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Die Erfindung betrifft eine Trachealkanüle für die Atemluftzuleitung über ein Tracheostoma, auch als Tracheostomiekanüle bezeichnet. Die Trachealkanüle besitzt hierfür einen gebogenen Kanülenschaft, der einen in Anwendungsposition intrakorporalen – in die Luftröhre des Patienten reichenden – distalen Endabschnitt und einen in Anwendungsposition extrakorporalen – nach Durchtritt durch das Tracheostoma nach außen führenden – proximalen Endabschnitt besitzt. Das proximale Ende der Trachealkanüle ist mit Komponenten wie einem Beatmungsgerät und/oder einem Sprechventil verbindbar.
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Trachealkanülen werden grundsätzlich auch für die Intubation von Patienten durch Mund- und Rachenraum in der Notfallmedizin oder bei Operationen benötigt. Die Erfindung bezieht sich speziell auf solche Trachealkanülen, die geeignet sind, durch ein Tracheostoma geführt zu werden. Hierfür sind die beiden Enden im Wesentlichen orthogonal zueinander ausgerichtet. Die gesamte Kanüle oder ihr Mittelabschnitt bildet einen Bogen, in der Regel einen Viertelkreisbogen.
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Als Tracheostomie bzw. Tracheotomie bezeichnet man die operative Eröffnung der Luftröhre (Trachea) von außen unterhalb des Kehlkopfes. Dabei unterscheidet man zwischen der chirurgischen Tracheotomie und der dilatativen Tracheotomie. Ein chirurgisch angelegtes, durch Umklappen und Annähen der Halshaut fixiertes Tracheostoma ist stabiler als ein mit Dilatatoren geweitetes Tracheostoma. Dies macht sich beim Wechseln der Trachealkanüle bemerkbar; für ein dilatatives Tracheostoma werden zwei Personen benötigt: während die eine Pflegekraft die Kanüle wechselt, muss die andere das Tracheostoma mit Hilfe eines Trachealspreizers offen halten.
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Der Kanülenwechsel ist für den Patienten immer eine zusätzliche Belastung, und es sollte deshalb angestrebt werden, die Zahl der – immer erforderlichen – Kanülenwechsel nach Möglichkeit klein zu halten.
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Für die Anlage eines Tracheostoma kommen in erster Linie folgende Indikationen in Frage, wobei weitere nicht ausgeschlossen sind:
tracheale Verbrennungen und Verätzungen, Tumorerkrankungen, Stimmlippenparesen, schwere und schwerste Schluckstörungen (Dysphagien), fehlender Epiglottis-Schluss und subglottische Verengungen (Stenosen), sonstige Dauer- und Langzeitbeatmungserfordernisse, erschwerte oder nicht mögliche Intubation, Notfallmaßnahmen bei Verlegung der oberen Atemwege.
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Je nach Indikation und Zustand des Patienten sind unterschiedliche Therapiemaßnahmen erforderlich. Zu diesem Zweck wurden verschiedenste, für die unterschiedlichen Maßnahmen optimierte Trachealkanülen entwickelt. Es gibt sie mit Kanülenschäften aus verschiedenen Materialien wie z. B. aus Metall – aus antiseptischen Gründen kann dies beispielsweise Silber sein – in Form mehr oder weniger flexibler Kunststoffrohre oder in Form flexibler, vorzugsweise spiralverstärkter Kunststoffschläuche. Es sind kurze, lange und überlange Kanülen mit verschiedenen Durchmessern in Gebrauch, mit oder ohne Sprechfunktion, geblockt oder ungeblockt, mit oder ohne subglottische Absaugung oberhalb der Blockungsmanschette.
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Auch bei ein und demselben Patienten werden ggf. unterschiedliche Trachealkanülen für unterschiedliche Situationen verwendet.
