DE1232336B - Verfahren zur Erhoehung der Kanteneinreisskraft und der Reissdehnung sowie Erniedrigung des dielektrischen Verlustwinkels tg delta von nur in einer Richtung verstreckten, zumindest teilweise kristallinen Folien aus dem Polycarbonat des 4, 4'-dioxydiphenyl -2, 2-propans - Google Patents
Verfahren zur Erhoehung der Kanteneinreisskraft und der Reissdehnung sowie Erniedrigung des dielektrischen Verlustwinkels tg delta von nur in einer Richtung verstreckten, zumindest teilweise kristallinen Folien aus dem Polycarbonat des 4, 4'-dioxydiphenyl -2, 2-propansInfo
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Description
DEUTSCHES
PATENTAMT
AUSLEGESCHRIFT
Int. CL:
B29d
Deutsche KI.: 39 a3- 7/20
Nummer: 1232 336
Aktenzeichen: F 37150 X/39 a3
Anmeldetag: 25. Juni 1962
Auslegetag: 12. Januar 1967
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Erhöhung der Kanteneinreißkraft und der Reißdehnung sowie
Erniedrigung des dielektrischen Verlustwinkels tg<5 von nur in einer Richtung verstreckten, zumindest
teilweise kristallinen Folien aus dem Polycarbonat des 4,4'-Dioxydiphenyl-2,2-propans, im folgenden
kurz Polycarbonat genannt.
Es ist bereits bekannt, daß man einaxial verstreckte Folien aus thermoplastischen Kunststoffen
herstellen kann. Die Verstreckung lediglich in einer Richtung bietet den Vorteil, daß sie sehr leicht durchzuführen
ist. Die einaxial verstreckten Folien aus Polycarbonat haben jedoch den Nachteil, daß die
Kanteneinreißkraft gering ist und der dielektrische Verlustwinkel relativ hoch liegt.
Es ist weiterhin bekannt, biaxial verstreckte Folien herzustellen. Sie weisen als Vorteil eine höhere
Kanteneinreißkraft auf, haben jedoch den Nachteil, daß die Biaxialverstreckung technisch wesentlich
schwieriger durchzuführen ist. Außerdem liegt bei Polycarbonatfolien auch hier der dielektrische Verlustwinkel
relativ hoch.
Bei diesem Stand der Technik besteht das allgemeine Bedürfnis, Polycarbonatfolien in technisch
möglichst einfacher Weise herzustellen, die einen niedrigen dielektrischen Verlustwinkel und gleichzeitig
eine hohe Kanteneinreißkraft und eine hohe Reißdehnung haben.
Es wurde nun gefunden, daß man bei nur in der einen Richtung verstreckten, zumindest teilweise
kristallinen Folien aus Polycarbonat die Kanteneinreißkraft und die Reißdehnung erheblich erhöhen
und gleichzeitig den dielektrischen Verlustwinkel erniedrigen kann, wenn man erfindungsgemäß die
Folien spannungsfrei entweder so lange auf Temperaturen zwischen der Einfriertemperatur und der
Schmelztemperatur erhitzt oder sie so lange in Quellmittel und/oder Lösungsmittel einbringt, daß sie
mindestens um 3 % in der Längsrichtung schrumpfen. Die Lösungsmittel und Quellmittel können bei dieser
Behandlung in flüssiger oder dampfförmiger Form vorliegen.
Es ist ausgesprochen überraschend, daß man durch die erfindungsgemäße Behandlung mit Quellmitteln
bzw. Lösungsmitteln oder durch Anwendung erhöhter Temperatur Polycarbonatfolien gleichzeitig in der
Weise vergüten kann, daß die Kanteneinreißkraft und die Reißdehnung erhöht und gleichzeitig der
dielektrische Verlustwinkel vermindert wird.
Das besonders Überraschende ist fernerhin, daß bei der erfindungsgemäßen Behandlung die Reißfestigkeit
selbst praktisch überhaupt nicht abnimmt.
