Verfahren zur Herstellung von Schuhen
Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Herstellung von Schuhen.
Die meisten Schuhformen mit einer Ledersohle werden gegenwärtig mit dem Oberieder durch Steppen verbunden, d. h. durch eine Brandsohle hindurch, und sind mit einem Rand, beispielsweise einem Goodyear-Rand, versehen. Die Herstellung von randgenähten Goodyear-Schuhen erfordert Zeit und oft auch ein sehr grosses Mass an Geschicklichkeit.
Das Ziel der vorliegenden Erfindung ist das Anbringen einer Ledersohle am Oberleder durch Mittel, welche die Vorteile und das Aussehen eines normalerweise randgenähten Schuhs verschaffen, jedoch nicht die gleiche Fertigungszeit und Geschicklichkeit erfordern. Ein zusätzliches Ziel ist die Erzeugung eines Schuhs mit völlig wasserdichter Bodenkonstruktion.
Das erfindungsgemässe Verfahren ist dadurch gekennzeichnet, dass eine lederne Laufsohle an einem Schuhoberteil mittels einer Zwischensohle angebracht wird, welche zwischen Laufsohle und Oberteil geformt und gleichzeitig dabei so gestaltet wird, dass sie wenigstens um einen Teil des Oberteils herum einen Rand wie bei randgenähten Schuhen darbietet.
Die Zwischensohle kann beispielsweise durch Verformen eines vulkanisierten Kautschuks oder eines Kautschuk-Ersatzstoffes unter Druck oder auch durch Spritzguss und Erhärten bzw. Abbinden von Kunststoffen geformt werden.
Es ist wohl klar, dass die geeignete Wahl der Laufsohle von grosser Wichtigkeit ist, und zwar bevorzugt man eine Sohle aus chromgegerbtem Kernleder, welche an den Oberflächen mit pflanzlichen Gerbstoffen nachgegerbt werden kann, so dass in der Mitte des Lederquerschnitts ein bestimmter Chromlederstreifen verbleibt; denn dieses Chromleder zeigt eine grosse Hitzebeständigkeit, so dass man es beim Formen der Zwischensohle hohen Temperaturen aussetzen kann, ohne jeden Schaden und ohne Beein trächtigung seiner Fähigkeit, sich mit dem Material der Zwischensohle, z. B. Kautschuk oder Kunststoff, zu verbinden.
Ferner zieht man die Verwendung eines Leders dieser Art vor, welches vorgetrocknet und vorgeschrumpft worden ist, um etwaige eingeschlossene Feuchtigkeit zu entfernen, da dieselbe bei der Anwendung von Hitze das Verformen oder Vulkanisieren stören und/oder das Leder beschädigen könnte.
Die Erfindung betrifft auch einen Schuh, der nach dem erfindungsgemässen Verfahren hergestellt ist und der gekennzeichnet ist durch eine lederne Laufsohle, die mit dem Schuhoberteil mittels mindestens einer geformten Zwischensohle verbunden ist, wobei die letztere den Boden des Oberteils abdeckt, zwischen demselben und der Laufsohle eine Zwischenschicht bildet und einen Rand besitzt, der sich auswärts um den unteren Teil des Schuhoberteils herum, wenigstens um einen Teil desselben, erstreckt und dabei so geformt ist, dass dieser Rand das Aussehen eines randgenähten Schuhs darbietet.
Anhand der Zeichnung werden nachstehend Ausführungsbeispiele der Erfindung erläutert.
Fig. 1 ist ein schematischer Grundriss einer be kannen Vulkanisiereinrichtung, welche bei der Ausführung des erfindungsgemässen Verfahrens verwendet werden kann.
Fig. 2 ist ein schematischer Vertikalschnitt nach der Linie II-II in ! Fig. 1.
Fig. 3 ist ein Seitenriss der Formvorrichtung, wie sie bei einer Ausführungsform des erfindungsgemäs sen Verfahrens verwendet wird, in grösserem Massstabe.