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Besteht die verstärkte Möglichkeit, dass Speichel, Nahrung, Sekrete oder andere Flüssigkeiten in die Luftwege gelangen, insbesondere beim Essen oder Schlafen, wird häufig eine geblockte Trachealkanüle verwendet. Diese besitzt am distalen Ende eine Blockungsmanschette (Cuff), die mit Luft gefüllt werden kann, so dass die Trachea vollständig abgedichtet wird (geblockter Zustand), und durch Ablassen der Luft wieder entblockt werden kann. Im geblockten Zustand strömt die Luft beim Ein- und Ausatmen über die Kanüle. Es gelangt dann keine Luft zu den Stimmlippen. Der Patient kann nicht nur nicht Sprechen sondern ist zu keinerlei Lautbildung fähig, aus der beispielsweise ein Betreuer auf Befindlichkeiten, einschließlich von Schluckproblemen oder Notsituationen, aufmerksam gemacht werden könnte.
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Aus der
DE 10 2008 052 438 A1 ist eine verbesserte Trachealkanüle bekannt, mit der verhindert werden soll, dass ein ständiger Anlagedruck der Dichtungsmanschette gegen die Wände der Trachea für diese traumatisch wirkt. Hierfür wird die Dichtungsmanschette in Abhängigkeit von Inspiration und Exspiration des Beatmungsgases nur periodisch dichtend gefüllt, was mit Hilfe eines druckgesteuerten Respirators geschieht. Obwohl die Dichtungsmanschette beim Ausatmen wenigstens teilweise kollabiert und damit Luft an der Manschette vorbei in Richtung Stimmlippen strömen kann, geschieht dies doch verzögert, nämlich erst nach dem Kollabieren des Cuffs. Der Luftdurchtritt in Richtung Kehlkopf wird dadurch behindert. Die Kanüle ist als Sprechkanüle nicht geeignet und arbeitet nicht mit allen Heimrespiratoren zusammen.
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Bei geblockten bzw. gecufften Trachealkanülen sammeln sich Speichel, Nahrung und Sekret oberhalb der Dichtungsmanschette und müssen von dort wenigstens sporadisch abgesaugt werden. Eine solche subglottische Absaugung ist ebenfalls in der
DE 10 2008 052 438 A1 gezeigt. Schilde, die die Kanüle in der richtigen Position halten sollen, sind beispielsweise in
DE 20 2011 108 954 U1 und
DE 20 2005 010 223 U1 gezeigt.
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Um tracheostomierten Patienten das Sprechen zu ermöglichen, wurden verschiedene Sprechkanülen und Sprechventile entwickelt.
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Im einfachsten Fall ist es möglich, auf das proximale Ende einer Kanüle ohne Dichtmanschette oder mit entblockter Dichtmanschette ein Sprachventil aufzusetzen, meist über einen Konnektor. Das Ventil sperrt den Atemluftdurchgang durch die Trachealkanüle nach außen beim Ausatmen ab, so dass die Exspirationsluft an der Trachealkanüle vorbei in den Nasen-Rachenraum strömt und dabei die Stimmlippen passiert. Da eine Blockung, wie oben beschrieben, die unteren Atemwege und speziell die Lunge vor möglicher Aspiration von Speichel, Nahrung und Flüssigkeiten schützt, kann insbesondere bei schluckgestörten Patienten die Trachealkanüle nicht dauerhaft entblockt oder ohne Manschette sein. Die Sprechkanüle wird daher häufig unmittelbar vor Sprechübungen eingesetzt und anschließend wieder entfernt, was den Patienten stark belastet. Außerdem verengt auch die nicht-aufgeblasene Dichtungsmanschette den Zwischenraum zwischen Kanüle und Tracheawand, so dass die oben geschilderte Maßnahme ,Entblocken und Sprechventil aufsetzen' nur für eine kurze Verständigung mit dem Patienten genutzt werden sollte.