Verfahren zur Erhöhung der Kanteneinreißkraft und der Reißdehnung sowie Erniedrigung des
dielektrischen Verlustwinkels tgd von nur
in einer Richtung verstreckten, zumindest
teilweise kristallinen Folien aus dem
Polycarbonat des 4,4'-dioxydiphenyl-2,2-propans
dielektrischen Verlustwinkels tgd von nur
in einer Richtung verstreckten, zumindest
teilweise kristallinen Folien aus dem
Polycarbonat des 4,4'-dioxydiphenyl-2,2-propans
Anmelder:
Farbenfabriken Bayer Aktiengesellschaft,
Leverkusen
Als Erfinder benannt:
Dr. Karl Huff,
Dr. Hermann Hofmeier, Dormagen
Die verwendeten Folien haben im allgemeinen eine Dicke zwischen etwa 0,003 und 1,0 mm. Unter
verstreckten Folien versteht man erfindungsgemäß solche Folien, die im Verhältnis 1:2 bis 1:8 verstreckt
worden sind, vorzugsweise zwischen 1:3 und 1:6. Die Folien müssen mindestens teilweise kristallin
sein. Eine einheitliche Definition für den Grad der Kristallinität ist bislang noch nicht vorhanden. Allgemein
kann gesagt werden, daß die Folien zumindest eine Kristallinität von 10%, vorzugsweise eine
Kristallinität von 30 bis 40% aufweisen sollen.
Die Behandlung der Folien geschieht entweder durch Einwirkung von Wärme oder durch Einwirkung
von Lösungs- bzw. Quellmitteln.
Zur Wärmebehandlung erhitzt man die Folien auf Temperaturen zwischen der Einfriertemperatur und
der Schmelztemperatur, vorzugsweise auf Temperaturen, die mehr als 2O0C über der Einfriertemperatur
liegen und mehr als 10° C unter dem Schmelzpunkt. Für Polycarbonate aus 4,4'-Dioxydiphenyl-2,2-propan
sind Temperaturen zwischen 150 und 210° C besonders wirksam. Als Heizmedium kommen Luft, Inertgase
oder auch inerte Flüssigkeiten in Frage. Die Erhitzung kann jedoch auch durch Bestrahlung
vorgenommen werden.
Zur Durchführung der Wärmebehandlung kann man die Folien z. B. frei hängend auf höhere Temperaturen
erhitzen, bis der gewünschte Schrumpfgrad erreicht ist. Man kann die Behandlung kontinuierlich
durchführen. Zu diesem Zweck läßt man die Folienbahnen über ein Zuführwalzenpaar durch eine Heizzone
zu einem Abzugswalzenpaar laufen. Es ist dabei jedoch dafür Sorge zu tragen, daß die Folie
zwischen den beiden Walzenpaaren kemer"Spannung ausgesetzt wird, welche das Schrumpfen ganz oder
609 757/391
ί 232
teilweise verhindert. Man regelt bei vorgegebener Temperatur die Folie in der Aufheizzone das Verhältnis
der Geschwindigkeiten des Zuführwalzenpaares und des Abzugswalzenpaares so, daß die
Folie gerade nicht mehr durchhängt.
Für die Lösungsmittel- und Quellmittelbehandlung kommen diejenigen Flüssigkeiten in Frage, die aus
der Literatur für Polycarbonat als Quellmittel bzw. Lösungsmittel bekannt sind. Es eignen sich als Lösungsmittel
z. B. chlorierte Kohlenwasserstoffe, wie Methylen- und Äthylenchlorid und als Quellmittel
Aceton, aromatische Kohlenwasserstoffe, Äther wie Dibutyläther, Ester, Ketone und Glycole.
Verwendet man Lösungsmittel, so darf man diese selbstverständlich nur äußerst kurze Zeiten einwirken
lassen. Besser sind Quellmittel und Quellmittel-Lösungsmittel-Gemische geeignet.
Die Behandlung kann in verschiedener Weise durchgeführt werden. So kann man die Folien in
Flüssigkeiten einlagern oder sie durch Flüssigkeitsbäder hindurchziehen. Es ist aber auch möglich, daß
man die Quellmittel und Lösungsmittel in Dampfform auf die Folien einwirken läßt. So kann z. B. eine
Folie durch eine mit einem entsprechenden Dampf gefüllte Kammer hindurchgezogen werden. Dabei
läßt sich gegebenenfalls auch die Temperatur erhöhen.
