DE1246230B - Thermoplastische Formmassen - Google Patents
Thermoplastische FormmassenInfo
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- DE1246230B DE1246230B DER37273A DER0037273A DE1246230B DE 1246230 B DE1246230 B DE 1246230B DE R37273 A DER37273 A DE R37273A DE R0037273 A DER0037273 A DE R0037273A DE 1246230 B DE1246230 B DE 1246230B
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Description
BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND
D EUTSCHES
PATENTAMT
AUSLEGESCHRIFT
Int. CL:
C08f
Deutsche KL: 39 b - 22/06
Nummer: 1 246 230
Aktenzeichen: R 37273 IV c/39 b
Anmeldetag: 21. Februar 1964
Auslegetag: 3. August 1967
Es ist allgemein bekannt, Vinylchlorid unter verschiedenen Temperaturbedingungen zu polymerisieren.
Diese Polymerisation wird am häufigsten, insbesondere aus wirtschaftlichen Gründen, in der Masse,
in Lösung, in Suspension oder vorzugsweise in Emulsion bei einer Temperatur oberhalb 40°C, im
allgemeinen zwischen 40 und 7O0C, durchgeführt.
Dieses in der Wärme hergestellte Polyvinylchlorid wird unter anderem zur Herstellung von Fäden,
Folien und gegossenen Erzeugnissen verwendet. Doch weist es für diese Anwendungszwecke den Nachteil
auf, bei erhöhten Temperaturen zu deformieren und zu schrumpfen.
Es ist auch bekannt, Vinylchlorid bei einer Temperatur unterhalb O0C (im allgemeinen bei —5 bis
-3O0C) in Masse, in Lösung, in Emulsion oder in
Suspension zu polymerisieren. Die so in der Kälte hergestellten Polyvinylchloride sind gegen Deformation
unter Einwirkung der Wärme viel besser beständig als die in der Wärme hergestellten Polyvinylchloride.
Sie weisen jedoch gegenüber den in der Wärme hergestellten Polyvinylchloriden den Nachteil
auf, daß sie viel kostspieliger herzustellen sind, da man für ihre Polymerisation eine umfangreiche Kälteanlage
verwenden muß.
Man ist auch bereits dazu übergegangen, Vinylchlorid bei Temperaturen zwischen 0 und 4O0C zu
polymerisieren. Die Eigenschaften der so erhaltenen Polymerisate liegen zwischen denjenigen der zwei vorgenannten
Polymerisate.
Im folgenden werden diese drei Arten von Polymerisaten mit »warmem«, »kaltem« und »lauwarmem«
Polyvinylchlorid bezeichnet.
Es wurden nun thermoplastische Formmassen gefunden,
die bestehen aus einem Gemisch von zumindest einem durch Polymerisation oberhalb 00C
hergestellten Polyvinylchlorid (a) und zumindest einem Polyvinylchlorid (b), das bei einer Temperatur
polymerisiert worden ist, die eindeutig unterhalb derjenigen liegt, bei der das Polyvinylchlorid (a) hergestellt
worden ist, das den anderen oder die anderen Bestandteile der Formmasse bildet.
Die erfindungsgemäßen Formmassen zeichnen sich dadurch aus, daß sie aus (a) 98 bis 60 Gewichtsprozent
eines bei einer Temperatur oberhalb 4O0C polymerisierten
Polyvinylchlorids und (b) 2 bis 40 Gewichtsprozent eines bei einer Temperatur unterhalb O0C
polymerisierten Polyvinylchlorids bestehen.
Die erfindungsgemäßen thermoplastischen Formmassen können sich auch dadurch auszeichnen, daß
sie aus. (a) 5 bis 25 Gewichtsprozent eines bei einer Temperatur oberhalb 4O0C polymerisierten PoIy-Thermoplastische
Formmassen
Anmelder:
Rhöne-Poulenc S. A., Paris
Rhöne-Poulenc S. A., Paris
Vertreter:
Dr. F. Zumstein, Dr. E. Assmann
und Dr. R. Koenigsberger, Patentanwälte,
München 2, Bräuhausstr. 4
Als Erfinder benannt:
Alphonse Faure, Lyon, Rhone (Frankreich)
Beanspruchte Priorität:
Frankreich vom 22. Februar 1963 (925 740),
vom 8. April 1963 (930 771)
Frankreich vom 22. Februar 1963 (925 740),
vom 8. April 1963 (930 771)
vinylchlorids und (b) 95 bis 75 Gewichtsprozent eines unterhalb 00C polymerisierten Polyvinylchlorids bestehen. .