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Weiterhin sind Sprechkanülen bekannt, die mit einer Fensterung oder Siebung versehen sind, um die Exspirationsluft – auch bei einer durch eine Blockungsmanschette abgedichteten Kanüle – in Richtung des Rachenraums und der Stimmlippen strömen zu lassen. Der Exspirationsweg durch das proximale Ende der Kanüle nach außen muss währenddessen durch ein Sprechventil gesperrt sein. Die Siebung bzw. Perforation kann so ausgelegt sein, dass die Luft durch sie mit geringerem Widerstand strömt als an der entblockten Manschette vorbei.
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Eine Sprechkanüle mit Siebung bzw. eine Trachealkanüle mit Perforation, ist beispielsweise aus dem Gebrauchsmuster
DE 298 06 659 U1 bekannt. Die Perforation befindet sich an der Außenseite des Kanülenschaftbogens, ungefähr in der oberen Hälfte des Viertelbogens. Auch diese Sprechkanüle wird gezielt eingesetzt, um dem Patienten das Sprechen nur zeitweise zu ermöglichen, und anschließend, insbesondere vor dem Essen, zugunsten einer geschlossenen Kanüle wieder entfernt. Dies kann bewirken, dass Sprechübungen für den Patienten negativ besetzt sind, was Fortschritte hemmen kann. Wenn dem Patienten ein schmerzhafter Trachealkanülenwechsel ggf. mit Verletzungs- und Blutungsgefahr bevorsteht, wird er/sie Mühe haben, die Sprechübungen genügend locker anzugehen. Ein unkomplizierter, schneller Wechsel zwischen Sprechen und Essen ist unmöglich, somit z. B. auch keine Kommunikation über das Essen.
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Um diesem Problem zu begegnen, wurden schon gesiebte, bzw. perforierte oder gefensterte Sprechkanülen mit herausnehmbarer, geschlossener Innenkanüle vorgeschlagen. Zum Sprechen wird die Innenkanüle herausgezogen und die Durchgangsöffnungen für die Exspirationsluft werden freigelegt. Im Anschluss wird die Innenkanüle wieder eingesetzt und die Durchgangsöffnungen werden verschlossen. Diese Konstruktion ist schwierig sauber zu halten. Noch immer sind Manipulationen an der Kanüle erforderlich und spontane Lautäußerungen des Patienten unmöglich.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die Nachteile im Stand der Technik zu beseitigen, dem Patienten einen Teil der Kanülenwechsel zu ersparen und spontane Lautäußerungen des Patienten zuzulassen. Insbesondere soll der Wechsel zwischen Sprechen, Schlucken und Stillatmung ohne Kanülenwechsel möglich werden.
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Die Aufgabe wird gelöst mit der Trachealkanüle nach Anspruch 1 und deren Verwendung nach Anspruch 10.
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Die erfindungsgemäße Trachealkanüle für die Atemluftzuleitung über ein Tracheostoma besitzt einen gebogenen Kanülenschaft, der einen in Anwendungsposition intrakorporalen distalen Endabschnitt und einen in Anwendungsposition extrakorporalen proximalen Endabschnitt hat, wobei die Trachealkanüle an ihrem proximalen Ende mit einem Beatmungsgerät und/oder mit einem Sprechventil – sowie gegebenenfalls anderen Komponenten, die für Trachealtuben bzw. -kanülen bekannt sind – verbindbar ist. Eine derartige gattungsgemäße Trachealkanüle ist gemäß der Erfindung so ausgestaltet, dass der Kanülenschaft in seinem intrakorporalen Bereich eine Fensterung oder eine Perforation besitzt, die von außen mit einer gasdurchlässigen, schleimabweisenden Abdeckung abgedeckt ist.
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Von „außen” kann bedeuten, dass die Abdeckung von außen auf die Kanülenschaftwand aufgelegt ist oder dass sie in dieser äußeren Ebene der Kanülenschaftwandung abschließt, so dass keine Vertiefungen an der Position der Durchgangsöffnungen von Perforation oder Fensterung verbleiben, in denen sich Schleim oder ähnliches sammeln könnte.
