DE2800479A1 - Zusammensetzung zum anlocken von borkenkaefern, insbesondere nadelbaumborkenkaefern - Google Patents
Zusammensetzung zum anlocken von borkenkaefern, insbesondere nadelbaumborkenkaefernInfo
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Patentanwälte Dipl.-Ing. H. Weickmann, Dipl.-Phys. Dr. K. Fincke
Dipl.-Ing. F. A. Weickmann, Dipl.-Chem. B. Huber
37866 Sak 12 a München 86. den
"^' a POSTFACH 860 820
MÖHLSTRASSE 22, RUFNUMMER 98 3921/22
BORREGAARD INDUSTRIES LIMITED 1701 Sarpsborg, Norwegen
Zusammensetzung zum Anlocken von Borkenkäfern, insbesondere
Nadelbaumborkenkäfern
809829/0727
Die gefährlichsten Schädlinge in Wäldern bzw. Tannenwäldern bzw. Fichtenwäldern Nordeuropas sind die Nadelbaumborkenkäfer
bzw. Fichtenborkenkäfer (ips typographus), die
sich in einen Baum einbohren und ihn töten, wenn der Angriff durch eine ausreichende Anzahl von Käfern erfolgt. Eine Möglichkeit,
solche Borkenkäfer zu kontrollieren, besteht in der Verwendung von Pestiziden, deren Anwendung jedoch aus zwei Gründen
beschränkt ist. Erstens ist es schwierig, eine gute Wirkung zu erreichen, da die Käfer meist unter der Rinde verborgen
leben,und zweitens sollte die Verwendung von Chemikalien so weit wie möglich vermieden werden, da sie Störungen in dem
ökologischen Waldsystem verursachen.
Im Kampf gegen den Borkenkäfer sucht die Forschung daher nach neuen Verfahren. Während der letzten 10 bis 15 Jahre
hat die Forschung,insbesondere in den USA, neue Wege gewiesen.
Beachtliche Mühen wurden aufgewendet, um das Problem der Borkenkäfer mit neuen Waffen zu bekämpfen. Man hat gefunden,
daß es geeignet sein könnte, das Kommunikationssystem der Borkenkäfer
zu stören, das hauptsächlich chemischer Natur ist. Bei bestimmten Bedingungen bilden die Käfer Verbindungen,
inter alia aus dem Harz in den angegriffenen Bäumen. Diese Substanzen werden auf die Umgebung übertragen und beeinflussen
andere Individuen der gleichen Species. Solche Kommunikationssubstanzen, die als Pheromone bezeichnet werden, sind in der
Natur weit verbreitet und können von den Tieren selbst in sehr geringen Mengen registriert werden. Wenn das Pheromon aufgenommen
wurde, stimuliert es bestimmte Reaktionen in dem empfangenden Individuum. Einige Kommunikationssubstanzen werden
eine anziehende Wirkung besitzen, während andere beispielsweise eine erregende oder alarmierende Wirkung aufweisen.
Zum Nachweis der einzelnen Pheromon-Komponenten hat man Analysen durchgeführt, insbesondere am Kot der Käfer bzw.
Käferlarven. Dieser besteht inter alia aus dem Exkrementen der
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Käfer. Nachdem die Analysen durchgeführt wurden, wurde die
Wirkung der individuellen Pheromone geprüft, und sie wurden synthetisiert. Diese Arbeiten werden inter alia in Science,
28. Oktober 1966, Band 154, Nr. 3748, Seiten 509-510, beschrieben. Während dieser Arbeiten hat man festgestellt, daß die
folgenden Verbindungen die Hauptkomponenten des Kommunikationssystem verschiedener Borkenkäfer sind:
cis-Verbenol (Fp.690C, Kp.etwa 12O°C/15 mmHg);
2-Methyl-6-methylen-2,7-octadien-4-ol (Ipsdienol), (Kp. 54 bis 59°C/O,15 mmHg); ■
2-Methyl-6-methylen-7-octen-4-ol (ipsenol).
