Verfahren zur Herstellung von Erzeugnissen der Sprengstoffindustrie. Es wurde gefunuen, lass Cyanurtriazid, ein organisches Produkt C3 Nü,
welches durch Umsetzung zwischen Natriumazid und Cya- nurhalogeniden ohne Schwierigkeit in reinem Zustand dargestellt oder bei der Diazotierung von Cyanurtrihydrazin im Verein mit Zwi schenprodukten - der Diazotierung erhalten werden kann und welches gegen Reibung und nicht allzustarken Schlag oder Stoss relativ unempfindlich ist, dagegen durch kräftigen Schlag oder Stoss oder beim Er hitzen gegen<B>170</B> oder beim schnellen plötz lichen Erhitzen explodiert, bei seiner Explo sion, sei es, dass es in reinem Zustande oder im Gemiscb mit andern Substanzen,
zum Beispiel in Form des genannten Diazotier ungs- produktes angewendet werde, auf andere Sprengstoffe, insbesondere solche, die sehr schwer zur Explosion zu bringen sind, Ini tialwirkungen ausübt, welche diejenigen von allen bisher verwendeten Initialzündmitteln, wie Knallquecksilber, Bleiazid und dergleichen weit übertreffen.
Im geschmolzenen Zustand ist das Cya- nurtriazid ein vorzügliches Lösungsmittel für die meisten organischen Substanzen, insbe sondere alle aliphatischen und aromatisehen Nitroverbindungen. Es kann daher als Zusatz zu diesen zu den verschiedensten Zwecken, zum Beispiel für Granatfüllungen, Torpedos, Minen etc. zwecks Sensibilisierung und Effekt steigerung in Betracht kommen.
Trinitrotoluol zum Beispiel und Triazid sind in geschmolzenem Zustand in jedem Verhältnis mischbar und entmischen sich beim Erkalten nicht wieder. auch viele Salze or ganischer Säuren sind erheblich in dem ge schmolzenen Triazid löslich, zum Beispiel löst sich Bleipikrat bis zii etwa 20 /o darin auf und entmischt sich beim Erstarren nicht wieder.
Das vorliegende Verfahren zur Herstellung von Erzeugnissen der Sprengstoffindustrie, zum Beispiel von Zündsätzen, Spreng- und Treibladungen, beruht demnach darauf, dass inan Cyanurtriazid verwendet. Man kann dieses sowohl für sich allein benützen, sei es in reinem Zustande oder in rohem Zustand im Gemisch mit andern Körpern; zum Beispiel solchen, welche bei seiner Darstellung neben ihm entstehen, als auch zusammen mit andern Zündmitteln, 5lireng- oder Treibmitteln.
Die Überlegenheit dee Cyanurtriazids gegenüber dem Knallquecksilber, das einer seits im reinen Zustand angewandt wurde, anderseits im käuflichen Zustande, wie es von der Sprengstoffindustrie in. der bekannten Weise durch Präparierung unter Zusatz von Kaliunichlorat etc. geliefert wird, sowie gegen über dem Blei- oder Silberazid wird durch die folgenden Beispiele erläutert <I>Beispiel 1:
</I> 1 gr Trinitrotoluol wird in einer kupferneu Sprengkapselhülse Nr. 8 geschmolzen und bildet darin nach dem Erstarren eine Säule von durchschnittlich<B>20,5</B> mm Länge. Wird darauf 0,3 gr Cyanurtriazid aufgedrückt und die auf einer Bleiplatte senkrecht freistehende Sprengkapsel gezündet, so explodiert das Trinitrotoluol restlos infolge der Initialwir kung des Triazids.
Keines der genannten andern. Initialzünd- mittel vermag, in Mengen bis zu 1 gi, auf die Trinitrotoluolsäule in gleicher Weise auf gedrückt, diese ebenso restlos zur Explosion zu bringen.. 'Nur beim käuflichen, präparierten Knallquecksilber beginnt gerade von 1 gr aufgesetzter Nindestladung an die gesamte Trinitrotoluolsäule mitzuexplodieren.
Beispiel <I>2:</I> Eine frei liegende 100 gr Patrone, be stehend aus 9I 0.\o durch ein Sieb mit 3600 lIasehen pro qcm. gesiebtem Ainmonium- nitrat und 6''.'o Kolophonium, wird durch 1 gr Cyanurtriazid, das in einer kupfernen Sprengkapselhülse ISTr. 8 eingeschmolzen und wieder erstarrt ist, in gleicher Weise, wie durch 1 gr präpariertes Knallquecksilber zur restlosen Explosion gebracht.
Wird auf 0,5 g Trinitrotoluol, das in einer kupfernen- Sprengli:apselhülse h,Tr. 8 einge- sehinolzen und wieder erstarrt ist, nur 0,5 gr Cyanurtriazid aufgedrückt, so bewirkt dieser Sprengsatz in gleicher Weise restlose Ex plosion der freiliegenden 100 gr Patrone.
Wird dagegen auf das Trinitrotoluol 0,5 g.- präpa riertes Knallquecksilber aufgedrückt, so ver mag der so hergestellte Satz nur einen un- bedeutenden Teil der 100 gr Patrone zur Explosion zubringen, die Hauptmenge der Aminonnitrat-Kolophonium - Sprengmischung wird unverändert zurückgewonnen.
<B>Ausser</B> seiner Überlegenheit in der Initial wirkung hat das Cyanurtriazid vor den bis her verwendeten _ Initialsprengstoffen eine ganze Anzahl sehr wesentlicher Vorteile 1. Es enthält kein Schwer- oder gar Edelmetall; 2. Es ist nicht giftig, im Gegensatz zum Knallquecksilber und Bleiazid; 3. Es ist unempfindlich gegen I euchtig- keit, im Gegensatz zum Knallquecksilber; 4. Es ist unempfindlich gegen Licht, im Gegensatz zum Blei- und Silberazid; 5.
Es fehlt die besonders beim Bleiazid in Erscheinung tretende Gefahr des lIetall- austausches mit dem Material der *Spreng- kapselhülsen unter Bildung gefährlicher Me tallverbindungen, zum Beispiel Pb K6 -(-- Cu =CuXLa+Pb; 6. Im Gegensatz zu den bisher verwen deten Initialzündinitteln ist es schmelzbar, und zwar liegt sein Schmelzpunkt (940) so tief, da(.) ohne jede Uefahr das Produkt durch einfaches Erwärmen in.
Wasser- oder Dampf bade in den Sprengkapselhülsen eingeschmol zen werden kann. Es erstarrt darin nach dem Erkalten mit der Dichte 1 # 5. Wegen dieser Eigenschaft ist auch ein. Totpressen, wie beim Knallquecksilber, ausgeschlossen.
7. Trotz seiner höheren Initialwirkungen ist das Cyanurtriazid weniger brisant a.15 das Knallquecksilber und das Bleiazid und daher zur Herstellung von Flobertmunition geeig neter, als diese.