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Die erfindungsgemäße Trachealkanüle stellt die Funktionen einer gesiebten oder gefensterten Sprechkanüle bereit und ermöglicht gleichzeitig jede Art von Lautäußerungen des Patienten beim Liegen, Schlafen, zeitnah zu Schluckvorgängen und beim Essen, ohne dass die Gefahr von Nahrungs-, Schleim- oder Feuchtigkeitsaspiration durch die Fensterung oder Siebung der Kanüle hindurch besteht. Hierdurch kann der Patient komplikationslos zwischen Sprechen, Schlucken im Sinne eines Schlucktrainings, Essen und Trinken wechseln, ohne dass hierfür die Kanüle ständig ausgetauscht werden müsste. Der Patient erfährt eine Steigerung der Lebensqualität. Essen und Sprechen sind wieder positiv besetzt, da der Patient nicht mehr befürchten muss, dass ihm ein schmerzhafter Trachealkanülenwechsel bevorsteht, ehe er seine Mahlzeit zu sich nehmen oder seine Angehörigen hörbar begrüßen kann.
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Das Pflegepersonal spart Zeit und Aufwand für zusätzliche Kanülenwechsel. Ein besonderer Vorteil der Erfindung liegt jedoch auch darin, dass eine bessere Beurteilung des Zustands und der Befindlichkeit des Patienten durch dessen spontane Laut-Äußerungen oder Sprache möglich wird. Dies hilft bei vielen therapeutischen Maßnahmen.
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Große Vorteile bringt die erfindungsgemäße Trachealkanüle für schwer und schwerst schluckgestörte Patienten mit sich, da auf diese Weise ein ausgiebiges Training der verlorengegangenen oder eingeschränkten Schluckfunktion erfolgen kann, weil der Behandler nun die Möglichkeit hat, den Schluckvorgang im Inneren von außen durch Phonation des Patienten zu beurteilen und dadurch zu kontrollieren.
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Besondere Vorteile ergeben sich für die außerklinische Versorgung und Intensivpflege. Die erfindungsgemäße Trachealkanüle kann mit den gängigen Heimrespiratoren verbunden werden. Die Kanüle kann mit allen gängigen Zusatzfunktionen und -komponenten ausgerüstet werden, die dem Fachmann geläufig sind und hier nicht im Einzelnen erläutert werden müssen.
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Der Kanülenschaft kann aus jedem zweckmäßigen Material gefertigt werden, insbesondere aus Metall oder Kunststoff. Für den Kanülenschaft geeignet sind mehr oder weniger flexible Kunststoffrohre aus Polyethylen, Polypropylen, PVC oder Polyurethan, um nur einige wesentliche zu nennen. Auch weichere Schläuche aus den eben genannten Materialien oder aus synthetischem Gummi und insbesondere Silikon sind für den Kanülenschaft geeignet. Bevorzugt sind unter anderem Trachealkanülenschäfte aus innerlich mit einer Metallspirale verstärktem Silikon. Die Schaftmaterialien sind für eine bessere Kontrolle des Innenraums bevorzugt transparent.
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Als mit der Trachealkanüle verbundene Zusatzkomponenten kommen neben dem Sprechventil Konnektoren, Filter, Siebe, Schilde, Absaugschläuche und integrierte Kanäle, schlauchverbundene Handballons und dergleichen in Betracht, wie sie dem Fachmann auf diesem Gebiet aus dem Stand der Technik für Trachealkanülen bekannt sind.
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Vorzugsweise ist die Fensterung oder Perforation der Trachealkanüle an der Biegungsaußenseite angeordnet. Auf diese Weise wird der durch die Öffnung(en) einer Siebung oder Fensterung tretende Luftstrom leichter, ohne zusätzliche Umströmung des Kanülenschafts selbst, in Richtung des Kehlkopfs geleitet.