Diese Formmassen besitzen insbesondere thermomechanische Eigenschaften, die nicht aus der normalen
Regel von Gemischen abgeleitet werden können.
Mit anderen Worten ist eine Eigenschaft eines dieser Gemische nicht einfach der arithmetische Gewichtsdurchschnitt
der Eigenschaften der Bestandteile. .. :.
Es ist überraschend, daß es ausreicht, einen geringen Mengenanteil von »kaltem« Polyvinylchlorid zu »warmem«
Polyvinylchlorid zuzusetzen, um das Verhalten des letzteren in der Wärme erheblich zu verbessern,
und daß es umgekehrt das Einbringen von verhältnismäßig großen Mengen an »warmem« Polyvinylchlorid
in »kaltes« Polyvinylchlorid ermöglicht, die wertvollen Eigenschaften dieses letzteren zu erhalten.
Wie bereits erwähnt, sind die thermomechanischen Eigenschaften der Gemische besser als diejenigen, die
man unter Berücksichtigung des arithmetischen Gewichtsdurchschnittes der Eigenschaften der Bestandteile
des Gemisches hätte errechnen können. Es ist jedoch ersichtlich, daß es zur Erzielung einer feststellbaren
Änderung der Eigenschaften dieser Gemische
709 619/741
nur erforderlich ist, daß die in Betracht gezogene Eigenschaft für die einzelnen Bestandteile ausreichend
unterschiedlich ist. Dies tritt im allgemeinen ein, wenn diese Polymerisate bei ausreichend verschiedenen
Temperaturen hergestellt sind.
Im allgemeinen genügt für die Gemische aus »warmen« und »lauwarmen« Polymerisaten ein Unterschied
in der Polymerisationstemperatur der Bestandteile in der Größenordnung von 3O0C; für Gemische
von »lauwarmen« und »kalten« Polymerisaten ein Unterschied in der Polymerisationstemperatur in
der Größenordnung von 2O0C und der Unterschied
der Polymerisationstemperatur von »warmen« und »kalten« Polymerisaten zumindest 400C, um die
bemerkenswerten Ergebnisse zu erzielen.
Es ist ersichtlich, daß für jede besondere Anwendung die Wahl der Polyvinylchloridbestandteile und ihre
jeweiligen Mengenanteile eine Funktion der für das Endgemisch gewünschten Eigenschaften sind.
Praktisch verwendet man zwischen 80 und —300C
hergestellte Polyvinylchloride, deren »AFNOR«-Viskositätsindizes zwischen 80 und 600 liegen.
Die thermomechanischen Eigenschaften der zu verwendenden verschiedenen Polymerisate werden durch
Bestimmung ihres »Vicat-Punktes«, ihrer Deformationstemperatur und ihrer Dehnung bei 9O0C ermittelt.
Die Bestimmung des Vicat-Punkts erfolgt nach der Norm ASTM D 1525-58 T.
Die Bestimmung der Deformationstemperatur und der Dehnung bei 9O0C wird in folgender Weise durchgeführt:
25 g Polyvinylchlorid werden in einen viereckigen Rahmen mit 100 mm Innenseite und 2 mm
Höhe zwischen zwei Metallplatten eingebracht und 5 Minuten bei einem Druck von 900 kg/cm2 auf 180
bis 19O0C gebracht. Man kühlt ab, wobei man den
ίο Druck aufrechterhält. Man erhält so eine Platte von
100 · 100 · 2 mm. Aus den so erhaltenen Platten schneidet man Prüfkörper aus, deren verkleinerter
Querschnitt 20-5-2 mm beträgt.
Die Prüfkörper werden dem Zug einer Belastung
von 5 kg (entspricht 50 kg/cm2) in einem Ölbad ausgesetzt,
dessen Temperatur um 1,6°C je Minute steigt. Man stellt die Temperatur Γ fest, bei der sich der Prüfkörper
linear in Funktion zur Temperatur zu dehnen beginnt. Diese Temperatur T ist in der graphischen
Darstellung, die die Dehnung (ausgedrückt in %) als Funktion der Temperatur darstellt, durch den Schnittpunkt
des geradlinigen Teils der Kurve mit dem Ordinatenwert Null der Dehnung definiert (F i g. 1
der Zeichnung). Die Temperatur T stellt ein Kennzeichen der Deformationstemperatur des Materials
dar. Man stellt auch die Dehnung (ausgedrückt in %) fest, wenn die Temperatur 900C erreicht.