Sowohl bei der Wärme- als auch bei der Quellmittelbehandlung ist die Dauer der Einwirkung sehr
wichtig. Sie muß zumindest so lange sein, daß die Folie um 3°/0 schrumpft. Die besten Ergebnisse
erhält man, wenn man die Behandlungszeit so wählt, daß die Folie in der Streckrichtung um etwa 10 bis
30% schrumpft.
Unter »spannungsfrei« ist erfindungsgemäß zu verstehen, daß die Folien ungehindert schrumpfen
können. Wenn die Folien frei hängen, so sind sie zweifellos einer Spannung ausgesetzt, die durch das
Eigengewicht hervorgerufen wird. Sie können jedoch trotzdem frei schrumpfen. In gleicher Weise werden
geringfügige Spannungen auch bei dem Hindurchziehen durch Lösungsmittelbäder auftreten. Auch
hier kommt es nur darauf an, daß sie ungehindert schrumpfen können. Die eventuell vorhandene Spannung
muß also in jedem Fall wesentlich geringer sein als die bei der Behandlung entwickelte Schrumpfkraft.
Die erfindungsgemäß erhaltenen Folien zeigen gegenüber den als Ausgangsmaterial verwendeten
unbehandelten Folien die folgenden Eigenschaften: die Reißfestigkeit ist etwa gleich, die Kanteneinreißkraft
wesentlich erhöht, z. B. auf das Dreifache, die Reißdehnung ist erhöht, z. B. auf das Dreifache,
der dielektrische Verlustwinkel liegt wesentlich tiefer. Bei einer vorgegebenen Temperatur kann er sich
durch die Behandlung auf ein Zehntel des ursprünglichen Wertes verringert haben. Das verbesserte
dielektrische Verhalten bei verschiedenen Tempera-ίο
türen geht aus der A b b. 1 hervor, welche ein Diagramm darstellt, in dem der dielektrische Verlustwinkel
gegen die Temperatur aufgetragen ist.
Die erfindungsgemäß erhaltenen Folien aus Polycarbonaten eignen sich wegen ihres dielektrischen
Verhaltens gut als Kondensatorfolien und Elektroisolierfolien. Außerdem weisen sie die erforderliche
hohe Kanteneinreißkraft auf, obwohl sie nur in einer Richtung verstreckt sind.
Eine im Verhältnis 1:4 verstreckte, teilweise
kristalline Folie von 0,06 mm Dicke wird 2 Stunden spannungsfrei auf 175° C erwärmt. Die Folie besteht
aus dem Polycarbonat des 4,4'-Dioxydiphenyi-2,2-propans. Die Erwärmung erfolgt in Gegenwart von
Luft. Man erhält eine Folie mit verbesserten dielektrischen Eigenschaften. In der A b b. 1 ist für die
unbehandelte Folie (gestrichelte Linie) und für die erfindungsgemäße Folie (ausgezogene Linie) die Abhängigkeit
des dielektrischen Verlustwinkels von der Temperatur bei einer Frequenz von 800 Hz wiedergegeben.
Wie man daraus entnehmen kann, liegt insbesondere in dem wichtigen Temperaturenbereich
zwischen 50 und 1500C der dielektrische Verlustwinkel
der behandelten Folie bei fast einem Zehntel des Wertes der unbehandelten Folie.
