DE1495367B2 - Verfahren zur herstellung eines pfropfcopolymerisates - Google Patents
Verfahren zur herstellung eines pfropfcopolymerisatesInfo
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Description
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines Pfropfcopolymerisates, einem Verfahren,
bei dem eine ionisierende Strahlung zur Anwendung kommt.
Die gepfropften Copolymeren bestehen aus Polymeren, die ein Polymerenskelett oder -gerüst enthalten,
von dem seitliche oder verzweigte Ketten eines abweichenden Polymeren getragen werden.
Es ist bekannt, gepfropfte Copolymere herzustellen, indem man ein bereits gebildetes Polymeres, welches
durch ein polymerisierbares Monomeres durchdrungen oder gequollen ist, einer ionisierenden Strahlung von
hoher Energie aussetzt. Auf diese Weise polymerisiert das Monomere in Verzweigungen oder Ketten, die
seitlich am bereits gebildeten Polymeren befestigt sind, welches dem Gerüst oder Rumpf entspricht. Ein derartiges
Verfahren ist beispielsweise in der französischen Patentschrift 1130 099 vom 31. Mai 1955 beschrieben.
Nach diesem bekannten Verfahren wird das von dem Monomeren durchdrungene Polymere vorzugsweise
in Abwesenheit von Sauerstoff und beispielsweise unter Vakuum einer ionisierenden Bestrahlung
von hoher Energie ausgesetzt, die beispielsweise aus /3-Strahlen, y-Strahlen, Neutronen, Elektronen oder
leichteren beschleunigten Teilchen, Röntgenstrahlen oder anderen durch eine geeignete Quelle, wie beispielsweise
einem Nuklear-Reaktor, einem Elektronenbeschleuniger oder anderen Vorrichtungen, einem
radioaktiven Isotop, einer Röntgenanlage oder dergleichen ausgesandten Teilchen besteht.
Die vorliegende Erfindung hat ein besonders vorteilhaftes System aus Polymerem und Monomerem für
eine derartige Polymerisationsbehandlung zum Gegenstand.
Es wurde in völlig überraschender Weise gefunden, daß gemäß der Erfindung das mit einem Gemisch aus
Styrol und Acrylnitril mit einem Gehalt von 75 % oder von 95 bis 99 % Acrylnitril, auf das Volumen bezogen,
gequollene oder durchdrungene Polyvinylchlorid zu besonders interessanten Ergebnissen der Pfropfung
führt, wenn es einer ionisierenden Strahlung von hoher Energie, vorzugsweise unter Vakuum, ausgesetzt
wird.
Das erfindungsgemäße Verfahren zur Herstellung eines Pfropfcopolymerisates durch Bestrahlung eines
durch ein Monomeres gequollenen festen Polymeren mit einer ausreichenden Dosis einer ionisierenden
Strahlung von hoher Energie unter Polymerisation des Monomeren zu einer gepfropften Polymerenkette ist
nun dadurch gekennzeichnet, daß als Polymeres Polyvinylchlorid und als Monomeres ein Gemisch aus
Acrylnitril und Styrol mit einem Gehalt von 75 % oder 95 bis 99 % Acrylnitril, auf das Volumen bezogen, verwendet
wird.
Als Ausgangspolyvinylchlorid kann jedes bekannte Polyvinylchlorid mit ausreichend hohem Molekulargewicht,
um unter normalen Bedingungen als Feststoff betrachtet zu werden, in Frage kommen. Vorzugsweise
liegt dessen Molekulargewicht zwischen 25 000 und 75 000, wie es bei diesen Polymeren meistens
der Fall ist. Dieses kann in jeder gewünschten Feststofform vorliegen, beispielsweise in Form von
Fasern, Fäden, Rohren, Bändern, Platten, Blättern, geformten Gegenständen oder selbst als Pulver.
Die Quellung oder Durchdringung des Polyvinylchlorids wird durch einfaches Eintauchen desselben in
das Gemisch aus Styrol und Acrylnitril erreicht.