In der nachfolgenden Tabelle I sind die Kennzahlen verschiedener Polymerisate zusammengestellt, unter
denen die erfindungsgemäß verwendbaren Polymerisate gewählt werden können.
»Warmes« Polyvinylchlorid |
»Lauwarmes« Polyvinylchlorid |
»Kaltes« Polyvinylchlorid |
>40, im allgemeinen 80 bis 40 |
40 bis 0 | <o, im allgemeinen 0 bis 30 |
<95 75 bis 78 |
dazwischenliegende Eigenschaften |
>120 84 bis 88 |
135 bis 290 | 7 bis 4 |
Polymerisationstemperatur, 0C.
Vicat-Punkt, 0C
Deformationstemperatur, 0C.
Dehnung bei 9O0C, %
Dehnung bei 9O0C, %
1. Beispiel zur Herstellung von erfindungsgemäß
verwendbaren Polymerisaten (die Herstellung
ist nicht Gegenstand der vorliegenden Erfindung)
A. Herstellung eines »warmen« Polyvinylchlorids
mit einem Viskositätsindex von 103
mit einem Viskositätsindex von 103
In einem emaillierten Autoklav mit einem Fassungsvermögen von 25 1, der mit Stickstoff durchspült ist,
bringt man 8 g Lauroylperoxyd ein und führt 4,55 kg Vinylchlorid und 101 Wasser mit einem Gehalt von
20 g Polyvinylalkohol (Verseifungszahl: 100; Viskosität der Lösung bei 4% in Wasser bei 200C:
25 cP) ein. Man setzt die Bewegungsvorrichtung in Gang und erhitzt 4 Stunden und 50 Minuten bei 60 bis
6I0C. Man bricht den Arbeitsgang ab, zieht das zurückbleibende
Vinylchlorid ab und saugt ab, wäscht 55
60
und trocknet. Man erhält schließlich 2,7 kg Polyvinylchlorid mit einem Viskositätsindex von 103.
B. Herstellung eines »kalten« Polyvinylchlorids
mit einem Viskositätsindex von 109
mit einem Viskositätsindex von 109
In einen mit Stickstoff durchspülten und auf —100C
abgekühlten emaillierten Autoklav mit einem Fassungsvermögen von 25 1 bringt man 121 Wasser mit einem
Gehalt von 2,4 kg Natriumchlorid, abgepuffert mittels 120 g saurem Kaliumphthalat und 21 g Natriumhydroxyd
auf pH 5, 4,9 kg Vinylchlorid, 1,715 kg Chloroform, 9 g Natriumperoxyd, 24 ecm Trichloracetylchlorid
und 60 ecm einer wäßrigen 40%igen Polyvinylalkohollösung (Verseifungszahl: 250; Viskosität:
2 cP) ein. Man hält die Reaktionsmasse 18 Stunden bei -1O0C, wobei man die Masse in Bewegung
hält. Man erhält 1,12 kg Polyvinylchlorid mit einem Viskositätsindex von 109.
C. Herstellung eines »kalten« Polyvinylchlorids
mit einem Viskositätsindex von 124
Man arbeitet wie unter B beschrieben, verwendet jedoch 1,286 kg Chloroform und bricht die Polymerisation
nach 13 Stunden ab.
Man erhält 1,52 kg Polyvinylchlorid mit einem Viskositätsindex von 124.
D. Herstellung eines »kalten« Polyvinylchlorids
mit einem Viskositätsindex von 395
Man arbeitet wie unter B beschrieben, polymerisiert jedoch 13 Stünden und 30 Minuten in Abwesenheit
von Chloroform. '
Man erhält 2,83 kg Polyvinylchlorid mit einem Viskositätsiridex von 395.
2. Herstellung von Gemischen zur Bestimmung
ihrer thermomechanischen Eigenschaften
ihrer thermomechanischen Eigenschaften
In einem Pulvermischer mischt man die Pulver in den in den Tabellen angegebenen Mengenanteilen nach
Zugabe von 3 % eines üblichen Zinn-Stabilisators und behandelt das Gemisch 1J2 Stunde bei 200 0C in einem
Walzenmischer. Die so erhaltenen Gemische werden wie beschrieben geprüft.
