-
Verfahren und Vorrichtung zur Herstellung eines Gummistiefels
Die Erfindung
betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Herstellung eines gegebenenfalls
mit einer Gewebeeinlage versehenen Gummistiefels durch Pressen und Vulkanisation.
-
Es ist ganz allgemein bekannt, Gummistiefel mit der Hand auf einem
Leisten herzustellen und die so gearbeiteten Stiefel dann als Ganzes auszuvulkanisieren.
Derartige Stiefel weisen insbesondere an den Sohlenteilen unscharfe Konturen auf,
wodurch das Aussehen und vor allem auch die Wasserdichtigkeit der Stiefel beeinträchtigt
werden.
-
Man ist infolgedessen dazu übergegangen, Gummistiefel in einer Presse
herzustellen, bei der äußere Seitenformen und eine oder mehrere Sohlenformen verwendet
verden, die während des Anpreßvorganges unter Bildung einer Gesamtaußenform für
den ganzen Stiefel auf den Leisten zu bewegt werden, der vorher mit den erforderlichen
Stoff-und Kautschukschichten bekleidet worden ist. Der Leisten wird dabei außerhalb
der Presse bekleidet und wieder aus derselben herausgenommen, wenn das Schuhwerk
aufgepreßt ist und vom Leisten entfernt werden soll. Auf diese Weise hergestellte
Gummistiefel zeichnen sich äußerlich durch eine hohe Prägnanz der Konturen und durch
eine sehr glatte Oberfläche aus.
-
Dieses Verfahren erfordert jedoch einen größeren Kautschukeinstaz,
als für den Stiefel an sich erforderlich ist, zumal eine gewisse Kautschukmenge
durch Austrieb verlorengeht.
-
Außerdem sind die Anschaffungskosten für Gummipreßformen zum Pressen
von ganzen Gummistiefeln außerordentlich hoch, wenn die genannten Vorteile und eine
größere Genauigkeit hinsichtlich eiener gleichmäßigen Wandstärke an allen Teilen
des zu pressenden Stiefels erreicht werden sollen.
-
Das Verfahren nach der Erfindung geht nun davon aus, daß es bei Gummistiefeln
nicht erforderlieh jet, den ganzen Stiefel in der Presse zu be-
arbeiten,
sondern daß es für die erforderliche Präzision der Konturen, die Wasserdichtigkeit
u. dgl. voll ausreicht, nur die Sohlen-, Absatz- und Galoschierungspartie durch
Pressen herzustellen.
-
Die Erfindung besteht demgemäß darin, daß ein gesondert hergestellter,
vorgeformter, aus Kautschuk bzw. vorvulkanisiertem oder ausvulkanisiertem Kautschuk
bestehender Stiefeloberteil mit einer in einer Preßform hergestellten, aus Kautschuk
bzw. vorvulkanisiertem oder ausvulkanisiertem Kautschuk bestehenden Sohlen-, Abstaz-und
Galoschierungspartie in an siicih bekannter Weise mittels eines Klebmittels oder
durch Fertigvulkanisieren verbunden wird.
-
Dadurch, daß statt des ganzen Stiefels nur die Sohlen-, Absatz- und
Galoschierungspartie in einer Presse bearbeitet wird, ergeben sich eine Reihe von
Vorteilen, wie z. B. geringere Investitionskosten, da die Presse kleiner und billiger
sein kann, geringere Verweildauer in der Presse u. dgl., während die so hergestellten
Stiefel die gleichen guten Eigenschaften wie die im Ganzen in der Presse hergestellten
Stiefel aufweisen, worauf im einzelnen noch weiter unten eingegangen werden wird.
-
Es wird in diesem Zusammenhang besonders darauf hingewiesen, daß
gemäß der Erfindung der vorgeformte Stiefelunterteil außer der Sohlen- und Absatzpartie
auch die Galoschierungspartie aufweisen muß, d. h. daß das Galoschierungsband mit
der Sohle und dem Absatz vor dem Verbinden mit dem Stiefeloberteil bzw. gleichzeitig
damit zu einer Einheit verpreßt werden muß, da nur dann die erwähnten Vorteile zu
erwarten sind.
