DE3704083A1 - Funktions-sitzmoebel - Google Patents

Description

Die Erfindung betrifft ein Funktions-Sitzmöbel, insbesondere für Arbeitsplätze im Bürobereich, bestehend aus einem Ge­ stell, einer um eine horizontale Achse schwenkbare, gegen die Kraft einer Feder in ihrer Neigung verstellbaren Sitzflä­ che sowie einer in Abhängigkeit von der jeweiligen Sitzflä­ chenneigung mittels zumindest eines Lenkers verschwenkbaren Rückenlehne.

Von einem Funktions-Sitzmöbel dieser Art ist zu fordern, daß es dem Benutzer eine ausgewogene Körperhaltung zur Entla­ stung der Muskulatur, zur Reduktion des Bandscheibendrucks und zur Vermeidung von Stauungen in Beinen und im Beckenraum gewährt. Gleichzeitig muß ein solcher Arbeitssitz auch die Aktivität des jeweiligen Benutzers unterstützen, d.h. eine aktive Körperhaltung fördern.

Voraussetzung dafür ist die Möglichkeit zum stetigen Wech­ seln der Sitzposition, um auf diese Weise ein länger dauern­ des Sitzen ohne ein Auftreten von Beschwerden in Muskulatur und Gelenken zu gestatten.

Aufgabe der der Erfindung ist es, ein Funktions-Sitzmöbel der eingangs angegebenen Art zu schaffen, das einerseits eine in optimaler Weise kombinierte Sitz- und Rücklehnen-Nei­ gungsverstellung gewährleistet und andererseits die geforder­ ten Bewegungsverläufe von Sitz und Rückenlehne mittels eines äußerst kompakten und auf besonders wirtschaftliche Weise zu fertigenden Träger- und Stellmechanismus realisiert.

Gelöst wird diese Aufgabe nach der Erfindung im wesentlichen dadurch, daß die Sitzfläche im Bereich ihrer Vorderkante an zumindest einem Absenkhebel angelenkt ist, der mit seinem an­ deren Ende auf einer gestellfesten Achse schwenkbar gelagert und über ein Getriebe gegensinnig zu dem mit der Rückenlehne verbundenen, ebenfalls auf der gestellfesten Achse schwenk­ bar gelagerten Lenker verstellbar ist.

Die gestellfeste Achse besteht vorzugsweise aus einem Füh­ rungsrohr, in dem ein insbesondere mittig festgelegter Tor­ sionsstab angeordnet ist, dessen Enden form- und kraftschlüs­ sig mit den zur Rückenlehne verlaufenden und auf den Füh­ rungsrohrenden schwenkbar gelagerten Lenkern verbunden sind.

Durch diesen Koaxialaufbau aller funktionswesentlichen Trä­ ger- und Stellelemente wird eine äußerst kompakte Anordnung erhalten, die sowohl in der Fertigung als auch in der Monta­ ge Vorteile erbringt und trotz des einfachen Aufbaus die ge­ wünschte Relativverschwenkung zwischen Sitzfläche und Rücken­ lehne in Verbindung mit einer gleichzeitigen Absenkung der Sitzflächenvorderkante erbringt.

Nach einer weiteren Besonderheit der Erfindung besteht das Getriebe aus einer Mehrzahl von Stäben, die mit ihren Enden in einander zumindest im wesentlichen gegenüberliegende Auf­ nahmebohrungen in einer den Absenkhebel tragenden Trägerhül­ se und in einem am Ende des Lenkers vorgesehenen Lagerkopf­ teil eingreifen und sich durch Öffnungen in einem als Dreh­ punktanordnung wirkenden Umlenkorgan erstrecken, das zwi­ schen Trägerhülse und Lagerkopfteil angeordnet und starr mit dem gestellfesten Führungsrohr verbunden ist.

Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen angegeben.