Die Temperatur des Eintauchens ist nicht kritisch und kann bei jedem Wert liegen, bei dem das Monomerengemisch
flüssig ist, jedoch wird Raumtemperatur oder eine geringfügig höhere Temperatur, beispielsweise
in der Größenordnung von 5O0C, bevorzugt.
Die Dauer des Eintauchens hängt von der Form des Polymeren und vom Ausmaß des gewünschten Quellens
ab, das sich leicht beobachten läßt.
Es ist auch selbstverständlich, daß bei einem gegebenen Monomerengemisch und einer gegebenen
ίο Temperatur das Monomere eine längere Zeit braucht,
um ein größeres Objekt zu quellen als einen dünnen Film. Weiterhin kann es, wenn das Erzielen eines
schwachen Pfropfungsgrades gewünscht wird, vorteilhaft sein, das Stück bis zu einer geringeren Tiefe zu
quellen, als einer maximalen Quellung entsprechen würde.
Nach dem Quellen kann der Überschuß des Monomerengemisches abgenommen werden, obwohl auch
die Bestrahlung in dessen Gegenwart durchgeführt werden kann.
Das gequollene Polymere wird, vorzugsweise in Abwesenheit von Sauerstoff, beispielsweise unter Vakuum
oder unter einer inerten Atmosphäre, einer ionisierenden Strahlung von hoher Energie unterworfen, wie sie
bereits vorstehend ausgeführt wurde.
Obwohl die Bestrahlung vorzugsweise in Abwesenheit von Sauerstoff durchgeführt werden sollte, kann
sie jedoch auch in Gegenwart von Sauerstoff ausgeführt werden, jedoch sind dann die zur Erzielung eines
gewünschten Pfropfungsgrades erforderlichen Strahlungsdosierungen erheblich höher. Um den Sauerstoff
aus dem Gemisch aus Polymerem und Monomerem zu entfernen, kann man dieses vor oder nach der Quellung
entgasen, beispielsweise mit Hilfe einer Vakuumpumpe, oder indem man den bekannten Kreislauf von
Einfrieren, Entgasen mit Hilfe einer Diffusionspumpe und Verflüssigung wiederholt. Man kann die Bestrahlung
bei jeder gewünschten Temperatur ausführen, vorzugsweise wird sie jedoch bei einer Temperatur
zwischen 0 und 60 C° durchgeführt.
Die Bestrahlung wird so lange fortgeführt, bis das gequollene Polymere eine ausreichende Dosierung erhalten
hat, um den gewünschten Pfropfungsgrad zu ergeben. Dieser Pfropfungsgrad kann beispielsweise
bestimmt werden, indem die Gewichtszunahme nach dem Trocknen bestimmt wird.
Die zur Erzielung dieses Pfropfungsgrades notwendigen Gesamtstrahlungsdosierungen können in Abhängigkeit
von der Intensität der Strahlung, der Temperatur und des verwendeten Gemisches variieren. So
lassen sich beispielsweise mit Strahlungsintensitäten von 1000 bis 5000 Rad/Std. bei 200C mit so schwachen
Gesamtdosierungen wie 3000 bis 20 000 Rad erhebliche Pfropfungen durchführen, welche Gewichts-Steigerungen
von 20 bis 5O°/o entsprechen, wenn man Monomerengemische verwendet, die 50 bis 99 % Acrylnitril,
auf das Volumen bezogen, enthalten. Stark erhöhte Intensitäten können viel stärkere Gesamtdosierungen
notwendig machen, um zum selben Ergebnis zu gelangen, jedoch wird dieser Nachteil durch eine
Steigerung der Produktionsgeschwindigkeit wieder ausgeglichen.
In den übrigen Gesichtspunkten, ausgenommen der Art des Gemisches von Polymerem und Monomerem,
entspricht das Verfahren den sonst üblichen, um gepfropfte Copolymerisate durch Bestrahlung eines mit
einem Monomeren gequollenen oder durchdrungenen Polymeren zu erhalten.
