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Die
Erfindung betrifft eine Synchronmechanik für eine korrelierte Sitz-Rückenlehnen-Bewegung eines
Bürostuhles,
mit einem auf einer Stuhlsäule plazierbaren
Basisträger,
einem Sitzträger
und einem Rückenlehnenträger.
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Unter
der Bezeichnung „Synchronmechanik" werden Baugruppen
im Sitzunterbau eines Bürostuhles
verstanden, die für
eine miteinander gekoppelte, eine bestimmte Relativbewegung von
Sitz- und Rückenlehne
zueinander mit sich bringende Kinematik sorgen. Auf dem Sitzträger ist
der in aller Regel mit einer gepolsterten Sitzfläche versehene Sitz des Bürostuhles
montiert. Der Rückenlehnenträger, der
sich in gängiger
Weise von der eigentlichen Synchronmechanik nach hinten erstreckt,
trägt an
einem nach oben verlaufenden Ausleger die Rückenlehne des Bürostuhles.
Sitzträger
und Rückenlehnenträger sind üblicherweise
derart gelenkig gekoppelt, daß eine Schwenkbewegung
der Rückenlehne
nach hinten – wie
sie beispielsweise durch ein Anlehnen des Stuhlbenutzers an die
Rückenlehne
hervorgerufen werden kann – eine
Absenkbewegung der Hinterkante des Sitzes nach unten induziert.
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Zur Änderung
des „Schwenkwiderstandes" der Rückenlehne
weisen derartige Synchronmechaniken zumeist eine Federanordnung
zum Vorspannen der Synchronmechanik auf. Die Stärke der Vorspannung hängt dabei
unter anderem von dem Gewicht des Stuhlbenutzers ab.
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Aus
der
DE 42 12 573 A1 ist
eine Synchronmechanik für
eine korrelierte Sitz-Rückenlehnen-Bewegung
eines Bürostuhles
bekannt. Die Neigungsverstellung der Rückenlehne ist dabei mit der
Neigungsverstellung des Sitzes gegensinnig gekoppelt. Bei einer
Schwenkbewegung der Rückenlehne
nach hinten erfolgt daher eine Schwenkbewegung des Sitzes nach vorn.
Eine Feder dient dazu, einer Neigungsverstellung der Rückenlehne
in Richtung auf eine stärkere
Neigung entgegenzuwirken.
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Eine
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, eine Synchronmechanik
bereitzustellen, bei der ein Einstellen einer Federkraft zur Veränderung
des „Schwenkwiderstandes" der Rückenlehne
nicht erforderlich ist.
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Diese
Aufgabe wird durch eine Synchronmechanik nach Anspruch 1 gelöst. Danach
ist es vorgesehen, daß der
um eine Querachse schwenkbare Rückenlehnenträger einerseits
mit dem Basisträger und
andererseits mit dem hinteren Endbereich des Sitzträgers unmittelbar
gelenkig verbunden ist derart, daß eine Schwenkbewegung der
Rückenlehne
nach hinten eine Anhebebewegung des rückwärtigen Bereiches des Sitzträgers induziert.
Zugleich ist der Sitzträger
mit dem Basisträger
derart verbunden, daß eine
Anhebebewegung des vorderen Bereiches des Sitzträgers erfolgt.
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Eine
grundlegende Idee der Erfindung besteht darin, daß der Benutzer
des Bürostuhles
sich durch eine Belastung der Rückenlehne
selbst nach oben „hebt". Aus dem Stand der
Technik bekannte Federkrafteinstellungen mit aufwendigen Einstellmechanismen
(Schneckengetriebe, Zahnräder,
Gewindestangen usw.) sind nicht erforderlich. Hierdurch verringern
sich die Herstellungskosten der Synchronmechanik erheblich. Zugleich
erhöht
sich die Ausfallsicherheit.
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Dadurch,
daß der
Sitzträger
nicht nur in seinen rückwärtigen Bereich
angehoben wird, sondern das gleichzeitig auch ein Anheben des vorderen
Bereichs des Sitzträgers
erfolgt, erfolgt ein synchrones Mitführen des Sitzes in einem definierten
Verhältnis zur
Rückenlehne
nach hinten oben. Aufgrund der gewählten Konstruktion kann der Öffnungswinkel
der Rückenlehne
im Vergleich zu aus dem Stand der Technik bekannten Lösungen sehr
groß sein.
Somit sind auch extreme Rückenlagen
möglich.
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Vorteilhafte
Ausführungen
der Erfindung sind in den Unteransprüchen angegeben.
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Besonders
vorteilhaft ist es, wenn der Basisträger mit dem vorderen Endbereich
des Sitzträgers über eine
Linearführung
verbunden ist. In diesem Fall erfolgt eine lineare Synchronbewegung
des Sitzes mit der Rückenlehne.
