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Verfahren -zur Herstellung von Speisesirup oder Kunsthonig aus unreinen
Zuckerlösungen. Aus unreinen Zuckerlösungen, also Lösungen von Rohzucker, Rübensäften,
Abläufen, Melassen läßt sich Speisesirup oder Kunsthonig durch Inversion allein
nicht herstellen; es muß auch der schlechte Beigeschmack, z. B. der Rübengeschmack,
beseitigt werden. Dies kann geschehen durch längeres Kochen oder Lufteinblasen.
Am einfachsten kann die Inversion und das Kochen verbunden werden, wenn die zur
Inversion nötige Säure der dünnen Zuckerlösung zugesetzt und diese, dann bis zur
Sirupdicke eingedampft wird. Auf diese Weise wird der sogenannte Rübensaft hergestellt,
wenn als Ausgangsprodukt Diffusionssaft mit 14 Prozent Zucker genommen wird.
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Dieses Verfahren greift die Kochgefäße sehr stark an, weil die Zuckerlösung
lange Zeit, meist io bis 12 Stunden, kochen muß, um genügend dick zu werden; außerdem
erfordert es einen großen Säureverbrauch. Wenn es gelingt, eine dicke unreine Zuckerlösung
zu invertieren, wie es z. B. bei der Fabrikation von Zuckerhonig geschieht, aber
ohne daß der fertige Sirup einen häßlichen Beigeschmack hat, so ist damit ein billigeres
Verfahren "geschaffen, weil dicke Zuckerlösungen bedeutend weniger Säure zur Inversion
gebrauchen als dünne. Man hat vorgeschlagen, Luft oder Dampf durch die Zuckerlösung
zu blasen, doch hat sich dieses Verfahren nicht eingeführt. Das vorstehend angegebene
Ziel läßt sich aber durch das im folgenden beschriebene neue Verfahren erreichen.
Dieses besteht darin, daß die Inversion in dicker, z. B. 8oprozentigeg Lösung vorgenommen
wird und diese dann rieuträlisiert und soweit verdünnt wird, daß sie filtrierbar
ist, z. B. auf 40 BX, worauf die klare, nur schwach saure bis alkalische Lösung
auf Sirupdicke eingedampft wird. Hietdutch werden sämtliche oben genannte Mängel
beseitigt. Die Inversion erfordert wenig Säure, weil die Lösung dick ist, die Kochgefäße
können nicht so stark angegriffen werden, weil die Lösung vorher neutralisiert und
filtriert wurde, und der schlechte Beigeschmack -ist beseitigt, weil die flüchtigen
organischen Säuren durch die Verdampfung ausgetrieben werden. Außerdem wird der
stickstoffhaltige Nichtzucker, welcher nach Herzfelds Forschungen die Hauptursache
des schlechten Geschmackes ist und durch Erhitzung in Gegenwart von Invertzucker
in wohlschmeckende Substanz umgewandelt werden kann, bei diesem Verfahren besonders
günstig und leicht umgewandelt, weil vom Anfang des Erhitzens bzw. Kochens an die
gesamte gewünschte Invertznckermenge bereits vorhanden ist, da die Inversion vorangegangen
war. Zusammengefaßt besitzt also das neue Verfahren folgende Vorteile: i. Anwendung
geringer Säuremengen, 2. längere Haltbarkeit der Eindampfgefäße, 3. guten Geschmack
des fertigen Sirups.
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Bei der Verwendung von konzentriertem Rohprodukt, wie Melasse, Ablaufsirupen
oder Rohzuckerlösungen, hat das neue Verfahren keinen Nachteil, dagegen ist ein
solcher vorhanden bei der Herstellung von Speisesirup aus Rübensäften, weil diese
auf hohe Dichte, z. B. 70 bis 8o Bx, eingedampft
und nach
der Inversion und Verdünnung zum zweiten Male eingedampft werden müssen. Dieser
Nachteil wird jedoch durch den verminderten - 5ä,preverbrauch wieder aufgewogen
und man hat den Vorteil, daß der Saft während' des k#-äiens -i%4r schwach sauer
ist, in manchen Fällen, wenn keine helle Farbe gewünscht wird, sogar neutral oder
alkalisch sein kann, wodurch die Kochgefäße geschont werden.
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Anstatt die unreine Zuckerlösung erst bei hoher Dichte, z. B. 8o Bx,
zu invertieren, kann die Inversion auch, wie bei Rübensäften üblich, gleichzeitig
mit der Eindampfung geschehen, wobei allerdings der Säureverbrauch ein höherer ist.
Man kann diesen Sirup nach vorliegendem Verfahren dadurch schmackhafter machen,
daß der konzentrierte Sirup neutralisiert, bis zur Filtrierbarkeit verdünnt und
dann wieder auf Sirupdicke eingedampft wird. Hierdurch wird ebenfalls ein wenig
saurer, neutraler oder alkalischer wohlschmeckender Sirup erzielt.
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Sehr unreine Zuckerlösungen, wie Melasse, -werden selten allein invertiert,
weil der Säureverbrauch infolge des hohen Aschengehaltes ein sehr hoher ist. Man
mischt daher derartige Zuckerlösungen mit einer sehr weit invertierten reineren
Zuckerlösung. Bei vorliegendem Verfahren erhält man einen feineren Sirup aus denselben
Ausgangsprodukten, wenn man es in folgender Weise ausführt. Die reinere Zuckerlösung,
z. B. Rübensaft, wird bei z. B. 8o Bx invertiert oder während des Eindampfens auf
8o Bx invertiert, dann mit Melasse vermischt, verdünnt auf z. B. 6o Bx, neutralisiert,
filtriert und dann auf @ Sirupdicke eingedampft.
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Naturgemäß kann nach der mechanischen Filtration noch eine Filtration
über Knochenkohle erfolgen, wie es allgemein üblich ist.
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Die Verdünnung der invertierten Lösung vor der Filtration kann außer
mit Wasser auch - mit einer dünnen Zuckerlösung geschehen, die im Betriebe vorhanden
ist, z. B. mit Dünnsaft oder Absüßwasser. Im letzteren Falle muß die zu verdünnende
Zuckerlösung stärker invertiert werden, als wenn Wasser zur Verdünnung genommen
wird.