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In besonders bevorzugter Ausführungsform ist die von außen auf den Kanülenschaft an der Position der Fensterung oder Perforation aufgebrachte gasdurchlässige und schleimabweisende Abdeckung eine Polymermembran mit ausreichender, vorzugsweise hoher Gasdurchlässigkeit. Geeignete und besonders bevorzugte Materialien für die Membran sind expandiertes PTFE (Polytetrafluorethylen), z. B. eine GORE®-Membran von W. L. Gore & Associates, Inc, USA, oder mikroporöse Polyolefin oder Polyurethan-Membranen, wie beispielsweise Porelle® Membranen von PIL Membranes, UK. Für ePTFE-Membranen werden Porositäten bis zu 70% beschrieben, die als hoch gasdurchlässig angesehen werden können.
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In alternativen Ausführungsformen besteht die Abdeckung aus einem textilen Material, vorzugsweise einem feuchtigkeits- und schleimabweisend imprägnierten textilen Material. Mit der textilen Abdeckung können auch größere Fensterungen problemlos abgedeckt werden. Besonders bevorzugt ist eine „textile Membran” aus besonders feinem Textilgewebe.
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Je empfindlicher die Membran einer Abdeckung desto kleiner sollten die einzelnen Luftdurchtrittsöffnungen bzw. desto feiner sollte die Perforation (Siebung) sein. Um eine genügend große Luftmenge zur Verfügung stellen zu können, wird jedoch eine relativ großporige, grobe Perforation oder eine Fensterung bevorzugt, wobei ein Kompromiss zwischen maximalem Luftdurchgang, d. h. maximal großer luftdurchlässiger Zone einerseits und ausreichender mechanischer Stabilität andererseits gewählt werden muss.
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Vorzugsweise ist die Abdeckung nicht nur gasdurchlässig, damit die Exspirationsluft durch die Abdeckung in Richtung Rachen und Kehlkopf strömen kann, und schleimabweisend, um Schleim und Nahrungspartikel abzuhalten und am Durchtritt durch Perforation oder Fensterung ins Innere des Kanülenschafts zu hindern, sondern auch im Wesentlichen flüssigkeitsdicht bzw. wasserdicht. Eine Wasserdampfdurchlässigkeit und Feuchtedurchlässigkeit stört hingegen nicht.
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Allgemein gesprochen ist der Kanülenschaft gebogen. Anwendungsabhängig können im Rahmen dieser Erfindung verschiedene Ausführungsformen für gebogene Schäfte verwirklicht werden. In einer bevorzugten Ausführungsform für eine Tracheostomiekanüle nach der Erfindung besitzt der Kanülenschaft zwischen einem im Wesentlichen gerade ausgebildeten distalen Endabschnitt (der in der Anwendungsposition mit der Luftröhre des Patienten ausgerichtet ist) und dem proximalen Endabschnitt (der in der Anwendungsposition außerhalb des Körpers, jenseits des Tracheostoma liegt) einen Bogen, der einen mittleren Kanülenabschnitt bildet. Der Bogen ist häufig ein Viertelkreisbogen mit geringem Radius, so dass die Kanüle als „rechtwinklig gebogene” Kanüle aufgefasst werden kann. Die beiden Endabschnitte sind dabei orthogonal zueinander ausgerichtet. Bei Kanülenschäften aus flexiblen Schläuchen bezieht sich die beschriebene Form auf den druckfreien Zustand.
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Vorzugsweise befindet sich die Fensterung oder Perforation und damit auch die Abdeckung an der Außenseite eines zwischen zwei im Wesentlichen geraden Endabschnitten der Kanüle befindlichen Bogens. Die „Außenseite des Bogens” ist dabei die vom Mittelpunkt des (Kreis-)bogens abgewandte Mantelhälfte des Kanülenschafts oder am Querschnitt des Schafts betrachtet die Umfangshälfte mit der größten Entfernung zum Bogenmittelpunkt.
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Mit Hilfe spezieller, auch alternativer Ausgestaltungen der erfindungsgemäßen Kanüle kann auf besondere Anwendungsfälle und Patientengruppen Rücksicht genommen werden. So sind z. B. die individuelle Schleimproduktion, die Schluckfähigkeit des Patienten und weitere Kriterien zu berücksichtigen.
