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Bei der Herstellung von künstlichen Fäden aus Zellstofflösungen richtet sich bei den verschiedenen bekannten Verfahren das Hauptaugenmerk auf die Erzielung eines hochglänzenden, glatten Fadens.
Diese Frage wird fast in sämtlichen einschlägigen Patentschriften berührt und entsprechende Verfahren für die Erzielung dieser Eigenschaften der künstlichen Fäden, gemeinhin Kunstseide genannt, sind in den Patentschriften niedergelegt.
Allerdings bestehen auch einige Verfahren, welche den Zweck verfolgen, den künstlichen Fäden einen matten Glanz zu verleihen bzw. den Glanz abzustumpfen. Als Mittel hiefür sind vorgeschlagen die Einverleibung von Blei-und Zinksalzen in den Faden oder der Gebrauch eines Spinnbades, welches ausserordentlich hohe Mengen von Natronsalzen enthält. Wenn es auch hiedurch gelingt, den Glanz der künstlichen Fäden zu mildern, so entsteht doch ein Produkt, welches mit Rücksicht auf seine Glätte wieder der Kunstseide vollkommen ähnelt. Auch bedeuten derartige Behandlungsweisen eine erhebliche Mehrbelastung des Artikels und soweit Metallsalze in Frage kommen, entstehen hygienische Bedenken, falls das Gespinst Beldeidungszwecken dienen soll.
Tatsächlich sind diese Mittel auch nur in Vorschlag gebracht worden für die Erzeugung eines Haarersatzes.
Es findet sich ferner in der Literatur ein Hinweis, dass man durch Fällen von Zelluloselösungen im Geviert eine wollartige Faser herstellen kann. Die fragliche Veröffentlichung ist jedoch so unbestimmt, dass genaue Arbeitsbedingungen von ihr nicht entnommen werden können.
Infolge der durch die Kriegslage bedingten Knappheit an Wolle und Baumwolle, die auch nach Friedensschluss voraussichtlich noch mehrere Jahre bestehen bleiben wird, et gab sich nun die Notwendigkeit eines Ersatzes aus Rohstoffen, die in genügender Menge im Inland zur Verfügung stehen. Kunstseide wurde früher ausschliesslich durch Auflösung von Baumwolle hergestellt ; in den letzten Jahren gelang es jedoch auch aus Holzzellstoff ein gutes hochglänzendes Produkt zu fertigen. Mithin lag hier schon ein Gespinst vor, das in beliebigen Mengen aus heimischen Rohstoffen hergestellt werden konnte. Man hatte auch schon den bei der Kunstseidenherstellung entstehenden Ausschuss so geschnitten, kardiert und meistens im Gemisch mit andern Fasern zu Garn versponnen.
Es handelt sich jedoch hiebei immer um Kunstseide mit der bekannten glänzenden und glatten Eigenschaft, die Wolle nicht zu ersetzen vermag.
Die anfallenden Mengen waren überdies naturgemäss ganz geringe und ein absichtliches Herstellen von Ausschuss verbietet sich infolge des ausserordentlich hohen Herstellungspreises der Kunstseide.
Die vorliegende Erfindung erreicht nun die Herstellung-eines Stoffes, welches die Eigenschaften von Schafwolle in hohem Grade besitzt, und sich namentlich für Strickgarn in hervorragender Weise eignet. Die nach vorliegendem Verfahren hergestellte Ersatzwolle besitzt den milden Glanz der besten Wollesorten, sie ist weich und voluminös wie diese und als Garn versponnen reichhch so fest. und unverwüstlich im Gebrauch. Das aus Wolleersatz gefertigte Strickgarn wird nach dem Waschen noch weicher, während Wolle leicht zum Verfilzen neigt. Schliesslich gelingt es auf Grund des Verfahrens und seiner technischen Durchführung, den Herstellungspreis des Wolleersatzes unter demjenigen von guter Wolle zu halten.
Das Verfahren benutzt zunächst Holzzellstofflösungen u. dgl., wie sie nach den bekannten Verfahren hergestellt und auf Kunstseide versponnen werden.