Neben Führungen
mit geradlinigen Führungsbahnen
sind selbstverständlich
auch andere Führungsbahnen
möglich.
Durch die Ausgestaltung der Führung,
der Lage der Führung
(beispielsweise dem Neigungswinkel der Führung zur Waagerechten) usw.
kann die Synchronbewegung des Sitzträgers individuell angepaßt werden.
So ist es beispielsweise möglich,
daß sich
der Sitzträger völlig ohne
ein „Kippen" absolut linear synchron
mit der Rückenlehne
bewegt. Durch eine entsprechende Ausgestaltung der Führung ist
jedoch auch ein leichtes „Kippen" möglich. Weitere
Varianten lassen sich dadurch erzielen, daß der Verbindungspunkt zwischen
Basisträger
und Sitzträger
mehr oder weniger weit entfernt von der vorderen Sitzkante angebracht ist.
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Weist
der Bürostuhl
eine Sitzfläche
auf, die derart ausgestaltet ist, daß ein Benutzer bei einem Verschwenken
der Rückenlehne
in eine hintere Position eine die Bewegung der Rückenlehne nachvollziehende
Bewegung vollführt,
so kann zudem besonders effektiv der sogenannte „Hemdauszieheffekt" verhindert werden.
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Die
für die „selbsteinstellende" Mechanik der vorliegenden
Erfindung erforderliche Hebelgeometrie wird vorzugsweise dadurch
erreicht, daß die Schwenkachse
der Verbindung des Rückenlehnenträgers mit
dem Basisträger
in Stuhllängsrichtung
gesehen hinter der Gelenkachse der Verbindung des Rückenlehnenträgers mit
dem Sitzträger
angeordnet ist.
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Trotzdem
erfindungsgemäß keine
Federkrafteinstellung erforderlich ist, kann dennoch eine Vorrichtung
zur Änderung
des Arbeitsbereiches vorgesehen sein. Hierzu dient vorteilhafterweise
ein im wesentlichen waagerecht im Sitzträger angeordnetes Federelement,
welches einerseits mit dem Sitzträger und andererseits mit einer
quer liegenden Lagerachse verbunden ist, die mit dem Basisträger verbunden ist.
Die Lagerachse ist exzentrisch ausgeführt, so daß durch eine Drehung der Lagerachse
durch den Benutzer eine Verschiebung der Achsmittelpunkte und damit
eine Änderung
der Federaufhängung
erfolgt, so daß vorzugsweise
wenigstens zwei Federkraftbereiche („hart"/"weich") eingestellt werden
können.
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Verglichen
mit den aus dem Stand der Technik bekannten Lösungen wird erfindungsgemäß ein konstruktiv
besonders einfacher Schwenkmechanismus vorgestellt. Hierdurch werden
zum einen die Herstellungskosten gesenkt. Zum anderen wird trotz der
einfachen Konstruktion erreicht, daß der sogenannte „Hemdauszieheffekt" deutlich verringert
ist. Anders ausgedrückt
wird ein besonders hoher Sitzkomfort erreicht, ohne daß auf aufwendige
und teure Lösungen
zurückgegriffen
werden muß.
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Ein
Ausführungsbeispiel
der Erfindung wird nachfolgend anhand der Zeichnungen näher erläutert. Hierbei
zeigen:
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1 eine
perspektivische Ansicht der Synchronmechanik von schräg hinten,
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2 eine
Seitenansicht der Synchronmechanik im Schnitt,
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3 eine
perspektivische Darstellung der Synchronmechanik von hinten oben,
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4 eine
Draufsicht auf die Synchronmechanik in Schnittdarstellung.
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Die
Synchronmechanik weist einen Basisträger 1 auf, der mittels
einer Konusaufnahme 2 auf das obere Ende einer Stuhlsäule (nicht
abgebildet) gesetzt ist, siehe 1. Die Synchronmechanik
umfaßt einen
im wesentlichen rahmenförmigen
Sitzträger 3 (vgl. 3)
und einen in Draufsicht gabelförmigen Rückenlehnenträger 4,
dessen Wangen 5, 6 zu beiden Seiten des Basisträgers 1 angeordnet
sind. In sämtlichen
Figuren ist die Grundposition gezeigt, bei der der Rückenlehnenträger 4 eine
im wesentlichen senkrechte Lage einnimmt.
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Auf
dem Sitzträger 3 ist
ein mit einer gepolsterten Sitzfläche versehene Sitz 7 montiert.
Die Montage erfolgt mit Hilfe nicht näher dargestellter Befestigungselemente
auf übliche
Art und Weise. Der Sitz 7 ist fest auf dem Sitzträger 3 montiert,
so daß eine Bewegung
des Sitzträgers 3 zugleich
eine entsprechende Bewegung des Sitzes 7 zur Folge hat.