3. Prüfung verschiedener Gemische
Man stellt verschiedene Gemische mit den obenerwähnten Polymerisaten her und unterzieht sie Prüfungen
zur Bestimmung der Deformationstemperatur (T) und der Dehnung bei 90°C, wie es oben angegeben ist:
Die Gemische werden mit einem bei 6O0C hergestellten
»warmen« Polyvinylchlorid mit einem Viskositätsindex von 103 (Polymerisat A) und einem bei
-1O0C hergestellten »kalten« Polyvinylchlorid mit
einem Viskositätsindex von 109 (Polymerisat B) oder einem Viskositätsindex von 395 (Polymerisat D) hergestellt.
Die graphische Darstellung von F i g. 1 zeigt die Art der Bestimmung der Deformationstemperatur für
ein Gemisch von 85% Polymerisat A und 15% Polymerisat B.
Die nachfolgende Tabelle II betrifft die Eigenschaften von Gemischen von Polymerisaten A und B; die
Tabelle III betrifft die Eigenschaften von Gemischen von Polymerisaten A und D.
Tabelle II | Dehnung bei 90° C, ausgedrückt in |
|
Gehalt des Gemisches an Polymerisat B |
Deformations temperatur (Γ) |
7o |
ausgedrückt in °/o | 0C | 175 |
0 | 75,5 | 133 |
15 | 81 | 120 |
30 | 82 | 80 |
45 | 83 | 65 |
55 | 84 | 35 |
70 | 85,5 | 25 |
85 | 86 | 25 |
100 | 87 | |
Die Deformationstemperaturen der Tabelle II sind graphisch in F i g. 2 dargestellt. Es ist ersichtlich, daß
die Deformationstemperaturen nicht auf einer die Werte des Polymerisats A mit denjenigen des Polymerisats
B verbindenden Geraden, sondern bei beträchtlich höheren Temperaturen liegen. So würde die
Regel für Gemische anzeigen, daß für eine Zugabe von
15% »kaltem« Polyvinylchlorid eine Deformationstemperatur von 770C erhalten würde. Man beobachtet
nun tatsächlich eine Temperatur von 810C. Umgekehrt
erniedrigt ein Mengenanteil von 55 % »warmem« Polyvinylchlorid die Deformationstemperatur nur von
87 auf 840C statt auf den erwarteten Wert von 80,50C.
Gehalt des Gemisches an Polymerisat D, |
Deformations temperatur (Γ) |
Dehnung bei 9O0C, ausgedrückt in |
ausgedrückt in % | 0C | • % -; |
0 | 75,5 | '■ 175 : |
10 | 79 | 142 : |
20 | 80,5 | 127 |
40 | 82,5 | 75 |
60 | 84,5 | 45 |
80 | 86 | 25 |
100 | 88 | 10· |
Die Deformationstemperaturen von Tabelle III wurden graphisch in F i g. 3 dargestellt. Es ist ersichtlich^
daß die tatsächliche Kurve ein ähnliches Verhalten wie die von F i g. 2 zeigt.
Es folgt-aus diesem Versuch, daß die in der Kälte
hergestellten Polyvinylchloride mit sehr verschiedenem Viskositätsindex und somit mit sehr verschiedenen
Molekulargewichten sich in identischer Weise verhalten und die Herstellung der erfindungsgemäßen Gemische
erlauben.
Die Gemische von Polyvinylchloriden können, wie es oben bei der Beschreibung der Herstellung der Gemische
zur thermomechanischen Prüfung beschrieben ist, durch Vermischen von Pulvern und Behandlung in
einem Walzenmischer hergestellt werden; es kann jedoch auch jede andere Mischmethode angewendet
werden.
Insbesondere ist es häufig bequem, Lösungen oder Suspensionen der Polymerbestandteile herzustellen und
diese Lösungen oder Suspensionen zu mischen.
Selbstverständlich können die erfindungsgemäßen Gemische von Polyvinylchloriden mit den üblichen
Hilfsstoffen, wie Stabilisatoren, Farbstoffen, Pigmenten und Füllstoffen, versetzt werden.
Die erfindungsgemäßen Gemische von Polyvinylchloriden können je nach Wunsch im Hinblick auf verschiedene
Anwendungszwecke geformt werden: man kann insbesondere Erzeugnisse, wie beispielsweise
Felle, Folien, Einzelfäden, Fasern, Fäden, roßhaarähnliche Fäden oder andere Erzeugnisse, herstellen, die
wirtschaftlich wertvolle Eigenschaften besitzen.