Fig. 4 ist ein Vertikalschnitt nach der Linie IV-IV in Fig. 3.
Fig. 5 ist eine Ansicht ähnlich der Fig. 3; sie erläutert aber eine modifizierte Ausführungsform des erfindunigsgemässen Verfahrens.
Das in den Fig. 1 und 2 dargestellte Gerät ist typisch für die bekannten Vorrichtungen zur Bildung geformter und vulkanisierter Sohlen an Schuhwerk, und obwohl nun dieses Gerät bei Ausführung der nachstehend zu beschreibenden Erfindung verwendet werden, kann, so bildet doch das Gerät an sich keinen Teil der vorliegenden Erfindung und ist daher hier auch nicht in den Einzelheiten dargestellt.
Das Gerät besteht aus einem Hauptrahmen 1, auf dessen Grundplatte sich ein vertikaler Ständer 2 befindet, mit einer oberen zentralen Bohrung, in welcher ein Hydraulikkolben 3 gleitet. Dieser letztere trägt eine Plattform 4 mit einer darauf befindlichen austauschbaren Sohlenformplatte 5. Die Umrisse der Oberseite dieser Formplatte entsprechen der gewünschten Form und Grösse der Verschleissfläche der fertigen Laufsohle, d. h. also Vorderteil, Mittelteil und Absatz.
Der Ständer 2 ist mit den seitlichen Armen 7 versehen, welche eine Lagerung für ein Paar von Zugstangen 8 abgeben, die an ihren oberen Enden mit einem Querhaupt 9 verbunden sind, an dem ein abnehmbarer, von innen zu beheizender Stahlleisten 10 aufgehängt ist. Ferner trägt der Hauptrahmen 1 an jeder Seite ein Paar im Abstand voneinander hefind- licher Kolben-Zylinder-Aggregate 11. Die Kolben jedes Paares wirken auf eine der beiden Hälften eines Rahmens 12, wobei jede dieser Hälften eine abnehmbare und von innen zu beheizende Formwange 13 trägt. Diese Formwangen haben derartige Umrisse, dass sie im geschlossenen Zustande die umgrenzende Kante der Sohle des fertigen Schuhs bestimmen, d. h. sie schliessen dicht an die Kante der entsprechenden Sohlenformplatte 5 an.
Die Teile 5 und 13 können je nach der betreffenden Grösse und Form des bei einem besonderen Arbeitsgang herzustellenden Schuhwerkbodens ausgetauscht werden. Ausserdem trägt jede der Formwangen 13 eine an der Kante abgeschrägte Randbildungsplatte 15, welche mittels der Schrauben 14 befestigt wird und verstellbar ist, um den Überhang über die entsprechende Formwange 13 ändern zu können.
Bei Verwendung eines Geräts der soeben beschriebenen Form für eine Ausführungsform der nunmehr in der Form eines Beispiels zu beschreibenden Erfindung ist die Unterseite der abgeschrägten Ränder jeder der Platten 15 gezahnt oder gerippt, um eine Oberfläche zum Formen des endgültigen Randes bei dem fertigen Schuh zu bekommen.
Ein Leisten 10 mit einem in der üblichen Weise aufgezogenen Schuhoberteil 16, das am Rande aufgerauht und mit einem Bindemittel behandelt worden ist, wird in dem Querhaupt 9 angebracht. In dem besonderen hier dargestellten Fall hat das Oberteil, welches aus Leder oder aus einem anderen geeigne- ten Werkstoff bestehen kann und mit einer Absatzkappe 20 versehen ist, eine daran befestigte Brandsohle 17, um die Unterseite abzuschliessen. Es soll angenommen werden, dass nur Vorder- und Mittelteil des endgültigen Schuhbodens mit Leder bedeckt sein sollen, während der Absatz aus Kautschuk gefertigt sein soll. Aus diesem Grunde wird an der Brandsohle 17 ein Absatzverstärkungskern 18 befestigt, unter Zwischenschaltung eines Stahlschaftes 19, der sich von dem Kern 18 aus nach vorn erstreckt und sich dem Blatteil des Leistens anpasst.