Zur weiteren Klärung des Kommunikationsystems der Borkenkäfer und wegen der möglxchen Entdeckung weiterer Kommunikationssubstanzen,
zusätzlich zu den zuvor nachgewiesenen, wurde nun der Hinterdarm bzw. die hinteren Eingeweide bzw.
der hintere Darmkanal (hindgut) des Fichtenborkenkäfers analysiert. Dazu wurden die Gaschromatographie und die Massenspektrometrie
kombiniert verwendet. Die Gaschromatographiesäule, 20 cm χ 2,5 nun, wurde mit 10% FFAP (freier Fettsäurepolyester)
auf "Varaport 30" gepackt und bei 70 bis 2300C gehalten.
MS-Quelle 250°C und 70 eV. Es wurde festgestellt, daß die Retentionszeit
und die Massenspektren der aktiven Verbindungen in vollständiger Übereinstimmung mit denen authentischer Materialien
sind.
Diese Analysen zeigen, daß die Därme der Fichtenborkenkäfer ebenfalls eine Verbindung enthalten, die zuvor
nicht als Pheromon in solchen Käfern oder anderen Insekten
nachgewiesen wurde, d.h. 2-Methyl-3-buten-2-ol (Methylbutenol), Kp. 990C
Für eine weitere Untersuchung der Wirkung der einzelnen Pheromone, allein und im Gemisch, wurden Olfaktometer
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bzw. Geruchsmeter bzw. Geruchsbestimmungsgeräte der folgenden Bauart verwendet.
Der Hauptbestandteil ist ein großer Aluminiumtrichter mit einem Durchmesser von 80 cm und einer Tiefe von 65 cm.
Er wird auf drei Aluminiumrohrbeine gelegt, so daß sich die obere Kante 170 cm über dem Boden erstreckt. Über die Öffnung
des Trichters werden vertikal zwei 30 cm hohe Plexiglasflügel bzw. -schaufeln in einem Kreuz gelegt und im Zentrum der Plexiglasflügel
wird ein Pappezylinder, 40cm hoch und mit einem Durchmesser von 15 cm, eingepaßt. Der Zylinder ist am oberen
Ende geschlossen und perforiert. Unter dem Zylinder wird ein elektrisches Gebläse befestigt, das Luft aufwärts in den Zylinder
bläst. An den Wänden im Inneren des Zylinders wird ein Polyäthylenrohr angebracht, in dem die Testverbindungen in
50 mm langen Kapillarglasrohren mit einem Innendurchmesser von 1,4 mm gehalten werden. Bei einigen Versuchen wird das· Polyäthylenrohr
durch einen Bolzen ersetzt, in den sich 40 männliche Käfer während 2 Tagen eingebohrt haben, oder durch
einen frischen Bolzen. Die Luft, die in den Zylinder geblasen wird, transportiert alle Testsubstanzen, die durch alle Löcher
in den Wänden des Zylinders verteilt werden, mit sich weg. Die Menge an Testsubstanzen, die während der Versuche verdampft,
ist recht gering. Normalerweise beträgt die Menge an der flüchtigsten Verbindung (Methylbutenol), die verdampft wird, etwa
0,4 mg/h, während die Menge der anderen etwa 0,02 mg/h bei 20 bis 25°C beträgt. Fünf Olfaktometer bzw. Geruchsbestimmungsgeräte
werden in die Testfläche gegeben. Die Testproben werden zwischen den Olfaktometern nach der Durchführung des Versuchs
zirkuliert. Die Versuchszeit beträgt normalerweise 30 min, wenn die Flug- bzw. Verfliegaktivität gut ist. An kühleren
Tagen mit geringer Erwärmung betragen die Zeitintervalle 60 min.
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In den folgenden Tabellen sind die Ergebnisse dargestellt, die man bei fünf Versuchsreihen erhält. Der Grund,
weshalb die absoluten Werte etwas unterschiedlich sind, ist der, daß die Versuche zu unterschiedlichen Zeiten und bei unterschiedlichen
Temperaturen durchgeführt wurden, die einen Einfluß auf die Flugaktivität der Käfer besitzen. In der Tabelle
werden die verwendeten Testsubstanzen und die Mittelwerte der Anzahl der gefangenen Nadelwaldborkenkäfer (Ips
typographus) angegeben.