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Gemäß einer ersten bevorzugten Ausführungsform erstreckt sich die Fensterung oder Perforation über die gesamte Außenseite des Bogens oder befindet sich im mittleren Bereich der Bogenaußenseite. Je größer die Verteilungsfläche, desto eher ist eine Perforation gegenüber einer Fensterung bevorzugt.
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Gemäß einer weiteren besonderen Ausführungsform der Erfindung ist die Fensterung oder Perforation an der Außenseite des Bogens näher zum proximalen Endabschnitt oder in einem Übergangsbereich zwischen Bogen und proximalem Endabschnitt, jedoch in jedem Fall im intrakorporalen Bereich, vor Durchtritt der Kanüle durch das Tacheostoma, angeordnet, so dass die Fensterung oder Perforation in Anwendungsposition nach oben in Richtung der Stimmlippen ausgerichtet ist. „Näher zum proximalen Endabschnitt” kennzeichnet dabei eine Position, die sich in etwa bei oder innerhalb der dem proximalen Ende näheren Bogenhälfte (innerhalb des intrakorporalen Kanülenbereichs) befindet.
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Gemäß einer anderen besonderen Ausführungsform der Erfindung ist die Fensterung oder Perforation an der Außenseite des Bogens, jedoch näher zum distalen Endabschnitt angeordnet. Dabei sollte bei geblockten Kanülen auf einen genügenden Abstand zwischen Fensterung oder Perforation und Manschette geachtet werden, um den Luftweg durch die Abdeckung hindurch nicht durch angesammelten Schleim, Nahrungsteile, Flüssigkeit und/oder Sekret zu behindern. Diese Ausrichtung hat den Vorteil, dass beispielsweise Schleim oder Flüssigkeit längs an der Abdeckung abläuft, denn die Abdeckungsebene ist in Anwendungsposition in etwa lotrecht gestellt.
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Die erfindungsgemäße Trachealkanüle ist immer für eine Verwendung mit einem Beatmungsgerät vorgesehen, vorzugsweise über einen an die eigentliche Kanüle, d. h. den Beatmungsschlauch oder das Beatmungsrohr, angesetzten Konnektor.
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Über einen Konnektor können verschiedene Zusatzteile (Zusatzkomponenten) angeschlossen werden, wie zum Beispiel Filter und Siebe, die zur Schmutzabwehr, z. B. bei Oralisierung des Patienten, d. h. bei der zeitweisen Arbeit ohne Beatmungsgerät, eingesetzt werden können.
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Auch das bei der Erfindung zu verwendende Sprechventil kann über einen passenden Konnektor mit der Kanüle verbunden werden. Anstelle des Konnektors kann der Kanülenschaft jedoch auch einen festen, zu einem Sprechventil oder anderen Zusatzteilen passenden Flansch besitzen, der einen gesonderten, aufgesetzten Konnektor ersetzt.
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Seitens der Erfindung bestehen keine Beschränkungen für die Auswahl des Sprechventils. Es können alle üblichen und dem Fachmann bekannten Ventile angesetzt werden. Hierzu zählen unter anderem Blom-Singer-Ventile, ESKA-Hermann-Ventile, Passy-Muir-Ventile und andere mehr.
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Es ist besonders bevorzugt, die Trachealkanüle nach dieser Erfindung mit einer Blockungsmanschette zu versehen. Die Blockung kann während des Sprechvorgangs bestehen bleiben. Wie üblich ist die Blockungsmanschette immer am distalen Ende des Kanülenschafts angeordnet. Der Fachmann kennt zahlreiche Ausführungsformen für Blockungsmanschetten (Cuffs), die verwendet werden können. Für die ambulante Versorgung, für die die erfindungsgemäße Trachealkanüle besonders geeignet ist, ist vorzugsweise eine von Hand bedienbare Blockungsmanschette vorgesehen, die beispielsweise mit einem Handballon mit Ventil über einen neben der Kanüle geführten Schlauch aufgeblasen und entlüftet wird.