Die Erfindung wird nachfolgend unter Bezugnahme auf die Zeichnung beispielsweise erläutert; in der Zeichnung zeigen:

Fig. 1 bis 3 in schematisierten Darstellungen ver­ schiedene Positionen eines Sitzmöbels nach der Erfindung,

Fig. 4 eine schematische Teil-Schnittdarstel­ lung zur Erläuterung des Zusammenwirkens von Absenkhebel, Umlenkgetriebe und Trä­ gerlenker, und

Fig. 5 eine perspektivische Darstellung der An­ ordnung nach Fig. 4 bei sich in Tiefststellung befindendem Absenkhebel.

Fig. 1 zeigt einen als Freischwinger ausgebildeten Funktions­ stuhl, dessen Sitzfläche 2 und Rückenlehne 3 von einem Ge­ stell 1 getragen werden, dessen Säule 17 mit einem Rollen­ stern verbunden ist. Die konkrete Ausgestaltung des Gestells kann jedoch prinzipiell in beliebiger Weise erfolgen.

Sitzfläche 2 und Rückenlehne 3 sind relativ zueinander ver­ schwenkbar und können über ein Gelenk 10 miteinander verbun­ den sein. Im Bereich der Vorderkante der Sitzfläche 2 ist diese gelenkig mit einem Absenkhebel 5 verbunden, welcher mit einem anderen Ende schwenkbar auf einer gestellfesten Achse gelagert ist. Relativ verschwenkbar zu dieser gestell­ festen Achse ist auch ein Träger-Lenker 7, der sich zwischen dieser gestellfesten Achse und der Rückenlehne 3 erstreckt, an der er in einem Schwenklager 9 angelenkt ist. Dieser Lenker 7 kann auch gleichzeitig als Armlehne ausgebildet sein.

Koaxial zur gestellfesten Achse verläuft ein Torsionsstab 14, mit dessen Enden die beidseitig der Sitzfläche vorgesehe­ nen Lenker 7 fest verbunden sind. Die Neigungsverstellung von Sitzfläche 2 und Rückenlehne 3 erfolgt demgemäß jeweils entgegen der Rückstellkraft dieser Torsionsfeder 4.

Fig. 2 zeigt den Übergang von der in Fig. 1 dargestellten Ausgangssstellung in die etwa zur Hälfte abgesenkte Posi­ tion. Dabei wird einerseits der Winkel zwischen Sitzfläche 2 und Rückenlehne 3 vergrößert und andererseits die Sitzfläche 2 im Bereich ihrer Vorderkante abgesenkt. Dies ist eine Folge davon, daß ein Verschwenken des Lenkers 7 im Uhrzeiger­ sinn ein Verschwenken des Absenkhebels 5 über ein Zwischenge­ triebe im Gegenuhrzeigersinn zur Folge hat und dabei die Sitzfläche 2 - wie durch den Doppelpfeil angedeutet - nach vorne und nicht nur nach unten bewegt wird.

Fig. 3 zeigt das Sitzmöbel mit vollständig abgesenkter Sitz­ fläche 2, wobei strichliert auch noch die ursprüngliche Aus­ gangsposition angedeutet ist. In dieser Position liegt der Absenkhebel 5 nahezu waagrecht und der Öffnungswinkel zwi­ schen Sitzfläche 2 und Rückenlehne 3 nimmt seinen Maximal­ wert ein.

Fig. 4 zeigt ein bevorzugtes Ausführungsbeispiel des die ge­ genläufige Bewegung von Lenker 7 und Absenkhebel 5 gewährlei­ stenden Getriebes 6.

Die gestellfeste Achse ist als Rohr 11 ausgebildet, durch das sich die Torsionsfeder 4 erstreckt, welche mit ihren Enden drehfest mit einem Lagerkopfteil 19 verbunden ist, wel­ ches einen Bestandteil des Lenkers 7 darstellt.

Auf dem Rohr 11 ist mit Abstand zum Lagerkopfteil 19 eine Trägerhülse 16 drehbar gelagert, die mit dem Absenkhebel 5 fest verbunden, bzw. einteilig ausgebildet ist.