Das erfindungsgemäß erhaltene gepfropfte Copolymere enthält ein Skelett oder einen Rumpf, der dem
Polyvinylchlorid entspricht, und gepfropfte Verzweigungen, die aus einem Acrylnitril-Styrol-Copolymeren
bestehen, in dem die Acrylnitril-Styrol-Einheiten wahllos verteilt sind. Wenn man mit A das Vinylchlorid,
mit B das Styrol und mit C das Acrylnitril bezeichnet, läßt sich die Struktur des erhaltenen Pfropfcopolymerisates
schematisch durch folgende Formel wiedergeben:
—Α—Α—Α—Α—Α—Α—Α-Β—
C— B— B— B— C— C— B— C— Β— Β
wobei B und C wahllos verteilt sind.
Die erhaltenen Copolymeren sind hart und farblos, sie sind in Dimethylformamid löslich und in der Wärme
formbar.
In völlig überraschendender und nicht vorhersehbarer Weise ist das Pfropfungsausmaß bei einer gegebenen
Intensität der Strahlung bei mit einem Gemisch aus Styrol und Acrylnitril, das 75% oder 95 bis 99°/o
Acrylnitril, auf das Volumen bezogen, enthält, gequollenen Polyvinylchlorid viel höher als bei demselben
Körper, der einfach durch eines der beiden in Frage kommenden Monomeren geqoullen ist, oder
durch Mischungen dieser Monomeren, deren Verhältnisse der Bestandteile außerhalb der angegebenen
Grenzen liegen.
Die folgenden Beispiele dienen zur weiteren Erläuterung
der Erfindung, ohne sie zu begrenzen.
Es wurden 8 Blättchen mit identischen Abmessungen und einem Gewicht von jeweils etwa 0,15 g von einem
Bogen mit einer Stärke von 0,35 mm abgeschnitten, der aus Polyvinylchlorid bestand, welches unter der
Bezeichnung »Lucoflex« durch die Compagnie Saint-Gobain verkauft wird.
Diese 8 Blättchen wurden jeweils in eine Röhre aus Pyrex-Glas mit einem Gehalt von 10 ml eines Gemisches
aus Styrol und Acrylnitril gegeben, wobei die Zusammensetzung dieses Gemisches bei jedem Rohr anders
war.
Die 8 Röhren wurden dann entgast, indem dreimal der bekannte Kreislauf des Einfrierens, Entgasens mit
Hilfe einer Diffusionspumpe und Verflüssigung wiederholt wurde, dann wurden sie verschlossen und während
16 Stunden bei Raumtemperatur beiseite gelegt, um eine gute Quellung der Blättchen durch die Monomerengemische
vor der Bestrahlung sicherzustellen.
Dann wurde jede Ampulle mittels einer Kobalt-60-Quelle
unter einer Intensität von 0,28 Rad/Sekunde bei 200C bestrahlt.
Nach etwa 20stündiger Bestrahlung wurden die Blättchen aus den Röhren entnommen, in Benzol
während 48 Stunden gewaschen, getrocknet und gewogen.
In der nachfolgenden Tabelle I sind die mit den 8 Blättchen erhaltenen Pfropfergebnisse zusammengefaßt,
d. h. deren Gewichtsvermehrung, ausgedrückt in Prozent des Anfangsgewichtes in Abhängigkeit von
den Zusammensetzungen der Monomerengemische, ausgedrückt in Prozent Acrylnitril, auf das Volumen
bezogen, während die Dauer der Bestrahlung bei jedem Versuch in Stunden angegeben ist.