-
Es ist zwar bereits bekannt, Sohlen mit einem Annähflansch in Pressen
herzustellen. Ein solcher Annähflansch entspricht aber keineswegs einer Galoschierungspartie,
da er im wesentlichen parallel zur Sohle angeordnet ist, während letztere senkrecht
dazu angebracht ist. Durch Verwendung von Sohlen mit Annähflansch kann natürlich
auch nicht wie bei dem Verfahren nach der Erfindung die bei Gummistiefeln erforderliche
Wasserdichtigkeit und hohe Prägnanz der Konturen erreicht werden.
-
Vorteilhafterweise wird gemäß einem weiteren Merkmal der Erfindung
bei der Verbindung des Stiefeloberteiles mit der Sohlen-, Absatz- und Galoschierungspartie
durch Vulkanisation der Stiefeloberteil, insbesondere während des Aufpressens der
Sohlen-, Absatz- und Galoschierungspartie, gekühlt. Auf diese Weise können auch
beispielsweise fertigvulkanisierte Stiefeloberteile in einfacher Weise mit Sohlen-,
Absatz- und Galoschierungspartien aus unvulkanisiertem oder vorvulkanisiertem Kautschuk
verbunden werden, ohne daß die Stiefeloberteile durch die dabei auf die Sohlen-,
Absatz- und Galoschierungspartien einwirkende Wärme schädlich beeinflußt würden,
oder man kann entsprechende Teile aus unvulkanisiertem oder vorvulkanisiertem Kautschuk
miteinander verbinden, ohne daß die Teile fertigvulkanisiert zu werden brauchen,
da es billiger ist, sie anschließend in der üblichen Weise gemeinsam auszuvulkanisNier,en.
-
Vorzugsweise kann dabei eine Vorrichtung verwendent werden, die dadurch
gekennzeichnet ist, daß im Bereich des Stiefeloberteiles der Preßform sowohl der
gegebenenfalls mit einem auswechselbaren Fußteil versehene Leisten als auch die
Formwandsich in einem gewissen Abstand vom Schaft befinden und die Formwand als
Kühlmantel ausgebildet ist. Bei dieser Vorrichtung kann ferner der Kühlmantel vorteilhafterweise
mit Luftöffnungen versehen sein.
-
Es wird also ein Preßleisten verwendet, der nur im Bereich des Fußes
bzw. des Stiefelunterteiles eine genaue Paßform hat, während Ider Schaft des Leistens
wesentlich dünner ausgeführt ist, so daß zwischen der den Schuhoberteil bildenden
Bekleidung und dem Leistenschaft ein Hohlraum bestehenbleibt. Dabei kann zwischen
Fuß und Schaft des Leistens eine Wärmeisolierschicht eingebaut sein, durch die verhindert
wird, daß die auf den Fußteil einwirkende Hitze auf den Schaftteil übertragen wird.
-
Der äußere Luftraum ebenso wie der oben angeführte, innerhalb der
Bekleidung gebildete Hohlraum und die erwähnte Isolierschicht zwischen LeistenzfuB
und -schaft dienen zur Vermeidung eines übermäßigen Wärmeüberganiges von der eigentlichen
Preßform auf den Stiefeloberteil. Dies kann noch durch ein Kühlsystem unterstützt
werden, das die Stiefeloberteile von aufßen umgibt.
-
Man erreicht auf diese Weise, daß die in der Zone der Sohlen-, Absatz-
und Galoschierungspartie erforderliche Wärme nicht in schädlichem Maße auf die außerhalb
der Form befindlichen Stiefeloberteile durch Wärmeleitung oder -strahlung einwirken
kann, so daß diese beispielsweise nicht schädlich beeinflußt werden bzw. ihren unvulkanisierten
oder vorvulkanisierten Zustand behalten.
-
Das Verfahren nach der Erfindung kann nun in verschiedener Weise
ausgeführt werden.
-
Die Stiefeloberteile können beispielsweise in gleicher oder ähnlicher
Weise wie bei der Handherstellung von Gummistiefeln vorgearbeitet und in unvulkanisiertem
oder vorvulkanisiertem Zustand über einen Leisten gezogen werden Sodann werden entsprechende
unvulkanisierte Kautschukstücke zur Formung der Sohlen-, Absatz- und Galoschierungspartie
durch Pressen aufgelegt.