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Am
Rückenlehnenträger 4 ist
eine nicht näher
dargestellte Rückenlehne
angebracht, die bei modernen Bürostühlen höhenverstellbar
ist. Die Rückenlehne
kann mit dem Rückenlehnenträger 4 auch einstückig verbunden
sein.
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Wie
aus den Figuren deutlich wird, ist die gesamte Synchronmechanik
bezüglich
der Mittellängsebene
M (vgl. 4), was die eigentliche Kinematik
betrifft, spiegelsymmetrisch aufgebaut. Insoweit ist bei der folgenden
Beschreibung immer von beiderseits paarweise vorhanden Konstruktionselementen
der eigentlichen Schwenkmechanik auszugehen.
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Der
Rückenlehnenträger 4 ist
zum einen an einem Schwenklager 8 am Basisträger 1 gelagert derart,
daß der
Rückenlehnenträger 4 über das Schwenklager 8 direkt
am Basisträger 1 angelenkt ist.
Dadurch kann der Rückenlehnenträger 4 mit
der Rückenlehne
um die durch das Schwenklager 8 verlaufende Schwenkachse 9 in
Schwenkrichtung S verschwenkt werden, vgl. 2. Das Schwenklager 8 ist dabei
vor dem vorderen Ende 10 der Wange 5, 6 ausgebildet.
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Zum
anderen ist der Rückenlehenträger 4 mit
dem vorderen Ende 10 der Wange 5, 6 über ein Gelenk 11 mit
dem Sitzträger 3 an
dessen hinterem Endbereich 12 verbunden. Durch ein Verschwenken der
Rückenlehne
nach hinten unten wird somit auch der Sitzträger 3 in Schwenkrichtung
S mitgenommen und aufgrund der durch die Wange 5, 6 gebildeten Hebelanordnung
angehoben. Es erfolgt mit anderen Worten eine Verschwenkung um die
Gelenkachse 13 des Gelenks 11.
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Die
Schwenkachse 9 der Verbindung des Rückenlehnenträgers 4 mit
dem Basisträger 1 ist
in Stuhllängsrichtung 14 gesehen
hinter der Gelenkachse 13 der Verbindung des Rückenlehnenträgers 4 mit
dem Sitzträger 3 angeordnet.
Darüber
hinaus befindet sich die Gelenkachse 13 der Verbindung
des Rückenlehnenträgers 4 mit
dem Sitzträger 3 oberhalb
der Lage der Schwenkachse 9 der Verbindung des Rückenlehnenträgers 4 mit
dem Basisträger 1.
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Der
Basisträger 1 umfaßt zwei
in Richtung Sitzträgervorderkante 15 verlaufende
Schwingen 16, 17. Diese sind, vergleiche 3,
jeweils in einer linearen Gleitführung 18 des
vorderen Bereichs des Sitzträgers 3 geführt und
miteinander über
eine Lagerachse 19 verbunden.
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Aufgrund
dieser Konstruktion vollführt
nicht nur der rückwärtige Bereich
des Sitzträgers 3 eine Anhebebewegung
H1, wenn die Rückenlehne
belastet wird und der Rückenlehnenträger 4 eine Schwenkbewegung
in Schwenkrichtung S nach hinten unten vollführt, vgl. 2.
Darüber
hinaus wird auch der vordere Bereich des Sitzträgers 3 auf synchrone
Art und Weise linear angehoben (Anhebebewegung H2). Mit anderen
Worten erfolgt eine gleichzeitige Hubbewegung des vorderen und des
hinteren Endes der Sitzfläche.
Der Sitz 7 in seiner Gesamtheit wird angehoben.
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Die
Polsterung 20 der Sitzfläche, vergleiche insbesondere 2,
besteht aus Formschaum. Sie ist in zwei verschiedene, in Sitzlängsrichtung 14 hintereinander
angeordnete Sitzbereiche 21, 22 unterteilt, die
sich durch die Art und Weise ihrer Polsterung unterscheiden. Dabei
ist bei der im vorliegenden Beispiel verwendeten Form der Sitzfläche der
vordere Sitzbereich 21, der ca. 30% bis 40% der Gesamtlänge der
Polsterung 20 ausmacht, mit einer „normalen" Polsterdicke versehen, während der
hintere Sitzbereich (zwischen 70% und 60% der Gesamtlänge) mit einer
variablen Polsterung versehen ist, die ein Einsinken des Benutzers
in Richtung unten hinten nach Art eines Abrollens ermöglicht.
Im gezeigten Beispiel ist die Polsterdicke des hinteren Sitzbereiches 22 gegenüber der
Polsterdicke des vorderen Sitzbereiches 21 um mindestens
20 mm erhöht.