Ein Rohling 6 der Aussen- bzw. Laufsohle aus chromgegerbtem Kernletder, vorgeschrumpft und auf die erforderliche Grösse zugeschnitten, d. h. auf diejenige des Vorder- und des Mittelteils der Sohlenformplatte 5 sowie des Fussteils des Leistens 10, wird auf die Platte 5 gelegt und auf derselben durch die aus der Platte hervorstehenden Stifte 21 richtig eingestellt.
Ein Rohling aus vulkanisiertem Kautschuk von einem bestimmten vorher zugemessenen Volumen wird auf den Laufsohlenrohling 6 gelegt. Ein weiterer derartiger Rohling für den Absatz des Schuhs wird in die Absatzaussparung der Sohlenformplatte 5 gelegt.
Anschliessend werden die Formseitenwangen 13 dicht an den Leisten 10 und an das auf demselben befindliche Schuhoberteil herangebracht, was durch die Betätigung der Hydraulikzylinder 11 geschieht.
Der Hydraulikkolben 3 wird ausgefahren, um die Sohlenformplatte 5 in die Lage zu bringen, in welcher dieselbe die Formkammer schliesst, die im übrigen durch den Fussteil des Leistens 10 und die geschlossenen Seitenwangen 13 gebildet wird. Da die verschiedenen Bestandteile der Form dauernd geheizt sind, wird der Kautschuk dadurch erhitzt und kommt unter dem angewandten Druck der Sohlenformplatte 5 ins Fliessen, wobei derselbe die Formkammer ausfüllt und die dabei gebildete Zwischensohle 22 an das Schuhoberteil 16, die Brandsohle 17 und die Laufsohle 6 bindet. Der Kautschuk wird dann endgiiltig in etwa 4-14 Minuten vulkanisiert. Auch die Laufsohle hat einen Randteil 23, der sich auswärts um den vorderen Teil herum erstreckt und durch die Platten 15 so geprägt wird, dass er ein Aussehen wie bei einem randgenähten Schuh erhält.
Gleichzeitig bildet die Formmasse einen vulkanisierten Absatz 24 aus Vollgummi, so dass bei dem anschliessenden Absenken der Sohlenformplatte 5 und dem Abziehen der Seitenwangen 13 auf dem Leisten 10 ein fertiger Schuh verbleibt.
Bei Ausführung dieser Methode und ähnlicher erfindungsgemässer Verfahren ist es von Vorteil, die Lederrohlinge und die Kautschukmasse vor dem Einbringen in die Form zu erwärmen. Das bedeutet eine beträchtliche Ersparnis an Zeit bei dem eigentlichen Formvorgang und gewährleistet die Abwesenheit von Feuchtigkeit; dieses Erwärmen kann in einem Heissluftofen am Formplatz vorgenommen werden.
Als Anhalt für die Temperaturenl, die bei Ausführung des erfindungsgemässen Verfahrens für geeignet befunden worden sind, bei Verwendung einer Sohle aus chromgegerbtem Leder von etwa 5 mm Dicke, kann man folgendes angeben:
Die Kautschukvulkanisiermasse bzw. das Kautschukgemisch, das von normaler Zusammensetzung sein kann, wie es für die Herstellung geformter Gummisohlen verwendet wird, erwärmt man vorteilhafterweise auf etwa 70"; die Ledersohle wird auf die gleiche Temperatur vorgewärmt.
Die Teile der Form sind auf Temperaturen zu halten, die in ziemlich weiten Grenzen schwanken.
Zweckmässigerweise wählt man dabei die folgenden Temperaturen:
Sohlenformplatte 1600
Seitenwangen 1600
Metalleisten 1050
Aber natürlich kann man einen genügenden Grad der Vulkanisation auch bei Verwendung eines ungeheizten Metalleistens erreichen, da derselbe während der Ausführung des Verfahrens durch Wärmeleitung von den erhitzten Teilen her eine Temperatur von etwa 700 annimmt.