In der Trägerhülse 16 und in dem Lagerkopfteil 19 sind einan­ der in der Sitzflächen-Grundposition im wesentlichen gegen­ überliegende Sacklochbohrungen 15 vorgesehen. Diese Sackloch­ bohrungen 15 befinden sich jeweils auf einem zum Rohr 11 ko­ axialen Kreis.

Zwischen der Trägerhülse 16 und dem Lagerkopfteil 19 ist auf dem Rohr 11 ein ringscheibenförmiges Umlenkorgan 12 vorgese­ hen, das mit dem Rohr 11 und damit mit dem Gestell fest ver­ bunden ist. Dieses Umlenkorgan 12 weist entsprechend der kreisförmigen Verteilung der Sacklochbohrungen 15 Öffnungen 13 auf, deren Durchmesser größer ist als der Durchmesser der Sacklochbohrungen. Bevorzugt sind die Öffnungen 13 im Quer­ schnitt doppel-V-förmig ausgebildet, so daß die Stäbe 14 an der mittig gelegenen Stelle geringsten Querschnitts geführt sind und dennoch die erforderlichen Auslenkbewegungen unge­ hindert durchführen können.

Die sich durch die Öffnungen 13 erstreckenden Stäbe 14 sind vorzugsweise Federstahlstäbe 14, die mit ihren Enden in die Sacklochbohrungen 15 von Trägerhülse 16 und Lagerkopfteil 19 eingreifen. In der Grundstellung des Sitzmöbels, d.h. bei nicht abgesenkter Sitzfläche liegen die Stäbe 14 bevorzugt jeweils am Boden der Sacklochbohrungen 15 an, wodurch ein An­ schlag- bzw. Druckpunkt erhalten wird.

Beim Übergang von der in Fig. 1 gezeigten Grundstellung in die in Fig. 3 gezeigte maximale Absenkstellung erfolgt - wie in Fig. 5 gezeigt - ein gegensinniges Verschwenken von Len­ ker 7 und Absenkhebel 5, da bei einem Verschwenken des Len­ kers 7 im Uhrzeigersinn die Stäbe 14 durch das gestellfeste Umlenkorgan 12 den Absenkhebel im Gegenuhrzeigersinn ver­ schwenken. Das Übersetzungsverhältnis kann dabei durch ent­ sprechende Positionierung des Umlenkorgans 12 beeinflußt werden.

Bezüglich der gestellfesten Achse ist in Fig. 4 strichliert eine alternative Ausführungsform dargestellt. Dabei wird die gestellfeste Achse von einem Rohr 8 gebildet, das die Träger­ hülse 16 und das Lagerkopfteil 19 übergreift und mit dem ringscheibenförmigen Umlenkorgan 12 fest verbunden ist. In diesem Falle besteht zwischen dem Rohr 11 und dem Umlenkor­ gan 12 keine Verbindung. Das Rohr 11 dient dabei nur zur starren Kopplung der beiderseits der Sitzfläche vorgesehenen Lenker 7.

Der Vorteil aller dieser Koaxial-Getriebeanordnungen besteht vor allem in ihrem einfachen und raumsparenden Aufbau, der eine gleichachsige Anordnung aller Bestandteile ermöglicht.

• Bezugszeichenliste:  1 Gestell
   2 Sitzfläche
   3 Rückenlehne
   4 Torsionsstab
   5 Absenkhebel
   6 Getriebe
   7 Lenker
   8 Gestellfeste Achse
   9 Anlenkstelle
  10 Verbindungsgelenk
  11 Führungsrohr
  12 Umlenkorgan
  13 Öffnung
  14 Umlenkstäbe
  15 Aufnahmebohrung
  16 Trägerhülse
  17 Säule
  18 Rollenstern
  19 Lagerkopfteil

Claims (9)