-
Der so bekleidete, vorzugsweise zur Verwendung in der Vorrichtung
nach der Erfindung ausgebildete Preßleisten wird dann zum Pressen in eine mehrteilige
heizbare, beispielsweise aus zwei Seitenteilen und einem Sohlenteil bestehende Preßform
eingebracht, die nur die zu formende Sohlen-, Absatz- und Galoschierungspartie umschließt.
-
Außerhalb dieser Zone werden die Stiefeloberteile von der Preßform
nicht berührt, sondern, wie oben ausgeführt, von einem Luftraum umgeben.
-
Zur Abgrenzung und zum dichten Abschluß derjenigen Zone des Gummistiefels,
die sich innerhalb der Form befindet, und um einen Preßdruck gegenüber den Teilen,
die sich außerhalb der Form befinden, zu vermeiden, ist bei der beschriebenen Ausführungsform
des Verfahrens nach der Erfin-
dung an den Seitenteilen der Form
eine runde um den Schuh herumgeführte Lippe ausgebildet, die eine scharfe Kontur
am oberen Rand der Galoschierungspartie bewirkt und deren Begrenzungslinie darstellt.
-
Nach genügender Pressung wird der Gummistiefel aus der Form herausgenommen
und, da im vorliegenden Fall ein unvulkanisierter bzw. vorvulkanisierter Stiefeloberteil
verwendet worden war, in der üblichen Weife fertigvulkanisi)trt.
-
Es ist zwar bereits bekannt, Schuhoberteile aus Stoff in ähnlicher
Weise mit Kautschukteilen zu bekleiden und diese Teile dann als Sohlen- und Absatzteile
in einer Preßform auf den Schuhoberteil aufzupressen. Ein derartiges Aufpressen
islt jedoch bisher nur für Schuhe bekannt, bei denen Ider Schuhoberteil aus Stoff
besteht, und es ist auch nicht ohne weiteres möglich, auf diese Weise Gummistiefel
herzustellen, weil bei der Wärmeeinr wirkung auf die Kautschukteile des Oberteiles
Blasenbildung auftreten würde, wenn diese Kautschukteile nicht gleichzeitig unter
Druck gesetzt werden würden. Inforgedessen muß auf fie gesamte Kautschukoberfläche
derartiger Stiefel ein Druck ausgeübt werden, was bedeutet, daß wiederum der Stiefel
in einer ihn vollständig umgebenden Form gepreßt werden muß, wobei die obenerwähnten
Nachteile auftreten, während gemäß der Erfindung Gummistiefel in einfacher Weise
durch Aufpressen der Sohlen-, Absatz- und Galoschierungspartie hergestellt werden
können.
-
Das Verfahren nach der Erfindung kann aber auch wie folgt durchgeführt
werden: Völlig getrennt von dem Schuhoberteil werden zunächst in einer üblichen
zwei-, drei- oder mehrteiligen Preßform nur die Sohlen-, Absatz-, und Galoschierungspartien
geformt, wobei Sohlen entstehen, die ein Galoschierungsband als hochstehenden Rand
aufweisen.
-
Die so hergestellten Sohlen-, Absatz- und Galoschierungspartien können
in der Presse fertigvulkanisiert oder vorvulkanli.siert werden. Die Sohlen-, Absatz-
und Galoschierungspartie kann dann als Ganzes auf den vorher aufgeleisteten Schuhoberteil
aufgelegt werden, nachdem die Innenseite der Galoschierungspartie und der eigentlichen
Sohle mit einem entsprechenden Klebmittel eingestrichen wurde. Die Galoschierungspartie
kann dann in die richtige Lage gedrückt werden, und die Sohlen-, Absatz- und Galoschierungspartie
samt Schuhoberteil können gegebenenfalls gemeinsam fertigvulkanisiert werden.
-
Das Verfahren nach der Erfindung h.at ganz all gemein, unabhäugig
von den beschriebenen Ausführungsbeispielen u. a. die im folgenden angefülhrten
Vorteile.