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Weiterhin ist es sehr vorteilhaft, wenn an der Trachealkanüle Mittel für eine subglottale Absaugung vorgesehen sind, insbesondere ein Absaugschlauch oder -kanal für eine subglottale Absaugung von oberhalb der Blockungsmanschette.
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Zu diesem Zweck kann ein Absaugschlauch neben der Kanüle bis zu einem Punkt oberhalb der Manschette geführt werden. Die Absaugung erfolgt von außen über eine Pumpe, bevorzugt und insbesondere bei einer ambulanten Verwendung sporadisch mit Hilfe eines Saugkolbens, z. B. eines Spritzenkörpers, der über ein Verbindungsstück an den Schlauch angeschlossen wird, um Sekret und Schleim abzusaugen und in dem Spritzenzylinder aufzunehmen. Gängige Verfahren zur Absaugung und zugehörige geeignete Komponenten sind dem Fachmann bekannt.
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Neben der Kanüle geführte Schläuche sind dabei in der Regel auch als in die Kanülenwand integrierte Kanäle ausführbar.
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Vorzugsweise besteht der Kanülenschaft aus einem biegsamen Schlauch, als Material für einen solchen Schlauch ist Silikon bevorzugt. Für die erforderliche Stabilität ist der Silikonschlauch oder sonstige flexible Schlauch vorzugsweise spiralverstärkt. Hierfür kann eine Metallspirale in die Wand des Kanülenschafts eingebettet sein.
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Die Erfindung betrifft auch die Verwendung der besonderen, erfindungsgemäßen Trachealkanüle mit abgedeckter Fensterung oder Perforation für spezielle therapeutische Aufgaben. Besonders geeignet ist die erfindungsgemäße Trachealkanüle als Sprechkanüle zum Sprechtraining und für eine verbesserte Zustandskontrolle, Esskontrolle und Schluckkontrolle des Patienten mit Hilfe von Lautäußerungen.
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Im Folgenden wird die Erfindung anhand von Ausführungsbeispielen, die in einer Zeichnung dargestellt sind, näher erläutert. Dies dient allein illustrativen Zwecken und dem leichteren Verständnis der Erfindung. Es zeigen:
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1 eine perspektivische Ansicht einer Trachealkanüle mit abgedeckter Perforation, Blockungsmanschette, subglottischer Absaugung, Schild und Konnektor;
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2 eine Draufsicht auf dasselbe Ausführungsbeispiel;
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3 eine Seitenansicht auf ein zweites Ausführungsbeispiel mit seitlicher, näher zum distalen Ende gelegener Textilabdeckung einer Fensterung.
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1 zeigt eine Trachealkanüle 1 mit einem transparenten Kanülenschaft 10 aus Polyethylen, weiterhin mit einer Blockungsmanschette 2, einem Konnektor 3 für den Anschluss eines Beatmungsgeräts und eines Sprechventils, wie jeweils gewünscht (hier ein Normkonnektor), und einem Schild 4, das einen Schlag und eine Befestigungsmöglichkeit an der Halshaut des Patienten darstellt und außerdem das Tracheostoma abdeckt und den Durchgang gegen die Trachealkanüle 1 abdichtet. Das Schild 4 ist verschieblich an dem Kanülenschaft 10 angebracht, so dass es längs des Schafts verschoben und die Kanüle so richtig positioniert werden kann. Vor dem Schild 4 befindet sich der extrakorporale Teil der Kanüle mit dem proximalen Endabschnitt 12 des Kanülenschafts 10, hinter dem Schild befindet sich der intrakorporale Bereich mit dem Bogen 14 und dem vom Bogen 14 aus abwärts in Richtung Trachea des Patienten gerichteten, distalen Endabschnitt 16 des Kanülenschafts 10. Eine an der Außenseite des Bogens 14 gelegene Perforation 17 ist mit einer Abdeckung 18 aus einer gasdurchlässigen, schleimabweisenden Membran versehen, d. h. vollständig abgedeckt. Die Abdeckung 18 ist mit der Außenwand des Kanülenschafts 10 verklebt oder verschweißt. Die Blockungsmanschette 2 wird mit Hilfe eines Ballons 20 betätigt, mit dem Luft durch den Schlauch 22 in die Blockungsmanschette 2 gepumpt werden kann. Vorteilhafterweise wird an den Ballon ein Cuffdruckmessgerät angesetzt. Der Ballon 20 kann mit einem Ventil versehen sein, über das die Luft wieder entnommen werden bzw. ausströmen gelassen werden kann. Die Trachealkanüle 1 ist in diesem Ausführungsbeispiel zudem mit einem Absaugschlauch 50 ausgerüstet, der oberhalb der Blockungsmanschette 2 frei endet. Über einen Adapter 52 am Ende des Absaugschlauches 50 kann Schleim und Flüssigkeit abgesaugt werden, indem eine handelsübliche Einmalspritze an den Adapter 52 angesetzt wird.