Tabelle 1 | Versuchen | 1,8 | 2,1 | O ·+ |
|
Mittelwert von fünf | 2,1 | 1,7 | |||
30 min | 2,4 | 1,2 | |||
Methylbutenol + cis-Verbenol + Ipsdienol |
103,2 | Verhältnis o* : | 2,5 | 2,1 | |
Methylbutenol + cis-Verbenol |
52,6 | 1 : | 2,1 | 0,9 | |
Methylbutenol + Ipsdienol |
21,8 | 1 : | |||
Methylbuteno1 | 5,6 | 1 : | |||
Vergleich | 3,4 | 1 : | Verhältnis c/1 : | ||
Tabelle II | 1 : | 1 : | O •r |
||
Mittelwert von fünf | 1 : | ||||
30 min | Versuchen | 1 : | |||
Methylbutenol + cis-Verbenol + Ipsdienol |
77,8 | 1 : | |||
Methylbutenol + cis-Verbenol |
56,2 | 1 : | |||
infizierter Bolzen | 6,6 | ||||
frischer Bolzen | 3,8 | ||||
Vergleich | 1,8 | ||||
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-?- 2800479 | |
Tabelle III | |
Mittelwert aus 5 Versuchen, 30 min | |
Methylbutenol + cis-Verbenol + Ipsdienol |
58,2 |
Methylbutenol + cis-Verbenol Ipsenol |
31,2 |
Methylbutenol + cis-Verbenol + Ipsdienol + Ipsenol |
47,0 |
Methylbutenol + cis-Verbenol |
51,0 |
Vergleich | 0,6 |
Tabelle IV | |
Mittelwert aus 4 Versuchen, 60 min | |
Methylbutenol + cis-Verbenol + Ipsdienol |
57,2 |
Methylbutenol + cis-Verbenol + Ipsdienol + Ipsenol |
43,7 |
Ipsdienol | 4,8 |
Ipsdienol + Ipsenol |
1,3 |
Vergleich | 0,2 |
809829/0727
-Jg- | 2800479 | |
Tabelle V | ||
Mittelwert aus | 4 Versuchen, 60 min | |
Methylbutenol + cis-Verbenol + Ipsdienol |
145,3 | |
Methylbutenol + cis-Verbenol + Ipsdienol + Ipsenol |
95,0 | |
cis-Verbenol + Ipsdienol |
67,6 | |
cis-Verbenol + Ipsdienol + Ipsenol |
42,6 : | |
Vergleich | 6,0 |
Aus den Tabellen geht hervor, daß in jedem Fall gute Ergebnisse erhalten werden mit einem Gemisch aus Methylbutenol
und cis-Verbenol, und daß die besten Ergebnisse erhalten werden, wenn die Zusammensetzung ebenfalls Ipsdienol enthält, während
Ipsenol einen negativen Einfluß zu haben scheint. Die Verbindungen oc-Pinen, ß-Pinen und Myrcen, die natürliche Komponenten
in Pichten bzw. Tannen sind, ergeben keine erhöhte bzw. verbesserte Anziehung.
Gegenstand der Erfindung ist eine Verbenol enthaltende Zusammensetzung zum Anlocken bzw. Anziehen von Borkenkäfern,
insbesondere Nadelholz- bzw. Fichtenborkenkäfern (Ips Typographus), die dadurch gekennzeichnet ist, daß sie ebenfalls
2-Methyl-3-buten-2-ol enthält. Es ist bevorzugt, daß sie ebenfalls
Ipsdienol enthält.
Die Menge an aktiven Komponenten, Verbenol und Methylbutenol, und gegebenenfalls Ipsdienol, in der Zusammensetzung
ist idealerweise so, daß die Zusammensetzung während ihrer gesamten Verwendungszeit alle aktiven Komponenten emittiert bzw.
abgibt, d.h. daß die aktiven Komponenten etwa gleichzeitig verdampfen. Eine solche eingestellte Verdampfung kann erhalten
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werden, indem man sowohl die Menge der aktiven Komponenten in der Zusammensetzung variiert als auch die Art bzw. Zubereitung
der Zusammensetzung variiert. Die Zusammensetzung kann z.B. aus einem mehrschichtigen, imprägnierten Material bestehen,
in dem das flüchtigste Pheromon (Methylbutenol) in der innersten Schicht ist, z.B. wie in dem "Hercon-System", oder
die aktiven Komponenten werden in einem festen, flüchtigen Lösungsmittel, wie Wachs, vergossen.
