Verfahren zur Herstellung von Isoliermassen. Es ist bekannt, ein poröses, nicht elasti sches Wärmeisoliermittel dadurch herzu stellen, dass eine mit Hilfe schaumbildender Stoffe oder eines aus solchen bereiteten Schaumes hergestellte schaumige Leimlösung getrocknet und mit Hilfe chemischer Här- tungsmittel gehärtet wird. Die so herge stellten Produkte haben ,sich jedoch in der Praxis nicht bewährt. Sie besitzen neben kleinen, gut isolierenden auch zahlreiche grosse Luftblasen, die die Isolierwirkung erheblich beeinträchtigen.
Besonders nach teilig ist aber, dass diese aus Leim erzeugten Massen in feuchter Luft stark quellen, wobei sie sich wie ein Schwamm vollsaugen, und dass sie von Wasser in kurzer Zeit in eine unbrauchbare schleimige Masse verwandelt werden. In beiden Fällen geht das Isolier- vermögen vollständig verloren.
Versuche ergaben, da-ss man ausgezeich nete Isoliermassen erhält, wenn man Lösun gen der hä.rtba-ren Kondensationsprodukte aus Harnstoff und/oder Thioharnstoff oder deren Derivaten mit Aldehyden, insbesondere Formaldehyd, unter Zusatz eines schaum bildenden oder schaumigen Stoffes durch eine mechanische Behandlung, z. B. durch kräftiges Rühren oder Schlagen, in schau mige Massen überführt und diese sodann härtet.
Als schaumbildende Stoffe kommen ins besondere solehe saurer Natur, z. B. alky- lierte Naphthalinsulfonsäuren, in Betracht, da sowohl die Schaumbildung als die Erhäm- tung des Kondensationsproduktes durch die Gegenwart freier Wasserstoffionen begün stigt wird.
Bei Verwendung schwach saurer oder neutraler Schaummittel oder schaumiger Stoffe, von denen beispiele.weise die Einwir kungsprodukte der Alkylenoxyde auf hoch molekulare aliphatis-che Alkohole, wie der Polyäthylenglykol-Oktodecyläther, sowie das Natriumsalz des N-@Zethyloleyltaurins ge nannt seien, ist es deshalb zweckmässig, ge- ringe Mengen Säuren, z. B. Schwefelsäure zuzusetzen..
Auch solche Stoffe, die, wie Chloralhydrat, bei erhöhter Temperatur Säure abspalten, können dem Schaum einver leibe werden. Endlich kann die Erhärtung des Schaumes durch Behandlung mit gas förmigen Säuren, z. B. in Schwefeldioxyd- atmosphäre, erfolgen.
Der in der angegebenen Weise herge stellten gehärteten Massen bestehen aus sehr vielen ausserordentlich kleinen, in sich voll kommen abgeschlossenen Zellen praktisch gleicher Grösse; sie nehmen in einer mit Wasserdampf gesättigten Atmosphäre kein Wasser auf und behalten ihre Festigkeit auch bei Berührung mit Wasser selbst, stellen also ein vorzügliches Isoliermaterial mit hohem thermischem und akustischem Isoliervermögen dar.
Beispiel: 4 cm' butylierte N aphthalinsulfonsäure und 40 cm' Wasser werden durch kurzes kräftiges Rühren oder Schlagen zum Schäu men gebracht. Zu diesem Schaum giesst man unter lebhaftem Rühren oder Schlagen 800 cm' einer neutralisierten, etwa 32 % igen wässeri gen Lösung eines aus Harnstoff und Formal dehyd im Molekularverhältnis 1 : 2 in Gegen wart einer geringen Menge Säure oder eines sauren Salzes, z.
B. von Ameiseneäure oder primärem Natriumphosphat, oder von beiden, bei einem PH-Wert von etwa. 3 bis 5 durch Erwärmen auf @ et-#Ara 90 bis-<B>100'</B> C herge stellten Kondensationsproduktes. Nach 3 bis 6 Minuten langem Rühren erhält man einen Schaum, der von einer senkrechten Holz fläche nicht mehr abläuft.