Bei letzterer Fabrikation wird der Faden aus Spinndüsen mit gewöhnlich von 10 bis 30 Spinnlöchern in das Fällbad gespritzt und dann auf Bobbinen von mässigem Umfange aufgespult.
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Dies ist erforderlich für die Aufrechterhaltung einer gleichmässigen Spannung des Fadens, während der anschliessenden Operationen, wie Ausscheiden der Lösungsmittel, Waschen und Trocknen des Gespinstes, da erst bei voller Aufrechterhaltung der bei diesen Vorgängen auftretenden Spannung der Faden den typischen Glanz und die erforderliche Festigkeit der Kunstseide erhält ; auch ist die volle Auflage der frisch gesponnenen Fäden auf kleinen zylindrischen Körpern mit voller Mantelfläche schon deshalb nicht nötig, um eine Verwirrung der feinen Elementarfädchen zu verhüten und ein nachherige Umspulen zwecks Verzwirnung zu ermöglichen.
Diese Erfordernisse bedingen einen grossen Aufwand an technischen Mitteln und Arbeitshänden bei verhältnismässig geringer Fabrikation und daher den grossen Einstandspreis der Kunstseide.
Bei dem vorliegenden Verfahren für die Herstellung eines Wolleersatzes wird die gleiche Spinnmasse aus grossen Spinndüsen mit einer beliebig hohen Anzahl Spinnlöcher in das Fällbad gespritzt und auf grossen Haspeln mit einem Umfang von etwa 1200 mm oder mehr aufgewunden. Ein einziger Spinn-
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von Zeit zu Zeit von den Haspeln heruntergezogen und durch eine einmalige Operation von den sämtlichen in ihnen enthaltenen Lösungs-und Spinnbadehemikalien befreit, so dass die sich daran anschliessende Trocknung der Garnbündel schon das gebrauchsfertige Produkt ergibt, welches wie Schafwolle weiter verarbeitet werden kann.
In der Weiterbehandlung der an den Spinnmaschinen auf grossen Haspeln aufgewundenen G : 1rn- lagen, deren Fäden aus mehreren hundert Einzelfädchen bestehen können, liegt das Hauptmoment des neuen Verfahrens. Ein Herauslösen der in den Fäden enthaltenen Chemikalien ohne jede Spannung bei diesem Vorgang würde ein blindes und brüchiges Produkt ergeben. Es muss daher eine gelinde Spannung aufrecht erhalten werden, die noch genügt, um ein festes Gespinst mit nur mildem wolleartigem Glanz zu erzielen. Es konnte nun festgestellt werden, dass die erforderliche richtige Spannung dann eintritt,
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Chemikalien befreit werden.
Die lebendige Kraft der Traufebäder hält hiebei den aufgehängten Strang in einer Spannung, welche der beim Ausscheiden der Chemikalien auftretenden Zusammenziehung der Fäden in dem Masse entgegenwirkt, dass ein festes Gespinst entsteht, treibt diese Spannung jedoch nicht
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für diese.
Gleichzeitig gestattet die geschilderte Behandlungsweise einen ganz besonders kurzen und wirtschaftlichen Arbeitsgang, indem eine beliebig lange Reihe von Traufebädern, deren Grösse und Zusammensetzung sich nach der Leistungsfähigkeit und der Eigenart der bei der Herstellung der Spinnmasse angewandten Lösungsverfahren richten, hintereinander geschaltet werden und die frisch gesponnenen
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derart, dass auf dem einen Ende der Bäderreihe die Garnstränge eintreten und am andern Ende, von sämtlichen Chemikalien befreit, als reines Zellstoffgespinst mit dem erstrebten Wollecharakter abgeliefert werden.
PATENT-ANSPRÜCHE :
1. Verfahren zur Herstellung von Wolleersatz aus Zellstoff-und ähnlichen Lösungen, dadurch gekennzeichnet, dass die in üblicher Weise gebildeten künstlichen Fäden von den in ihnen enthaltenen Lösungs-und Spinnbadehemikalien unter einer Spannung befreit werden, welche durch die lebendige Kraft von auf sie einwirkenden Traufenbädern erzeugt wird.