Abhängig von dem Aufbau der Zusammensetzung, kann sie die aktiven Komponenten in··irgendwelchen Verhältnissen
bzw. Anteilen enthalten. Geeigneterweise enthält sie Methylbutenol
in einer Menge unter 100% und jede der anderen aktiven Komponenten in einer Menge bis zu 5O?6, bezogen auf das Gesamtgewicht
der aktiven Komponenten. Insbesondere enthält sie Methylbutenol in einer Menge über 20^, aber unter 100?ä, und
jede der anderen aktiven Komponenten in Mengen bis zu 205^,. bezogen
auf das Gesamtgewicht der aktiven Komponenten. Eine geeignete Zusammensetzung kann 70 Gew.Teile Methylbutenol, 20
Gew.Teile cis-Verbenol und 10 Gev.Teile Ipsdienol enthalten.
Die bei den obigen Versuchen beschriebenen Zusammensstzungen
enthalten etwa 20 Gew.Teile Methylbutenol und etwa 1 Gew.Teil
jeder der anderen aktiven Komponenten.
Für Verbenol liegen geometrische Isomere wie auch optische Isomere (Chiralität) vor.
Die Anmelderin hat Verbenol aus a-Pinen synthetisiert,
das in einer dextro- und in einer laevo-Rotationsform, R- bzw.
S-a-Pinen, gefunden wird.
Aus jeder dieser enantiomeren Formen von a-Pinen werden die entsprechenden Enantiomeren von trans-Verbenol gebildet
(über das Acetat).
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S-a-Pinen ergibt R-trans-Verbenol (R-Konfiguration
an der OH-Gruppe). Das bicyclische System selbst wird bei der
Synthese nicht angegriffen, so daß die Grundkonfiguration nicht geändert wird. Weiterhin ergibt R-a-Öinen S-trans-Verbenol.
Cis-Verbenol wurde ebenfalls aus trans-Verbenol synthetisiert. Nach diesem Verfahren ergibt R-trans-Verbenol
S-cis-Verbenol und S-trans-Verbenol ergibt R-cis-Verbenol.
Durch Auswahl der geeigneten Enantiomeren von a-Pinen ist es
möglich, das gewünschte Enantiomere von cis-Verbenol zu erhalten.
Bei den Versuchen wurden etwa 93% optisch reines S-cis-Verbenol (93% S->
7% R-Enantiomer) verwendet. Es wurde aus α-Pinen mit einer entsprechenden optischen Reinheit [93% S
oder (-)-oc-Pinen] hergestellt. Das cis-Verbenol enthält weiter
etwa 5 bis 10% R-trans-Verbenol.
Ipsdienol liegt ebenfalls in der R- und S-Form vor. Ein racemisches Gemisch wurde während der Versuche verwendet
(gleiche Teile an R- und S-Form).
Die erfindungsgemäße Zusammensetzung kann geeigneterweise als Teil einer integrierten Kontrolle verwendet werden,
indem man sie an Bäumen oder künstlichen Fallen anbringt.
Formeln der bei den Versuchen verwendeten Verbindungen:
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OH
II
-AA-
cis-Vcrbonol
Oil Ipsdicnol
Ipsenol
CU.
CH-C-CH-CHn , 2
OH
Me thylbutenoi.
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Claims (2)
1. Verbenol, insbesondere cis-Verbenol enthaltende Zusammensetzung zum Anlocken bzw. Anziehen von Borkenkäfern,
insbesondere Nadelholzborkenkäfern (Ips typographus), dadurch gekennzeichnet, daß sie ebenfalls 2-Methyl-3-buten-2-ol
(Methylbutenol) enthält.
2. Zusammensetzung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß sie zusätzlich zu Verbenol, insbesondere cis-Verbenol,
und Methylbutenol ebenfalls Ipsdienol enthält.
3· Zusammensetzung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
daß sie die aktiven Komponenten, nämlich Verbenol und Methylbutenol und gegebenenfalls Ipsdienol, in
solchen Mengen enthält, daß die Zusammensetzungen im wesentlichen während ihren gesamten Verwendungszeit Dampf von allen
aktiven Komponenten abgeben bzw. emittieren.
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