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2 zeigt eine Draufsicht auf dasselbe Ausführungsbeispiel. Gleiche Bauteile sind mit gleichen Bezugsziffern bezeichnet. In dieser Figur ist die Lage der Perforation am Bogen des Kanülenschafts und die Form der Abdeckung 18, wie sie hier gewählt wurde, noch besser zu erkennen; ebenso der Verlauf der Schläuche 22 und 50.
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3 zeigt ein anderes Ausführungsbeispiel einer grundsätzlich ähnlichen Trachealkanüle 1 mit entsprechenden Elementen, wie im Wesentlichen rechtwinklig gebogener Kanülenschaft 10, Blockungsmanschette 2 mit Ballon 20 und Schlauch 22, Konnektor 3 für den Anschluss von Filtern, Sieben, Sprechventilen und Beatmungsgerät, insbesondere Heimrespirator, Schild 4 für die Fixierung und Positionierung der Kanüle relativ zum Körper des Patienten sowie subglottischer Absaugung mit Absaugschlauch 50 und Spritzen-Adapter 52. Anstelle der abgedeckten Perforation 17 ist bei diesem Beispiel eine Fensterung 19 vorgesehen, die mit der Abdeckung 18 abgedeckt ist. In der seitlichen Ansicht ist gut zu erkennen, dass der Kanülenschaft 10 zwischen dem im Wesentlichen gerade ausgebildeten distalen Endabschnitt 16 und dem ebenfalls im Wesentlichen gerade ausgebildeten proximalen Endabschnitt 12 einen Bogen 14 aufweist, der hier ein Viertelkreisbogen mit relativ kleinem Radius ist. Die Fensterung 19 befindet sich an der Außenseite des Bogens 14, näher zum distalen Endabschnitt 16 und in einem Überlappungsbereich mit dem distalen Endabschnitt 16. Bei einem sitzenden oder stehenden Patienten ist die Abdeckungsfläche im Wesentlichen lotrecht ausgerichtet, so dass Schleim u. ä. besonders gut nach unten auf die Blockungsmanschette 2 abgleiten kann.
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Neben den in der Zeichnung gezeigten Ausführungsbeispielen sind solche besonders bevorzugt, die einen Kanülenschaft 10 aus spiralverstärktem Silikon besitzen. Sowohl eine Perforation 17 als auch eine Fensterung 19 können darin ebenso ausgeführt werden.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Trachealkanüle
- 2
- Blockungsmanschette
- 3
- Konnektor
- 4
- (Kanülen-)Schild
- 10
- Kanülenschaft
- 12
- proximaler Endabschnitt
- 14
- Bogen
- 16
- distaler Endabschnitt
- 17
- Perforation
- 18
- Abdeckung (Membran, Textil)
- 19
- Fensterung
- 20
- Ballon
- 22
- Schlauch
- 50
- Absaugschlauch
- 52
- Adapter
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 102008052438 A1 [0009, 0010]
- DE 202011108954 U1 [0010]
- DE 202005010223 U1 [0010]
- DE 29806659 U1 [0014]