnet, daß das Rohrstück (1) an seiner
exotrachealen Mündung (4) ein Element zur Filterung und/oder
Befeuchtung der Atemluft und/oder eine Einrichtung für den Anschluß
einer externen Beatmungsvorrichtung aufweist.
20. Trachealkanüle nach einem der Ansprüche 1 bis 19, dadurch
gekennzeichnet, daß zumindest das Rohrstück (1), der
Schild (5) und/oder die Membran (8) aus einem physiologisch inerten,
vorzugsweise transparenten, transluzenten und/oder strahlendurchlässigen
Material, insbesondere aus Silikon, Latex, PVC, PTFE und/oder PU
bestehen.
21. Trachealkanüle nach einem der Ansprüche 1 bis 20, dadurch
gekennzeichnet, daß das Absperrorgan (7) in seiner
Verschlußstellung arretierbar ist.
22. Trachealkanüle nach einem der Ansprüche 4 bis 21, dadurch
gekennzeichnet, daß die Membran (8) mindestens eine
strukturierte Oberfläche aufweist.
23. Trachealkanüle nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekenn
zeichnet, daß das Absperrorgan mechanisch betätigbar ist.
24. Verwendung der Trachealkanüle nach einem der Ansprüche 1 bis 23
als in eine Außenkanüle einschiebbare Innenkanüle.
Priority Applications (1)
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---|---|---|---|
DE19873720482 DE3720482A1 (de) | 1987-06-20 | 1987-06-20 | Trachealkanuele |
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DE19873720482 DE3720482A1 (de) | 1987-06-20 | 1987-06-20 | Trachealkanuele |
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DE3720482C2 DE3720482C2 (de) | 1992-01-09 |
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