DE206957C - - Google Patents
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-
- C—CHEMISTRY; METALLURGY
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Description
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KAISERLICHES
PATENTAMT.
PATENTSCHRIFT
- JVl 206957 -KLASSE 28«. GRUPPE
LMEUNIER und A. SEYEWETZ in LYON, Frankr.
Verfahren zum Gerben von Häuten. Patentiert im Deutschen Reiche vom 30. April 1907 ab.
Das den Gegenstand " der vorliegenden Erfindung
bildende Verfahren zum Gerben von Häuten gründet sich auf die nachstehenden Beobachtungen:
Wenn man tierische Häute der Wirkung wäßriger, neutraler oder saurer Lösungen
mehrwertiger Phenole bekannter Zusammensetzung, wie Hydrochinon, Brenzcatechin, Pyrogallol, Gallussäure usw., bei Abwesenheit
ίο von Luft aussetzt, beobachtet man, daß die
Hautfaser keinerlei Änderung erfährt und die Eigenschaft beibehält, sich, mit Wasser gekocht,
zu gelatinieren.
Läßt man hingegen obige, jedoch alkalisch gemachten Lösungen bei genügendem Luftzutritt
bzw. unter Bedingungen, unter denen die genannten mehrwertigen Phenole eine
Oxydation erfahren, auf die tierischen Häute einwirken, so werden diese gegerbt und ver-Heren
die erwähnte Eigenschaft, mit kochendem Wasser zu gelatinieren.
Nicht allen mehrwertigen Phenolen kommt diese Eigenschaft in demselben Grade zu, und
ist im allgemeinen gefunden worden, daß, je leichter sich diese mehrwertigen Phenole, wie
z. B. das Hydrochinon, oxydieren, desto schneller und vollkommener die Gerbung" erfolgt,
während solche mehrwertigen Phenole, die sich, wie beispielsweise das Resorcin, nur
sehr schwer bzw. nur langsam oxydieren lassen, nur in einem, minderwertigen Grade
oder gar nicht die Gerbung der Häute herbeiführen.
Da die gerbende Wirkung der mehrwertigen Phenole durch die Oxydationsprodukte derselben
herbeigeführt wird, erfolgt die Gerbung der Häute bei direkter Anwendung der Oxydationsprodukte derselben viel schneller. So
werden beispielsweise die tierischen Häute durch Lösungen der Chinone und der Chinhydrone,
welche zwei Hydroxylgruppen in der Ortho- und insbesondere in der ParaStellung enthalten, sehr rasch gegerbt. Es genügen
bereits geringe Mengen der letzteren Körper, um die Häute vollständig in Leder überzuführen,
und es hat sich herausgestellt, daß man durch Anwendung eines Gewichtsteiles des gewöhnlichen
Chinons auf 100 Teile abgehaarter tierischer Haut dieselbe Wirkung erzielt wie
unter Anwendung von 35 bis 40 Gewichtsteilen von Tannin.
Die nachstehenden Beispiele mögen das Verfahren des näheren erläutern.
i. Beispiel.
Gerbung mit Hilfe der Oxydationsprodukte der mehrwertigen Phenole.
100 kg gut getrockneter Schafsblöße werden in einer Flüssigkeit behandelt, welche aus
einer Auflösung von 400 g gewöhnlichen Chinons in 1001 Wasser hergestellt wird, und
welche wiederholt auf die Blöße, die in einem
mit Rührwerk versehenen Gefäß, ζ. B. in einer Walkmühle, angeordnet ist, gebracht wird.
Man beobachtet, daß die Gerbung sehr rasch vorwärts schreitet, daß die Blöße zunächst
eine rötliche, hierauf eine violette und schließlich eine bräunliche Farbe annimmt. Innerhalb
5 Stunden ist der Gerbungsprozeß vollständig beendet. Das gegerbte Leder wird
hierauf zugerichtet und entsprechend seiner
ίο Bestimmung weiter verarbeitet. Trotzdem
das Lösungsvermögen von Wasser für Chinon ein sehr geringes ist, da Wasser bekanntlich
etwa nur 1Z2 Gewichtsteil dieses Körpers auflöst,
ist es für den vorliegenden Zweck vollständig genügend, da bereits sehr geringe
Mengen des Chinons die Gerbung der tierischen Haut herbeiführen. Außerdem kann
man auch mit geringeren Mengen Wasser auskommen, wenn man zu einem Kunstgriff Zuflucht
nimmt, indem man das Chinon in einen kleinen Beutel aus durchlässiger Leinwand einschließt und in das Gefäß, in welchem die
Gerbung vollzogen wird, mit Hilfe eines Bindfadens o. dgl. einhängt. Bringt man hierauf
in dieses Gefäß die zu gerbenden Häute und die gewünschte, selbst eine sehr geringe
Menge Wasser ein, so beobachtet man, daß sich das Chinon nach und nach in dem Wasser
auflöst, da die in einer bestimmten Zeit in Lösung gehenden Anteile desselben von der
Haut aufgenommen werden und dadurch das Wasser für neue Mengen des Chinons aufnahmefähig
machen.