1. Funktions-Sitzmöbel, insbesondere für Arbeitsplätze im Bü­ robereich, bestehend aus einem Gestell, einer um eine ho­ rizontale Achse schwenkbare, gegen die Kraft einer Feder in ihrer Neigung verstellbaren Sitzfläche sowie einer in Abhängigkeit von der jeweiligen Sitzflächenneigung mit­ tels zumindest eines Lenkers verschwenkbaren Rückenlehne, dadurch gekennzeichnet, daß die Sitzfläche (2) im Bereich ihrer Vorderkante an zu­ mindest einem Absenkhebel (5) angelenkt ist, der mit seinem anderen Ende auf einer gestellfesten Achse (8; 11) schwenkbar gelagert und über ein Getriebe (6) gegensinnig zu dem mit der Rückenlehne (3) verbundenen, ebenfalls auf der gestellfesten Achse (8; 11) schwenkbar gelagerten Len­ ker (7) verstellbar ist.

2. Sitzmöbel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die gestellfeste Achse aus einem Führungsrohr (11) besteht, in dem ein ins­ besondere mittig festgelegter Torsionsstab (4) angeordnet ist, dessen Enden form- und kraftschlüssig mit den zur Rückenlehne (3) verlaufenden und auf den Führungsrohren­ den schwenkbar gelagerten Lenkern (7) verbunden sind.

3. Sitzmöbel nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Absenkhebel (5) mit einer auf dem Führungsrohr (11) mit Abstand von dem endseitig gelagerten Lenker (7) angeordneten Trägerhülse (16) fest verbunden ist und das die Bewegung des Lenkers (7) gegensinnig umlenkende Getriebe (6) zwischen dem Len­ ker (7) und der Trägerhülse (16) vorgesehen ist.

4. Sitzmöbel nach einem oder mehreren der vorhergehenden An­ sprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das Getriebe (6) aus einer Mehrzahl von Stäben (14) be­ steht, die mit ihren Enden in einander zumindest im we­ sentlichen gegenüberliegende Aufnahmebohrungen (15) in der Trägerhülse (16) und in einem am Ende des Lenkers (7) vorgesehenen Lagerkopfteil (19) eingreifen und sich durch Öffnungen (13) in einem Umlenkorgan (12) erstrecken, das zwischen Trägerhülse (16) und Lagerkopfteil (19) ange­ ordnet und starr mit dem gestellfesten Führungsrohr (11) verbunden ist.

5. Sitzmöbel nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß das Umlenkorgan (12) in Form einer Ringscheibe mit über den Umfang ver­ teilten Öffnungen (13) ausgebildet ist.

6. Sitzmöbel nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Stäbe (14) aus Federstahl bestehen.

7. Sitzmöbel nach einem oder mehreren der vorhergehenden An­ sprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Länge der Stäbe (14) so gewählt ist, daß diese in der Grundposition der Sitzfläche (2) beidendig an den Bo­ denflächen der als Sacklochbohrungen ausgebildeten Aufnah­ mebohrungen (15) in der Trägerhülse (16) und im Lagerkopf­ teil (19) anliegen.

8. Sitzmöbel nach einem oder mehreren der vorhergehenden An­ sprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die im Umlenkorgan (12) vorgesehenen öffnungen (13) im Querschnitt doppel-V-förmig sind und der mittig gelege­ ne geringste Durchmesser etwa dem Stabdurchmesser ent­ spricht.

9. Sitzmöbel nach einem oder mehreren der vorhergehenden An­ sprüche, dadurch gekennzeichnet, daß als gestellfeste Achse, an dem auch das Umlenkorgan (12) befestigt ist, ein Außenrohr (8) vorgesehen ist, das mit seinen Enden die Trägerhülse (16) und das Lagerkopf­ teil (19) übergreift, wobei das innenliegende Rohr (11) lediglich eine starre Verbindung zwischen der Trägerhülse (16) und dem Lagerkopfteil (19) bildet.