1 | 2 | 3 | Röhre | 5 | 6 | 7 | 8 | |
4 | ||||||||
Zusammen- | ||||||||
20 Setzung (in % | 0 | 25 | 50 | 95 | 97 | 99 | 100 | |
Acrylnitril) ... | 75 | |||||||
Dauer (in | 25 | 23 | 20 | 18 | 11 | 20 | 23 | |
Stunden) | 21 | |||||||
Ausmaß der | ||||||||
25 Pfropfung | 35 | 53 | 73 | 192 | 123 | 138 | 54 | |
(in 7o) | 117 | |||||||
Es ist ersichtlich, daß bei vergleichbaren Bestrahlungsdosierungen,
d. h. für Bestrahlungszeiträume, die mit konstanter Intensität erfolgen, das Ausmaß
der Pfropfung wesentlich höher bei den mit den Monomerengemischen mit einem Gehalt von 75 und insbesondere
95 bis 99 Volumprozent Acrylnitril gequollenen Blättchen ist als bei den Blättchen, die durch
reines Styrol oder reines Acrylnitril oder selbst durch ein Gemisch dieser beiden Monomeren mit relativ
schwacher Konzentration an Acrylnitril gequollen wurden.
B e i s ρ i e 1 2
Bei ähnlichen Versuchen wie den vorstehenden, bei denen jedoch die Strahlung nach etwa 10 Stunden an
Stelle von etwa 20 Stunden eingestellt wurde, zeigte sich in gleicher Weise eine unerwartete Erhöhung des
Pfropfungsausmaßes bei starken Konzentrationen an Acrylnitril im Monomerengemisch, wobei der Pfropfungsgrad
ein stark ausgeprägtes Maximum bei einer Konzentration von 97 Volumprozent Acrylnitril in
dem Gemisch der beiden Monomeren zeigte.
Man kann infolgedessen, indem man einfach die Zusammensetzung des Gemisches aus Styrol und
Acrylnitril, in dem das Polyvinylchlorid gequollen wird, entsprechend wählt, die zur Herstellung eines
Copolymeren, das einen gegebenen Pfropfungsgrad zeigt, erforderliche Strahlungsdosierung erheblich vermindern.
Das Verfahren nach Beispiel 1 wurde mit einem Blättchen wiederholt, das in einer Röhre eingebracht
war, die dann einer Bestrahlung mit einer Intensität von 1000 Rad/Std. unterworfen wurde. In der nachfolgenden
Tabelle II sind die bei der Pfropfung erhaltenen Werte mit diesem Blättchen zusammengefaßt,
d. h. die Gawichtsvermehrung nach der Trocknung, ausgedrückt in Prozent des anfänglichen Gewichtes, in
Abhängigkeit von der Bestrahlungsdauer, der Gesamtstrahlungsdosierung
und der Zusammensetzung des Monomerengemisches, ausgedrückt in Volumenpro
zent Acrylnitril. Die chemische Zusammensetzung des erhaltenen Pfropfcopolymerisates ist ebenfalls angegeben.
Volumenprozent
Acrylnitril im
ursprünglichen
Monomerengemisch
Dauer der Bestrahlung
Gesamtdosis in Rad
Gewichtsvermehrung in
Chemische Zusammensetzung
%C I %H °/„N I »ι
75
8 Stunden
24 Minuten
24 Minuten
8467
53,5
5,5
2,2
39,5
Claims (2)
1. Verfahren zur Herstellung eines Pfropfcopolymerisates durch Bestrahlung eines durch ein Monomeres
gequollenen festen Polymeren mit einer ausreichenden Dosis einer ionisierenden Strahlung
von hoher Energie unter Polymerisation des Monomeren zu einer gepfropften Polymerenkette, d adurch
gekennzeichnet, daß als Polymeres Polyvinylchlorid und als Monomeres ein
Gemisch aus Acrylnitril und Styrol mit einem Gehalt von 75 % oder von 95 bis 99 % Acrylnitril, auf
das Volumen bezogen, verwendet wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß die Bestrahlung auf ein Gemisch aus Polymerem und Monomerem, das im Vakuum entgast
wurde, ausgeübt wird.
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