Der fertig gerührte Schaum kann im Rührgefäss selbst gehärtet werden, lässt sich aber auch in jede beliebige Form bringen und kann bereits nach 1 bis 2 Stunden aus geschalt werden. Zweckmässig ist im letzte ren Falle die Benutzung durchbrochener Formwände, z. B. von Drahtgeflecht, Loch blechen und dergleichen, damit von allen Seiten Luft an den Formling herantreten kann.
Die Härtung, das heisst die Weiter- kondensation des Harästoff-Formal.dehyd- Kon.densationsproduktes, erfolgt unter all mählichem Verdunsten des \Va.ssers s chon bei gewöhnlicher, rascher jedoch bei erhöhter Temperatur. Die Härtung bezw. Austrock nung darf jedoch nicht zu rasch vor sich gehen, uin die Schaumstruktur nicht zu be einträchtigen. Es empfiehlt sich deshalb, insbesondere bei Anwendung erhöhter Tempe ratur, z.
B. einer solchen von<B>60'</B> C, das Trocknen in feuchter Luft vorzunehmen oder den Formkörper in heisses Wasser von etwa 60 bis<B>80-'</B> C zu legen, bis die Härtung vollendet ist.
Raumgeövicht und Festigkeit der Isolier massen können- in weiten Grenzen nach Wunsch verändert werden. Verwendet man z. B, statt einer 32 iö igen Kunstharzlösung eine etwa 45 % ige Lösung, so erhält man ein Produkt von höherem Raumgewicht und erhöhter Festigkeit. Zu demselben Ziele kommt man, wenn man zu dein aus 32 % igein Kunstharz hergestellten Schaum kurz vor dem rleiegrühren noch eine konzentriertere K unstha.rzlös.ung, z.
B. eine 65 % ige Lösung, zusetzt. Ferner lassen sich durch Verände rung der Rührgeschwindigkeit, der Rührzeit und durch die Menge des Schaummittels Zahl und Grösse der einzelnen Zellen und somit das Raumgewicht .des Fertigproduktes beeinfluseen. Man kann so nach Wunsch Isoliermassen mit einem Raumgewicht zwi schen 0,01 und 0,5 herstellen.
Will man gleichmässig durchgefärbte Isoliermassen haben, so kann man in den Schaum entsprechende Pigmente, z. B. Eisen oxydrot, Eisenoxydgelb, Eisenoxydschwarz, Chromoxydgrün, Chromgelb, Umbra, Russ oder lösliche Farbstoffe, z. B. Siriusrot BB (vergleiche Schultz, Farbstofftabellen, 7. Auflage, Band II, Seite 198) oder Kristall violett (vergleiche Schultz, 1..c., Band I, Seite 32'5, Nr.785), einrühren.
Man kann aber auch nur die Oberfläche der fertigen Massen anfärben; z. B. mit Ölfarben, Bitu men oder dergleichen enthaltenden Lösungen streichen. Hierdurch wird gleichzeitig noch eine Verstärkung der Oberfläche erreicht; was insbesondere bei Produkten mit niedri gem Raumgewicht vorteilhaft ist. Eine .solche Verstärkung der Oberfläche kann auch durch Streichen mit Wasserglas, fetten ( ilen, Firnissen, sowie mit Lösungen natür licher oder künstlicher Harze, z. B. mit einer Sehellacklösung oder einer schaumfreien Lö sung eines Harnstoff-Formaldehydharzes, erzielt werden.
Ferner können Metallfolien, Furniere, Tapeten, Holzfaserstoff oder Ge webe und dergleichen auf die Oberflächen < iufgelaebt werden.
Sollen grössere Stücke der neuen Isolier massen unter sich oder auf dem zu isolieren den Untergrund fugenlos verbunden werden, so kann man sie mit Klebstoffen, z. B. Lö sungen von Harnstoff-Formaldehyd-Konden- sationsprodukten, oder durch Zwischenstrei chen frisch angerührten Schaumes zusammen kleben. Auf geeigneten Untergrund können die Formstücke auch aufgeklebt oder auf genagelt werden.