Be i s ρ iel 2
Einseitig (1:4) verstreckte, teilkristalline Folien
aus Polycarbonat (Polycarbonat des 4,4'-Dioxydiphenyl-2,2-propans)
werden frei hängend im Trockenschrank jeweils 30 Minuten getempert, wobei sie je
nach der Temperatur mehr oder weniger in Reckrichtung schrumpfen. Anschließend werden bei Raumtemperatur
die Dicke, Reißfestigkeit und Kanteneinreißkraft gemessen. Die erhaltenen Werte gibt
die Tabelle 2 an:
Temperatur 0C |
Längs schrumpfung /o |
Dicke mm |
Reißfestigkeit kp/mm* |
Reißdehnung % |
Kanten einreißkraft kp |
EinreiSdehnung % |
ungete 140 160 180 |
mpert 5,3 10,8 18,0 |
0,018 0,019 0,020 0,022 |
25,0 24,7 24,8 24,4 |
15,6 23,5 40,5 47,5 |
3,8 7,5 12,1 12,3 |
3,7 10,3 22,7 23,1 |
Eine in einer Richtung im Verhältnis 1:4 verstreckte,
teilweise kristalline Folie aus dem Polycarbonat des 4,4'-Dioxydiphenyl-2,2-propans wird
von einem Zuführrollenpaar und einem Abzugsrollenpaar durch eine Heizzone gezogen. Die Heizzone
besteht aus einem Infrarotstrahler, der oberhalb und unterhalb der Folie angeordnet ist. Es
werden verschiedene Temperaturen der Folie im Bereich von 140 bis 1900C eingestellt. Für die einzelnen
Temperaturen werden die Schrumpfverhältnisse durch Variation der Geschwindigkeit des Zuführrollenpaares
einerseits und des Abzugsrollenpaares andererseits eingestellt. Es ist dabei darauf
zu achten, daß die Folie gerade nicht mehr durchhängt. Die Eigenschaften der erhaltenen Folien sind
in der Tabelle 3 aufgeführt. Die erste Zeile dieser Tabelle bezieht sich auf unbehandeltes Material. :
Längs schrump fung % |
Dicke mm |
Reiß festig keit kp/mm2 |
Reiß dehnung % |
Kanten einreiß kraft kp |
Einreiß dehnung % |
O 5 10 15 |
0,018 0,019 0,020 0,021 |
25,0 24,8 24,7 24,4 |
15,6 23,1 39,1 42,7 |
3,8 7,3 11,9 12,1 |
3,7 9,8 21,5 22,9 |
Foliendicke | Längs schrumpfung |
Quellzeit | Kanten einreißkraft |
mm | % | Minuten | kp |
0,056 | 0 | 0 | 13,8 |
0,056 | 4,3 | 1 | 18,5 |
0,057 | 7,8 | 2 | 19,2 |
0,058 | 12,5 | 3 | 23,0 |
0,060 | 13,7 | 4 | 23,0 |
0,060 | 15,6 | 5 | 24,0 |
In einer Richtung (1: 4) verstreckte, teilkristalline
Folien aus Polycarbonat (Polycarbonat des 4,4'-Dioxydiphenyl-2,2-propans)
werden bei Raumtemperatur in Aceton gelegt. Sie quellen dabei und schrumpfen in Längsrichtung. Anschließend werden die Folien
bis zur Gewichtskonstanz getrocknet. Die gemessenen Werte der Kanteneinreißkraft in Abhängigkeit von
der Schrumpfung, die eine Funktion der Zeit ist, die die Folie in Aceton lag, sind in der Tabelle 4 zusammengestellt.
An Stelle von Aceton können auch Benzol, Toluol, Dibutyläther, Methylglycol oder Chloroform sowie
Mischungen aus diesen verwendet werden.
Claims (4)
1. Verfahren zur Erhöhung der Kanteneinreißkraft und der Reißdehnung sowie Erniedrigung
des dielektrischen Verlustwinkels tg<5 von in nur einer Richtung verstreckten, zumindest teilweise
kristallinen Folien aus dem Polycarbonat des 4,4'-Dioxydiphenyl-2,2-propans, dadurch gekennzeichnet,
daß man die Folien spannungsfrei so lange auf Temperaturen zwischen der Einfriertemperatur und der Schmelztemperatur
erhitzt oder sie so lange in Quellmittel und/oder Lösungsmittel einbringt, daß sie zumindest um
30/0 in der Längsrichtung schrumpfen.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man die Folien so lange behandelt,
bis sie einen Schrumpfgrad zwischen 10 und 30% aufweisen.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß man die Quell- und/oder
Lösungsmittel in flüssiger Form anwendet.
4. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß man die Quell- und/oder
Lösungsmittel in Dampfform anwendet.
In Betracht gezogene Druckschriften:
Kunststofftaschenbuch, 15. Ausgabe, 1961, Karl Hauser Verlag, München, S. 208, Ziffer 2.
Hierzu 1 Blatt Zeichnungen
609 757/391 1.67 © Bundesdruckerei Berlin
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