Unter diesen geformten Erzeugnissen sind die »Fasern« (mit diesem Ausdruck werden alle Einzelfäden, Fäden, roßhaarähnlichen Fäden, Fasern oder anderen ähnlichen Erzeugnisse bezeichnet) neu, und sie sind als solche erfindungsgemäß besonders vorgesehen.
Unter diesen geformten Erzeugnissen sind die »Fasern« (mit diesem Ausdruck werden alle Einzelfäden, Fäden, roßhaarähnlichen Fäden, Fasern oder anderen ähnlichen Erzeugnisse bezeichnet) neu, und sie sind als solche erfindungsgemäß besonders vorgesehen.
Die Wahl und die jeweiligen Mengenanteile der Polyvinylchloridbestandteile der erfindungsgemäßen
Gemische, die für die Herstellung einer »Faser« verwendbar sind, können leicht unter den obenerwähnten
Polymerisaten in Abhängigkeit von den Eigenschaften der Polymerisate und den für die gewünschte »Faser«
gewünschten Eigenschaften bestimmt werden.
Zur Herstellung von Gemischen, die dazu bestimmt sind, zu Fasern geformt zu werden, können Lösungen
oder Suspensionen der verschiedenen Polyvinylchloride gemischt werden.
Wenn man »Fasern« aus erfindungsgemäßen Gemischen herstellen will, so kann man nach an sich für
Polyvinylchlorid üblichen Methoden Lösungen der Gemische in Lösungsmitteln oder Lösungsmittelgemischen,
wie beispielsweise Schwefelkohlenstoff— Aceton, Perchloräthylen—-Aceton, Tetrahydrofuran,
Cyclohexanon, Benzol—Aceton, Dimethylformamid,
Propylenoxyd, Cyclopentanonen, oder ternären Gemischen, wie beispielsweise Schwefelkohlenstoff— Benzol—Aceton,
verspinnen.
Man kann die neuen »Fasern« auch durch Verspinnen von Suspensionen der Polymerisate in Flüssigkeiten
oder Gemischen von Flüssigkeiten vornehmen, die ein Quellungsvermögen, jedoch kein Lösungsvermögen
besitzen, wie beispielsweise Trichloräthylen, Tetrachloräthan, Chloroform, Methylenchlorid, Aceton,
Benzol, Toluol, Methyläthylketon, Dioxan, Essigsäureäthylester, Äthylbenzol, Methyltetrahydrofuran,
Xylol.
Nach dem Verspinnen werden die erhaltenen »Fasern« einer üblichen Verstreckung unterzogen, um
ihnen eine orientierte Struktur zu geben. Dieses Verstrecken kann nach den üblichen Verfahren in verschiedenen
Medien, beispielsweise in einem Gas oder einem Dampf, z. B. Luft oder Wasserdampf, oder in
einer quellenden oder nichtquellenden Flüssigkeit, erfolgen und kann auch vorgenommen werden, während
sich die Faser im Kontakt mit einer erhitzten Oberfläche befindet. Der Arbeitsgang des Verstreckens
kann unmittelbar am Ausgang des Spinnraums oder in einem gesonderten Arbeitsgang vorgenommen werden.
Das Verstrecken erfolgt im allgemeinen bei der üblichen Temperatur von 1000C oder darüber.
. Man kann die »Fasern« anschließend der üblichen thermischen Nachbehandlung unter Zug bei einer Temperatur unterziehen, die bis zur unmittelbaren Nähe der Zersetzungstemperatur des Materials gehen kann. Diese thermische Fixierungsbehandlung kann in einem Gas, einer Flüssigkeit, einem Dampf oder durch Kontakt mit einer erhitzten Oberfläche vorgenommen werden.
. Man kann die »Fasern« anschließend der üblichen thermischen Nachbehandlung unter Zug bei einer Temperatur unterziehen, die bis zur unmittelbaren Nähe der Zersetzungstemperatur des Materials gehen kann. Diese thermische Fixierungsbehandlung kann in einem Gas, einer Flüssigkeit, einem Dampf oder durch Kontakt mit einer erhitzten Oberfläche vorgenommen werden.
Man kann auch vor oder nach der thermischen Behandlung einen Arbeitsgang der Relaxation der verstreckten
Fäden vornehmen, wobei dieser Arbeitsgang der Relaxation dazu dient, die Empfindlichkeit der
»Fasern« gegenüber Wärme herabzusetzen. Das Ausmaß, in dem eine solche Relaxation vorzunehmen ist,
kann je nach der zu erhaltenden Wirkung schwanken. Man kann sie beispielsweise 30% erreichen lassen,
wenn man besonders stabile »Fasern« haben möchte.