Unter Bezugnahme auf die Fig. 5 der beiliegenden Zeichnungen soll nunmehr eine zweite Ausführungsform der Erfindung beschrieben werden. Hierbei wird die Zwischensohle durch Niederdruckspritzguss eines geeigneten Kunststoffes, wie z. B.
Polyvinylchlorid, oder auch aus einer Masse natürlichen oder synthetischen Kautschuks gebildet. In diesem Falle bildet ein Leisten 10, welcher ähnlich demjenigen sein kann, wie er bei der vorhergehenden Ausführungsform beschrieben wurde, wiederum einen Teil der Form, zu der in diesem Falle ebenfalls eine Sohlenformplatte 27 und ein Rahmen mit einem Paar von Seitenwangen 26 gehören. Die Platte 27 ist an den Deckel eines Formkastens 25 angeschraubt und kann daher abgenommen werden, um sie durch
Platten mit einer Formfläche anderer Grösse und Gestalt zu ersetzen. Auch in diesem Falle sind die Formwangen mit den Randteilplatten 15 versehen, entsprechend denjenigen der vorher beschriebenen Ausführungsform, zwecks endgültiger Formgebung eines Randes wie bei randgenähten Schuhen.
Durch die Platte 27 gehen mehrere Saugkanäle 29 hindurch, welche über die Fläche des Forminne ren gut verteilt und alle so angeordnet sind, dass sie durch entsprechende Öffnungen in einer Dichtung 28 mit den Anschlüssen 30 zu einer Quelle für ein Vakuum in Verbindung stehen. Am unteren Ende mündet jeder der Kanäle 29 in einen kreisrunden
Hohlraum 32 aus, welcher sich an der Unterseite der
Formplatte 27 befindet und einen Pfropf 31 aus Sin termaterial oder aus einem sonstigen porösen Stoff aufnimmt, welcher als Saugkissen dient, um die
Schuhsohle in ihrer Lage zu halten.
In einem vorbereitenden Stadium des Arbeitsganges wird die Aus sen- bzw. Laufsohle 33, welche vorzugsweise auch hier wieder aus einem vorgetrockneten und vorgeschrumpften chromgegerbten Kernleder von der erforderlichen Form und Grösse besteht, an die Formfläche der Platte 27 gelegt (wo sie durch geeignete Stifte in ihrer Lage eingestellt werden kann), und bei Anstellen des Vakuums halten dann die Kissen 32 die Laufsohle 33 fest in ihrer Lage und verhindern dabei, dass die Sohle in einen der Kanäle 29 eindringt.
Das Schuhoberteil 16 wird in ähnlicher Weise, wie es in Verbindung mit den Fig. 1-4 beschrieben wurde, vorbereitet, und der dasselbe tragende Leisten wird in seine Stellung unter dem Hohlraum der Form gebracht, beispielsweise durch Anheben mittels einer geeigneten, hier nicht dargestellten Hydraulik. Man sieht wohl, dass man durch Anlegen des auf den Leisten gezogenen Schuhoberteils an den Hohlraum der bereit stehenden Form die Eindrin, gtiefe des Oberteils in den Hohlraum vermindern kann, wodurch der eingezogene Randteil des Oberleders bei dem fertigen Schuh sichtbar bleibt und damit der Eindruck eines randgenähten Schuhs weiter verstärkt wird.
Der Hohlraum der Form wird durch Einspritzen unter Niederdruck aus einer Einspritzdüse 35 durch einen Kanal 34 in einer Seitenwange hindurch mit dem Kunststoff angefüllt. Die dabei gebildete Zwischensohle 36 entspricht der Kautschukzwischensohle, die in Verbindung mit den vorhergehenden Figuren der Zeichnungen beschrieben wurde.