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Enthaarungsmittel.
Die Verwendung der Enthaarungsmittel, deren haarzerstörende Wirkung auf einem Zusatz von Sulfiden, insbesondere Alkali-und Erdalkalisulfiden beruht, verursacht bekanntlich mehr oder minder schwere chronische Reizungen der Haut ; wenn die Epilation, was nicht selten vorkommt ; mit Pustulationsvorgängen einhergeht, können auch feine pockenförmige Narben zurückbleiben.
Den Gegenstand der vorliegenden Erfindung bilden sulfidhaltige Enthaarungsmittel, die auch bei häufigem Gebrauch für die Haut vollkommen unschädlich sind. Dies wird durch einen Zusatz von Metallsalzen bewirkt, die unlösliche oder schwerlösliche Hydroxyde bilden.
Die Sulfide der Erdalkalien und Alkalien erleiden bei ihrer Lösung in Wasser eine hydrolytische Spaltung, so dass neben den Metallionen äquivalente Mengen von Hydroxylionen und Sulfhydrationen entstehen :
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Von diesen Reaktionsprodukten bewirken nur die SE'-Ionen die Raarlösung, wogegen die Metallund Hydroxylionen nur eine untergeordnete Rolle spielen. Dies geht aus folgenden Tatsachen hervor : Eine wässerige Aufschlämmung von CaS wirkt überhaupt. nicht depilierend, da in ihr die Konzentration der SE-Ionen zu gering ist. Die depilatorische Wirkung stellt sich aber sofort ein, wenn in das Gemenge von Wasser und CaS Schwefelwasserstoff bis zur Sättigung eingeleitet wird, wodurch die Konzentration der SH'-Ionen bedeutend erhöht und die der OH'-Ionen zurückgedrängt wird.
Anderseits ist die haut- ätzende Wirkung durch die OH'-Ionen verursacht, was daraus hervorgeht, dass Lösungen der reinen Erdalkali-und Alkalihydroxyde die Haut verätzen und Schorfbildung hervorrufen.
Es handelt sich also darum, in der wässerigen Lösung der Erdalkali-und Alkalisulfide die Konzentration der SH'-Ionen auf die für die depilatorische Wirkung erforderliche Höhe zu bringen, die der OH'-Ionen aber herabzudrücken, um ihre ätzende Wirkung auszuschalten. Dies gelingt durch Zusatz von Metallsalzen, die unlösliche Hydroxyde geben, also die OH'-Gruppen aus der Lösung ausfällen, aber mit den SH-Ionen nicht reagieren. Zu diesem Zwecke eignen sich unter anderen die Salze des Mg, Al und Ca, z. B.
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Verwendet man Sulfate, so werden gleichzeitig auch Erdalkalimetallionen gefällt, was aber belanglos ist, da die SH/Ionen stets unverändert in Lösung bleiben, vorausgesetzt, dass die Menge des angewandten Sulfates nicht zu gross ist. Es ist indes nicht erforderlich, dass die Metalle, die die OH'-Gruppen fällen, in Form der Sulfate angewendet werden, ihre Chloride usw. erfüllen den gleichen Zweck, und das Erdalkalimetallion bleibt dann in Lösung :
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Hievon unabhängig wird durch derartige Zusätze noch ein anderer Vorteil erreicht. Gewisse Metallsalze und Hydroxyde, z.
B. das Aluminiumhydroxyd, wirken nämlich adstringierend auf die Haut, d. h. sie bilden mit den albuminoiden Bestandteilen der Zellen und Zellsekrete mehr oder minder feste, in neutralen oder schwach sauren Medien unlösliche Kolloidverbindungen, welche die Oberfläche, an der sie entstanden sind, dichten und das weitere Eindringen des adstringierenden Mittels selbst sowie auch jedes anderen Stoffes in die tieferliegenden Protoplasmateile und Zellen verhindern. Indem man die Hydroxylionen in der beschriebenen Weise unschädlich macht, entsteht also unter einem im Präparat
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selbst und während des Prozesses der Epilation, ein Adstringens, das die oberflächlichste Gewebeschicht verdichtet, so dass eine Schutzdecke gegen chemische Angriffe gebildet wird ; ausserdem wird das Gewebe hiedurch an der Oberfläche blutärmer und weniger sensibel.
Das Präparat erhält ferner zweckmässig in an sich bekannter Weise einen Zusatz von pulverisiertem Pflanzenschleim, der beim Anreiben des Gemisches sofort aufquillt und einerseits entzündungshemmend wirkt, anderseits die Austrocknung der aufgetragenen Paste und damit ein Ansteigen der Konzentration der wirkenden Ionen hintanhält.
Zur Herstellung des Enthaarungsmittels im Sinne der Erfindung werden beispielsweise 100 Gewichtsteile Bariumsulfat mit 2 Teilen Strontiumsulfid, 1-1'2 Teilen pulverisiertem trockenen Pflanzenschleim und 0'2 Teilen Aluminiumsulfat-)-Erystallwasser bis zur vollkommenen Homogenität verrieben und mit geeigneten Geruchsträgern versetzt. An Stelle der 0'2 Teile Aluminiumsulfat können zur Herstellung des Mittels 0'22 Teile Magnesiumsulfat (bzw. 0'18 Teile Magnesiumchlorid) oder 0'2 Teile Kalziumchlorid unter sonst gleichbleibenden Bedingungen verwendet werden.
Zum Gebrauch werden etwa 5 g des Präparates mit 2 cm3 Wasser angerieben, worauf man die entstehende cremeartige Masse mit einem Holzspatel auf die zu enthaarende Stelle aufträgt. Nach etwa 10 Minuten kann man die Paste mit den Haaren abwaschen.
Nach dem D. R. P. Nr. 196617 werden den Sulfiden Superoxyde zugesetzt, um durch Entfernung der in den Haaren eingelagerten Pigmente den Haarschaft dünner und zarter zu machen, wogegen die
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superoxyd und Zinksuperoxyd verwendet werden, wobei beim Zusammentreffen mit Wasser die zugehörigen Oxyde gebildet werden. In der österreichischen Patentschrift Nr. 27092 ist u. a. die Beimischung von Zinkoxyd zum Schwefelkalzium erwähnt. Metalloxyde können aber selbstverständlich Hydroxylionen nicht fällen, da diese Reaktion in der Umsetzung eines Metallsalzes stärkerer Säuren mit den in'Lösung befindlichen Hydroxylionen besteht, wobei eben erst als Reaktionsprodukt das Metallhydroxyd oder Oxyd gebildet wird.
Abgesehen davon, würde aber auch ein Zinksalz für diesen Zweck nicht geeignet sein, weil das Zink in erster Linie alle Sulfidionen fällt und dabei in das in Wasser unlöslich Zinksulfid übergeht.
PATENT-ANSPRÜCHE :
1. Enthaarungsmittel mit einem Gehalt an Sulfiden, insbesondere Alkali-und Erdalkalisulfiden, gekennzeichnet durch den Zusatz von Metallsalzen, die unlösliche oder schwerlösliche Hydroxyde bilden.