Die Einzelfäden, Fäden, Fasern und roßhaarähnlichen Fäden können allen geeigneten üblichen Textilbehandlungen
unterzogen werden, um das Krempeln, Kämmen, Aufspulen, Weben, Stricken und Färben zu
erleichtern, und sie können zur Herstellung von Geweben, Strickwaren und ungewobenen Erzeugnissen
allein oder im Gemisch mit anderen natürlichen, künstlichen oder synthetischen Fasern verwendet werden.
. Die folgenden Beispiele zeigen die Verwendung der erfindungsgemäßen Gemische.
r Aus einem Gemisch, das. aus 49 Gewichtsteilen eines durch Polymerisation bei einer Temperatur von
Jt-IO0C erhaltenen Polyvinylchlorids mit einem
AFNORrlndex von .120 und 51 Gewichtsteilen eines durch Polymerisation bei etwa 550C erhaltenen Polyvinylchlorids
mit einem AFNOR-Index von 120 besteht, stellt man eine 25%ige Lösung her, wobei das
Lösungsmittel aus einem Gemisch gleicher Volumina Schwefelkohlenstoff und Aceton besteht. Diese Lösung
wird in einer Zelle bei 720C (Temperatur der Spinndüse
57° C) trocken versponnen.
Die nach Verstrecken in einem Verhältnis von 1: 3 in warmer Luft bei 1300C erhaltene »Faser« zeigt eine
ίο Schrumpfung in siedendem Wasser von 30,7 °/0.
Diese »Faser« kann eine thermische Behandlung bei erhöhter Temperatur aushalten. Setzt man sie beispielsweise
unter Zug einer Temperatur von 135° C während 5 Minuten aus, so setzt man ihre Schrumpfung
in siedendem Wasser auf 18,3 % herab.
Wenn die verstreckte »Faser« einer Relaxation von 10% bei 13O0C und dann einer Behandlung unter Zug
während 5 Minuten bei 1350C unterzogen wird, so
beträgt die Schrumpfung der erhaltenen »Faser« in
ao siedendem Wasser nicht mehr als 13,3 %■
Eine unter den gleichen Bedingungen, jedoch aus »warmem« Polyvinylchlorid hergestellte »Faser« besitzt
einen Schrumpfungsgrad in siedendem Wasser von 50 %. Selbst nach Relaxation und Fixierung unter Zug
in warmer Luft bei 12O0C, der maximalen Temperatur,
die sie aushalten kann, besitzt die »Faser« noch einen Schrumpfungsgrad von 34%.
»Fasern« aus Polyvinylchlorid werden durchTrokkenverspinnen einer Lösung mit 25 Gewichtsprozent
eines Gemisches hergestellt, das aus gleichen Gewichtsteilen von durch Polymerisation bei einer Temperatur
zwischen —5 und O0C erhaltenem Polyvinylchlorid
mit einem AFNOR-Index von 121 und von durch Polymerisation bei einer Temperatur zwischen —5 und
00C erhaltenem Polyvinylchlorid mit einem AFNOR-Index
von 123 und von durch Polymerisation bei einer Temperatur zwischen 20 und 3O0C erhaltenem PoIyvinylchlorid
mit einem AFNOR-Index von 123 gebildet ist, wobei das Lösungsmittel aus einem Gemisch
gleicher Volumina Perchloräthylen und Aceton besteht. Die Zelle besitzt eine Temperatur von 1250C
(80°C an der Spinndüse).
Die erhaltene, in einem Verhältnis von 1:4 in
Wasser bei 1000C verstreckte »Faser« zeigt eine Schrumpfung in siedendem Wasser von 45 %.
Diese »Faser« kann eine thermische Behandlung bei erhöhter Temperatur aushalten/Durch eine Behandlung
während 6 Minuten bei 145 0C setzt man ihre Schrumpfung in siedendem Wasser auf 14% herab.
Eine unter den gleichen Bedingungen aus »lauwarmem« Polyvinylchlorid allein hergestellte »Faser«
weist nach Verstrecken und Fixieren bei 1300C, der maximalen Temperatur, die sie aushalten kann, eine
Schrumpfung in siedendem Wasser von 30% auf.