-
Der gamäß der Erfindung hergestellte Gumm.istiefel gleicht in seinem
Oberteil vollkommen einem handgearbeiteten Gummistiefel, während er alle wesentlichen
Vorzüge eines formgepreßten Gummistiefels, wie z. B. eine hohe Sauberkeit und Prägnanz
der gepreßten Sohlenpartie sowie eine hervorragende Bindung zwischen, Oberteil und
Sohl;e des Gummistiefels und damit eine absolute Dichtigkeit und kein Loslösen der
Sohle, aufweist.
-
. Infolge der Beschränkung der Pressung des Gummistiefels auf die
vorstehend beschriebene Art benötigt man wesentlich kleinere Formen, die entsprechend
geringere Kosten erfordern.
-
Auch ist es möglich, mit ein und derselben Vorrichtung mehrere Stiefelgrößen
herzustellen, da der Fußteil des Leistens mit entsprechenden Teilen anderer Größen
austauschbar ausgebildet werden kann.
-
Durch Verwendung handgearbeiteter Stiefeloberteile erhält man elastischere
Schäfte, was be.i vielen Verwendungszwecken erwünscht ist. Weiterhin wird durch
d.ie dünn auslaufende Galoschierungspartie ein besonders elastischer Übergang von
der festen Sohle zu den weichen Schaftteilen geschaffen.
-
Das für den Schaft verwendete- Material ist billiger, weil die Dicke
Ider Kautschukschicht geringer gehalten werden kann. Auch fallen bei der Herstellung
der Schäffe Verluste an Kautschuk durch Austrieb fort bzw. wenn ein gewisses Ma.terial
beim Herstellungsvorgang der Schäfte abfällt, so handelt es sich im allgemeinen
um unvulkanisierten, d. h. wieder verwendbaren Kautschuk.
-
Weiterhin fallen die Steppnähte an. den' Futterteilen fort ebenso
wie die beim formgepreßten Gummistiefel üblichen Preßgrate an den Teilflächen der
Formen. Die oben beschriebene zweite Art des Verfahrens hat überdies den Vorteil,
daß im Sohlenteil, insbesondere im Absatz, Luftkammern mit ihren bekannten Vorteilen
ausgebildet werden können.
-
Die Erfindung soll durch die Zeichnungen beispielsweise veranschaulicht
werden.
-
Fig. I ist ein vertikaler Querschnitt durch eine erfindungsgemäß
zu verwendende Vorrichtung, Fig. 2 und 3 zeigen im Längsschnitt und in Draufsicht
eine Sohlen-, Absatz- und GaloschierunEgspartie, Fig. 4 veranschaulicht in Seitenansicht
den. fertigen Gummistiefel.
-
In Fig. I ist mit I der Schaft und mit 2 der Fuß des Preßleistens
bezeichnet. 3 ist eine zwischen diesen Teilen angeordnete Isolierungsschicht. Über
den Leisten ist der Stiefeloberteil 4 gezogen.
-
Die für das Aufpressen bzw. die Formung des Stiefelunterteiles dienende
Preßform besteht aus dem Sohlenteil 5 und den Teilen 6 und 7 für das Anpressen bzw.
die Formung der Galoschierungspartie. Mit 8 ist eine Lippe an diesen Formteilen
bezeichnet. 9 ist der Forminnenraum.
-
Um den Stiefoloberteil ist der Mantel 10 angeordnet, der von einem
Kühlmittel, beispielsweise Luft oder Wasser, durchflossen werden kann. In dem Mantel
sind Öffnungen II angeordnet, durch die die Außenluft mit dem Innenraum des Mantels
verbunden ist.
-
In Fig. 2 und 4 ist mit 12 die Sohle und mit I3 der Absatz bezeichnet,
14 ist der Sohlenrand und I5 die rund um die Sohle verlaufende Galoschierungspartie.
Der Stiefeloberteil trägt das 13ezugsS zeichen I6.
-
Die Lauffläche von Sohle und Absatz kann natürlich mit jedem beliebigen
Profil oder Muster versehen werden; auch kannaufdieGaloschierungspartie und auf
den Sohlenrand ein Muster aufgepreßt werden.
-
Weiterhin besteht die Möglichkeit, am Hinterteil der Sohle einen
Stollen in einem Stück fest mit anzupressen, wie er zur Erleichterung des Ausziehens
des Stiefel, bekannt iWst.