2. Beispiel.
Gerbung mit Hilfe mehrwertiger
Phenole.
Phenole.
Hier werden auf 100 kg gut getrockneter abgehaarter Schafsblöße 350 g Hydrochinon
verwendet, welche in einer wäßrigen Lösung von 500 g kristallinischer Soda zur Lösung
. gebracht werden. Die Gerbung vollzieht sich in einer miyRührwerk versehenen Gerbkufe,
und es wird unter ständiger Zufuhr der oben erwähnten Gerbflüssigkeit so lange unter ununterbrochener
Tätigkeit des Rührwerkes gegerbt, bis die Blöße vollständig eine braunviolette Färbung angenommen hat. Innerhalb
24 Stunden ist der Prozeß beendet. Die Haut bzw. das aus derselben entstandene Leder wird
aus der Flüssigkeit entfernt und mit Wasser so lange gewaschen, bis sämtliches Alkali entfernt
ist, worauf die übliche, dem jeweiligen Zweck angepaßte Zurichtung erfolgt.
Man kann bei dieser Ausführungsform des Verfahrens, bei welcher es darauf ankommt,
unter Bedingungen zu arbeiten, unter denen die Oxydation der verwendeten mehrwertigen
Phenole erfolgen muß, auch zu anderen Hilfsmitteln als zu dem Luftsauerstoff greifen und
leicht Sauerstoff abgebende Körper, wie beispielsweise Chromsäure, verwenden. In diesem
Falle bildet sich ein Chromsalz, welches die gerbende Wirkung der entstehenden Oxydationsprodukte
der mehrwertigen Phenole wesentlich unterstützt.
Die gemäß der vorliegenden Erfindung erzeugten Leder sind durch folgende Eigenschaften
ausgezeichnet:
1. sind sie, trotzdem zu ihrer Erzeugung aus den Blößen nur sehr geringe Mengen der
als Gerbmittel dienenden mehrwertigen Phenole bzw. deren Oxydationsprodukte verwendet
worden sind, sehr widerstandsfähig gegenüber kochendem Wasser,
2. zeichnen sich dieselben durch einen außerordentlich weichen und feinen Griff auf der
Fleischseite aus, so daß man aus gewöhnlichen Schafhäuten dem Sämischleder ähnliches
Leder erhalten kann,
3.. durch eine außergewöhnlich große Festigkeit, insbesondere auf der Narbenseite, und
4. durch das große Aufnahmevermögen für Farbstoffe, so daß eine vorherige, die Widerstandsfähigkeit
des Leders bekanntlich beeinträchtigende Beizung nicht mehr erforderlich ist.
Es sei an dieser Stelle noch erwähnt) daß man bereits vorgeschlagen hat, bei den Gerbprozessen
das einfache Phenol, die sogenannte Karbolsäure, zu.verwenden. Diese ist jedoch
zu dem vorliegenden Zweck nicht im gleichen Maße geeignet, was sich schon daraus ergibt,
daß die in der Literatur veröffentlichten, auf die Gerbung der Häute mittels Phenol Bezug
habenden Verfahren Vorschriften enthalten, nach welchen unvergleichlich größere Mengen
des Phenols verwendet werden sollen, während nach dem vorliegenden Verfahren praktisch
nur verschwindend geringe Mengen der mehrwertigen Phenole oder deren Oxydationsprodukte
genügen, um die Häute vollständig in Leder überzuführen.
An Stelle der mehrwertigen Phenole lassen sich zu vorliegendem Zweck ebensogut auch
deren Derivate und Substitutionsprodukte verwenden, wenn nur die Gerbung unter Bedingungen
vollführt wird, unter denen eine Oxydation dieser Körper stattfindet. Außerdem kann man das vorliegende Verfahren
auch in Kombination mit den üblichen Gerbmethoden verwenden.
Claims (2)
- Patent-Ansprüche:i. Verfahren zum Gerben von Häuten mit Hilfe von Phenolen, dadurch gekennzeichnet, daß die Häute mittels mehrwertiger Phenole bekannter Zusammensetzung, wie z. B. Hydrochinon, Brenzcatechin, Pyrogallol, deren Homologen oderSubstitutionsprodukte mit Ausnahme des Tannins, entweder für sich allein oder in Verbindung mit anderen Gerbmethoden unter Bedingungen behandelt werden, unter denen eine Oxydation der Phenole stattfindet.
- 2. Eine Ausführungsform des Verfahrens nach Anspruch i, dadurch gekennzeichnet, daß an Stelle der mehrwertigen Phenole deren Oxydationsprodukte, wie die Chinone, die Chinhydrone, die Chinonchlorimide usw., verwendet werden.
Publications (1)
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