Es werden »Fasern« aus Polyvinylchlorid durch Trockenverspinnen einer Lösung mit 25 Gewichtsprozent
eines Gemisches von Polymerisaten hergestellt, das aus 51 Gewichtsteilen eines durch Polymerisation
bei etwa 55 ° C erhaltenen Polyvinylchlorids mit , einem AFNOR-Index von 120 und,49 Gewichtsteilen
eines durch Polymerisation zwischen 20 und 300C erhaltenen
Polyvinylchlorids mit einem AFNOR-Index von 145 gebildet ist, wobei das Lösungsmittel aus
.einem Gemisch gleicher Volumjna, Benzol und Aceto.n
besteht. Die Zelle befindet sich bei einer Temperatur von 1100C (850C an der Spinndüse).
Die erhaltene, in einem Verhältnis von 1: 4 in Dampf
bei 1000C verstreckte »Faser« zeigt eine Schrumpfung in siedendem Wasser von 39,5%.
Diese »Faser« kann eine thermische Behandlung bei erhöhter Temperatur aushalten.
So beträgt ihre Schrumpfung in siedendem Wasser nach Relaxation von 10% bei 14O0C und Erhitzen
unter Zug während 5 Minuten bei 14O0C 20%.
Es werden »Fasern« aus Polyvinylchlorid durch Naßverspinnen einer Lösung mit 25 Gewichtsprozent
eines Gemisches hergestellt, das aus 49 Gewichtsteilen durch Polymerisation bei einer Temperatur in der
Nähe von —100C erhaltenem Polyvinylchlorid mit
einem AFNOR-Index von 550 und 51 Gewichtsteilen eines durch Polymerisation bei etwa 550C erhaltenen
Polyvinylchlorids mit einem AFNOR-Index von 120 gebildet ist, wobei das Lösungsmittel Cyclohexanon
ist. Als Fällbad verwendet man ein bei 400C (Temperatur
an der Spinndüse 950C) gehaltenes, aus einem
Gemisch von sec-Butylalkohol und Wasser in einem
Verhältnis von 70 : 30 bestehendes Bad.
Die in einem Verhältnis von 1: 7,5 in Wasser bei 1000C verstreckte »Faser« zeigt eine Schrumpfung in
siedendem Wasser von 57,3 %·
Diese »Faser« kann eine thermische Behandlung bei erhöhter Temperatur aushalten. So beträgt ihre
Schrumpfung in siedendem Wasser nach Erhitzen unter Zug während 3 Minuten bei 160° C 12,4%.
Ein Gemisch aus gleichen Gewichtsteilen von durch Polymerisation bei etwa 6O0C erhaltenem Polyvinylchlorid
mit einem AFNOR-Index von 100 und von durch Polymerisation bei 20° C erhaltenem Polyvinylchlorid
mit einem AFNOR-Index von 105 wird mit der 2V2fachen Gewichtsmenge Aceton verknetet. Die
so erhaltene Masse wird filtriert und dann bei einer Temperatur von 750C unter einem Druck von 50 kg/
cm2 durch eine Spinndüse mit 40 Löchern von 0,10 mm in einer Trockenspinnvorrichtung (Zellentemperatur:
980C) ausgepreßt. Die erhaltene »Faser« wird in einem
Verhältnis von 1: 4 in siedendem Wasser verstreckt, einer Relaxation von 10% bei 135°C unterzogen und
dann einer thermischen Fixierungsbehandlung unter Zug während 6 Minuten bei 1350C ausgesetzt. Ihre
Schrumpfung in siedendem Wasser beträgt 28 %> während die Schrumpfung der unter den gleichen
Bedingungen aus »warmem« Polyvinylchlorid erhaltenen, jedoch unter Zug an warmer Luft bei HO0C
(maximal verträgliche Temperatur) fixierten »Faser« 40% beträgt.
Es werden »Fasern« aus Polyvinylchlorid durch Naßverspinnen einer Lösung mit 25% emes Gemisches
hergestellt, das 10 Gewichtsprozent durch Polymerisation bei —100C erhaltenes Polyvinylchlorid
mit einem AFNOR-Index von 550 und 90 Gewichtsprozent Polyvinylchlorid mit einem AFNOR-Index
von 130 (Polymerisation bei 25 0C) enthält, wobei das Lösungsmittel Cyclopentanon ist. Man verwendet
als Fällbad ein aus einem Gemisch von Methylalkohol und Wasser in einem Verhältnis von 60:40
bestehendes, bei 3O0C (Temperatur an der Spinndüse: 95 0C) gehaltenes Bad.