Die Art und Weise des Übergangs
von dem vorderen Sitzbereich 21 zu dem hinteren Sitzbereich 22 ist vorzugsweise
sehr weich und fließend
und ohne Kanten ausgeführt.
Besonders gute Ergebnisse wurden mit einem Übergangsbereich in Form eines
langgestreckten liegenden S erzielt.
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Der Übergang
von dem vorderen Sitzbereich 21 zu dem hinteren Sitzbereich 22 ist
derart positioniert, daß der
Benutzer bei einer normalen („durchschnittlichen") Sitzhaltung im
Wesentlichen den vorderen Sitzbereich 21 belastet. Erfolgt
dann ein Belasten der Rückenlehne,
rollt das Becken des Benutzers über
das liegende S in den hinteren Sitzbereich 22 ab. Der Benutzer
folgt somit der Bewegung der Rückenlehne
nach hinten unten. Mit anderen Worten erfolgt bei einer Bewegung
des Benutzers nach hinten und einer damit verbundenen Belastung
des Sitzes 7 im hinteren Bereich gleichzeitig ein „Nachgeben" des Sitzes, was
ein Hineingleiten des Benutzers in die Polsterung 20 nach
Art eines Abrollens zur Folge hat. Hierdurch wird ein besonders
synchroner Bewegungsablauf zwischen Rückenlehne und Benutzer erzielt.
Insbesondere kann dadurch der sogenannte „Hemdauszieheffekt" deutlich verringert
werden.
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Der
Schaum ist dabei vorzugsweise in Richtung des hinteren Sitzflächenendes 23 frei,
um sich nach hinten ausdehnen zu können. Um dies zu erreichen,
wird eine offene Ausführung
der Polsterung 20, ohne Begrenzungselemente nach hinten,
bevorzugt.
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Unter
dem Begriff Polsterung wird dabei jedwede elastische Ausgestaltung
der Sitzfläche
verstanden, gleich welches Material hierfür verwendet wird. Neben der
Verwendung von Formschäumen sind
grundsätzlich
auch beliebige andere elastische Materialien einsetzbar, beispielsweise
Federpakete oder aber Materialkombinationen, wie beispielsweise Schaum
in Verbindung mit Silikonkissen. Auch ist beispielsweise die Verwendung
von Zwei-Zonen-Schaum möglich.
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Die
Härte des „Schwenkwiderstandes" der Rückenlehne
kann bei dem gezeigten Ausführungsbeispiel
in zwei Stufen von „hart" nach „weich" verändert werden.
Hierzu ist eine im wesentlichen waagerecht im Sitzträger 3 einliegende
Zugfeder 24 vorgesehen, die mit ihrem vorderen Ende 25 an
der exzentrischen Lagerachse 19 und mit ihrem hinteren
Ende 26 mit dem Sitzträger 3 verbunden
ist. Durch ein seitlich angeordnetes Betätigungselement 27 (vgl. 4)
kann die Lagerachse 19 um ihre Achse von einer ersten Position
in eine zweite Position verdreht werden. Da die Lagerachse 19 exzentrisch
ausgestaltet ist, vergleiche 4, verschiebt
sich somit durch die Drehung der Lagerachse 19 auch die
Position der vorderen Fixierung der Zugfeder 24. Die Vorspannung
der Zugfeder 24 ändert
sich entsprechend. Entsprechend der Stellung der Lagerachse 19 ist
somit ein mehr oder weniger harter Schwenkwiderstand erreichbar.
Die Anzahl der Zugfedern 24 ist nicht auf eins beschränkt. Je
nach Ausführungsform
können weitere,
parallel angeordnete Zugfedern 24 eingesetzt werden.
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Selbstverständlich ist
zur Feststellung der Rückenlehnenneigung
ein nicht näher
erläuterter Mechanismus
vorgesehen, der mit Hilfe eines Betätigungshebels 28 bedient
werden kann.
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- 1
- Basisträger
- 2
- Konusaufnahme
- 3
- Sitzträger
- 4
- Rückenlehnenträger
- 5
- Wange
- 6
- Wange
- 7
- Sitz
- 8
- Schwenklager
- 9
- Schwenkachse
- 10
- vorderes
Wangenende
- 11
- Gelenk
- 12
- Hinterer
Endbereich des Sitzträgers
- 13
- Gelenkachse
- 14
- Stuhllängsrichtung
- 15
- Sitzträgervorderkante
- 16
- Schwinge
- 17
- Schwinge
- 18
- Gleitführung
- 19
- Lagerachse
- 20
- Polsterung
- 21
- vorderer
Sitzbereich
- 22
- hinterer
Sitzbereich
- 23
- hinteres
Sitzflächenende
- 24
- Zugfeder
- 25
- vorderes
Federende
- 26
- hinteres
Federende
- 27
- Betätigungselement
- 28
- Betätigungshebel