Die in einem Verhältnis von 1:9 in Wasser bei 1000C verstreckte »Faser« weist eine Schrumpfung in
siedendem Wasser von 62,1 % auf.
Die »Faser« kann eine Behandlung unter Zug bei 16O0C während 5 Minuten aushalten, was ihre
Schrumpfung in siedendem Wasser auf 13,5% herabsetzt.
Eine unter den gleichen Bedingungen durch Verspinnen
von dem oben verwendeten »lauwarmen« Polyvinylchlorid allein erhaltene »Faser« besitzt nach
Verstrecken von 1 auf 9 und thermischer Fixierung bei 1480C eine Schrumpfung in siedendem Wasser von
18,2%·
Es werden »Fasern« durch Trockenverspinnen einer Lösung mit 25 Gewichtsprozent eines Gemisches hergestellt,
das aus 80 Gewichtsprozent durch Polymerisation bei O0C erhaltenem Polyvinylchlorid mit einem
AFNOR-Index von 115 und 20 Gewichtsprozent durch Polymerisation bei etwa 55° C erhaltenem Polyvinylchlorid
mit einem AFNOR-Index von 120 gebildet ist, wobei das Lösungsmittel aus einem Gemisch gleicher
Volumina Schwefelkohlenstoff und Aceton besteht.
Zellen temperatur: 75 0C (65 0C an der Spinndüse).
Die so erhaltene und dann in einem Verhältnis von 1: 3,5 in siedendem Wasser verstreckte »Faser« weist
eine Schrumpfung in siedendem Wasser von 51 % auf.
Nach Behandlung unter Zug während 5 Minuten bei
15O0C beträgt die Schrumpfung in siedendem Wasser
nicht mehr als 8 %·
Eine unter den gleichen Bedingungen aus »kaltem« Polyvinylchlorid allein hergestellte »Faser« besitzt
keine geringere Schrumpfung in siedendem Wasser.
Es werden »Fasern« aus Polyvinylchlorid durch Trockenverspinnen einer Lösung mit 25 Gewichtsprozent
eines Gemisches hergestellt, das aus 75 Gewichtsprozent durch Polymerisation bei etwa 25 0C erhaltenem
Polyvinylchlorid mit einem AFNOR-Index von 132 und 25 Gewichtsprozent durch Polymerisation bei
etwa 55°C erhaltenem Polyvinylchlorid mit einem AFNOR-Index von 120 besteht, wobei das Lösungsmittel
ein Gemisch gleicher Volumina Schwefelkohlenstoff und Aceton ist. Zellentemperatur: 75°C (6O0C an
der Spinndüse).
Die so erhaltene und dann in einem Verhältnis von 1: 4 in siedendem Wasser verstreckte »Faser« besitzt
eine Schrumpfung in siedendem Wasser von 61 %· Nach wie oben vorgenommenem Verstrecken und
anschließender Relaxation von 10% und Behandlung unter Zug während 5 Minuten bei 1450C beträgt die
Schrumpfung in siedendem Wasser nicht mehr als 18%.
Eine unter den gleichen Bedingungen aus »lauwarmem« Polyvinylchlorid allein hergestellte »Faser«
hat keine geringere Schrumpfung in siedendem Wasser.
Claims (3)
1. Thermoplastische Formmassen, bestehend aus einem Gemisch von zumindest einem durch Polymerisation
oberhalb O0C hergestellten Polyvinylchlorid (a) und zumindest einem Polyvinylchlorid
(b), das bei einer Temperatur polymerisiert
709 619/741
worden ist, die eindeutig unterhalb derjenigen liegt, bei der das Polyvinylchlorid (a) hergestellt worden
ist, das den anderen oder die anderen Bestandteile der Formmasse bildet.
2. Thermoplastische Formmassen nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß sie aus a)
98 bis 60 Gewichtsprozent eines bei einer Temperatur oberhalb 400C polymerisierten Polyvinylchlorids
und b) 2 bis 40 Gewichtsprozent eines bei
einer Temperatur unterhalb O0C polymerisierten
Polyvinylchlorids bestehen.
3. Thermoplastische Formmassen nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß sie aus a)
5 bis 25 Gewichtsprozent eines bei einer Temperatur oberhalb 4O0C polymerisierten Polyvinylchlorids
und b) 95 bis 75 Gewichtsprozent eines unterhalb 00C polymerisierten Polyvinylchlorids
bestehen.
Hierzu 1 Blatt Zeichnungen
709 619/741 7.67 © Bundesdruckerei Berlin
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